Schwandorf Marktplatz 7
| Schwandorf Marktplatz 7 | |
|---|---|
| Adresse: | Marktplatz 7 92421 Schwandorf |

Ein aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts stammendes Gebäude, das 1900 einen Giebel zum Marktplatz hin erhalten hat.
Geschichte
Als älteste Eigentümer sind 1667 die Ehegatten Johannes Husch und dessen Ehefrau Dorothea geborene Weingärtner bekannt. Johannes wird als Lehrer und Stadtschreiber bezeichnet. Da der Familienname Husch in älteren Matrikeln nicht vorkommt, ist anzunehmen, daß er von auswärts zugezogen ist. Keines der Kinder der Ehegatten Husch hat sich in Schwandorf verehelicht, daher ging das Gebäude an den Bruder der Ehefrau, Johann Weingärtner, Bauer in Münchshöfe. Der wiederum gab das Anwesen an seinen ältesten Sohn Johann Leonhard, der hier das Metzgerhandwerk ausübte.
Dieses Handwerk sollte bis mindestens 1917 am Haus bleiben.
1739 heiratete Heinrich Augustin, Metzger und Gastwirtssohn aus Burglengenfeld, ein und brachte damit einen neuen Namen aufs Haus. Dessen Enkel Christian kaufte zunächst die Tafernengerechtigkeit zur goldenen Gans, zog das Recht auf sein Haus herüber, verkaufte dann das Anwesen samt Gerechtigkeit und verwendete den Verkaufserlös für seine Stiftungen.
Im Schwandorf gab es insgesamt 10 Tafernen rund um den Marktplatz. Das Gansrecht lag zunächst auf dem Anwesen Marktplatz 26. Mit dem Recht waren die Beherbergung von Gästen samt ihrem Gespann, das Bewirten mit Speis und Trank sowie das Abhalten von Tanzmusiken verbunden. Heute ist die Gans die letzte der Tafernen, die noch tatsächlich betrieben wird.
Neuer Eigentümer wurde 1851 der aus Hohenburg stammende Metzger Josef Schmidt. Er war verheiratet mit Anna geb. Schön, eine Gastwirts- und Bierbrauerstochter aus Vilshofen. Wohl animiert durch das Vorbild seines Schwiegervaters gründete Josef 1859 die erste Schwandorfer Privatbrauerei. Anschließend zogen die Mauerer ins Haus. Ein neues Brauhaus wurde errichtet. Josef kaufte dann die rückwärtigen Gärten und Stadeln seiner beiden Nachbarn. Ein zweites Wohnhaus, eine Kegelbahn und neue landwirtschaftliche Gebäude entstanden.
1877 beschäftigte Josef Schmidt 4 Gesellen, 2 Knechte und 3 Mägde.
Im Jahre 1885 erfolgte die Übergabe an den Sohn Wolfgang. Auch dieser beschäftigte weiterhin die Mauerer. Die Brauerei wurde stetig erweitert. 1900 erhielt das Gebäude zum Marktplatz hin ein neues Aussehen. Das Walmdach ersetzte man gegen einen Giebel. Auch die Grundstückserweiterung an der heutigen Spitzwegstraße wurde zielstrebig fortgesetzt. Weitere Gärten und Stadeln konnten der Brauerei einverleibt werden.
Um 1920 konzentrierte sich die Familie auf die Brauerei. Die Gaststätte wurde verpachtet.
In den 1950/60er Jahren wurde die Brauerei erneut grundlegend Umgebaut und erweitert. Dafür siedelte man die Landwirtschaft 1962 an den Regengraben im Süden der Stadt um.
2007 ging die Firma Schmidt-Bräu eine Partnerschaft mit der Brauerei Bischhofshof in Regensburg ein. Seit 2010 sucht man einen Investor für das Brauereigelände. Inzwischen ging das Eigentum des Brauereigeländes auf die Stadt Schwandorf über. Das Wohnhaus samt Gaststätte erhielt 2012 einen neuen privaten Eigentümer. Die Gaststätte wird unter den Namen Brauereigasthof Schmidt-Bräu weiter geführt.
Persönlichkeiten
- Johannes Husch (geb. um 1635, gest. 13. Mai 1708) Lehrer und Stadtschreiber seit mindestens 1661 bis 1708.
- Johann Georg Husch (geb. 15. Januar 1670) er studierte um 1689 in Wien Philosophie und war um 1722 Benefiziat in Amberg.
- Johann Wolfgang Husch (geb. 18. September 1677, gest. 1. Januar 1758). Er war um 1717 bis zu seinem Tod Pfarrer in Pielenhofen im Dekanat Allersburg. Zu seiner Zeit gehörte die Pfarrei Pielenhofen zum Kloster Pielenhofen an der Naab, welches wiederum zum Kloster Kaisheim, wo die aus Schwandorf stammenden Äbte Rogerius I. und Rogerius II. den Krumstab führten, gehörte. Seine Schwester Anna Dorothea führte ihm den Haushalt. 1951 fiel der Ort Pielenhofen/Allersburg der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Hohenfels zum Opfer.
- Johann Gottfried Augustin (geb. 8. März 1754) Kapuzinerpater Anton
- Christian Augustin (geb. 27. September 1797, gest. 12. Januar 1877), Fleischhacker und Bürgermeister von 1853 bis 1869. Da seine 6 Kinder noch in den Windeln starben stiftete er Kapital für die Mädchenvolksschule, die Erweiterung der Pfarrkirche St. Jakob, für die Friedhofkirche St. Salvator und für in Schwandorf beheimatete Studenten. Sein Gemälde von 1874 hing im Sitzungssaal des Rathauses und ist jetzt im Stadtmuseum. Ihm wurde am 20. Dezember 1874 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Die Stadt benannte 1912 die Augustinstraße nach ihm.
- Katharina Vogl geb. Schmidt (geb. 3. April 1889, gest. 17. November 1970), 1926 übernahm sie die Leitung der Brauerei. Nach dem frühen Tod des Ehemanns führte sie die Brauerei alleine durch eine Erbauseinandersetzung, die wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen der 1930er Jahre und durch den Weltkrieg. 1958 konnte sie den auf soliden Beinen stehenden Betrieb an die nächste Generation weitergeben.