Altes Rathaus (Schwandorf)



Das alte Rathaus stand mitten auf dem Marktplatz von Schwandorf. Das Gebäude wurde 1808 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Heute ist der Standort (die süd-west Ecke) durch Granitpflastersteine sichtbar gemacht.
Geschichte
Am 5. Januar 1299 erhält der Markt Schwandorf eine städtische Verfassung mit den selben Rechten und Freiheiten, wie sie Herzog Rudolf der Stadt Amberg verliehen hat. Die Zahl der Ratsmitglieder war ursprünglich 8 bis 10 Personen. Sie betrauten gewöhnlich Einen aus ihrer Mitte durch Wahl mit dem Vorsitz, woraus in der Folge das Ehrenamt des Bürgermeisters entsprang.
Der Ort ihrer Zusammenkunft bleibt zunächst unbekannt, bis 1447 erstmals ein Rathaus erwähnt wird. Unklar ist dabei, ob es sich bei der Erstnennung um einen Neubau oder um eine Erweiterung handelt. Allerdings erschließt sich der Ort "mitten auf dem Marktplatz" durch die weitere Geschichte.
Das Gebäude hatte zwei staffelförmige Giebeln nach Nord und Süd schauend. Den Grundstock desselben durchzog nach seiner ganzen Länge ein gewölbter Gang zu dessen beiden Seiten sich Kramläden, die Fleischbänke, der öffentliche Brotladen, sodann Behältnisse für die Stadtwaage und die Feuerlösch-Requisiten befanden. Im ersten Stock war der Saal, das große und kleine Ratszimmer, sowie die Wohnung des Stadtschreibers und des Amtsknechts. Die geräumigen Böden dienten zur Aufspeicherung von Getreide und war früher an das Domkapitel zu Regensburg verpachtet. 1504 wurde Schwandorf im Landshuter Erbfolgekrieg in Schutt und Asche gelegt. Das Rathaus kam dabei nicht ungeschoren davon. Pesserl schreibt: "Nur das Rathaus, in der Mitte des pyramiedenförmigen Marktplatzes gelegen, bedurfte zur völligen Instandsetzung noch einige Nachhilfe."
Von Frühjahr 1521 bis zum Herbst hatten die Hände verschiedener Handwerker 34 Wochen lang vollauf zu schaffen, um steinerne Treppen in die oberen Etagen zu führen, Zimmerdecken mit zierlichen Holzgetäfel zu versehen, neue Fußböden zu legen, Türen und Fenster einzusetzen und neue Öfen aufzustellen. Auch ließ man auf die südliche Giebelseite ein Türmlein setzen, in dem eine Glocke hing, zu der ein Schlosser aus Neunburg ein künstliches Uhrwerk als sein erstes Meisterstück lieferte.
In den Jahren 1553 bis 1561 erfolgte die Veröffentlichung einer Reihe polizeilicher Anordnungen. Darunter eine Hochzeitsordnung die besagte, dass: "das Hochzeitsmal nicht länger als zwei Stunden dauern soll und muß bis zwei Uhr zu Ende sein, worauf ein ehrlicher Tanz und gebührliche Fröhlichkeit auf dem Rathause stattfinden, und um 5 Uhr wieder soll abgezogen werden."
In einer Niederschrift vom 17. Oktober 1808 ist zu lesen: "Man hat die Überzeugung geschöpft, daß das hiesige Rathaus so baufällig ist, daß dabei die größte Gefahr zu befürchten ist, dass das Eck der Hauptmauer gegen den Handelsmann Puchner täglich dem Einsturz drohe ... Zudem ist der vordere Giebel, dessen rechte Seite gegen das vorbemerkte Eck hin, bis auf den Grund ein Riß - oben 1/2 Schuh, am Grund 1/2 Zoll groß, an der Spitze um 3 Schuh vorgerückt, so weit auch der hintere, welche in der Mitte sich wieder auswärts beugend, äußerst gefährlich ist, nachgerückt ist. Nach Zustimmung aller Gremien wurde das Gebäude abgebrochen und dem Erdboden gleich gemacht. Pesserl bemerkt hierzu: Wohl gewann die Stadt einen freien geräumigen Marktplatz, und mit ihm ein freundliches Ansehen, mußte aber dafür den Nutzen und die Bequemlichkeit eines öffentlichen Zwecks vollkommen entsprechenden Gemeindehauses zum Opfer bringen."
Literatur
- Joseph Pesserl: Chronik und Topographie der Stadt Schwandorf. Regensburg 1866, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-918-7 (online verfügbar auf Google Books)
- Ludwig Th. Weingärtner: Unbekanntes St. Jakob Schwandorf, Topographie einer Pfarrei, 1992
- Franz Sichler: Das Rathaus der Stadt Schwandorf in seiner geschichtlichen Entwicklung, 2004