Schwandorf Marktplatz 10
| Schwandorf Marktplatz 10 | |
|---|---|
| Adresse: | Marktplatz 10 92421 Schwandorf |
| BLfD-ID: | D-3-76-161-16 |

Das Bengler Haus, heute Wellnhofer Haus am Schwandorfer Marktplatz stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wurde ab 2013 aufwändig saniert.
Geschichte
Das in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts aus Sandstein errichtete Gebäude hatte eine Grundfläche von rund 12 Meter zum Marktplatz und 14 Meter zur heutigen Max-Kunz-Gasse. Es bestand aus einem Erdgeschoß, Obergeschoß und einem Krüppelwalmdach zum Marktplatz hin. Die Dachform stellt eine Besonderheit dar. Die vorherrschende Form am Marktplatz und in der ganzen Stadt, war das Walmdach.
Weniger als hundert Jahre später, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, war den neuen Eigentümern das Haus schon zu klein. Das Gebäude wurde um rund sechs Meter Richtung Osten verlängert. Dabei bezog man vermutlich bereits vorhandene Hofmauern in das Gebäude mit ein. Die neue östliche Außenmauer führten die Handwerker in Fachwerk aus. Damit besitzt das Gebäude eine Gemeinsamkeit mit dem nahegelegenen Pfarrhof, dessen Ostgiebel ebenfalls bis heute ein verputztes Fachwerk ist. Bei dieser Umbaumaßnahme erhielt das Gebäude einen neuen Dachstuhl und auch der Giebel zum Marktplatz hin wurde vervollständigt.
1744 kam mit einem neuen Eigentümer auch ein neues Gewerbe ins Haus, eine Metzgerei, die für fast 270 Jahre den weiteren Handwerksfleiß bestimmen sollte. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Laden im Anwesen. Die erzeugten Produkte wurden auf der Fleischbank im Rathaus, das mitten auf dem Marktplatz stand verkauft.
Große Auswirkungen hatte der Beschluß des Magistrats der Stadt Schwandorf das Rathaus, abzubrechen. Bei den Verhandlungen über den Rathausabbruch wurde offenkundig, daß alle Läden mit Ausnahme des Brotladens entbehrlich seien. Demnach war eine öffentliche Fleischbank ab 1808 nicht mehr vorhanden. Es ist zu vermuten, daß spätestens jetzt ein Metzgerladen im Haus Marktplatz 10 eingerichtet wurde.
Die zweite Veränderung ist 1812 der Verkauf der bisher städtischen Kommunbraugebäude. Alle Bürger hatten bisher verbunden mit ihrem Bürgerrecht auch das Braurecht. Die sollte sich nun ändern. Ab sofort durfte nur mehr brauen, wer einen Anteil an der jetzt privatrechtlich geführten Kommunbraugesellschaft besaß. So wurde Josef Georg Bengler zu einem der Gründungsväter der neuen Gesellschaft.
1848 führte die Kommunbraugesellschaft eine Begutachtung der Schankwirtschaften durch. Darin steht zu lesen, daß Anna Bengler gemeinsam mit ihren sechs Kindern, zwischen 34 und 18 Jahren alt, die Geschäfte führte. Rechts vom Eingang befand sich das Schankzimmer, welches ca. 7 Meter lang, 5 Meter breit und 2,80 Meter hoch war. Der Raum besaß vier Fenster, 4 Tische mit Stühlen, dazu 20 Maß- und 30 Halbemaßgläser. Die Benglers besaßen einen eigenen Fleischladen und im oberen Stockwerk drei Zimmer zum Wohnen und Schlafen. Den Gutachtern war es jedoch ein Dorn im Auge, daß der Fleischerhackstock mitten im Schankzimmer stand. Daher verbaten sie der Eigentümerin solange das Ausschänken, bis der Hackstock entfernt sei.
Ob dieses Gutachten Anlaß für einen Umbau war, wissen wir nicht. Nach der Bauuntersuchung fand Mitte des 19. Jahrhunderts ein Umbau statt. Vom Schankzimmer wurde ein Teil abgemauert und als Wurstküche verwendet. Im nebenan liegen Raum erneuerte man den Räucherkamin. Diese Baumaßnahme zog sich hinauf bis zum Dachfirst. Gleichzeitig wurden weitere Brandschutzmaßnahmen durchgeführt.
Mit Franz Xaver Wellnhofer zog 1877 ein neues Geschlecht ins Haus, welches zudem die Metzgerei samt Kommunbraurecht und den gesamten umfangreichen Grundbesitz mit übernahm. Franz Xaver beschäftigte gern die Mauerer. So stand als erstes der Umbau des Hauses auf dem Programm. Neben Verbesserungen im Inneren des Gebäudes erhielt die Fassade den für sie heute typischen Treppengiebel.
1909 wurde die Fassade zum Marktplatz hin erneut verändert. Sie erhielt einen Erker. Dies sollte der Erste seiner Art von heute insgesamt vier Erkern am Marktplatz sein.
1975 wurde der Schlachtbetrieb im Haus eingestellt und die Metzgerei als Filiale bis 2014 weitergeführt.
Schon im Jahre 2000 standen Verhandlungen mit den Behörden über die weitere Nutzung und Sanierung des Gebäudes auf dem Programm. Im Spätherbst 2013 konnten die Arbeiten endlich beginnen, die 2015 abgeschlossen werden konnten. Im Erdgeschoß entstand ein Büro, das die Firma der Eigentümer, das Ingenieurbüro Hans Wellnhofer und Partner aufnahm. In den Obergeschossen und im Rückgebäude sind Wohnungen.
2016 haben die Eigentümer die Bayerische Denkmalschutzmedaille zur Anerkennung ihres besonderen Einsatzes für Denkmalschutz und Denkmalpflege erhalten.
Persönlichkeiten
- Franz Xaver Wellnhofer, Pater Stanislaus (Franziskanerpater)
- Wolfgang Wellnhofer (geb. 25. September 1874, gest. 10. Oktober 1938), Stadtrat (Bayerische Volkspartei), zweiter Bürgermeister 1925 - 1933
- Johann Baptist Wellnhofer (geb. 19. Februar 1911, gest. 15. Februar 1980), Metzgermeister, Stadtrat (CSU) von 1948 - 1956
Literatur
Ludwig Th. Weingärtner: Das Bengler-Haus am Schwandorfer Marktplatz, in: Jahresband zur Kultur und Geschichte im Landkreis Schwandorf, 2016