Schwandorf Marktplatz 27

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Schwandorf Marktplatz 27
Adresse:Marktplatz 27
92421 Schwandorf
BLfD-ID:D-3-76-161-24
Q41420467

Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude erhielt in den 1880er Jahren einen Treppengiebel.

Geschichte

Die ältesten bekannten Eigentümer übten das Ledererhandwerk aus. 1774 ersteigerte der Quentel´sche Schreiber Bartholomä Pronold das Anwesen. Er brachte eine Krämergerechtigkeit und das sehr lukrative Salzhandelsrecht aufs Haus.

Das Salz wurde traditionell auf dem Wasserweg transportiert. Der Transport erfolgte in Salzscheiben oder Kufen = Holzfässer. Erst Ende des 18. Jh. kamen Fässer und Säcke in Gebrauch. In der Vorindustriellen Zeit wurden 50 bis 60 % der Salzmenge für die Konservierung von Lebensmitteln benötigt. 30 – 40 % verbrauchten Mensch und Tier, nur 10 % wurden für gewerbliche Zwecke (z.B. Gerber) genutzt. Erinnert sei hier an die umfangreichen Weiher in der Umgebung der Stadt und an den Fischhandel. Mit Hilfe des Salzes wurde der Fisch transportfähig und zur Handelsware. Die Mitglieder der Familie Quentel waren Fischmeister auf dem Nordgau. Mit Ende des 30jährigen Krieges wurde die Salzniederlage von der Naab in die Breite Straße verlagert, der Transport erfolgte nun auf dem Landweg. 1670 verpachtete die Stadt Schwandorf den Salzverschleiß an einzelne Krämer.

Ehe das Salzhandelsmonopol abgeschafft wurde konnte Josef Gaar den Betrieb noch zu einer letzten Blüte führen. Als Händler verdiente er ein Vermögen und konnte damit den Grundbesitz beachtlich mehren. Gleichzeitig stand er der Stadt als Ratsherr zur Verfügung.

Seine Nachfolger betätigten sich als Kolonialwaren- und Textilhändler. Die Familie Heilingbrunner gab dem Gebäude ein neues Aussehen. In den 1880er Jahren erhielt das Haus einen Treppengiebel, 1936 wurde der Laden im Erdgeschoß deutlich erweitert und moderne Schaufenster eingebaut. 1956 fiel das vorhandene Kreuzgrad- und Kreuzrippengewölbe der Spitzhacke zum Opfer und schaffte Platz für eine Ladenpassage.

1929 stand in der Presse zu lesen, dass seit Jahren auf dem Kamin des Hauses Störche brüten.

Seit 1976 ist auch die Passage wieder Geschichte und die Ladenfläche wurde erneut erweitert. Die derzeitige Eigentümerin betreibt nun darin eine Konditorei und Cafe, das „süsse Eck“.

Persönlichkeiten

  • Abraham Schmid (geb. 3. Februar 1681, gest. 31. Januar 1761) Lederer, ab 1735 Senator, ab 1740 bis 1754 Bürgermeister
  • Dr. med. Christoph Raphael Schleis von Löwenfeld (geb. 20. September 1772, gest. 31. März 1852) Er wurde als Sohn des Dr. med. Bernhard Josef Schleis von Löwenfeld, Leibarzt der Herzogin Maria Franziska von Pfalz-Sulzbach, geboren. Er ist am 24. Februar 1798 in Schwandorf als Stadt - Physikus angestellt worden und wechselte am 19. Juni 1801 als Bezirksarzt nach Sulzbach. Seit dem 6. Oktober 1809 war er Gerichtsarzt in Amberg. Ab dem 19. November 1836 führte er auf Lebenszeit das von seinem Bruder übernommene Amberger Wochenblatt. Am 22. Oktober 1845 erhielt er den Titel königlicher Rat. Er ist der Verfasser der "Medizinischen Ortsbeschreibung von Schwandorf". Dieses Werk ist nach der Ortsbeschreibung von Ingolstadt (1797) das Zweite seiner Art in Bayern. Beide Werke sind Vorbild aller weiteren medizinischen Ortsbeschreibungen. Schleis von Löwenfeld gilt als Pionier des modernen öffentlichen Gesundheitswesens in Bayern.
  • Maria Eusebia Schleiß von Löwenfeld geb. Pronold (geb. 8. April 1779, gest. 1. März 1814). Sie ist die Mutter von Dr. med. Maximilian Schleiß von Löwenfeld (geb. 7. Juni 1809, gest. 7. Februar 1897) Er war Leibarzt von König Ludwig I. und König Max II. sowie König Ludwig II. Er kannte Ludwig II. von Kindesbeinen an und zweifelte stets an einer Krankheit, die den König an der Ausübung seiner Regierung hätte hindern sollen.
  • Josef Gaar (geb. 9. Oktober 1793, gest. 19. Februar 1867) 1860 gab er 1.000 Gulden zur Aufbesserung des Stiftungskapitals der Knabenschulfondstiftung. Weitere 1.000 Gulden übergab er am 27. August 1861 in Form einer Staats-Obligation. Die jährlichen Zinsen sollten zur Anschaffung von Schulspeisen an die durch Fleiß und Sittlichkeit in der Schule hervorgegangenen Kinder verwendet werden. Diese Stiftung wurde unter den Namen Joseph-Garr-Stiftung geführt und gemeinsam mit der Knabenschulfondstiftung am 24. April 1961 aufgehoben. Das durch Inflation und Währungsreform stark geminderte Stiftungskapital wurde für freiwillige soziale Leistungen der Stadt verwendet. Die Stadt Schwandorf würdigte sein Lebenswerk am 27. März 1912 durch Nennung einer Straße nach seinem Namen. Die Garrstraße führt abzweigend von der Friedrich-Ebert-Straße ostwärts zur Kreuzbergallee.