Schwandorf Marktplatz 2
| Schwandorf Marktplatz 2 | |
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| Adresse: | Marktplatz 2 92421 Schwandorf |
Ein 1979 von Grund auf neu errichtetes Haus dessen Fassade in den oberen Stockwerken sich am Aussehen der vorherigen Bausubstanz orientiert.
Geschichte
Der älteste bekannte Lilienwirt ist 1664 Johann Schloter. Bereits in den Kirchenrechnungen von 1684 erscheint dann der Metzger Wolfgang Dreer. Nachdem die Ehe von dessen Enkel Veit Josef kinderlos geblieben ist, öffnete sich der Weg für einen neuen Eigentümer.
Ignaz Schmid, der Sekretär des jungen Pflegers Johann Nepomuk Freiherr von Quentel, ergriff die Gelegenheit und kaufte das Anwesen. 1767 trat er als Lilienwirt mit der Bärenwirtstochter Maria Barbara Hermann vor den Altar. Ihre Gene sollten bis heute auf dem Besitz bleiben.
1793 heiratete der Metzger Lorenz Ziegler ein und brachte so einen neuen Familiennamen aufs Haus. Sein Enkel Kasimir hat zweimal die Ehe geschlossen. Die 1877 anschließende Erbengemeinschaft aus den unterschiedlichen Kindern brachte eine Zäsur für das Gesamtvermögen, das mit 24.000 Gulden beziffert wurde.
Beim Abbruch des Gebäudes 1979 titelt die Zeitung: „Die Bausubstanz stammt noch aus dem 18. Jahrhundert“. Das Hauptgebäude dürfte wohl noch älter gewesen sein. Aber die auf Granitsäulen ruhenden böhmischen Gewölbe im Stall stammten aus der Zeit. Denn im späten 18. Jahrhundert wurde die Landwirtschaft intensiviert. Dies bedeutete die Umstellung von Weidewirtschaft auf Stallhaltung. In dieser Zeit entstand eine Vielzahl von solchen Stallbauten.
Im ältesten Einwohnerverzeichnis für die Stadt Schwandorf von 1912 steht: “Gasthof zu den drei Lilien, Hotel“. Um diesen Anspruch gerecht zu werden erbaute man 1923 einen zweistöckigen Abort mit Spülklosett und Pissoirs. Schon einige Zeit war die nördlich der Hausdurchfahrt gelegene Kammer vermietet. 1956 beantragte man den Einbau eines Ladens mit Schaufenster. Heute befindet sich im Keller des Anwesens die Diskothek Puzzels, im Erdgeschoß zwei Läden und in den oberen Stockwerken Arztpraxen und Wohnungen.
Kunst am Bau
Beim Neubau 1979 wurde am First der Westfassade eine Inschrift angebracht: SALUS INTRANTIBUS PAX EUNTIBUS – Heil den Eintretenden, Friede den Gehenden. Es handelt sich um eine Malerei auf Putz, gestiftet von Kasimir und Therese Ziegler geb. Hottner
Persönlichkeiten
- Johann Georg Rothkäppl (geb. 24. Januar 1681, gest. 9. September 1750) Bäckersohn aus Schlicht, Bäcker auf dem Anwesen Neubäckergasse 1 später Lilienwirt, Bürgermeister von 1727 bis 1749, Kämmerer und Spitalverwalter. Die hiesige Stadtfahne ist noch die nämliche, mit der die mutige Bürgerschaft 1720 unter ihrem Führer, dem Landlieutnant auf dem Nordgau, Rothkäppl, gegen den Grafen von Parsberg zu Felde gezogen war. [1] Ferner überläßt Georg Rothkäppl 1742 der Stadtkasse die gigantische Summe von 1.587 Gulden zur Tilgung der Kontributionsabgabe an die ungarische Besatzungsmacht.
- Ignaz Schmid (geb. 1722, gest. 7. August 1792) Advokaten Sohn aus Neuburg an der Donau, Sekretär des Pflegers Johann Nepomuk Freiherr von Quentel, Lilienwirt
- Lorenz Christoph Ziegler (geb. 26. Dezember 1800, gest. 6. April 1872) Priesterweihe am 11. Oktober 1823, seit 1836 Priester in Bad Kreuth am Tegernsee
- Josef Hübsch, Priester, Cooperator in Obernbruck
- Maria Paulus geb. Hübsch, Rentenverwaltersgattin in Burglengenfeld, sie war verheiratet mit Anton Josef Paulus (geb. 13. April 1827, gest. 25. April 1877) der von 1846 bis 1876 handschriftlich die erste Chronik von Burglengenfeld angefertigt hat. Ihm ist in Burglengenfeld eine Straße gewidmet, die Anton-Paulus-Straße.
- Barbara Hiltl geb. Ziegler (geb. 18. April 1851), sie ist die Mutter von Josef Friedrich Hiltl (geb. 30. August 1889, gest. 20. April 1979) Weihbischof in Regensburg. Er hat in Schwandorf mehrere Kirchen und Altäre konsekriert. Die Stadt Schwandorf hat ihm 1969 die Ehrenbürgerwürde verliehen.
- Georg Ziegler (geb. 15. November 1854, gest. 26. Januar 1940), Lilienwirt, ihm wurde 1927 die Ehrenmitgliedschaft für 50 Jahre Zugehörigkeit zur Bürgergesellschaft Wanderer und 35 Jahre musterhafte Tätigkeit als Vereinskassier verliehen.
- ↑ Joseph Pesserl, Seite 252