Schwandorf Marktplatz 13
| Schwandorf Marktplatz 13 | |
|---|---|
| Adresse: | Marktplatz 13 92421 Schwandorf |
| BLfD-ID: | D-3-76-161-18 |
Geschichte
Das Haus, dessen Dachstuhl noch vollständig erhalten ist, stammt aus dem Jahr 1550, und ist wohl mit einem Giebel zum Marktpatz hin gebaut worden. An der Ostseite hat es bis heute ein Walmdach. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und ist im Kern aus dem 16. Jahrhundert.
Auf der ältesten bekannten Fotografie von Schwandorf zeigt das Haus bereits Zinnen, die um 1885 entstanden sein können, zuminderst ist da ein Besitzerwechsel beurkundet und der neue Eigentümer wird das Haus seinen Bedürfnissen und Geschmack angepasst haben.
Das Interessanteste, was bei keiner Stadtführung fehlen darf, ist jedoch die Kanonenkugel über dem Fenster im 1. Stock, mit der Jahreszahl 1796.
Am 20. August standen sich hier an der Ostseite der Naab die Franzosen und an der Westseite die Österreicher gegenüber. Das Geschützfeuer dauerte drei Tage. Nach Hilfestellung von Erzherzog Karl von Österreich bildete sich ein besonders hitziges Gefecht bei Ettmannsdorf. Beiderseits blieben viele Tote liegen und noch mehr Verwundete. Die österreichischen Soldaten wurden beim alten Wasserturm auf dem Holzberg begraben, die Franzosen legte man in der Krondorfer Straße, wo heute eine Feldkapelle steht, zur Ruhe.
Das Gebäude wurde durch die Kugel derart beschädigt, dass das Fenster herausgebrochen ist. Nach Eintrag in den Pfarrmatrikeln waren bei dieser kriegerischen Auseinandersetzung keine Verluste bei der Zivilbevölkerung zu beklagen. Allerdings neun Monate später gab es einige uneheliche Kindstaufen mit österreichischen Soldaten als Väter.
Für 150 Jahre sollte die Stadt nun von Kriegshandlungen auf ihrem Gebiet verschont bleiben.
Nach den Steuerbüchern der Pfarrkirche gehörte das Haus im 17. Jahrhundert der Familie Friesl. Die übte in dem Gebäude das Weißgerberhandwerk aus. Für das Handwerk benötigte man den Gerbstoff Alaun und jede Menge Wasser. Auf das in Europa geförderte Alaun hatte der Papst das Handelsmonopol. Und das Wasser kam von einer Quelle am Berghang gegenüber des Blasturms. In einer hölzernen Röhre wurde das Wasser in eine Wasserhalle im Pfarrhof geleitet. Von hier lief es in das Gerberhaus, in dessen Bottiche. Später hat auch der Pfleger einen Teil des Wassers abgezweigt und einen Springbrunnen in seinem Garten, sprich im heutigen Pausenhof der Gerhardingerschule, betrieben. Die Familie Friesl hatte also nicht nur eine räumliche, sondern auch eine wirtschaftliche Verbindung zum Pfarrer.
Nach dem Ende des Weißgerberhandwerks beherbergte das Gebäude rund 70 Jahre lang eine Buchdruckerei mit Schreibwarenhandlung und Verkauf von Ansichtspostkarten.
Nach einer umfassenden Sanierung, 2022, befindet sich heute im Erdgeschoß das Büro der Bundestagsabgeordneten Tina Winklmann, Bündnis 90/Die Grünen.
Persönlichkeiten
- Johann Veith Friesl (geb. 16.9.1681) , Mitglied der Gesellschaft Jesu
- Georg Andreas Friesl (geb. 24.8.1687, gest. 13.6.1739) , Abt Rogerius II. von 1723-1739 der Zisterzienserabtei Kaisheim, eifriger Bauherr
- Dr. Josef Maria von Baumann (geb. 19. Januar 1810, gest. 8. Juni 1881) Bezirksarzt ab 1862 bis 1880, Er hatte seinen Dienstsitz im Anwesen Marktplatz 28, wurde in den persönlichen Adelsstand erhoben, förderte die Hebung der Obstbaumzucht, züchtete im Egelsee Blutegel für Heilzwecke, bemühte sich um die Bepflanzung des Kreuzberges und der Kreuzbergallee und sorgte sich um gesundes Wohnen in der Stadt. Die Stadt Schwandorf widmete ihm 1926 eine Straße, die Baumannstraße, abzweigend von der Wackersdorfer Straße.