St. Anna Kapelle Schwandorf



Die St. Anna Kapelle war die ursprüngliche Pfarrkirche von Schwandorf. Sie wurde im Jahr 1285 erstmals erwähnt. Die Kirche stand in einem Friedhof, der von einer hohen Mauer umgeben war. Im Herbst 1859 wurde das Gebäude abgebrochen.
Geschichte
Die Kapelle St. Anna, gebaut im romanisch-gotischen Stil, mit einem Innenraum von etwa 50 m² Grundfläche wurde um 1270 erstmals schriftlich, als unter dem Schutz des Herzogs stehend, erwähnt und befand sich mitten im Friedhof.
Nach der Vollendung der neuen Pfarrkirche St. Jakob im Jahr 1400, die gleich neben St. Anna erbaut wurde, diente die ehemalige Pfarrkirche nur noch als Friedhofskapelle.
Im Zuge des Neubaus der „Kinderkrippe Stadtzwerge“, gleich gegenüber, fanden 2013 Grabungen statt. Dabei stießen die Archäologen auf die alte Friedhofsmauer und fanden bis zu sechs Bestattungsschichten übereinander. Wobei die älteste auf Anfang des 13. Jahrhunderts datiert wurde. Hier in der äußersten Ecke des ehemaligen Friedhofs wurden rund 70 Jahre vor der schriftlichen Erstnennung der Kapelle, Bestattungen durchgeführt. Und wenn man an den damaligen Bestattungsritus denkt, dass die Gläubigen so nahe als möglich bei der Kirche begraben sein wollten, sind die aufgefundenen Skelette nicht der Anfangszeit des Friedhofes zuzurechnen. Demnach waren wohl der Friedhof und die Kapelle bereits im 12. Jahrhundert in Gebrauch.
Obwohl 1558 der Friedhof vor die Tore der Stadt verlegt wurde, erfolgten hier nachweislich, laut der Sterbematrikel bis 18. Februar 1721, immer wieder Bestattungen. Dabei handelte es sich um sozial hochrangige Mitglieder der Bürgerschaft.
Durch die Verlegung des Friedhofes beraubte man der Kapelle ihrer Bestimmung. Im Zuge der Säkularisation wurde sie 1804 exsekriert und diente fortan für die Stadt als Getreidespeicher. Hierzu zog man zwei Zwischenböden in das Gebäude ein.
Die weitere Entwicklung begann mit einem Paukenschlag. Am 31. Mai 1856 fegte ein Wirbelsturm über die Stadt und warf die barocke Zwiebel des Kirchturms herab. Dabei wurde die St. Anna Kapelle beschädigt. Durch das Ablösegesetz vom 4. Juli 1848 – welches die Naturalleistungen, den Zehent, in Geldleistungen umwandelte – ist die Kapelle nun auch seiner profanen Nutzung beraubt worden. Daher wollte niemand die Kosten für die Reparatur aufbringen. Im Herbst 1859 brach man das Gebäude samt der südlichen Friedhofsmauer ab. Es entstand ein freier Platz, den man mit Kastanien bepflanzte.
Mit dem Neubau des Pfarrhauses verschwanden 1961 die Kastanienbäume.
Im Jahre 1983 begann mit der Außenrestaurierung der Pfarrkirche auch die Umgestaltung des Kirchplatzes. Das steile Gelände wurde mittels Zwischenmauern, Terrassen und bequemen Treppen begradigt.
2025 steht eine erneute Umgestaltung des Kirchplatzes an. Dabei soll sowohl die Kirche als auch das Pfarrhaus behindertengerecht erreichbar werden.[1]
Literatur
- Ludwig Weingärtner: Der Weg zur katholischen Restauration in: Schwandorf in Geschichte und Gegenwart, Stadtchronik, 2001, Seite 705 ff
- Ludwig Weingärtner: Der Kirchplatz von St. Jakob - Schwandorf, Schwandorf 2020. PDF - Stand 05.09.2025