Altstraßen im Bereich der TK 25 6341 Frankenreuth

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Der größte Teil der TK 6341 Frankenreuth liegt jenseits der Landesgrenze. Nur ein kleiner Kartenausschnitt behandelt das Territorium östlich Waidhaus. Dort überquert die BAB A 6 am ehemaligen Grenzübergang Waidhaus die Grenze zu Tschechien in Richtung Pilsen. Der finale Lückenschluss zwischen Amberg und Waidhaus war am Beginn der 2000er Jahre ein langgehegter Wunsch der Einwohner. Die Abgeordneten August R. Lang und Ludwig Stiegler haben sich an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert parteiübergreifend für die zügige Fertigstellung des letzten Teilstückes und damit den Lückenschluss eingesetzt.

Das letzte Teilstück der Bundesautobahn A 6 wurde am 10. September 2008 in Anwesenheit des bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein und Bundeskanzler Angela Merkel eröffnet. Auf einer Strecke von nahezu 1000 Kilometern verbindet nun die „Via Carolina“ die europäischen Metropolen Paris und Prag.

Bei der Eröffnung wurde dieser Tag als wichtiges Datum für die Verkehrsgeschichte der Oberpfalz bezeichnet. Dabei verläuft die A 6 weitgehend entlang einer Altwegetrasse, die seit Jahrhunderten Bayern mit Böhmen verband.[1]

Grenzstationen Frankenreuth und Rosshaupt

Die eigentliche Grenzstation war aber nicht Waidhaus, sondern Frankenreuth, wie aus einer Karte der „Nürnberger Landstraße“ von 1769 ersichtlich ist. List hat bei seiner Begehung am Anfang der 2000er Jahre wegen der verschiedener massiver Bodenbewegungen den genauen Verlauf der Trasse an der Grenze bei Frankenreuth nicht mehr nachvollziehen können. (vgl. TK Vohenstrauß). Auf böhmischer Seite war Rosshaupt und vorher Pfraumberg die letzte Zollstation vor der Grenze. Der nächste größere Zielort jenseits der Grenze war allerdings Haid (tschechisch: Bor). Allerdings war der Verlauf dieses Altweges von Wernberg her zum Grenzübergang Waidhaus nicht unumstritten. So versuchten die Herren der Burg Pleystein im 16. Jahrhundert mehrfach die Benutzung dieses Weges zu unterbinden („zu verschlagen“), da durch die Verkürzung des Weges die Einnahmen für Pleystein maßgeblich schumpften.

Pfrentsch und der Pfrentschweiher

Am südwestlichen Bildrand liegen Pfrentsch und die Reste des „Pfrentschweihers“. Der Weiher wurde 1362 von den Landgrafen von Leuchtenberg angelegt und war einmal mit 1400 Tagwerk (=4,8 qkm) der größte Weiher Bayerns. Er wurde im Jahr 1840 letztmals abgefischt und dann abgelassen. Seine Fläche wurde der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Eine bildliche Darstellung des Pfrentschweihers entstand auf der Fürstenreise von Pfalzgraf Ottheinrich von Pfalz-Neuburg, als er im Herbst 1536 von Neuburg a. d. Donau nach Krakau reiste, um dort 62 Jahre nach der berühmten „Landshuter Fürstenhochzeit“ von 1475 vom polnischen König das noch nicht ausgezahlte Heiratsgut seiner Großmutter Hedwig einzufordern.

Ottheinrich ließ alle Stationen seiner Reise durch einen Künstler dokumentieren. Dabei entstanden für viele Städte Ortsansichten. Doch es gibt auch eine Ansicht des Pfrentschweihers. Aus den Veduten wissen wir, dass Ottheinrich die Trasse durch das Naabtal nahm. Denn Burglengenfeld, Schwandorf, Nabburg und Pfreimd waren seine Stationen. Die nächste Vedute war die genannte des Pfrentschweihers und die übernächste schon die des böhmischen Haid. So wissen wir, dass auch Pfalzgraf Ottheinrich im Jahre 1536 auf der „Verbotenen Straße“ über Waidhaus und Pilsen nach Prag reiste.

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Das Abfischen des Pfrentschweihers

Eine kurze Anmerkung zum Pfrentschweiher: Bis zur Wiederentdeckung einer historischen Straßenverbindung auf dem Raum Oberviechtach/Schwarzhofen in den Raum Waidhaus war die Bemerkung des gebürtigen Schwarzhofeners Johann Nepomuk Ringseis (1785 – 1880) in seinen „Erinnerungen“ eigentlich nicht nachvollziehbar, wenn er schrieb, die Einwohnerschaft seines Heimatortes habe sich regelmäßig auf den langen Weg zum Pfrentschweiher gemacht, wenn dieser im Herbst abgefischt wurde.

Allerdings muss man dazu wissen, dass sich beim Abfischen er oberpfälzischen Weiher immer große Menschenmassen einfanden und sich das Ereignis zu einem regelrechten „Volksfest“ entwickelte. Das mag besonders auch für den riesigen Pfrentschweiher gegolten haben.

Die Zollstation Pfraumberg/Roßhaupt im 16. Jahrhundert

Unmittelbar jenseits der Grenze liegt der Ort Roßhaupt. Dort befand sich im 16. Jahrhundert eine Zollstation, die vorher im nahen Pfraumberg gelegen war. Von dieser Zollstation haben sich über mehrere Jahre Zollregister erhalten. Eine Auswertung der Listen ergab, dass über einen langen Zeitraum große Ochsenherden über diese Zollstation die Grenze nach Bayern passiert haben müssen.

Entlang der heutigen „Via Carolina“ zogen riesige Rinderherden mit bis zu 800 (!) Tieren in Richtung Nürnberg. Sie stammten aus Schlesien, Podolien und der ungarischen Tiefebene und sollten den ungeheuren Fleischbedarf der damaligen „Großstadt“ Nürnberg stillen. Der Vorteil der Trift: Die Tiere brachten sich auf ihren eigenen Beinen an ihr Ziel und wurden am Ende der Reise als „lebende Fleischquelle“ auf Weideflächen in der Nähe der Stadt Nürnberg wieder zur Schlachtreife gemästet. Die Organisation des Triebes und Finanzierung bedurfte eines großen Aufwandes und finanziellen Risikos.[4]

Wie war der Trassenverlauf von Waidhaus nach Süden?

Der Verlauf der „Verbotenen Straße“ bzw. der „Alten Heeresstraße“ von Hirschau nach Waidhaus ist durch die Altwegeforscher Dollacker, Hardt und List ausführlich dokumentiert. Was aber in der Altwegeforschung bislang fehlt, ist eine Darstellung des Verlaufs einer Altstraße von Nordosten nach Südwesten. Sie kam wohl über Eger aus Mitteldeutschland und führte vermutlich über Floß, Pleystein, Moosbach sowie Oberviechtach/Schwarzhofen schließlich über Bruck und Nittenau nach Regensburg. Vielleicht war diese einstige „Hauptkommerzialstraße“ sogar Teil der sogenannten „Magdeburger Straße“, die einst über Weiden führte.

Ein erstes Indiz, dass es diese uralte Straße von überregionaler Bedeutung entlang der Höhen des Oberpfälzer Waldes gegeben hat, spricht aus der sogenannten „Romwegkarte“ des Nürnberger Humanisten Erhard Etzlaub vom Jahre 1501. Diese „erste Straßenkarte“ der Geschichte belegt eine Pilgerkarte mit mehreren verzeichneten Wegen von den Gestaden der Nordsee bzw. der Ostsee quer durch Mitteldeutschland und über die Alpen in die „Heilige Stadt“ Rom. Eine dieser Trassen führt von Zwickau kommend über Eger quer durch die Oberpfalz nach Regensburg und von da weiter über Landshut, Dorfen und Rosenheim über den Brenner.

In der Oberpfalz sind als Etappenorte ausdrücklich Weiden, Neunburg und Regensburg genannt. Der „Clou“ der Karte ist eine gepunktete Trassenführung, die es dem Pilger ermöglichte, die Entfernung zum nächsten Markierungspunkt zu errechnen, nachdem der Abstand zweier Punkte eine Entfernung einer deutschen Meile (=ca. 7 km) darstellte.[5]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Eröffnung der A 6 am 10. September 2008.“ Beilage zur Zeitung „Der neue Tag“ vom 6. September 2008.
  2. Angelika Marsch: Der Ritt des Pfalzgrafen Ottheinrich nach Krakau und Berlin 1536/37 und die Reisebilder der Oberpfalz, in: Die Oberpfalz 92 (2004), S. 261 – 273
  3. Die Reisebilder Pfalzgraf Ottheinrichs aus den Jahren 1536/1537 von seinem Ritt von Neuburg d.d. Donau nach Krakau und zurück über Breslau, Berlin, Wittenberg und Leipzig nach Neuburg. Hrsg. von Angelika Marsch mit Josef H. Biller und Frank-Dietrich Jacob. Faksimile-Band mit Kommentar. Weißenhorn 2001
  4. Alfred Wolfsteiner: Wildwest in der Oberpfalz: Die Bedeutung des internationalen Ochsenhandels für die Region. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 132-152
  5. Alfred Wolfsteiner: Es ist eine harte Reis`, wenn man den Weg nicht weiß: Die Oberpfalz in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Karten. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 153 – 170, besonders S. 161