Altstraßen im Bereich der TK 25 6839 Nittenau

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Frühe Geschichte Nittenaus und seiner Umgebung

Am 1. November 1007 schenkte Kaiser Heinrich II. den Ort Nittenau dem von ihm neugegründeten Bistum Bamberg. Nittenau gehört damit zu einer Reihe von Orten in der östlichen Oberpfalz, die sich einst im Besitz der Grafen von Schweinfurt befanden. Nach dem „Schweinfurter Aufstand“ des Jahres 1003 entzog der Kaiser den Schweinfurtern einen Teil ihres Besitzes und vergabte sie neu. Nittenau liegt an einem uralten Völkerweg von der Donau durch das Regental nach Böhmen. Roding, im Jahre 844 erstmals urkundlich erwähnt, war ein karolingischer Königsgut, an dem die deutschen Könige als Reisekönige Station machten und Kaiser Arnulf ließ dort 896 eine königliche Kapelle errichten.[1]

Nittenau, eine königliche Domäne, verblieb weiter im Vogteigebiet des Hochstifts Bamberg, bis Bischof Berthold von Bamberg am 19. Juni 1269 den Bayernherzog Ludwig den Strengen mit dieser Vogtei belehnte. Der Herzog bildete daraus das Amt Nittenau.

Im Jahre 1266 zerstörte Ottokar von Böhmen in einem verheerenden Kriegszug durch das Regental auch Nittenau, ebenso brannten die Hussiten im Jahre 1428 die Stadt nieder. Früher genannt als Nittenau ist südlich davon, ebenfalls am Regen der Ort Untermainsbach („Maganaspah“). Der Ortsname des Weilers „Überfuhr“, am Regen bei Stefling, belegt zudem in dieser Gegend die frühe Existenz einer Fähre oder eine Furt. Bis heute kann man mit einer Fähre bei Marienthal den Regen überqueren, wenn man von der „Geisterburg“ Stockenfels heruntersteigt und auf die andere Seite des Flusses kommen möchte.

Nutzung für den Holztransport

Zwischen 990 und 994 übergibt der Regensburger Burggraf Pabo an Abt Ramwold von St. Emmeram einen Holzlagerplatz am besagten Ort, um dort Holzflöße zusammenzustellen. Außerdem übergab der gleiche Pabo dem Kloster St. Emmeram im Jahre 996 einen Waldbesitz in der Nähe des Jugenberges („mons Jugo“), als sein Sohn Liutolf ins Kloster eintrat. [2] Diese Urkunden belegen die Bedeutung des Gebietes, das vom Regenknie umschlossen wird, für die Holzgewinnung Regensburgs und die Wichtigkeit des Regen für den Warentransport bereits vor der ersten Jahrtausendwende. Die zahlreichen Hohlwege, die das digitale Geländemodell für die bewaldeten Hänge am Regen ausweist, könnten daher von der intensiven Waldnutzung im Mittelalter und der frühen Neuzeit herrühren.

Zwischen Nordgau und Donaugau

Politisch teilte der Fluss Regen das Gebiet in zwei Teile: Das nördliche Gebiet gehörte zum bayerischen Nordgau, das südliche Gebiet zum Donaugau. Hydrologisch macht der Regen bei Nittenau eine 90-Grad-Biegung nach Süden zur Donau hin. Die höchste Erhöhung ist dabei der Jugenberg (636 m). Nittenau liegt knapp auf 400 m, Kürn auf 546 m. Im Regenknie wird der Fluss beidseits von hohen Steilhängen begleitet. Östlich der Regentalstraße zwischen Hirschling und Ramspau steigen die Hänge bis auf fast 600 m Höhe an. Sie werden von zahlreichen Hohlwegen und Steigen unterbrochen. Eine eindeutige Richtung der Trassen ist dabei allerdings nicht erkennbar. Sie sollten vor allem dem örtlichen Verkehr gedient haben, da sich die Überquerung des Regen in diesem Raum wegen der teilweise steilen Hänge für den Fahrverkehr schwierig gestaltete. Offenbar stehen daher die dokumentierten Altwege, neben der Holzgewinnung, auch in engem Zusammenhang mit den örtlichen Burgen im Regenknie, wie dem Drackenstein, Karlstein und Kürn. Kürn liegt zudem an einer wichtigen Altstraße von Regensburg nach Böhmen und gehörte zu dem Straßensystem, das zwischen Naab und Regen aus dem Norden und dem Osten direkt auf Regensburg hinführt. Kürn war später auch eine wichtige Station für die Thurn-und-Taxis-Post auf dem Weg nach Böhmen.[3]

Altwege nach Dollacker und die Hauptkommerzialstraße

Anton Dollacker führt von Regensburg nach Böhmen nur die Trasse 66 auf. Sie hatte, mit Rötz beginnend, folgenden Verlauf: Rötz – Alletsried – Hapassenried – Neukirchen-Balbini – Mappach – Bruck – Nittenau – St. Martin – Ödenhof – Kürn – Unterharm – Thonhausen – Gonnersdorf – Wutzlhofen – Gallingkofen – Sallern – Reinhausen – Stadtamhof – Regensburg.

In Rötz hatte sie nach Dollacker Anschluss an Nr. 58, die von Rötz über Waldmünchen ins tschechische Klentsch führte.[4]

Nach Frank/Dickerboom ist die bei Dollacker genannte Trasse Nr. 66 Teil eines Straßensystems, das in verschiedenen Teilsystemen zwischen Naab und Regen „trichterförmig“ auf Regensburg zuläuft.[3]

Ungewöhnlicher „Knick“

Der ungewöhnliche „Knick“ der von Dollacker erkannten Altwegetrasse Nr. 66 in Bruck ist für Altstraßen nicht üblich und lässt daher eine Fortsetzung in dem bei Altstraßen üblichen „geraden“ Verlauf vermuten.

Tatsächlich hat Dollacker eine wichtige Trasse übersehen, nämlich die um 1800 eingegangene „Hauptkommerzialstraße“ bzw. „Kaiserliche Landstraße“, die mindestens seit dem 15. Jahrhundert von Waidhaus (?) - Moosbach – Oberviechtach/St. Johannes – Schwarzhofen – Bodenwöhr – Bruck – Nittenau – Kürn – Stadtamhof nach Regensburg führte. Zwischen Schwarzhofen und Bruck verlief die Altstraßen teilweise parallel zur Trasse der späteren Bahnlinie von Bodenwöhr über Neunburg v. W. nach Rötz. Mit dem Bau einer Chaussee durch das Naabtal im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts verlor diese einst viel benutzte Straße an Bedeutung.[5]

Pilgerweg nach Regensburg und Salzstraße nach Böhmen

Über einen der zahlreichen Steige im Bereich des Regenknies bzw. auf der alten Poststraße über Kürn dürfte einst auch der Weg der aus Norden kommenden Pilger geführt haben, wie sie der Nürnberger Humanist Erhard Etzlaub auf seiner, zum „Heiligen Jahr“ 1500 erschienenen „Romwegkarte“ verzeichnet hat. Bei dieser Karte dürfte es sich weniger um den Nachweis einer „Fahrstraße“, als um die Dokumentation eines Pilgersteigs gehandelt haben. Umso schwieriger wird es sein, entsprechende Trassenverläufen der Pilgerwege aufzuspüren. [6]

Ausführlich haben sich in jüngerer Zeit Verena Hofinger und Ulrich List auf wissenschaftlicher Basis mit dem Verlauf der Altstraßen in der östlichen Oberpfalz beschäftigt. Allerdings beginnt Hofingers untersuchte Trasse von Regensburg nach Böhmen erst mit Rötz. [7]. Lists Darstellung hat vor allem den Verlauf der „Goldenen Straße“ im Blick. Deshalb endet seine Darstllung mit den Trassenverläufen auf der Linie Schwarzenfeld - Neunburg v. W. – Waldmünchen. [8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anton Dollacker: Kulturelle Beziehungen der Oberpfalz zu Böhmen und Wegverbindungen zwischen diesen zwei Ländern in der Vorzeit. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1530-1, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 85. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1935, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2744-2, S. 245-249
  2. Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram. Hrsg. von J. Widemann. München 1943, S. 209- 214
  3. 3,0 3,1 Günter Frank und Ernst-Lothar Dickerboom: Altstraßen zwischen Naab und Regen nördlich und nordwestlich von Regensburg, abgerufen am 12. Juli 2025
  4. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  5. Wolfsteiner, Alfred: Saumselige Beamte, hartnäckige Bürger: Schwarzhofens langer Kampf um einen Viehmarkt und eine Getreideschranne (1806 – 1812), in: Jahresband zur Kultur und Geschichte im Landkreis Schwandorf 32/33 (2021/22), S. 79 – 91
  6. Etzlaub: Romwegkarte, in: https://bavarikon.de > objekt
  7. Veronika Hofinger: Die alte Salzstraße von Regensburg nach Böhmen – Verlauf, wirtschaftliche Bedeutung. Der Abschnitt von Rötz bis Pilsen, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 8 (2002), S. 93 - 205
  8. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S.1 – 244; Bd. 11,2: Karten