Altstraßen im Bereich der TK 25 6540 Oberviechtach
Das Gebiet des ehemaligen Landkreises scheint in vorgeschichtlicher Zeit wegen seiner Unwirtlichkeit kaum besiedelt. Vorgeschichtliche Wegetrassen sind daher so gut wie nicht zu entdecken. Entsprechende Funde in diese Richtung sind daher ebenfalls relativ selten. Allerdings fand man im Raum zwischen Eigelsberg und dem Johannisberg westlich Niesaß zahlreiche Flintsteine der Mittelsteinzeit (8000 – 4000 v. Chr.), die offenbar in Beziehung zur sogenannten „Feuersteinstraße“ durch das Schwarzachtal standen.[1]
Der Raum Oberviechtach war bis weit ins 20. Jahrhundert landwirtschaftlich geprägt und in der Gegenwart als „industriearm“ klassifiziert. Während der Blütezeit der oberpfälzischen Eisenindustrie entstanden wegen des Wald- und Wasserreichtums seit dem 14. Jahrhundert Hammerwerke in Teunz, Langau, Gaisthal, Schneeberg und Schönsee. Teilweise noch im 19. Jahrhundert waren Hammerwerke in Lukahammer, Winklarn, Gaisthal, Dietersdorf, und Hammerthal in Betrieb. Der Waldreichtum der Region und die Bezeichnung „Kohlenstraße“ im Raum Schönsee belegt eine rege Holzkohleproduktion für den Bedarf der Eisenhämmer der näheren und weiteren Umgebung. Wegen der Goldfunde in den Wasserläufen der Murach, am Goldbach, am Tröbesbach gab es hier seit dem Mittelalter außerdem zahlreiche Goldwaschplätze. Ihre Blütezeit hatte die Goldsuche im 14., 16. und 18. Jahrhundert. An der Stelle etlicher einstiger Hammerwerke entstanden im 19. Jahrhundert mehrere Glasschleifen.
Mittelalter
Herrschaftliches Zentrum des Oberviechtacher Raumes war das Amt Murach, das wohl schon im 10. Jahrhundert kolonisiert wurde. Murach ist 1110 urkundliche erstmals mit einem Greunch von Mourach erwähnt. Die Bertholdshofer sind im Murachtal seit dem 13. Jahrhundert belegt. Oberviechtach erscheint erst um 1285 als „Fiechtach“, als in einer zweiten Siedlungswelle auch die höheren Lagen der Oberpfälzer Waldes besiedelt wurden.
Im ausgehenden 10. Jahrhundert dominierten den kaum erschlossenen Nordgau die aus dem Haus der Babenberger stammenden Markgrafen von Schweinfurt. Damit entstand schon um die erste Jahrtausendwende eine enge personelle Verbindung mit dem östlichen Alpenraum, die auch in späterer Zeit unter den Sulzbachern und Ortenburgern als Herrschaftsnachfolger bestehen blieb. Darin liegt auch der Grund warum die in diesem Raum dominierenden Muracher in den Urkunden von Klöstern des Alpenraums wie Berchtesgaden und Reichersberg zu finden sind.
Die frühen Muracher standen im Dienst der Sulzbacher. Von der Burg Murach organsierten sie den nach Osten vordringenden Landesausbau und sicherten die Verkehrswege. Gerunch von Mourach begleitete Graf Berengar I. von Sulzbach im Jahre 1110 auf einem Italienfeldzug. In den folgenden Jahrzehnten erscheinen immer wieder Angehörige der Muracher als Zeugen im Umfeld der Sulzbacher.
Neben etlichen Ministerialenburgen, wie der Wildstein bei Teunz, hatten auch zahlreiche Klöster hier Besitz vorzuweisen. Es waren die Regensburger Klöster Prüfening, St. Emmeram und Obermünster. Auch die Klöster Ensdorf und Kastl hatten Besitzung im Oberviechtacher Raum.[2][3]
Altwege im Raum Oberviechtach
Der frühere Landkreis Oberviechtach lag abseits der alten Fernhandelswege, die die Städte Regensburg und Nürnberg mit Böhmen verbanden. Allerdings durchlief den Raum die von Nord- bzw. Ostsee kommende Pilgerstraße, die Rom zum Ziel hatte und die in der sogenannten „Romweg-Karte“ des Nürnberger Humanisten Erhard Etzlaub aus dem Jahre 1500 kartographisch erfasst ist. [4]
Zwei Altwege mit dem Ziel Böhmen durchzogen allerdings den Raum: Eine Trasse führte von Amberg über Nabburg in West-Ost-Richtung von Weidenthal über Richenricht, Maximilianshof, Spatzenmühle bei Teunz, Eisberg, Schwand und weiter über Schönsee, Dietersdorf und den Reichenstein zur böhmischen Grenze. Ziel war nach Dollacker Bischofteinitz. Diese Trasse wurde im Volksmund auch „Sautreibergasse“ oder „Saustraß“ genannt.
Weiter südlich verläuft nach Dollacker eine Altstraßentrasse von Schwarzhofen nach Muschenried mit vermuteter Verlängerung über Haag und Treffelstein zur Grenze. Sie stieß auf die nachgewiesene Altstraße Regensburg – Bruck – Rötz – Ronsberg.[5][6]
Die heutige Stadt Oberviechtach und der Markt Winklarn lagen damit außerhalb des aufgezeigten Altstraßennetzes. Nach der Historikerin Emma Mages gewann im 16. Jahrhundert die über den Oberviechtacher Höhenzug verlaufende Trasse an Bedeutung. Sie verlief über den Johannesberg mit seiner Wallfahrtskirche und nach Nunzenried, südlich an Wagnern vorbei, verlief über Pirkhof, Schwand und Schönsee und gewann schließlich als Teilstück der über Schwarzhofen und Denglarn nach Böhmen führenden Straße an Bedeutung. Über Schwarzenfeld gelangt man auf dieser Route weiter nach Amberg und Nürnberg.
Georg Lang schildert den Verlauf der „Hochstraße“ von Denglarn bis zum sanften Abstieg nach Nunzenried ist reich an solchen religiösen Orientierungspunkten, wobei die Johannesbergkirche als der markanteste anzusehen ist. Die Route dieser Landstraße führte von Regensburg über Bruck und Bodenwöhr nordwärts nach Schwarzhofen, Denglarn zum sagenhaften Granitfelsen „Sattelroß“, der in manchen Karten auch als „Sattelstein“ bezeichnet wird. Ab hier ist der Verlauf der einstigen Handelsstraße noch in tief eingeschnittenen Fahrrinnen bzw. einem Hohlweg im Wald erkennbar, die teilweise parallel zum heutigen Wirtschaftsweg verlaufen. Bei der Schutzhütte des Wintersportvereins mündet dieser Waldweg in die Verbindungsstraße Eigelsberg – Johannesberg.
Die Straße führte dann an der Wallfahrtskirche des heiligen Johannes Nepomuk vorbei nach Nunzenried und von hier über Ziegelhäusel, Rackenthal, Schwand nach Schönsee. Der Flurweg, der heute noch zwischen Ziegelhäusel und Pirkhof vor dem Aussiedlerhof Ruhland nach Rackenthal abzweigt, wird bis in unserer Zeit von den Ortsbewohnern „Alte Schönseer Straß“ oder „Alte Straß“ genannt. An dieser Stelle mündet auch die von Nabburg, Amberg, Nürnberg kommende mittelalterliche Altstraße ein, die über Weidenthal, Trichenricht, vorbei an Teunz und Eisberg nach Rackenthal, Schönsee und Dietersdorf führte.
Von diesem Ort aus bestanden zwei Verbindungen nach Böhmen. Die ein nahm ihren Weg über Friedrichshäng und Plöß nach Weißensulz, während die ältere über Schwanenbrückl und Wasserau nach Muttersdorf und in böhmische Hostau führte.
Letztere war auch hier wieder als Hochstraße am nördlichen Reichenstein angelegt und ist auf älteren Karten als „Böhmische Straß“ eingezeichnet. Ein vorrangiges Handelsgut auf diesem Passweg war Vieh, weshalb ein Teilstück bis heute „Sautreibergasse“ genannt wird. Diese ist noch als Hohlweg an der Staatsgrenze von Bügellohe in Richtung Dietersdorf erhalten.“Nach Georg Lang herrschte an dieser Trasse im 18. Jahrhundert ein reges Verkehrsaufkommen zwischen Böhmen und Bayern. Im Jahre 1780 wurde das böhmische Zollamt von Muttersdorf an diese Straße nach Schwanenbrückl verlegt.
Wegen des enormen Gefälles zwischen Weingartenfels und Glöckelberg wurde aber die Passstraße über den Reichenstein von den Fuhrleuten immer mehr gemieden. Der Verkehr verlagerte sich im 19. Jahrhundert zusehends auf den südlicher gelegenen Übergang Schwarzach, wohin 1825 auch das Zollamt verlegt wurde. Als Wegemautstelle bestand dieser Übergang aber bereits im Jahre 1626.
Die Bedeutung der „Straß von Regensburg nach Behemb“ wird aber nicht nur an der Gründung der Wallfahrtskirche zum Johannes Nepomuk in den Jahren 1732 – 1734 deutlich. Hier stand bereits 1704 eine angeblich von böhmischen Fuhrleuten errichtete kleine Holzkapelle. In Nunzenried sind zudem vom 16. bis 19. Jahrhundert urkundlich zahlreiche Aktivitäten nachgewiesen, die in engem Zusammenhang mit der „böhmischen Straße“ standen. In einem langdauernden Rechtsstreit um eine Ausweichstelle bei Konatsried ist dabei von der „freien kaiserlichen Landstraße“ die Rede. Für die Fuhrleute wurde in Nunzenried im Jahre 1606 eine Einkehrmöglichkeit geschaffen. Sie bestand aus einem Wirtshaus mit Stallungen und einer Weidemöglichkeit, nach dem dreißigjährigen Krieg kam 1649 auch noch eine Schmiede hinzu.
Direkt an der Johanneskirche vorbei verläuft auch der „Winklarner Steig“, die kürzeste Verbindung zwischen Oberviechtach und Winklarn. Wie der Name schon sagt, war das ursprünglich ein Fußweg, der bis heute als solcher genutzt wird, wenn auch nur als Spazier- und Wanderweg.[7].
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6540: Oberviechtach
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6540: Oberviechtach
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6540: Oberviechtach
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6540: Oberviechtach
Einzelnachweise
- ↑ Joachim Zuber: „Feuersteinstraße" und „Bernsteinstraße" - Verkehrswege in vorgeschichtlicher Zei, in: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz,. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Friedrich Pustet, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 20-34
- ↑ Emma Mages: Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 61: Oberviechtach. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1996, ISBN 3-7696-9693-X, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00007678-0, S. 1-59
- ↑ Emma Mages: Oberviechtach. Historischer Atlas von Bayern; Teil Altbayern; Bd. 61, S. 1 – 59)
- ↑ Etzlaub: Romwergkarte, in: https://bavarikon.de > objekt
- ↑ Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz, urn:nbn:de:bvb:355-ubr01820-0167-6, abgerufen am 7. Juli 2025
- ↑ Anton Dollacker: Kulturelle Beziehungen der Oberpfalz zu Böhmen und Wegverbindungen zwischen diesen zwei Ländern in der Vorzeit, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1530-1, abgerufen am 7. Juli 2025
- ↑ Georg Lang: Die historische Handelsstraße von Regensburg nach Böhmen im Raum Oberviechtach, in: Oberviechtacher Heimatkundliche Beiträge; 1 (1990), S. 16 – 30; Karte