Verbotene Straße

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Verbotene Straße: Verlauf nach List und anderen

Die „Goldene Straße“, die von Nürnberg über Sulzbach und Weiden nach Bärnau und die von dort über Taus und Pilsen nach Prag führte, war durch den Straßenzwang, den Kaiser Karl IV. dieser Reichsstraße aufgezwungen hatte, ein erhebliches Stück länger als die alternative Trassenführung zum Grenzübergang Waidhaus und bzw. der Zollstation Pfraumberg auf böhmischer Seite. So verwundert es nicht, dass die Fuhrleute mindestens seit dem 16. Jahrhundert lieber die „Verbotene Straße“ in Richtung Böhmen benutzten als die „Goldene Straße“. Im Jahre 1567 beschwerten sich die Bewohner von Tachaus bei der Stadt Weiden darüber, dass ihre Stadt durch die Umgehung der regulären Trasse der „Goldenen Straße“ über die „Verbotene Straße“ erheblichen wirtschaftlichen Schaden erlitten.

Der Verlauf der „Verbotenen Straße“ nach Hardt

Die „Verbotene Straße“ kommt nach Hardt als „Alte Heerstraße“ aus Sulzbach und läuft über Lindhof und Hahnbach über den Süßer Berg. Sie geht als reine Höhenstraße südlich an Großschönbrunn und Ehenfeld vorbei, passiert nördlich Kindlas und erreicht Luhe, um dort die Naab zu überqueren. Dort kreuzt sie die „Letzauer Hochstraße“, auch „Bistumersteig“ genannt, die nach Hardt in Richtung Südwesten über Amberg, Velburg und Dietfurt ins keltische Oppidum Manching führt. Ihren Verlauf von Amberg aus über Schnaittenbach nach Luhe hat Hardt ausführlich beschrieben. [1] Hardt dokumentiert den Verlauf der Trasse, die aus westlicher Richtung aus dem Raum Sulzbach kommt und nördlich Amberg vorbeiführt. Sie passiert ab dem Süßer Berg (Höhenpunkt 580) die Höhenpunkten: 573, 543, 493, 426, 514, 576 und 531, bis sie über Kindlas, wo die „Goldene Straße“ quert, schließlich Luhe erreicht.

Östlich von Luhe verlaufen auf einer kurzen Strecke nach Hardt drei Altwege auf einer gemeinsamen Trasse: die „Magdeburger Straße“, die „Letzauer Hochstaße“ und die „alte Heerstraße“. Die „Heerstraße“ geht als „Verbotenen Straße“ an Meisthof und Seibertshof vorbei nach Engelshof. Über Michldorf und Kaimling führt sie direkt nach Waldau. Vorbei am „Waldauer Schanzl“ geht es über Untertressenfeld nach Waldthurn. Weitere Etappenorte sind Neuenhammer und Georgenberg. Bei Waldheim wird die Landesgrenze überquert. Über Schönwald und Tachau ist schließlich Pilsen das Ziel.

Der Verlauf der „Verbotenen Straße“ nach List

Zu einem etwas anderen Verlauf kommt Ulrich List in seiner Dissertation über das „System der Goldenen Straße“. Danach zweigt die sogenannte „Verbotene Straße“ von der „Goldenen Straße“ nach dem südlichen Stadttor von Hirschau ab und führte von dort nach Schnaittenbach, wo sie ein kurzes Stück mit der Dollackertrasse Nr. 2 (Amberg – Luhe – Eger) identisch ist. Ulrich List hat in seinen Forschungen darauf hingewiesen, dass die von Hardt erwähnte Trasse der „Verbotenen Straße“ über Luhe nach Böhmen durch die Nutzung des Naabübergangs bei Wernberg nochmals erheblich verkürzt worden sei. So gibt es von Hirschau aus unterschiedliche Trassen der „verbotenen Straße“ durch die mittlere Oberpfalz zu den Naabübergängen bei Nabburg, Pfreimd, Wernberg, Luhe und Weiden. Zudem wurden die unterschiedlichen Trassen der „Verbotenen Straße“ östlich der Naab von verschiedenen von Süden nach Norden verlaufenden Altstraßen gekreuzt.

Der Naabübergang der „Verbotenen Straße“ bei Unterköblitz/Wernberg

Der weitere Verlauf der „Verbotenen Straße“ führt, wie List durch etliche Flurnamen belegen kann, über Unterköblitz weiter nach Wernberg. Ausführlich beschäftigt sich List mit einer Klage der Leuchtenberger Landgrafen, da wegen zeitweiligen Hochwassers der Handelsverkehr und der Viehtrieb über die Furt zwischen Unterköblitz und Schütthütten unterbrochen war und der weite Umweg über die Brücke bei Luhe in Kauf genommen werden musste. Die Brücke bei Luhe wurde nach List auch bei schlechter Witterung als Alternativtrasse zum Wernberger Naabübergang genutzt, wo die Fuhrleute auf der bei Dollacker dokumentierten Trasse hinter Schnaittenbach die vorgesehene Strecke nach Wernberg verließen und über Neuersdorf und Neudorf durch den Neudorfer Wald Luhe erreichten (vgl. Dollacker Nr. 2). Die Wege, die bei Wernberg bzw. bei Luhe die Naab überquerten, trafen nach List bei Deindorf bzw. Woppenhof wieder zusammen und führten gemeinsam über Oberlind nach Vohenstrauß und von dort weiter über Waidhaus nach Pilsen.(s. Kommentar zu TK 6340 Vohenstrauß).[2][3]

Trasse der Verbotenen Straße nach List

Digitalisiert wurde die Karte von Ernst-Lothar Dickerboom.

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Einzelnachweise

  1. Michel Hardt: Alte Heerstraße und Letzauer Hochstraße – zwei Altstraßen nach Böhmen. In: Oberpfälzer Heimat, Band 3. 1958, S. 109-117
  2. Ulrich List: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung, Band 11 - Teil 1: Textband. Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken. Kallmünz 2006, ISBN 978-3-7847-6311-8, S. 94-98
  3. Ulrich List: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung, Band 11 - Teil 2: Kartenband. Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken. Kallmünz 2006