Altstraßen im Bereich der TK 25 6340 Vohenstrauß

Aus OberpfalzWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Karte TK 6340 Vohenstrauß weist im Nordwesten zwischen Pleystein und Waldthurn ein ganzes System von Altwegen aus, die von Südwesten nach Nordosten führen. Auch nördlich von Waidhaus finden sich zahlreiche Hohlwege. Südlich von Vohenstrauß passiert im Süden der Karte die BAB A 6 und führt über den alten Grenzübergang Waidhaus nach Tschechien. Pfraumberg bzw. Roßhaupt waren im 16. Jahrhundert böhmische Zollstationen, wo riesige Ochsenherden passierten, die aus Schlesien und Ungarn kommend, den Fleischbedarf der damaligen Großstädte wie Nürnberg deckten.[1]

Die „Via Carolina“

Teilweise verläuft die Autobahntrasse entlang der „Goldenen Straße“ bzw. der „Verbotenen Straße“, heute „Via Carolina“. [2]

„Bereittung der Weg und Straßen umb den Marckt Vahendres“ im Jahre 1564

Seit dem Landshuter Erbfolgekrieg von 1504 gehörten Vohenstrauß und seine Umgebung zusammen mit dem Amt Floß zum Fürstentum Pfalz-Neuburg bzw. Sulzbach. Dabei kam es mit dem benachbarten Pflegegericht Burgtreswitz, das kurzpfälzisch war, immer wieder zu Konflikten.

Am 12. Juni 1564 erfolgte die „Straßenbereitung“ der Wege und Straßen um den Markt Vohenstrauß durch pfalz-neuburgischen Beamten Christoph Breu. Auch der Grenzverlauf zwischen der „Jungen Pfalz“ und der „Alten Pfalz“ inklusive der Grenzsteine wurde dabei kontrolliert. Mit dabei war Erhard Widenhofer, der örtliche Richter. Der erste Besuch galt der Straße, die von Vohenstrauß aus in Richtung Nürnberg bzw. bis zum „Kalten Baum“ führte. Außerdem wurde jener Punkt beim „Goldbrünnlein“ in der Pfandlohe aufgesucht, wo die „alte Pfalz“ und die „junge Pfalz“ zusammentrafen. Anschließend ritt man zum Pfaffenweiher, das „Michelbächlein“ entlang bis zur Stelle, wo das Halsgericht stand und wo auch die Landstraße nach Böhmen passierte. Diese habe man in einem „zimlichermassen“ guten Zustand vorgefunden.

In der Flur „Im Miess“ fand sich ein Markstein und man ritt entlang des Schwarzenbaches bis zu einem Weiher und von da weiter in Richtung Altenstadt. Von da ging es über die Kößlmühle nach Lind. Bei einer Haselstaude fand man wieder einen Grenzstein zwischen den beiden „Pfalzen“ und kehrte sich vom Ausgangspunkt Pfaffenweiher und dem Halsgericht wieder in Richtung Vohenstrauß.

Der Weg nach Altenstadt werde für den überregionalen Handelsverkehr („Gut- und Weinwägen“) nicht genutzt. Die berittene Strecke dorthin befand sich jedoch in einem guten Zustand. Allerdings wurde die aus Nürnberg kommende Trasse kurz vor Vohenstrauß im Winter öfter vom Schnee verweht. Wolle man die Straße dabei in den Markt hinein erhalten, müsse man gegen eine Gebühr von drei Schilling etliche Bürger zum Schneeräumen bestellen, so die Aussage von Richter Widenhofer.

Es gebe nur einen Weg, um den „Roßzoll“ oder den „Beizoll“ zu umgehen, nämlich den beim oben erwähnten Pfaffenweiher, wo die Straße von Böhmen nach Nürnberg verlaufe. Dort würden sich bei Nacht, wie der Richter aussagt, „etliche Furleuth“ unter die zollfreien Erz- und Hammerwägen mischen, um damit den Zoll zu umgehen. Beim Pfaffenweiher habe früher ein Zollhäuslein gestanden, doch wegen der geringen Einnahmen habe man diese Zollstelle wieder aufgegeben. Allerding gebe der Richter gut darauf gut Acht, dass kein Missbrauch erfolge, was sich bei den Fuhrleuten inzwischen herumgesprochen habe. So habe er beispielsweise einem Ochsentreiber, der den Zoll umgehen wollte, vor Jahren vorübergehend einen Ochsen konfisziert.

Falls man sich entscheiden wolle, hier wieder eine Beizollstelle zu errichten, müsse man aber damit rechnen, dass die Fuhrleute auf die Straße nach Nürnberg dann einen Umweg über den Kalten Baum nehmen könnten und damit das Territorium von Pfalz-Neuburg gänzlich meiden würden.

Der Richter beklagt sich zudem über Veit Hans von Prandt, den Pfleger des kurfürstlich-pfälzischen Amtes zu Burgtreswitz, der ihm untersage, des Pflegers Untertanen mit Zöllen zu belegen. Der Richter habe sich in dieser Angelegenheit bereits mehrfach nach Neuburg gewandt, jedoch keine befriedigende Antwort erhalten, wie er sich künftig in dieser Angelegenheit verhalten soll.[3]

Altwege um Vohenstrauß nach Dollacker

Anton Dollacker vermerkt in seiner Altwegekarte nur eine einzige Altstraße, die von Richtung Südosten nach Nordwesten verlaufend, Vohenstrauß passiert (Nr. 44). Andere von Dollacker erwähnte Trassenverläufe wie die Nummern 3 und 31 gehen südlich bez. nördlich an Vohenstrauß vorbei und bewegen sich von Südwesten nach Nordosten. Dollacker Nr. 3: Die Trasse kommt von Amberg und geht südlich an Vohenstrauß vorbei. Sie läuft über Mertenberg und überquert bei Unterköblitz die Naab. Über Wernberg, Witschau, Neuwirtshaus, Braunetsried und Lohma erreicht sie Waidhaus. Jenseits der Grenze führt sie über die alten Zollstellen Roßhaupt und Pfraumberg nach Haid. Dollacker Nr. 31: Die Trasse passiert Vohenstrauß im Norden. Sie kommt aus dem Raum Sulzbach und geht über Hahnbach, an Krickelsdorf vorbei über Kindlas nach Luhe. Über Waldau, Waldthurn und Georgenberg ist Tachau das Ziel (vgl. TK Waldthurn).

Dollacker Nr. 44: Die genannte Trasse passiert östlich Vohenstrauß zwischen Vohenstrauß und Altenstadt. Sie kommt aus Weiden und geht über Letzau, Remmelberg, Albesrieth nach Vohenstrauß und führt über Burgtreswitz, Moosbach und Eslarn ins böhmische Weißensulz.

Die Dollackerkarte weist zwar von der Naab zwischen Schwandorf und Weiden bis zur östlichen Landesgrenze eine Reihe von Altwegetrasse auf, doch vermisst man eine Verlängerung der Altwegetrasse weiter nach Süden bzw. Südosten in den Raum Schönsee bzw. Oberviechtach.

Tatsächlich verlief hier über Jahrhunderte eine bedeutende „Hauptkommerzialstraße“, die aus dem Raum Vohenstrauß/Moosbach über Oberviechtach, Schwarzhofen, Bodenwöhr Bruck und Nittenau nach Regensburg führte. (vgl. TK Oberviechtach, Neunburg v. W., Bruck)

Dollacker 52: Westlich an Vohenstrauß vorbei führt die Trasse Nr. 52 von Süd nach Nord. Sie kommt aus Pfreimd und führt über Witschau und Leuchtenberg nach Kaimling und Letzau und geht von da, wie die Nr. 2, über Floß nach Eger.

Dollacker 104: Durch das Pfreimdtal vermutet Dollacker seine Trasse Nr. 104: Sie verbindet Trausnitz mit Tännesberg und führt nach Burgtreswitz.

Altstraßen um Vohenstrauß nach List

Auch Ulrich List beschäftigt sich mit dem Verlauf der Altwege um Vohenstrauß. Dabei verfolgt er den Verlauf der „Verbotenen Straße“ von Hirschau aus und bezieht sich er auf eine „Mappa specialis über die Nürnberger Landstraße nach Wernberg“ von 1769. Der Verlauf entspricht weitgehend der B 14 und verläuft über Schnaittenbach und die Kettnitzmühl nach Wernberg, wo sie die Naab überquert. Zwischen Schnaittenbach und Unterköblitz sind es vor allem Flurnamen, die auf den Verlauf der „Verbotenen Straße“ verweisen. Neben dem Naabübergang bei Wernberg erfolgte auch eine Überquerung der Naab bei Luhe als Alternativtrasse.

Bei Deindorf bzw. Woppenhof trafen die beiden Trassen zusammen und führten gemeinsam weiter in Richtung Vohenstrauß. Auf der genannten „Mappa specialis über die Nürnberger Landstraße von 1769“ verlief die Strecke wie die heutige B 14 südlich an Kötschdorf vorbei und führt über Deindorf und Witschau nach Wieselrieth. Ab Witschau ist die von List erkannte Trasse, die südlich an Vohenstrauß in Richtung Waidhaus führt, mit dem Verlauf der von Dollacker oben erwähnten Trasse Nr. 3 identisch, ebenso wie die von Hardt genannten „alten Heeresstraße“. Nach Auskunft der Ortsheimatpflegers Peter Staniczek gab es vom Taucherhof über Wiegenhof eine Verbindung nach Vohenstrauß.

Auch den weiteren Verlauf der Trasse über Braunetsried und Lohma nach Waidhaus kann List auf der Basis der mehrfach erwähnten „Mappa specialis über die Nürnberger Landstraße von 1769“ nachweisen. Allerdings lassen viele Erdbewegungen, wie etwa für die Autobahn A 6, die alte Wegführung bei Waidhaus nicht mehr nachvollziehen. List verweist noch auf mögliche Alternativtrassen im Süden von Vohenstrauß, die durch auffällige Flurbezeichnungen auf Altwege hinweisen, wie etwa „in der alten Straß“ bei der Fahrnbacher Mühle oder „auf der alten Straß“ südlich von Neuwirtshaus. Allerdings weisen hier keine Spuren mehr auf den Verlauf. List vermutet hier für eine frühe Verbindung aus dem Bereich um Kaltenbaum südlich an Vohenstrauß und Braunetsried vorbei nach Lohma/Schönschleif.

Konkurrenztrasse über Pleystein

Die sich nach List herauskristallisierende Route der „Alten Heeresstraße“ stand im späten Mittelalter in ständiger Konkurrenz mit einer Route über Pleystein (Aichinger 1992). Wie Aichinger in seiner detaillierten Darstellung der Entwicklung der verschiedenen Routenvarianten im Gebiet um Vohenstrauß und Pleystein darstellt, wurde die die Straße über Lohma zu Beginn des 16. Jahrhunderts mehrmals durch die Herren von Pleystein „verschlagen“ (1507, 1512, 1527), da diese durch die Verlagerung des Handelsverkehrs auf den sogenannten Rennweg über Lohma starke Zolleinnahmen zu verzeichnen hatten. Trotz weiterer Beschwerden ließ sich die kürzere Route, die den steilen An- und Abstieg bei Pleystein umging, nicht mehr abschaffen.

Im Gelände lässt sich die Route über Pleystein in den steilen Wegepassagen noch deutlich nachweisen: Sie verlief vom Vohenstraußer Galgenberg entlang der Kreisstraße NEW 32 nach Weißenstein. Entlang eines heutigen Forstweges zog die Trasse über den dortigen Galgenberg nach Pleystein hinein.

Östlich von Pleystein überquert die Straße den Zottbach bei der Bartelmühle. Am Fuchsenberg sind noch tiefe Hohlwegspuren erkennbar. Über den Spielhof führt der Altweg zum Kleberhof und zielt in mehreren tiefen Hohlwegspuren auf die Papiermühle zu. Von hier verlief die Trasse nach Waidhaus und vereinigte sich mit dem südlich verlaufenden Rennweg. Nach dem Kartenbild der „Nürnberger Landstraße“ zu urteilen verlief die Handelsstraße östlich von Waidhaus zwischen Frankenreuth und Ströbl hindurch zur Grenze. Die Landstraße vom Grenzübergang zum Ort Rosshaupt mit seiner früheren Zollstation verläuft bis heute weitgehend auf der mittelalterlichen Trassenführung nach Haid (Bor).[4]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alfred Wolfsteiner: Wildwest in der Oberpfalz. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 132-152
  2. Wolfgang Houschka: Endlich: Freie Fahrt auf der „Via Carolina“, in: Eröffnung der A 6 am 10. September 2008. Zeitungsbeilage des Medienhauses Der neue Tag)
  3. Günter Frank, Georg Paulus: Die nordgauische Straßenbereitung von 1564: Vorabveröffentlichung zu einer Quellenedition. S. 22-24 (online verfügbar auf https://www.heimatforschung-regensburg.de/75/1/Stra%C3%9Fenbereitung.pdf)
  4. Ulrich List: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung, Band 11 - Teil 1: Textband. Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken. Kallmünz 2006, ISBN 978-3-7847-6311-8, S. 94-101