Altstraßen im Bereich der TK 25 6934 Beilngries

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Das Altmühltal weist eine Reihe von steinzeitlichen Funden auf. Beim Neubau des Rhein-Main-Donau-Kanals wurden im Ottmaringer Trockental und bei Dietfurt weitere zahlreiche vorgeschichtliche Funde entdeckt. [1]

Das Reichsterritorium um Beilngries

Die Gegend um Beilngries war seit der Bajuwarenzeit besiedelt, wie etliche Ortsnamen auf -ing im Umkreis von Beilngries belegen. Die bajuwarische Besiedlung erfolgte offensichtlich entlang der Altmühl, Sulz sowie Weißer und Schwarzer Laber.[2]

Seit der Frankenherrschaft und Karl dem Großen lag hier uraltes Königsgut mit mächtigen Forstgebieten, die es durch königliche Dienstmannen zu erschließen galt. Die Herren im benachbarten Hilpoltstein waren solche Reichsministeriale, die im Dienst des deutschen Königs standen. Sie waren zur Verwaltung des königlichen Besitzes und zur Erschließung des königlichen Landes südlich von Nürnberg eingesetzt. Dabei gelang es ihnen im Lauf der Zeit weitere Gebiete in ihren Besitz zu bringen. Der Besitz gruppierte sich an der Hinteren Schwarzach, wo die Städte Hilpoltstein und Freystadt entstanden. Durch Heiratspolitik stießen sie weiter östlich, in das Gebiet um Sulzbürg sowie nördlich und südlich von Neumarkt vor. Eine zweite Gruppe ihrer Besitzungen lag im Schwarzachtal um den ehemaligen Königshof Greding mit seinem fränkischen Martinspatrozinium.

Gerade die Flusstäler sind es, die im Bistum Eichstätt alte Kirchen aufweisen, wie die Patrozinien belegen. Bonifatius hat, durch Karl Martell im Jahre 741 auf bairischem Boden das fränkische Bistum gegründet, das aus Teilen des ehemaligen Bistums Augsburg und des Bistums Regensburg entstand, sowie aus Gebieten des Rangaus im Westen und des Sualafelds im Süden.[3]

Beilngries im Besitz des Bistums Bamberg

Eine kirchliche Veränderung gab es im Jahre 1007, als Kaiser Heinrich II. das Bistum Bamberg gründete. Beilngries, vor den Toren Eichstätts, gehört zur Gründungsausstattung. Während Eichstätt bereits unter Bischof Erchambold (ca. 882 – 912) die Erlaubnis erhielt, einen Markt abzuhalten, bekam Beilngries, eine Urpfarrei, dieses Recht erst im Jahre 1053 zugestanden, zusammen mit Waldkirchen, ebenfalls einer Urpfarrei. (zu Waldkirchen s. a. Altstraßen im Bereich der TK 25 6835 Wissing).[4]

Die Grafen von Hischberg und die Grafen von Sulzbach

Oberhalb von Beilngries thront das Schloss Hirschberg, die heute im bischöflichen Besitz befindliche Anlage war einst Sitz der Grafen von Hirschberg. Die Hirschberger waren die Vögte des Eichstätter Hochstifts, so wie die Grafen von Sulzbach Vögte des Bamberger Kirchengutes waren. Da nämlich nach dem Kirchenrecht die Diözesen keinen Grund besitzen durften, waren sie gezwungen, sich weltliche Vertreter zu suchen, die ihnen militärischen und juristischen Beistand gewährten: Die Vögte. Allerdings bezogen die Vögte dann auch an den Einkünften aus diesem Grundbesitz, Hochstift genannt. Fromme Stiftungen des Adels an die Domkirchen mehrten deren Grundbesitz.[3] Das mächtige Adelsgeschlechter der Sulzbacher waren mit den Hirschbergern verwandtschaftlich verbunden. Als die Sulzbacher 1188 im Mannesstamm ausstarben, waren die Hirschberger ihre Erben. Als diese im Jahre 1305 ebenfalls ausstarben, kam es zum erbitterten Streit um das Erbe zwischen den Bischöfen von Eichstätt und den Wittelsbachern, der im Vertrag von Gaimersheim schließlich eine Lösung fand. Die Grafschaft Hirschberg fiel mit 122 Dörfern und dem Markt Beilngries an die Bischöfe von Eichstätt.[5]

Das Kloster Plankstetten

Die Sorge um das Seelenheil führte im Jahre 1129 auch zur Gründung des Klosters Plankstetten durch die Grafen von Hirschberg als sogenanntes „Eigenkloster“. Hier erfolgte in der Regel auch die Grablege der Gründerfamilie. So war im Bereich der Bistümer Eichstätt und Bamberg der Adel eng mit der Geistlichkeit verwoben. Eine enge Beziehung zu den geistlichen Institutionen entstand auch dadurch, dass Angehörige des regionalen Adels als Bischöfe, Äbte oder Mitglieder des Domkapitels tätig wurden. Bischof Gebhard I. von Eichstätt brachte es sogar als Viktor II. zum Papst und liegt im Bamberger Dom begraben.

Altwege um Beilngries

Die engen politischen und kirchlichen Verbindungen von den westlichen und südwestlichen Regionen Bayerns, wo heute die Regierungsbezirke Oberpfalz, Mittelfranken und Oberbayern zusammenstoßen und die Brücke bilden zur mittleren und nördlichen Oberpfalz, führten seit dem frühen Mittelalter zu zahlreichen alten Verkehrswegen, die sich im Bereich des heutigen Landkreises Neumarkt/Opf. verdichten und wo sich nach Manske zwei Altwegesysteme kreuzen. Als sichtbares Zeichen führt bis zur Gegenwart die Bundesstraße B 299 durch das Kartenbild TK 6934. Genauso, wie hier der Rhein-Main-Donaukanal in mehreren Staustufen die europäische Hauptwasserscheide überwindet. Ein Problem übrigens, vor dem bereits Karl der Große mit seinem Kanalbauprojekt „Karlsgraben“ stand und Ludwig I. mit seinem Ludwigs-Donau-Main-Kanal im 19. Jahrhundert.

Altwege um Beilngries nach Dollacker, Manske und Rädle

Anton Dollacker weist in seinem Altstraßensystem der mittleren Oberpfalz mehrere Trassen nach, die nach Süden führen und offensichtlich das Altmühltal um Eichstätt bzw. den bereits vorrömischen Übergang über die Donau bei Pförring sowie die frühmittelalterlichen königlichen Pfalzen in Ingolstadt und Weißenburg zum Ziel hatten.

  • Dollacker Nr. 78: Neumarkt/O. – Kleinalfalterbach – Staufersbuch – Öning – Beilngries. Dollacker gibt als mögliches Ziel Kipfenberg an.
  • Dollacker Nr. 79: Neumarkt/O. – Pirkach – bei Neuhaus über die Laber – bei Metzenhof über die Sulz – Berching – Landerzhofen – Greding. Endziel: Eichstätt?
  • Dollacker Nr. 80: Amberg- Ransbach – Velburg-Sommertshof – Lengenfeld – über die Laber - Kleinalfalterbach - Pirkach. Weiter wie Nr. 78 bzw. Nr. 79 mit Ziel Greding bzw. Eichstätt.
  • Dollacker Nr. 88: Velburg – Kemnathen – Breitenbrunn – Dietfurt – Kösching – Manching.
  • Dollacker Nr. 91: Velburg – Daßwang – Langenthonhausen – Riedenburg – Pförring.[6]

Altwege um Wissing bei Rädle

Herbert Rädle hat neben Velburg mit Freihausen und Batzhausen zwei Orte im Bereich der TK Wissing als Ausgangspunkt seiner Altwegeforschungen gewählt. Rädle verbindet in seine Trassen mit zahlreichen Hinweisen auf vorgeschichtliche Funde in diesem Raum (zur Altwegekarte im Bereich der TK Beilngries s. a. Altstraßen im Bereich der TK 25 6834 Berching, Altstraßen im Bereich der TK 25 6835 Wissing und Altstraßen im Bereich der TK 25 6736 Velburg).

  • Trasse Nr. 3 e: Velburg – Eichenhofen – Seubersdorf-Neuhausen („Hoi“) – Laubholz (Flurname) - Kemnathen – Breitenbrunn – Premerzhofen – Dietfurt – Pondorf – Schamhaupten – Sandersdorf – Mindelstetten – Pförring. (S. 71 – 80, Karte 10).
  • Trasse Nr. 3 f: Velburg – Kemnathen (wie 3 e), weiter nach Gimpertshausen – Staufersbuch - Holnstein – Wegscheid – Berching – Rudertshofen – Rübling – Weidenwang – Großberghausen – Freystadt. (S. 80 – 86, Karte 11).
  • Trasse Nr. 6c: Breitenbrunn – Buch - Daßwang - Darshofen – Rudenshofen – Weiherstetten – Hörmannsdorf – Eichensee – Hohenburg. (S. 135 – 145, Karte 12).
  • Trasse Nr. 10 a: Von Freihausen – Biermühle – Mühlhausen – Kruppach - Sulzbürg nach Freystadt. Die Verlängerung dieser Trasse nach Süden erfolgt nach Rädle über Ittelhofen – Wissing – Rasch – Hamberg- Tiefenhüll – Neukirchen nach Hemau und isst als Altstraßen-Wanderweg „unergiebig“, da die Hochfläche des Jura keine großen Höhenunterschiede aufweist und die meisten Altwegespuren in der Ackerflur verwischt sind. (S. 185 – 190, Karte 11).
  • Trasse 10 b: Freihausen – Pollanten – Grubach - Sulzüberquerung bei der Breitenfurt - Erasbach - Großberghausen – Oberndorf – Freystadt. (S. 191 -199, Karte 11, Karte 28).
  • Trasse 10 c: Freihausen – Wissing – Kemnathen – Rasch – Hamberg – Tiefenhüll – Neukirchen – Hemau – Regensburg. (S.199 – 200, Karte 11, Karte 28).
  • Trasse 10 d: Freihausen – südlich Körndlhof – Batzhausen – Waldhausen – Oberweiling. Heißt z.T. „Alte Poststraße“. Stößt dort auf die von Dollacker bezeichnete Straße Nr. 88, die von Dietfurt kommend über Amberg bzw. Sulzbach nach Böhmen bzw. nach Mitteldeutschland („Magdeburger Straße“) führt. (S. 200 – 202, Karte 28).
  • Trasse 10e: Freihausen – Waldkirchen (Hüll!) – Staufersbuch – Erbmühle (Laberüberquerung) – Öning (Nikolauskirche) – Raitenbuch – Kevenhüll – Beilngries – Richtung Ingolstadt/Pförring (Donauübergang). Fernziel: Augsburg – Brenner – Italien = Verlängerung der Trasse Nr. 10 d nach Süden. (S. 202 - 205, Karte 28).
  • Trasse Nr. 11a. Batzhausen – Schnufenhofen – Ittelhofen (Jakobskirche) – Gimpertshausen – Erbmühle – Önining – Raitenbuch – Kevenhüll – Beilngries. Teilweiser Verlauf wie Trasse 10 e. (S. 205 – 209, Karte 29).
  • Trasse Nr. 11b: Batzhausen – Schnufenhofen – Wachtlhf – Wissing – Staufersbuch – Dürn (St. Georg = 14 Nothelfer) – Premerzhofen – Dietfurt. Fernziel: Kösching – Ingolstadt – Augsburg. (S. 210– 211, Karte 29).
  • Trasse Nr. 15c: Plankstetten – Oberndorf – Kevenhüll – Muttenhofen – Breitenbrunn. Anschluss an Trasse 6 c, die weiter in Richtung Amberg bzw. Hohenburg führt. (S. 233 – 236, Karte 16, 29).
  • Trasse Nr. 15d: Plankstetten – Wallnsdorf – Holnstein – Freihausen – Pirkach – Kleinalfalterbach – Mantlach – Helfenberg – Lengenfeld – Distlhof (Hüll!) – Sommertshof (Hüll) – Pielenhofen (Nikolauskirche, abgegangen im Truppenübungsplatz) - Ransbach (S. 236 – 240, Karte 16 und 29)[7]

Die zahlreichen Hohlwege, die das digitale Geländemodell im Bereich zwischen Beilngries und Greding abbildet, resultieren aus der Überwindung des Höhenrückens, der das Sulztal vom Schwarzachtal trennt und vermutlich von Greding in Richtung Velburg führt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Fürnrohr: Frühe Siedlungsspuren im Ottmaringer Tal, in: Maria Bauer; Johann Grad: Ottmaring. Eine Dorfgeschichte. Ottmaring 2024, S. 34 - 49
  2. Hans Dachs: Der Umfang der kolonisatorischen Erschließung der Oberpfalz bis zum Ausgang der Agilolfingerzeit. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1547-3, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 86. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1936, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2742-1, S. 159-178
  3. 3,0 3,1 Gerhard Hirschmann: Historischer Atlas von Bayern, Franken Reihe I Heft 6: Eichstätt. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1959, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00008041-1
  4. Franz Heidingsfelder: Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt. Würzburg 1915 – 1938.
  5. Wolfgang Wiessner: Historischer Atlas von Bayern, Franken Reihe I Heft 24: Hilpoltstein. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 978-3-7696-9908-1, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00008054-2, S. 99
  6. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  7. Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-00-017390-0