Altstraßen im Bereich der TK 25 6736 Velburg

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Die Oberpfalz – ein wichtiger Knotenpunkt von Altstraßen

Die gesamte Oberpfalz bildet im Verlauf der Jahrhunderte einen bedeutenden Verkehrsknotenpunkt von Altstraßen. Es ist wohl die zentrale Lage in der Mitte Europas, was im Lauf der Geschichte dazu führte, dass sich hier Straßen bereits in vorgeschichtlichere Zeit Trassen von Nord nach Süd und von Ost nach West (und natürlich umgekehrt) hier kreuzten. Die Forschung geht davon aus, dass bereits in vorrömischer Zeit unter den Kelten zwei alte Wege von der Donau nach Böhmen unser Untersuchungsgebiet passierten. Der Raum des heutigen Velburg war einer dieser Verkehrsknotenpunkte. Intensiv hat sich der gebürtige Velburger Hans Jungwirth mit dem Altwegesystem seiner Heimat beschäftigt.[1]

Frühmittelalterliche Konkurrenz der Baiern und Franken um Velburg

Im frühen Mittelalter geriet der Raum der westlichen Oberpfalz um Velburg, Parsberg und Lauterhofen in das Interessensgebiet zweier konkurrierender Mächte: Der bayerischen Herzöge und der fränkischen Hausmeier. Die Gründung des Bistums Eichstätt im Jahre 741 muss daher auch als „politische“ Gründung verstanden werden. Nicht umsonst grenzen hier die Bistümer Regensburg und Eichstätt unmittelbar aneinander. Der spätere fränkische Königshof in Lauterhofen war bis zur Absetzung Herzog Odilos im Jahre 788 im bayerischen Besitz.

Wie die große Ringwallanlage in Unterwiesenacker belegt, führten offenbar bereits in vorgeschichtlicher Zeit Wege aus dem Eichstätter Raum nach Osten. Entlang dieser Trassen erfolgten im frühen Mittelalter, von reichsfränkischer Seite aus, die Kolonisation und Christianisierung der mittleren Oberpfalz bis hinüber ins Tal der Vils. Hier ist im Raum Ensdorf – Theuern das in der Biographie des hl. Wunibald genannte „Nordfilusa“ zu suchen.[2]

Altstraßen um Velburg

Der junge Lehrer Hans Jungwirth, der in Amberg eine Anstellung fand, war mit Sicherheit mit Anton Dollacker bekannt, der ihn vielleicht sogar für das Thema Altstraßenforschung interessierte. Dollacker hat in seiner Altstraßenkarte der mittleren Oberpfalz bereits etliche Trassen erwähnt, die Jungwirth für seine spätere Darstellung verwendete.[3]

Aus diesem Grund wurde der Zählung der Altstraßen um Velburg von Hans Jungwirths die Nummernbezeichnungen der Trassen von Anton Dollacker in Klammern beigefügt. Jungwirths Weg Nr. 1 (nach Dollacker Nr. 88): Nach Dollacker führte vom Donau-Übergang bei Kösching-Pförring (die Römer errichteten hier vermutlich sogar eine Brücke über die Donau) in Richtung Nordosten, überquerte bei Dietfurt die Altmühl, führte bei der Aumühle über die Wissinger Laber und ging südlich an Seubersdorf vorbei nach Altenveldorf (=älter als Velburg), um dann in Richtung Sulzbach und von da weiter nach Nordosten in den Raum Eger bzw. weiter nach Norden zu führen.[4]

Eine Altstraßentrasse aus dem Bereich Klapfenberg, führte, evtl. als Paralleltrasse zum obengenannten Weg, ebenfalls nach Velburg. Jungwirths Weg Nr. 2 (nach Dollacker Nr. 80) führte z.T. auch den Namen „Bistumersteig“. Die Bezeichnung „Steig“ weist darauf hin, dass diese Trasse vor allem von Fußgängern, z.B. von Boten und vielleicht noch von Boten auf Pferden, weniger aber von Fuhrwerken und zum Transport von Waren benutzt wurde. Nach Jungwirth berührte die Trasse des „Bistumersteiges“ den Raum Velburg bzw. Altenveldorf aber nicht direkt, sondern führte daran vorbei und lief über Lengenfeld in Richtung Südosten. Er scheint ein hohes Alter besessen zu haben.

Ein von Jungwirth mit „Weg Nr. 6“ bezeichnete Trasse ist eine Abzweigung von Weg Nr. 2, der nun direkt nach Velburg hineinführt. Er dürfte daher der jüngere der beiden sein. Jungwirth übersieht allerdings ein weiteres Altstraßenphänomen: Ein Kennzeichen für das hohe Alter von Altstraßen ist die Tatsache, dass sie grundsätzlich Ortschaften vermieden. Erst im hohen und späten Mittelalter versuchten die jeweiligen Herrscher durch den sogenannten „Straßenzwang“ Verkehrsströme in die größeren Orte zu lenken. Dazu wurden Märkte mit entsprechenden Marktrechten gegründet. Um die bessere Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs zu gewährleisten, wurden die Händler nun gezwungen ihre Waren, auch in den jeweiligen Orten feilzubieten.

Hier sei noch ein grundsätzliches Problem der Altstraßenforschung erwähnt: Nur in Ausnahmefällen können wir sagen, zu welcher Zeit eine Trasse in welcher Intensität genutzt wurde. Immer wieder kam es zu Veränderungen im Straßenverlauf, meist wohl bedingt durch Veränderungen im Herrschaftssystem: Neue Herrscher etwa versuchten Verkehrswege über ihre eigenen Territorien zu lenken, um hier auch entsprechende Einkünfte aus den Wegezöllen zu generieren oder eben ihr Herrschaftsgebiet mit Waren des täglichen Lebens zu versorgen.

Als aktuelles Beispiel über Veränderungen im Wegesystem sei hier nur die Errichtung des Truppenübungsplatzes Hohenfels genannt. Der Übungsplatz unterbrach rigoros uralte Straßenverbindungen, die etwa die von Velburg nach Lutzmannstein oder die von Parsberg nach Hohenburg.

Als Wegbegleiter dieser oben erwähnten uralten Straßenverbindungen, die wie gesagt vermutlich in vorgeschichtliche Zeit zurückreichen, sind z.B. die Flurbezeichnung „Hochstraße“ im Bereich des Laubholzes bei Seubersdorf und die Bezeichnung „Rennstraße“ bei Hollerstetten zu nennen. Wegbegleiter waren drei mittelalterliche Steinkreuze in Seubersdorf, Hollerstetten und Altenveldorf.[5]

Als archäologische Belege für das hohe Alter dieser genannten Straße gelten u.a. vorgeschichtliche Funde. Es gibt Hinweis auf frühe Eisenverhüttung durch die Kelten im Bereich von Seubersdorf-Krappenhofen sowie die Existenz eines keltischen Ringwalls bei Unterwiesenacker.

Jungwirths Weg 4 (nach Dollacker Nr. 84): Diese oben genannte Straße aus dem Bereich Kösching-Pförring querte bei Altenveldorf wiederum eine andere Altstraße, die von Jungwirth mit Nr. 4 gekennzeichnet ist. Sie kann vermutlich ebenfalls auf ein hohes Alter verweisen und kam aus dem Bereich der Altmühl bei Eichstätt/Greding/Beilngries und führte von Velburg aus über Utzenhofen weiter nach Osten ins Vilstal.

Nach der Durchquerung des Hirschwaldes und der Überquerung der Vils bei Ensdorf sowie der Naab nördlich Schwandorf, verlief sie offensichtlich in den Raum Waldmünchen um schließlich von dort über das Bergmassiv des Cerkov und des Nepomuksattel nach Böhmen zu führen. Eine von Jungwirth genannte „Trasse 8“ war offenbar eine Abzweigung von „Weg 4“. Sie führte aber nicht an Velburg vorbei, sondern direkt in den Ort hinein.

Diese beiden oben genannten Altstraßentrassen 1 und 4 besaßen wohl bis ins frühe Mittelalter hinein ihre Bedeutung. Nicht zuletzt lag hier mit Lauterhofen ein bedeutender Besitz des bayerischen Herzogs und später ein fränkischer Königshof, der bereits zusammen mit dem Königshof in Ingolstadt im Jahre 805 eine urkundliche Erwähnung fand. Übrigens findet sich auch in Lauterhofen ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt.

Nachdem die deutschen Könige im Mittelalter keine feste Hauptstadt besaßen, sondern im Umherziehen von Pfalz zu Pfalz regierten, bildeten die genannten beiden Straßen im Mittelalter wohl auch die Verbindung zwischen den beiden Königshöfen in Lauterhofen und Ingolstadt.

Jungwirths Weg Nr. 5 und Weg Nr. 7: Doch auch eine weitere Straßenverbindung (nach Dollacker Nr. 74) dürften die fränkischen Könige auf ihrem Weg von ihren Pfalzen in Forchheim, Fürth und Hersbruck nach Regensburg, Roding oder Cham benutzt haben. Ein Überbleibsel davon scheint eine Altstraßen zu sein, die aus dem Raum Nürnberg/Hersbruck kommend über Lengenfeld, Altenveldorf, Holzheim, Rackendorf, Hitzendorf, Stetten, Raitenbuch und Kallmünz (Dinau) nach Regensburg führte.

Über die einzelnen Stationen dieses Weges sind wir durch die Reisebeschreibung des Abtes Altmann von Niederaltaich aus dem Jahre 1367 informiert. Er hatte auf dem Rückweg vom Generalkapitel seines Ordens in Cambrais (in Nordfrankreich), die Stationen seiner Heimreise notierte. Diese genannte Straße war bis in die Zeit um 1500 in Gebrauch. Etwa ab diesem Zeitpunkt verlief sie weiter westlich und war mit dem Verlauf der heutigen Bundesstraße 8 weitgehend identisch.

Nach der Karte von Hans Jungwirth verlaufen wohl etliche Alternativtrassen an Velburg vorbei. Jungwirth vermutet, dass etliche der eingezeichneten Trassen dazu dienten, Velburg zu umgehen, um keinen Straßenzoll entrichten zu müssen. Schließlich stießen bei St. Colomann vier Ämter zusammen: Velburg, Helfenberg, Lutzmannstein und Hohenburg. Der überregionale Handel war bestrebt, nach Möglichkeit zu viele und vor allem teure Mautstellen zu umgehen.

Trassen, die ursprünglich Altenveldorf und Velburg mieden, führten dann später direkt in die Ortschaften hinein. Ein Indiz dafür, dass diese Trassen jüngeren Datums sind, ist die Tatsache, dass sie an den Galgen vorbeiführen. Schließlich wurden Straßen bewusst an den Galgen vorbeigeführt bzw. an den Straßen erreichtet.

Der Sonderfall Sommertshof

Herbert Rädle, Gymnasiallehrer am Ostendorfer-Gymnasium in Neumarkt, veröffentlichte im Jahre 2006 seinen Auto-Wanderführer für den Raum Neumarkt. Dabei stieß er in der unmittelbaren Umgebung Velburgs auf einen weiteren Kreuzungspunkt von Altstraßen, nämlich dem Sommertshof (wenige km nördlich Velburg).[6]

Sommertshof, urkundlich 1326 als Suomersdorf erwähnt, bedeutet nichts anderes einen Hof, bei dem die „soumari“ (= Säumer) Rast machen oder auch Last- oder Zugtiere kaufen oder mieten konnten. Säumer waren Fernhändler, die auf dem Rücken von Lasttieren ihre Waren transportierten. Nach Rädle handelt es sich hier beim Sommertshof um eine bedeutende Altstraßenkreuzung. Hier kreuzten sich die Altstraße Kallmünz-Hohenfels-Unterwiesenacker-Pilsach-Altdorf mit zwei weiteren, nämlich der schon oben genannten Strecke Kösching-Dietfurt-Breitenbrunn-Velburg-Kastl-Sulzbach und der Strecke Greding-Berching-Ernersdorf-Groß/Kleinalfalterbach-Lengenfeld-Sommertshof-Ransbach-Amberg.

Als typisches Merkmal von Wegkreuzungen findet sich in der Nähe des Sommertshofes eine Wegkapelle, die der hl. Jungfrau Maria gewidmet ist. Das Marienpatrozinium ist altstraßentypisch, ebenso wie die Leonhards,- Nikolaus- und Jakobspatrozinien. Der Einödhof Sommertshof besaß zudem im Jahre 2007 noch eine altstraßentypische Hüll, also ein Wasserloch, an dem Reisende und Fuhrleute ihre Tiere tränken konnten. Auf dem wasserarmen Jura eine wichtige Einrichtung.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Jungwirth: Altwege um Velburg, in: Oberpfälzer Heimat 10 (1966), S. 95 – 100 (Karte!)
  2. Hans Dachs: Der Umfang der kolonisatorischen Erschließung der Oberpfalz bis zum Ausgang der Agilolfingerzeit, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 86 (1936), S. 159 – 178 = www.Heimatforschung-Regensburg.de
  3. Anton Dollacker: Die Altstraßen der mittleren Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 88 (1938), S. 167 – 186 = www.heimatforschung-regensburg.de
  4. Dollacker, Anton: Vergessene Handelswege durch die mittlere Oberpfalz zur Donau unterhalb Ingolstadt inkl. Karte, in: Ingolstädter Heimatblätter Nr. 20 vom 1. Dezember 1934, Beiblatt zur Ingolstädter Zeitung 1934
  5. Herbert Rädle: Vier mittelalterliche Sühnekreuze an einer Altstraße südlich von Velburg, in: Die Oberpfalz 92 (2004), S. 274 – 276
  6. Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-17-390-0, S. 32