Altstraßen im Bereich der TK 25 6436 Sulzbach-Rosenberg Nord
Verkehrspforte Sulzbach
Von einer Verkehrspfortensituation spricht der Geograph, wenn sich an einer Stelle verschiedene Verkehrsträge bündeln. Nach Manske liegt Sulzbach an einer solchen Stelle. Die Burg und Altstadt Sulzbachs, hoch über dem Rosenbachtal auf einem Kalkplateau des Malm, bildet eine ausgesprochene „Schutzlage“. Die geographische Situation Sulzbachs wird bestimmt durch die geologischen und geomorphologischen Verhältnisse im Umfeld der Stadt, insbesondere westlich davon, aber auch im Osten und Südosten. Sie liegt damit sehr günstig an der durch die Vilserosion geschaffenen „Hahnbacher Ausraummulde“ und einem offenen Zugang von und nach Osten über die Bodenwöhrer Senke in die Cham-Furter-Senke.
Im Westen gibt das Högenbachtal eine natürliche Verkehrsleitlinie in die Hersbrucker Bucht vor. Zudem ist der geologische Untergrund mit seiner guten Tragfähigkeit gut geeignet, zumal zwischen Weigendorf und Sulzbach der Albbereich zu queren ist. Während nämlich um Königstein oder dem Sulzbacher Birgland durchaus Höhen von 650 m erreicht werden, bleiben die Höhen im obengenannten Bereich Passbereich Weigendorf – Sulzbach zwischen Sulzbach (400 m) und der Hersbruck Bucht (350 - 400 m) in der Regel unter 500 m. Damit war die Bedeutung des Sulzbacher Raumes als „Verkehrspforte“ prädestiniert.[1]
Mittelalterliche Geschichte Sulzbachs und des Sulzbacher Raumes
Nach Alois Schmid ging von der mittleren Oberpfalz, dem sogenannten „Urnordgau“ in der Zeit der Merowinger, Karolinger und Ottonen ein wichtiger Impuls zur Erschließung des Nordbayerns aus.[2]
Der Tod Herzog Arnulfs von Bayern am 14. Juli 937 bedeutete eine Zäsur in der Geschichte des Nordgaus. Dies bot Otto I., dem gerade seit einem Jahr regierenden König, die Möglichkeit, seine neue Politik der Stärkung der Zentralgewalt unter Zerschlagung bisheriger autonomer Herrschaftspositionen durchzusetzen. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit den Söhnen Arnulfs erzwang Otto die Unterwerfung Bayerns. Um die mächtige herzogliche Stellung nördlich der Donau zu schwächen, entzog er noch 939 dem Herzog den Raum zwischen Altmühl, Naab Regen, den „bayerischen Nordgau“ und unterstellte ihn der Amtsgewalt des Grafen Berthold von Schweinfurt. Darüber hinaus übertrug er Berthold die den Luidolfingern entzogenen Eigengüter in Ammerthal und im Raum Eichstätt.
Die Schweinfurter und die Schweinfurter Fehde von 1003
Der einzige den Nordgau betreffende hoheitliche Akt erfolgte bei Ottos letztem Aufenthalt in Regensburg, als er am 4. Februar 961 dem Kloster St. Emmeram den an das Reich gefallenen Besitz in Premberg (!) vermachte. Die einzige Urkunde in den Diplomen König Ottos im Nordgau und zugleich der älteste Beleg für die Grafschaftsrechte, die Graf Berthold von Schweinfurt seit 938 ausübte.
Bei den folgenden Auseinandersetzungen um die Teilhabe an der Reichsherrschaft unter Otto II. standen die Schweinfurter unverrückbar auf der Seite Ottos. Eine Feindschaft zwischen den Schweinfurtern und den bayerischen Liudolfingern, der sich 1003 schließlich in der folgenreichen „Schweinfurter Fehde“ entlud.[3]
Von der „königsfernen Region“ ins Zentrum der Macht
Die Wahl des bayerischen Herzogs Heinrich IV. zum neuen König Heinrich II. im Jahre 1002 stieg der Nordgau als bislang weitgehend „königsferne“ Region zu einer „Basislandschaft“ des neuen Kaisers auf. Kaiser Heinrich besuchte zwischen 1003 und 1019 zum Teil in jährlichen Abständen die Stadt Regensburg, entweder zur Abhaltung wichtiger Versammlungen oder zur Vorbereitung von Kriegszügen.
Diese Veränderungen wirkten sich entscheidend für die Stellung des Nordgaus im herrschaftlichen Gefüge aus. Die Weigerung des neuen Königs Graf Hezilo von Schweinfurt als Dank für den Erwerb der Königskrone das bayerische Herzogtum zu übertragen, löste schließlich im Jahre 1003 den tiefgreifenden Konflikt aus, der in der Schweinfurter Fehde endete und zu massiven Verlusten des Schweinfurter Besitzes und der Zerstörung ihrer Burgen im Nordgau führte, darunter auch Ammerthal. Es kam anschließend zu einer Neuordnung des ostfränkisch-nordbayerischen Raumes.
Der Aufstieg der Grafen von Sulzbach
Die einstige Großgrafschaft der Schweinfurter zerfiel nun in mehrere kleinere Amtssprengel, mit deren Verleihung an königstreue Adelige er deren Aufstieg förderte. Auf diese Weise kam zwischen 1003 und 1007 eine Graf Berengar, der Stammvater der Grafen von Sulzbach in den Besitz des Raumes an der Schwarzen Laber und am Unterlauf der Vils und der Naab bis hin zum Nordufer des Regen. Tatsächlich belegen archäologische Untersuchungen um das Jahr 1000 nach einer Zerstörung massive Baumaßnahmen an der Burg. Der weitere Aufstieg der Sulzbacher war gewährleistet, zumal sie auch die Vogtei über die in dieser Region liegenden Besitzungen des von Heinrich im Jahre 1007 gegründeten Bistums Bamberg erhielten. Sie konnten damit ihr Einflussgebiet nicht nur bis zum Regen, sondern auch bis hin zur Altmühl ausweiten. Während Sulzbach mit Kaiser Heinrich II. aufstieg und große Bedeutung erlangte, stagnierte der Schweinfurter Einfluss im Bereich Ammerthal-Illschwang.
Heinrich war es gelungen ein politisches Gegengewicht sowohl gegen die aufstrebenden Geschlechter der Burggrafen von Regensburg und der Grafen von Schweinfurt als auch gegen den bayerischen Herzog zu bilden. Das Territorium des Herzogs am bayerischen Hauptort Regensburg war durch bambergische Besitzungen nahezu eingeschlossen. An wichtigen Verkehrswegen gelegen umspannte der vom König verliehene Besitz der Bamberger Kirche fast den gesamten Norden und Nordosten Bayerns.
Der Adel an Schwarzer Laber, Pegnitz, Vils und Regen
Adelige Amtsträger und Grundherrn treten im Nordgau spätestens seit dem 8. Jahrhundert auf, um sukzessive den noch weitgehend von Wald bedeckten Raum zwischen Schwarzer Laber, Pegnitz und Regen zumeist m Dienst der fränkischen Könige zu erschließen. Neuere archäologische Grabungen bringen Licht ins Dunkel befestigter Herrschaftssitze adeliger Familien auf dem Nordgau. Von den 51 bekannten Burgen aus der Zeit vor dem Jahr 1000 an Naab, Vils und Pegnitz sind weniger als ein Drittel bisher archäologisch erforscht. Unter den zahlreichen ansässigen Adeligen nahm der vom König eingesetzt Nordgaugraf eine Spitzenstellung ein. Er verwaltete die Großgrafschaft im Norden Bayerns und sichert die Grenze zu Böhmen für König und Reich. Dieser residierte seit der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts auf der bereits während des 8. Jahrhunderts entstandenen Burg Sulzbach. Sie hat der Archäologe Mathias Hensch mit übrzeugenden Argumenten als Amtssitz des Nordgaugrafen angesprochen.
Graf Berengar ist es nach Seibert offensichtlich gewesen dank königlicher Unterstützung, im Raum von Schwarzer Laber und an der Vils Fuß zu fassen und die Burg Sulzbach zum namengebenden Stammsitz und Herrschaftsmittelpunkt eines erst Ende des 11. Jahrhunderts in den Quellen deutlicher fassbaren Adelsgeschlechts zu formen. Die Schweinfurter hatten mit der Niederlage von 1003 ihre einst dominierende Stellung auf dem Nordgau zugunsten des Königs und neuer adeliger „Aufsteiger“ wie die Grafen von Sulzbach bis auf wenige Stützpunkte eingebüßt.[4]
Die Burg Sulzbach
Burgen stellten das Rückgrat der Macht dar. Sie liegen in der Regel an den für den überregionalen Verkehr bedeutsamen Stellen. Eine dieser Burgen, die vom Reich verliehen wurde, ist Sulzbach. Erst die zwischen 1992 und 2001 durchgeführten Grabungen mit 54 Grabungsschnitten die bisher unbekannte, überragende Bedeutung Sulzbachs heraus. Die Ergebnisse sind als sensationell zu bezeichnen und werfen ein neues Licht auf die Geschichte des Nordgaus.[5]
Die langjährigen intensiven Grabungen durch Mathias Hensch auf dem Sulzbacher Burgberg lassen hier sogar einen vorgeschichtlichen Vorgängerbau vermuten, was an dieser exponierten und verkehrsgünstigen Lage nicht abwegig erscheint. Möglicherweis fanden die Archäologen sogar das Grab des Grafen Ernst, des legendären Gründers des Geschlechts der Grafen von Habsberg-Pettendorf-Sulzbach. Zudem war die Burg Sulzbach offenbar ein frühes Zentrum der Eisenverarbeitung und sogar farbiges Glas wurde gefunden.[6]
Weiteres Schicksal der Burg Sulzbach
Allerdings ist Sulzbach erst seit 1071 urkundlich als Grafschaftssitz belegt. Mit dem Aussterben der Grafen von Sulzbach mit Graf Gebhard II. im Mannesstamm gingen die bambergischen Lehen gingen an Kaiser Friedrich I., die eigentliche Grafschaft kam auf die Erbwege an die Grafen von Hirschberg, die wiederum im Jahr 1305 ausstarben. Das Amt Sulzbach kam mit zahlreichen anderen Besitzungen (u.a. Lauterhofen, Rosenberg, Ammerthal) an die bayerischen Herzöge. Eine besondere Förderung erhielt Sulzbach unter Kaiser Karl IV., der auf dem Weg von Prag nach Böhmen in Sulzbach, der „Hauptstadt Neuböhmens“ über 50mal Station gemacht haben soll.[7]
Altwege um Sulzbach nach Manske
Nach Manske (S. 105 – 106) zeigt die geologische Karte im Mittelalter günstige Verkehrsbedingungen. Am klarsten ist nach Manske die Passpforte östlich Weigendorf. Auf ihr gelangt man auf einer Höhe von 450 m über die Alb nach Sulzbach. Gleiches gilt für die doppelte Passpforte durch das Etzelbachtal nach Südosten bzw. ins Klafferbachtal. Eine dritte, scheinbar nicht so günstige Passpfortensituation, ergibt sich durch das obere Högenbachtal in Richtung Bachetsfeld. Hier muss allerdings östlich Bachetsfeld zwischen Schwand und Kempfenhof auf einem kurzen Abschnitt die Höhe von 500 m überwunden werden. Damit ergeben sich von der Hersbrucker Buch (350 – 400 m) und Sulzbach (ca. 400 m) durchgehend günstige Verkehrsleitlinien unter 500 m.
Nutzung der Pfortentrassen im Mittelalter nach Manske
Ausgerechnet die südlichste, am höchsten hinaufführende Trasse wurde auch am frühesten vom früh- und hochmittelalterlichen Fernverkehr genutzt. Dies ergeben Indizien, welche entlang der Trasse, aber auch bei der Stadt Sulzbach selbst gesammelt werden konnten.
Während sich entlang die nördlichsten Pfortentrasse im Gegensatz zur Weigentaltrasse nur wenige Spurenreste feststellen lassen, ergaben die Untersuchungen der Südtrasse deutliche Hinweise auf eine lange und intensive Nutzung dieser Passpforte. Dabei zweigt östlich Schwand die wohl älteste und sehr intensiv genutzte Trasse von und nach Amberg über Aichazandt, Haar, Kropfersricht, Siebeneichen, Egelsee davon ab. Der südlich Höhenweg führt, typisch für eine alte Fernstraße, geradlinig auf das jeweilige Ziel zu. Hinzu kommt, dass die älteste Trasse dieser südlichen Passroute zwischen Weigendorf und Bachetsfeld nicht das obere Högenbachtal nutzte, sondern von Weigendorf aus auf dem „Haunritzrücken“ über Högen, den Büchelberg geradlinig nach Bachetsfeld führte. Sie wurde nach Manske wegen des schwierigen Geländes ursprünglich als Karawanenweg genutzt. Östlich des Wasserberges fand er an der Trasse noch eine aufgelassene Hüll, die der als mögliche Tränke für Lasttiere interpretiert.
Mit zunehmendem Fuhrverkehr wurde dieser Höhenweg aufgegeben und auf die Trasse ins ober Högenbachtal zwischen Bachetsfeld und Weigendorf verlagert, die später auch als Posttrasse Verwendung fand. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts verlagerte sich der Verkehrsstrom von und nach Nürnberg von der südlichen Pfortentrasse auf die mittlere durch das Weigental.
Altwege um Sulzbach nach Dollacker
Die Bedeutung Sulzbachs im Mittelalter belegen die zahlreichen Altwegetrassen von und nach Sulzbach, wie sie Anton Dollacker dokumentiert.
- Nummer 24: Amberg – Karmensölden – Bayerisch Brückl – Siebeneichen – Aichazandt, östlich an Frankenhof vorbei – nördlich an Bachetsfeld vorbei – Haar. Fortsetzung über Hersbruck nach Nürnberg. Nach 1770 als Landstraße abgeschafft.
- Nummer 25: Amberg – Witzlhof – Michaelspoppenricht – Rosenberg – Sulzbach – Kauerhof – Haid – Weigendorf – Hartmannshof – Pommelsbrunn – Hohenstadt – Hersbruck – Nürnberg (wie B 14)
- Nummer 26: Amberg – Steigerhaus – Erzbergplatte – Glaserwald – südlich an Michaelspoppenricht vorbei – Lohe – Hammer – Philippsburg – nördlich Rosenberg vorbei – Sulzbach. Heißt in Amberg „Sulzbacher Steig“, von Michaelspoppenricht bis Sulzbach „Poststraße“. Noch Dollacker die älteste Verbindung von Amberg nach Sulzbach.
- Nummer 28: Sulzbach – Rummersricht – Iber – Oberweißenbach – Wickenricht. Fortsetzung nach Grafenwöhr mit Nr. 98. Heißt von Iber über Wickenricht „Eisenstraß“.
- Nummer 29: Sulzbach – Lindhof – Hahnbach – Gebenbach. Strecke Sulzbach – Hahnbach war 1600 nach Christoph Vogel ausdrücklich „Landstraße“.
- Nummer 30: Sulzbach – Kümmersbuch – Gebenbach. Hatte von dort weiteren Anschluß an Trassen nach Nordosten mit Nahziel Grafenwöhr (Nr. 97) und nach Böhmen (Goldene Straße, Nr. 41).
- Nummer 33: Sulzbach – westlich Haar – Ritzelsdorf – Gehrsricht – Augsberg – Drahberg – Ziegelhütte- Kastl. Bei Ritzelsricht verödet, heißt zwischen Gehrsricht und Drahberg „Alte Straße“
- Nummer 34: Sulzbach – Angfeld – Pesenricht – Schwendneröd – Schwend – Brunn – Lauterhofen – Hillohe - Natterzhofen – Englsberg – Kirchenwinn – Reichertshofen – Distlhof – Velburg.
- Nummer 35: Sulzbach – Aichazandt – Hackern – Nonnhof – Fürnried – Hofstetten – Thalheim – Förrenbach – Happburg – Hersbruck.
- Nummer 36: Sulzbach – südlich an Kempfenhof und See vorbei – Schwand -Bachetsfeld – Högen - Haunritz - westlich an Weigendorf vorbei – Hartmannshof. Von da wie Nr. 25 nach Nürnberg
- Nummer 38: Sulzbach – Kauerhof – Mainshöfe – nördlich an Schönlind vorbei – Neukirchen – Ziegelhütte – Etzlwang – nördlich an Lehendorf und Heuchling vorbei – Hubmersberg – Hohenstadt – Herbruck. Heißt bei Heuchling „Eisenweg“.
- Nummer 39: Sulzbach – Seidershof (oder Prangershof) – Kleinfalz – Bernricht – Schnellersdorf – Fichtenhof – Königstein – östlich an Sackdilling vorbei – Welluck – Auerbach. Scheint erst nach dem 14. Jahrhundert an Stelle von Nr. 40 (s. unten) als Landstraße benützt worden zu sein. Chr. Vogel schreibt 1603 von einer „Straße von Kunigstein nach Auerbach“ und nennt in einer Karte den Weg von Seidersdorf nach Kleinfalz als „Auerbacher Straß“ und den Weg von Bernricht nach Schnellersdorf „Arztstraß“
- Nummer 40: Sulzbach – bis kurz vor Bernricht wie Nr. 39 – östlich an Bernricht vorbei – Edelsfeld - östlich an Vögelas und westlich an Mönlas vorbei – Hannesreuth – Kühberg - Bernreuth – Auerbach. Straße zwischen Kühberg und Bernreuth unsicher. Heißt bei Bernricht „Straßweg“. Nach einer alten Forstordnung des 14. Jahrhunderts ging eine Landstraße durch den Wald von Auerbach über Bernreuth nach „Heinrichsreuth (=Hannesreuth).[8]
Altwege um Sulzbach nach Rädle
Ergänzend sei darauf verwiesen, dass Rädle die heutige Trasse der Bundesstraße 14 (der früheren „Goldenen Straße“) von Hersbruck über Waidhaus nach Böhmen als vorgeschichtliche ansieht, zumal sie das keltische Fernhandelszentrum des 6. vorchristlichen Jahrhunderts auf der „Houbirg“ bei Pommelsbrunn mit zeitgleichen keltischen Siedlungen im Böhmischen Becken um Mies und Beraun in Verbindung bringt.
Herbert Rädle verfolgt eine Trasse von Velburg über Kastl und Ammerthal in den Raum Amberg – Sulzbach (Trasse 3 b, Karte Nr. 7), sie ist nach Hans Jungwirth bereits vorgeschichtlich.
Auch seine zweite Trasse ist offenbar vorgeschichtlich. Sie führt von Kastl über Ammerthal nach Speckshof und den Süßer Berg nach Freihung (Trasse 3 c, Karte 8 = Dollacker Nr. 97).[9]
Altwege um Sulzbach nach List
Der Geograph Ulrich List beschäftigte sich anfangs der 2000er Jahre ausführlich mit der Geschichte und dem Verlauf der „Goldenen Straße“ zwischen Nürnberg und dem böhmischen Becken. Allerdings kommt List zu dem Ergebnis, dass es sich bei der „Goldenen Straße“ nicht um eine einzige Trasse gehandelt hat, sondern um eine ganzes „Straßensystem“, zu dem eine Vielzahl von Einzelwegen gehört hat und das in der ganzen Breite das Grenzgebirge zu Böhmen vom Fichtelgebirge bis hinunter in die Cham-Further-Senke überquerte.
In seiner am Lehrstuhl von Prof. Dr. Dietrich Manske in Regensburg entstandenen Dissertation von 2006 wertet er nicht nun eine lange Reihe von Quellen aus, sondern verzeichnet in einem ausführlichen Kartenband alle bekannten Trassen auf der Basis der topographischen Karten im Maßstab 1:50000. Dabei trägt deren gesamten Verlauf nicht nur in sein umfangreiches Kartenwerk ein, sondern er hat die einzelnen Trassen offensichtlich alle begangen und selbst in Augenschein genommen. Dabei verzeichnet er im Detail auf seinen schematisierten Karten alle erkennbaren Hohlwege und deren genau Spurenzahl. In der anliegenden Beschreibung listet er unter dem jeweiligen Ort weitere Wegbegleiter wie Martersäulen und andere Altstraßenhinweise, wie etwa Patrozinien, auf.
Dieses aufschlussreiche Werk hat nur einen einzigen Nachteil: Es verzeichnet die Trassen noch ohne die Nutzung des „Digitalen Geländemodells“, das zur Zeit des Erscheinens der Dissertation noch in der Entwicklung war und für die Altwegeforschung noch nicht in dem Umfang zur Verfügung stand, wie es heute der Fall ist. Die meisten, bereits bei Dollacker verzeichneten Altwege im Umgriff von Sulzbach dokumentiert Ulrich List in seiner Dissertation von 2006 als komplexes Straßensystem. Unter anderem beschreibt dabei die Trasse der „Goldenen Straße“ von Hersbruck über Hohenstadt nach Pommelsbrunn (Dollacker. [10]
Vgl. dazu auch die Karten Altstraßen im Bereich der TK 25 6536 Sulzbach-Rosenberg Süd und Altstraßen im Bereich der TK 25 6435 Pommelsbrunn.
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6436: Sulzbach-Rosenberg Nord
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6436: Sulzbach-Rosenberg Nord
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6436: Sulzbach-Rosenberg Nord
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6436: Sulzbach-Rosenberg Nord
Einzelnachweise
- ↑ Dietrich-Jürgen Manske: Sulzbach und sein Umland – Verkehrspfortensituation vom frühen Mittelalter bis heute. In: Sulzbach und das Land zwischen Naab und Vils im frühen Mittelalter. Hrsg.: Stadt Sulzbach-Rosenberg, Sulzbach-Rosenberg 2003, ISBN 3-9807612-2-3, S. 103-112
- ↑ Alois Schmid: Der Nordgau im 9. und 10. Jahrhundert. In: Sulzbach und das Land zwischen Naab und Vils im frühen Mittelalter. Hrsg.: Stadt Sulzbach-Rosenberg, Sulzbach-Rosenberg 2003, ISBN 3-9807612-2-3, S. 11-20
- ↑ Vor 1000 Jahren – Die Schweinfurter Fehde und die Landschaft am Obermain 1003. Hrsg. von Erich Schneider und Bernd Schneidmüller. Schweinfurt 2004
- ↑ Hubertus Seibert: König, Herzog und Adel auf dem Nordgau in ottonischer Zeit (936 – 1024). In: Sulzbach und das Land zwischen Naab und Vils im frühen Mittelalter. Hrsg.: Stadt Sulzbach-Rosenberg, Sulzbach-Rosenberg 2003, ISBN 3-9807612-2-3, S. 21-42
- ↑ Mathias Hensch: Ein Herrschaftszentrum des 9. Bis beginnenden 11. Jahrhunderts auf dem Nordgau. Die archäologische Erforschung der frühen Sulzbacher Burg – Ein Überblick. In: Sulzbach und das Land zwischen Naab und Vils im frühen Mittelalter. Hrsg.: Stadt Sulzbach-Rosenberg, Sulzbach-Rosenberg 2003, ISBN 3-9807612-2-3, S. 69-86
- ↑ Mathias Hensch: Burg Sulzbach in der Oberpfalz: Archäologisch-historische Forschungen zur Entwicklung eines Herrschaftszentrums des 8. bis 14. Jahrhunderts in Nordbayern. Bd. 1 – 2. Büchenbach 2005
- ↑ Georg Hager; Georg Lill: Bezirksamt Sulzbach. München 1910 (= Bd.14 der Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg. Nachdruck 1982, S. 1 - 13
- ↑ Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
- ↑ Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-00-017390-0, S. 51-80; 53-66
- ↑ Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S. 64 - 107; Bd. 11,2: Teilkarten Nr. 2 sowie Kommentar S. 3 – 6, 12 - 13