Altstraßen im Bereich der TK 25 6536 Sulzbach-Rosenberg Süd
Von der südlichen Stadtgrenze von Sulzbach-Rosenberg bis hinunter nach Ursensollen und von Schwend im Westen bis fast vor die Tore Ambergs bei Poppenricht reicht das Untersuchungsgebiet der TK 6536 Sulzbach Süd.
Die Burg Ammerthal
Der Ort mit der größten historischen Bedeutung ist dabei die Burg Ammerthal. Sie hatte bereits im frühen Mittelalter eine gewisse Bedeutung und gelangte wohl über die Babenberger Markgrafen in den Besitz der Schweinfurter Grafen. Die frühmittelalterlichen Burgen des 10. Jahrhunderts bilden Mittelpunkte und Rückgrat einer frühen, landesherrschaftlichen Struktur. Mit ihnen stand und fiel die Macht.
Allein die historischen Nachrichten weisen Oberammerthal bereits als einen wichtigen, stark befestigten Zentralort in der frühmittelalterlichen Landesgeschichte der Oberpfalz aus. Dessen Kenntnisstand wurde durch Grabungen der 1960er und 1970er Jahre und schließlich der 1990er Jahre erheblich erweitert. Als sich Markgraf Heinrich von Schweinfurt im Jahre 1003 gegen Kaiser Heinrich empörte und in der sogenannten „Schweinfurter Fehde“ unterlag, kam es ausdrücklich zur Zerstörung der Burg „Amardela“ (Ammerthal), wie der Chronist Thietmar von Merseburg überliefert.
Markgraf Heinrich von Schweinfurt erhielt zwar nach seiner Niederlage Ammerthal wieder zurück wie auch einen - allerdings geschmälerten - Teil seiner Besitzungen. Andere Teile des früheren Schweinfurter Besitzes schenkte Kaiser Heinrich dem im Jahre 1007 von ihm gegründeten Bistum Bamberg, dessen Ausdehnung im Nordgau nun fast bis vor die Tore Ambergs reichte. Die Burg Ammerthal wurde nach ihrer Zerstörung auch wieder aufgebaut, aber offenbar nicht mehr im vorherigen Umfang.[1]
Aus einstigen Lehen wird gräflicher Besitz
Dem Bistum gab Kaiser Konrad II. übrigens am 24. April 1034 das in der Grafschaft seines Sohnes Otto gelegene „Ammenberg“ (Amberg), das damit seine erste urkundliche Erwähnung findet. Als mit Markgraf Otto im Jahre 1057 das Geschlecht der Babenberg-Schweinfurter erlosch, kam das markgräfliche Amt 1077 an die Diepoldinger. Als im Laufe des 12. Jahrhunderts frühere Lehen erblich wurden, entstanden auf dem Nordgau verschiedene territorial selbständige Grafschaften. Ammerthal könnte dabei in den Besitz der Grafen von Andechs gekommen sein. Als Territorialherrn finden sich im Untersuchungsgebiet hauptsächlich das (geistliche) Hochstift Bamberg und als dessen weltliche Schutzmacht (Vögte) die Grafen von Sulzbach.
Als im Laufe des 12. Jahrhunderts die ursprünglichen Lehen erblich wurden und die mächtigen Grafen von Sulzbach im Jahre 1188 ausstarben und die Andechser im Jahre 1248, kam das Gebiet offensichtlich in den Besitz der Grafen von Hirschberg-Sulzbach. Wiederum nach deren Aussterben im Jahre 1305 erbten die bayerischen Herzöge. Mit der Erbschaft fiel den Wittelsbachern nicht nur die Grafschaft Sulzbach, sondern auch die Burg Ammerthal zu. Mit dem wittelsbachischen Hausvertrag von Pavia (1329) kam die Gegend um Ammerthal an die Kurpfalz und blieb es auch, abgesehen von etlichen Verpfändungen.
Die wechselhafte Geschichte des Territoriums um die Städte Sulzbach und Amberg sowie Ammerthal beschreibt ausführlich Felix Mader in der Einleitung zum Band „Bezirksamt Amberg“ der Reihe „Kunstdenkmäler von Bayern“.[2]
Altwege südlich von Sulzbach-Rosenberg
Das einheitliche Geländeniveau im Bereich des Untersuchungsgebietes bei einer Höhenlage von etwas über 400 Metern weist keine großen Steigungen auf, was dazu führt, dass nur im Raum südwestlich von Sulzbach-Rosenberg und westlich von Ursensollen, beim Aufstieg zu den Jurahöhen signifikante Altwegespuren im digitalen Geländemodel sichtbar werden. Hier werden durchaus Lagen in der Höhe über 600 m erreicht.
Umso dichter wird das Altwegenetz bei Anton Dollacker südlich von Sulzbach bzw. westlich von Amberg. Hier kreuzen sich etliche Altwegetrassen mit Nord-Süd-Richtung mit Trassen in Ost-West-Richtung.
Altstraßentrassen südlich Sulzbach nach Dollacker:
- Nummer 20: Amberg – Hockermühl – südlich an Gailohe vorbei – Haag – Leinsiedl – Hohenkemnath -Winkel – Richt – Guttenberg – Gaishof - Kastl
- Nummer 21: Amberg – Gerbershof – Oberhof – Ursensollen – Giggelsberg – Ziegelhütte – Kastl – Pfaffenhofen – St. Lambert- Stieglitzhöhe – Pfeffertshofen – über den Rötelberg – Iberlsmühle – Neumarkt/O. Folgt weitgehend der heutigen B 299. Nebenarme: Oberhof – Littenschwang – Ehringsfelder Tal (=„Alte Straß“) – Hartenhof (zwischen Hillohe und Hartenhof verödet). Fortsetzung ab Kastl nach Neumarkt mit Nummer 76.
- Nummer 22: Abzweigung von der Nr. 21 über Weiherzant und Kotzheim zur „Hochstraße“ bei Punkt 554. Strecke Weiherzant – Kotzheim heißt „Straßweg“.
- Nummer 23: Amberg – St. Katharina – Ziegelei – Fuchsstein (nördlich vorbei) – Hermannsberg (nördlich vorbei) – Schöpfendorf – südlich an Illschwang vorbei - Pesensricht – Geigenwang – Frechetsfeld - südlich an Buchhof vorbei - Eckeltshof – Kegelheim – Alfeld. Zwischen Illschwang und Pesenricht verödet. Hatte in Alfeld Anschluss an Nr. 92. Heißt kurz vor Fuchsstein „Sauweg“, zwischen Fuchsstein und Illschwang „Alte Straß“ und zwischen Pesenricht und Geigenwang „Eisenweg“ oder nur „Straß“. Die Fleurystaße in Amberg, die als Anfangsstück dieser Trasse in Betracht kommt, hieß im Volksmund „Sautreibergaßl“.
- Nummer 24: Amberg – St. Katharina – Karmensölden – Bayrisch Brückl – Siebeneichen – Haar – Aichazandt – östlich an Frankenhof vorbei – nördlich an Bachetsfeld vorbei – Haid. Fortsetzung über Hersbruck nach Nürnberg. Als Landstraße einige Jahre nach 1770 mit dem Bau der Straße Amberg – Sulzbach abgeschafft.
- Nummer 26: Amberg – Steigerhaus – Erzbergplatte – Kapelle südlich Neuricht – Glaserwald – südlich an Michaelspoppenricht vorbei – Lohe – Hammer – Philippsburg – am Nordrand von Rosenberg vorbei – Vorstadt Förtschau – Sulzbach. Trasse ist z. T. ganz verschwunden. War bei Michaelspoppenricht wohl nur ein Reit- und Saumweg, von der Post noch 1744 als Fahr- und Reitweg benutzt. Scheint die älteste Verbindung zwischen Amberg und Sulzbach gewesen zu sein.
- Nummer 33: Sulzbach – hart an Haar vorbei – östlich an P. 475 vorbei – Ritzelsdorf – Gehrsricht – Augsberg – Drahberg - Ziegelhütte - Kastl. Bei Ritzelsdorf teilweise verödet. Heißt zwischen Gehrsricht und Drahberg „Alte Straße“.
- Nummer 34: Sulzbach – Angfeld – Pesenricht – Schwendneröd – Schwend – Brunn – Lauterhofen – Hillohe – Natterzhofen – Englsberg – Kirchenwinn – Reichertswinn – Distlhof – Velburg.
- Nummer 35: Sulzbach – Aichazandt – Hackern – Nonnhof – Fürnried – Hofstetten – Thalheim – Förrenbach – Happburg – Hersbruck. Die Strecke Aichazandt – Fürnried heißt im Volksmund „Bierweg“.
- Nummer 36: Sulzbach – südlich an Kempfenhof und See vorbei – Schwand – Bachetsfeld - Högen – Haunritz – westlich an Weigendorf vorbei – Hartmannshof. Ziel: Nürnberg. Strecke Sulzbach – Bachetsfeld wurde 1748 als „Postweg“ genützt.
- Nummer 92: Nürnberg – Mögeldorf – Weißenbrunn – nördlich an Dippersricht vorbei – Waller – Lieritzhofen – Alfeld– östlich an Kauernheim vorbei – Poppberg – nördlich an Hirschricht und südlich an Burkardshof vorbei - Schwendneröd – Augsberg – Ursensollen – Donatikapelle – Bittenbrunn. Von da über Ensdorf nach Schwandorf. Hatte in Alfeld an die Straße nach Amberger (Nr. 23) und in Augsberg an Nr. 22. Heißt von Weißenbrunn bis Bittenbrunn „Hochstraße“ und wird in den Hofkammerakten des Staatsarchivs Amberg aus dem Jahre 1776 als „uralte kurpfälzische Landstraße oder Nürnberger Hochstraße“ bezeichnet. Soll „vorrömisch“ sein. Ist mit der Straße Nr. 93 verbunden. Heißt teilweise „Hochstraße“.
- Nummer 93: Altdorf – Unterrieden – Eismannsberg – Traunfeld – Nonnhof - Poppberg und von das wie Nr. 92 über Ursensollen und Ensdorf nach Schwandorf. Heißt zwischen Nonnhof und Poppberg „Hochstraße“. [3]
Altstraßen südlich Sulzbach nach Rädle
Von Velburg bzw. Lauterhofen gehen nach Herbert Rädle folgende Trassen aus:[4]
- Trasse 3 a (Karte Nr. 6): Deusmauer – Velburg – Pielenhofen – Ransbach – Erlheim - Amberg – Schnaittenbach – Luhe – Eger.
Nach Rädle vorgeschichtlich.
- Trasse 3 b (Karte Nr. 7): Velburg – Kirchenwinn – Kastl – Ammerthal – Sulzbach/Amberg
- Trasse 3 c (Karte Nr. 8): Kastl – Ammerthal – Speckshof – Süßer Berg – Freihung. Heißt auch „Fischweg“, ist nach Rädle offenbar vorgeschichtlich.
- Trasse 3 d (Karte Nr. 9): Kastl – Augsberg – Sulzbach bzw. Hersbruck – Aichazandt – Amberg (= Dollacker Nr. 24)
- Trasse 5 a (Karte 13): Lauterhofen – Litzlohe – Oberölsbach – Altdorf
- Trasse 5 b (Karte 14): Lauterhofen – Bischberg – Altdorf (=mittelalterliche Eisenstraße)
- Trasse 5 c (Karte 15): Lauterhofen – Litzlohe – Schmidberg – Kadenzhofen – Richtheim – Beckendorf – Wurzhofen – Postbauer
- Trasse 5 d (Karte 16): Lauterhofen – Utzenhofen – Ransbach („Alte Erfurter Straße“)
- Trasse 5 e (Karte 17): Lauterhofen – Sulzbach („Alte Sulzbacher Straße“) und kreuzende Hochstraße Weißenbrunn – Schwenderöd – Ursensollen – Ensdorf Schwandorf (=Dollacker Nr. 92 bzw. 93)
Altwege um Sulzbach nach List
Der Geograph Ulrich List beschäftigte sich anfangs der 2000er Jahre ausführlich mit der Geschichte und dem Verlauf der „Goldenen Straße“ zwischen Nürnberg und dem böhmischen Becken. Allerdings kommt List zu dem Ergebnis, dass es sich bei der „Goldenen Straße“ nicht um eine einzige Trasse gehandelt hat, sondern um eine ganzes „Straßensystem“, zu dem eine Vielzahl von Einzelwegen gehört hat und das in der ganzen Breite das Grenzgebirge zu Böhmen vom Fichtelgebirge bis hinunter in die Cham-Further-Senke überquerte.
In seiner am Lehrstuhl von Prof. Dr. Dietrich-Jürgen Manske in Regensburg entstandenen Dissertation von 2006 wertet er nicht nun eine lange Reihe von Quellen aus, sondern verzeichnet in einem ausführlichen Kartenband alle bekannten Trassen auf der Basis der topographischen Karten im Maßstab 1:50000. Dabei trägt deren gesamten Verlauf nicht nur in sein umfangreiches Kartenwerk ein, sondern er hat die einzelnen Trassen offensichtlich alle begangen und selbst in Augenschein genommen. Dabei verzeichnet er im Detail auf seinen schematisierten Karten alle erkennbaren Hohlwege und deren genau Spurenzahl. In der anliegenden Beschreibung listet er unter dem jeweiligen Ort weitere Wegbegleiter wie Martersäulen und andere Altstraßenhinweise, wie etwa Patrozinien, auf.
Dieses aufschlussreiche Werk hat nur einen einzigen Nachteil: Es verzeichnet die Trassen noch ohne die Nutzung des „Digitalen Geländemodells“, das zur Zeit des Erscheinens der Dissertation noch in der Entwicklung war und für die Altwegeforschung noch nicht in dem Umfang zur Verfügung stand, wie es heute der Fall ist.
Die meisten, bereits bei Dollacker verzeichneten Altwege im Umgriff von Sulzbach dokumentiert Ulrich List in seiner Dissertation von 2006 als komplexes Straßensystem. Unter anderem beschreibt dabei die Trasse der „Goldenen Straße“ von Hersbruck über Hohenstadt nach Pommelsbrunn (Dollacker. [5]
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6536: Sulzbach-Rosenberg Süd
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6536: Sulzbach-Rosenberg Süd
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6536: Sulzbach-Rosenberg Süd
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6536: Sulzbach-Rosenberg Süd
Einzelnachweise
- ↑ Peter Ettl: Ergebnisse der Ausgrabungen auf der Schweinfurter Burg Amardela, Oberammerthal bei Amberg, in: Beiträge zur Archäologie der Oberpfalz 3 (1999), S. 315 - 348
- ↑ Felix Mader: Ammerthal, in: Bezirksamt Amberg, in: Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg; Bd. 15, München 1908, Nachdruck 1982, S. 1 -7; 12 - 23
- ↑ Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
- ↑ Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-00-017390-0, S. 51-80; 91-133
- ↑ Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S. 64 - 107; Bd. 11,2: Teilkarten Nr. 2 sowie Kommentar S. 3 – 6, 12 - 13