Altstraßen im Bereich der TK 25 6435 Pommelsbrunn

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Pommelsbrunn, Gemeinde im Landkreis Nürnberger Land, grenzt direkt an die Oberpfalz an. Der Ort, fünf Kilometer östlich von Hersbruck, liegt an der Bundesstraße 14, die Nachfolgerin der „Goldenen Straße“ des 15. Jahrhunderts. Sie verband auf Veranlassung Kaiser Karls IV. die „Goldene Stadt“ Prag mit Nürnberg. Pommelsbrunn ist eines der vielen Straßendörfer entlang der „Goldenen Straße“.

Besiedlung seit der Keltenzeit

Pommelsbrunn liegt im Tal des Högenbaches inmitten eines Bergmassivs der im Volksmund „Houbirg“ genannt wird, wo sich eine alte Keltensiedlung aus der Zeit um 500 v. Chr. befand. Urkundlich genannt wird der Ort allerdings erst im Jahre 1312. Zur Zeit der Nutzung der Goldenen Straße bestanden auch hier, wie überall entlang der Altstraße, zahlreiche Gasthäuser mit Stallungen für die Pferde.

Auf einem mächtigen Kalksteinfelsen, in unmittelbarer Nähe von Pommelsbrunn, liegt die Burg Lichtenegg. Unter Karl IV. war die Burg Sitz eines Pflegers, dessen Aufgabe in der Sicherung der vielbenutzten Straße bestand.

Risikoreiches Fuhrmannsgeschäft

Nicht weit im Osten von Pommelsbrunn, ebenfalls an der B 14, liegt HartmannshofWeigendorf, wo ein Stein die Grenze zur Oberpfalz markiert. Hier hatte sich einst die Fuhrmannsfamilie Hunaß-Furmann-Schaffer niedergelassen, die den Warentransport auf der Goldenen Straße übernahm. Auch Balthasar Arnold, der im Jahre 1563 in Hartmannshof den Gasthof „zu den drei Konen“ erwarb (heute Gasthof „Post“) betätigte sich als Fuhrunternehmer. Zunächst leistete er nur Vorspanndienste, bis er als selbständiger Spediteur fremde Güter von Nürnberg nach Prag, Brünn und Wien transportierte. 18 bis 20 Pferde gehörten zu seinem Besitz und er beschäftigte eine Reihe von Fuhrmännern.

Ergänzend sei in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass es in größeren Städten spezielle „Fuhrmannkneippen“ gab, in denen Fuhrleute auf Aufträge warteten. In Nürnberg, dem Endziel der „Goldenen Straße“, soll es allein zehn davon gegeben haben.

Der Transport auf Altstraßen war also nicht nur für Fuhrleute ein gefährlicher Job, bei dem sie Leib und Leben riskierten. Auch für die Fuhrunternehmer barg der Warentransport erhebliche Risiken. Untreue Knechte etwa, die um 1740 mit Pferden und Ladung in Böhmen untertauchten, trieben neben einer Pferdeseuche an der 37 Pferde verendeten, das Hartmannshofer Unternehmen schließlich in den Ruin.

Geleitwechsel in Hohenstadt

Zwischen Pommelsbrunn liegt Hersbruck liegt, ebenfalls an der B 14, der Ort Hohenstadt. Die Ortskirche mit dem Patrozinium des hl. Wenzeslaus belegt wiederum die Verbindung zu Böhmen. Am Ortsende von Hohenstadt wurde zu Zeiten Karls IV. der Geleitwechsel vollzogen, das nachweislich bis ins 1300 Jahrhundert zurückging. Der Pfleger von Lauf war verpflichtet das Geleit „bis an die Brücke über die Pegnitz bei Hohenstadt“ auszuüben.

Kaiser Karl IV. soll zwischen 1353 und 1373 über 50mal auf der Goldenen Straße zwischen Prag und Nürnberg unterwegs gewesen sein. Gerade bei der Ankunft hoher adeliger Gäste in Hohenstadt kam es öfter zum Streit darüber, wer denn nun das Geleit ausüben durfte. Schließlich erwarteten die Geleitmannschaften vermutlich große Trinkgelder der hohen Herren. Das Geleit entwickelte sich im Lauf der Zeit weg von seiner Schutzfunktion hin zu einer eher repräsentativen Maßnahme, gerade bei der Ankunft bzw. der Passage hochgestellter Persönlichkeiten.

Hohenstadt war nicht nur Station für den Geleitwechsel, sondern bei der Eröffnung der „Reitenden Post“ von Nürnberg nach Amberg im Jahre 1620 als Station für den Pferdewechsel vorgesehen.[1]

Altstraßen um Pommelsbrunn nach Dollacker

Anton Dollacker verzeichnet im Raum Pommelsbrunn und Hohenstadt eine Reihe von Altstraßen, die als Teil des Systems der Goldenen Straße anzusehen sind.

  • Trasse Nr. 25: Amberg – Witzlhof – Michaelspoppericht – Rosenberg – Sulzbach – Kauerhof – Haid – Weigendorf – Hartmannshof – Pommelsbrunn – Hohenstadt – Hersbruck – Nürnberg (Verlauf weitgehend wie B 14)
  • Trasse Nr. 35: Sulzbach – Aichazandt – Hackern – Nonnhof – Fürnried – Hofstetten – Thalheim – Förrenbach – Happburg – Hersbruck. Die Strecke Aichazandt – Fürnried heißt „Bierweg“.
  • Trasse Nr. 36: Sulzbach – südlich an Kempfenhof und See vorbei – Schwand – Bachetsfeld – Högen – Haunritz - westlich an Weigendorf vorbei – Hartmannshof und von da wie Nr. 25 über Pommelsbrunn nach Nürnberg. Ist nach Dollacker älter als obige Nr. 25. Die Strecke Sulzbach - Bachetsfeld heißt „Postweg“ und wurde, wie die Strecke Bachetsfeld – Weigendorf noch im Jahre 1748 als solcher genutzt.
  • Trasse Nr. 38: Sulzbach – Kauerhof – Mainshöfe – nördlich an Schönlind vorbei – Neukirchen – Ziegelhütte -Etzelwang – nördlich an Lehendorf und Heuchling vorbei – Hubmersberg – Hohenstadt – Hersbruck. Heißt bei Heuchling „Eisenweg“.
  • Trasse Nr. 95: Hersbruck – Happburg – Kainsbach, östlich Mosenhof und Schupf vorbei, Waller, südlich an Wörlenshof vorbei, Nonnhof – Landnerhof – Gebertshofen - nach Lauterhofen. Es stellt sich die Frage, ob die Nr. 95 nicht seine Fortsetzung bei Hohenstadt mit der obigen Trasse Nr. 35 hatte bzw. bei Eschenbach weiter nach Norden in Richtung Velden – Pegnitz verlief.
  • Trasse Nr. 98: Hersbruck – Hohenstdt – Eschenbch – Fischbrunn – Hirschbach – Unter- und Obrklausen – Unterachtel -Eschenfelden – Nördlich an Windmühle, Vögelas und Kleinalbrershof vorbei – Sigras – Kalchsreuth – Sigl – Heringnohe – Altneuhaus – Lngenbruck – Erzhäusl – Grafenwöhr. Von da weiter in Richtung Norden mit dem Ziel Hof bzw. Fichtelgebirge/Mitteldeutschland bzw. Böhmen.

Heißt bei Eschenbach und Grafenwöhr „Eisenstraß“. Pfalz-Neuburg behauptete, dass diese seit „unvordenklicher Zeit“ über Eschenfelden, Kalchsreuth und Langenbruck bestehe, während Bamberg entgegnete, dass die „richtige böhmische Landstraße“ immer über Edelsfeld, Schlicht und Vilseck (s. unten Nr. 99) gegangen sei.

  • Trasse Nr. 99: Hersbruck – Fischbrunn (bis dahin wie Nr. 98) – Hegendorf – Neutras – südlich an Gerhardsberg vorbei – Kirchenreinbach – Gaisheim – Mittelreinbach – Holnstein – Oberreinbach – Schnellersdorf – Edelsfeld – südlich an Boden vorbei – Oberweißenbach – Reisach – Schlicht (Vilsübergang) – Vilseck – Grafenwöhr.

Kam von Nürnberg und setzte sich bei Erzhäuser wieder mit Nr. 98 fort. Heißt bei Holnstein „Hoher Straßweg“ und bei Oberweißenbach „Nürnberger Landstraß“ und zwischen Unterachtel und Eschenfelden „Hohe Straß“. In einer Beschreibung der Landesgrenze zwischen Sulzbach und Amberg von 1528 ist die Rede von einer Straße ob dem Dorf Oberweißenbach, darauf man von Vilseck nach Nürnberg fahre.

Altstraßen bei Rädle

  • Trasse 3 d, Teil II (Karte Nr. 9). Herbert Rädle hat sich von der Altstraßenkreuzung bei Haar als Ausgangspunkt auf eine Wanderung auf dem Altstraßenzweig Nürnberg – Amberg begeben (vgl. Dollacker Trasse Nr. 24, in Fortsetzung der Trasse Nr. 25 s. oben).[2]
  • Trasse 5i: Von Lauterhofen über Waller und Hinterhaslach nach Deckersberg und über Ellenbach nach Hersbruck (Karte Nr. 21)[3]

Ausführlich beschäftigt sich Rädle mit der Keltenschanze der Latenezeit (ca. 500 v. Chr.) auf der „Houbirg“, einem Hochplateau südlich Pommelsbrunn.

Die Houbirg

In seiner Schilderung der Trasse Unterwiesenacker – Lauterhofen – Alfeld (2 c, S. 39 – 42, Dollacker -Trasse Nr. 95) verweist Rädle, dass es sich offensichtlich um eine vorgeschichtliche Verbindung zwischen den beiden keltischen Anlagen bei Unterwiesenacker und auf der Houbirg gehandelt hat. Die Burganlage auf der Houbirg gehört mit seiner Innenfläche von 88 Hektar um eine der größten Wallanlagen Süddeutschlands. Die Burg auf der Houbirg kontrollierte offenbar den keltischen Fernhandel, wie mehrere wichtige Altstraßenstränge belegen. Sie strahlen in verschiedene Richtungen aus, darunter mehrere nach Südosten in Richtung Oberpfalz und auch nach Osten in Richtung Böhmen. Umgekehrt führt von Lauterhofen aus ein zunächst breit aufgefächertes und bei Waller sich vereinigendes Band von Altstraßentrassen am Fuße der Houbirg vorbei. In Richtung Amberg beherrschte die Houbirg noch zwei weitere Zugänge zur Oberpfalz, nämlich einen über das Förrenbachtal (Dollacker Nr. 23 bzw. 35) und über das Högenbachtal (bei Dollacker Nr. 24, 25 und 36) von Pommelsbrunn über Bachetsfeld – Karmensölden nach Amberg. Sie führen nach Dollacker (Nr. 8 bzw. 58) über Schwarzenfeld – Neunburg v. W. und Rötz nach Waldmünchen und weiter nach Böhmen.

Eine weitere wichtige Verbindung zur Oberpfalz, nämlich von der Houbirg durch das Kainsbachtal über Schupf nach Lauterhofen und weiter nach Premberg an der Naab hat Rädle in seiner Trasse 5 d (= Lauterhofen – Utzenhofen – Ransbach mit Teilabschnitt „Alte Erfurter Straße“) ausführlich behandelt.[4]

Nach Rädle führt die „Goldene Straße“ nicht zufällig an der keltischen Höhensiedlung Houbirg zwischen Pommelsbrunn und Happurg vorbei, hatte sie doch ganz offenbar einen Vorgänger in keltischer Zeit, der an die Flüsse Mies und Beraun führte. Hier wurden Wagengräber der frühen Latenezeit (ca. 500 v. Chr.) in größerer Zahl gefunden wurden. Sie stammen aus einer Zeit, als auch die Houbirg bei Pommelsbrunn, der Schlossberg bei Kallmünz und die Ehrenbürg bei Kirchenehrenbach („Walberla“) besiedelt waren. Es ist davon auszugehen, dass diese keltischen Fernhandelszentren untereinander in engem Kontakt standen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rainer J. Christoph: Die Goldene Straße: Via Regia von Nürnberg nach Prag. Pressath 2025, S. 58 - 63
  2. Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-17-390-0, S. 66-71
  3. Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-17-390-0, S. 130-133
  4. Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-17-390-0, S. 101-105