Altstraßen im Bereich der TK 25 6339 Waldthurn

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Zahlreiche Wegetrassen im Kartenbild

Zahlreich sind die Altwegetrassen, die aus den Niederungen des Naabtals kommend über die HöhenlagenTK des Oberpfälzer Waldes von Südwesten nach Nordosten führen. Dazwischen liegen immer wieder großflächige Tallagen, die unter anderem von der Pfreimd durchzogen werden. Auf denen sind zwar im Gelände keine Altwegetrassen mehr zu finden, wie etwa um Irchenrieth, um Waldau und Waldthurn, doch hat es sie mit Sicherheit gegeben. Östlich Waldthurns steigt das Gelände wieder an und weist eine Reihe von Südwesten nach Nordosten führend Hohlwegetrassen auf, die andere Altwegetrassen nach Böhmen wie die „Goldene Straße“ und die „Verbotene Straße“ kreuzen. So weist die TK 6339 Waldthurn (ebenso wie die benachbarte TK 6340 Vohenstrauß) ein dichtes Netz von Altwegen aus, die in unterschiedliche Richtungen weisen.

Die Landgrafen von Leuchtenberg

Durchzogen wird das Kartenbild von der Bundesstraße 22, die das Stadtgebiet von Weiden im Nordosten passiert. Überragt wird das Naabtal und die B 22 von der imposanten Burganlage der einst mächtigen Landgrafen von Leuchtenberg, die von der B 22 am Fuße des Burgberges in einem großen Bogen umfahren wird. Die Landgrafen von Leuchtenberg haben später mit der Errichtung eines Schlosses ihr Herrschaftszentrum herunter ins Naabtal nach Pfreimd verlegt. Abgegangen sind die Burganlagen in Waldau und Tännesberg.

Altwege nach Dollacker

Dollacker Nr. 31: Die Trasse Nr. 31 ist Teil der Goldenen Straße bzw. der Verbotenen Straße und kommt aus Sulzbach. Über Hahnbach und den Süßer Berg führt sie südlich Ehenfeld und durch den Rothenstetter Bürgerwald nach Luhe, wo sie die Naab überquert. Über Seibertshof, Engleshof und Michldorf geht sie weiter über Kaimling nach Waldau und erreicht über Untertresenfeld schließlich Waldthurn. Die Trasse führt von da aus weiter über Neuenhammer, Rehberg, Georgenberg und Schönwald nach Tachau. (vgl. unten bei List „Schönwalder Straße“ bzw. Hardt „Heeresstraße“)

Die Flurnamen „Postweg“ (am Süßer Berg), Hochstraße (bei Luhe) und „Heeresstraße“ (zwischen Michldorf und Kaimling) verweisen nach Dollacker auf die frühere Nutzung und das hohe Alter dieses Altweges.

Dollacker Nr. 44: Diese Altwegetrasse kommt aus Richtung Weiden und führt über Zollhaus, Letzau, Remmelberg, Albesrieth, Altenstadt nach Vohenstrauß und von dort über Burgtreswitz, den einstigen Sitz des gleichnamigen Amtes, über Moosbach, Eslarn und Eisendorf ins böhmische Weißensulz (s. unten bei Hardt) Dollacker Nr. 45: Verlauf bis Letzau wie obige Nr. 44, nördlich an Zeßmannsrieth vorbei vereinigt sie sich wieder bei Albesrieth mit der Trasse Nr. 44 bzw. führt über Lennesrieth nach Waldthurn und findet schließlich ihre Fortsetzung in der obigen Nr. 31. Die Bezeichnung „Saustraß“ bei Letzau verweist auf die einstige Nutzung für den überregionalen Viehhandel.

Dollacker Nr. 52: Die Altwegetrasse kommt aus Pfreimd und läuft über Söllitz, Preppach, Witschau nach Leuchtenberg und von da über Kaimling, Trauschendorf nach Letzau. Ziel ist nach Dollacker Floß bzw. Eger.[1]

Verlauf nach List

Zu einem etwas anderen Verlauf kommt Ulrich List in seiner Dissertation über das „System der Goldenen Straße“. Danach zweigt die sogenannte „Verbotene Straße“ von der „Goldenen Straße“ nach dem südlichen Stadttor von Hirschau ab und führte von dort nach Schnaittenbach, wo sie ein kurzes Stück mit der Dollackertrasse Nr. 2 (Amberg – Luhe – Eger) identisch ist.

Verlauf der „Verbotenen Straße“

Der weitere Verlauf der „Verbotenen Straße“ führt, wie List durch etliche Flurnamen belegen kann, über Unterköblitz weiter nach Wernberg. Ausführlich beschäftigt sich List mit einer Klage der Leuchtenberger Landgrafen, da wegen zeitweiligen Hochwassers der Handelsverkehr und der Viehtrieb über die Furt zwischen Unterköblitz und Schütthütten unterbrochen war und der weite Umweg über die Brücke bei Luhe in Kauf genommen werden musste.

Die Brücke bei Luhe wurde nach List auch bei schlechter Witterung als Alternativtrasse zum Wernberger Naabübergang genutzt, wo die Fuhrleute auf der bei Dollacker dokumentierten Trasse hinter Schnaittenbach die vorgesehene Strecke nach Wernberg verließen und über Neuersdorf und Neudorf durch den Neudorfer Wald Luhe erreichten (vgl. Dollacker Nr. 2). Die Wege, die bei Wernberg bzw. bei Luhe die Naab überquerten, trafen nach List bei Deindorf bzw. Woppenhof wieder zusammen und führten gemeinsam über Oberlind nach Vohenstrauß und von dort weiter über Waidhaus nach Pilsen.(s. Kommentar zu TK 6340 Vohenstrauß).[2][3]

Uralter Höhenweg aus dem Fränkischen?

Manske vermutet einen uralten Höhenweg, der aus dem fränkischen Raum kommend über Adlholz und Ehenfeld ebenfalls den Naabübergang bei Luhe zum Ziel hatte und von dort entweder über Floß oder Waidhaus weiter nach Böhmen führte.[4]

Alternativtrasse Waldthurn – Tachau

Eine Altstraßenroute, die von Vohenstrauß über Waidhaus nach Böhmen führte, erhielt nach List im 16. Jahrhundert eine Alternativtrasse, die im 19. Jahrhundert als „Schönwalder Steig“ (bzw. „Schönwalder Straße“) im topographischen Atlas des Königreichs Bayern von 1820 vermerkt ist. Ihr Verlauf führt von Waldthurn über Neuenhammer, Rehberg, Georgenberg und über Schönwald nach Tachau. (vgl. oben Dollacker Nr. 31, s. unten bei Hardt)

List hat versucht den Verlauf des „Schönwalder Steiges“ durch Begehung zu rekonstruieren, konnte aber im Gelände keine eindeutigen Hinweise finden, wo diese Alternativroute Anschluss an die „Verbotene Straße“ fand. Er geht von mehreren Zweigrouten aus, etwa zwischen Waldau mit seinem frühmittelalterlichen Burgstall (heute Kirche) und Obertressenfeld. Eine Verbindung in den Raum Weiden konnte List zwar in Teilabschnitten belegen, allerdings nicht durchgängig im Gelände nachvollziehen.

Am Nordhang des „Elm“ südlich Waldau konnte List bis zu 22 z.T. sehr tiefe Hohlwegspuren nachweisen (vgl. sein Kartenbild). Dass dieses Altwegesystem nach Leuchtenberg führte kann nur vermutet werden. Allerdings sprechen nach List mehrere Spurenfunde im Gelände für eine Verbindung über Micheldorf und Engelshof nach Luhe (s. unten bei Hardt). Der Ort Engelsdorf war Edelsitz von Ministerialen der Leuchtenberger und nach Hardt Etappenort in der von ihm beschriebenen „Alten Heerstraße“, die zwischen Luhe und Waldheim mit dem Hauptstrang des „Schönwalder Steiges“ identisch ist. (s. unten bei Hardt, vgl. auch Dollacker Nr. 31).

In Richtung Norden verläuft die Schönwalder Straße über Letzau, nach Hardt ebenfalls ein Etappenort der „Letzauer Hochstraße“. Sie führte über Floß und Plößberg weiter nach Norden. (vgl. dazu TK 6338, Weiden). Im Bereich Neuenhammer konnte List den Verlauf mit einigen Hohlwegtrassen belegen. (zum weiteren Verlauf s. TK 6340 Vohenstrauß)[5][6]

Verlauf der „alten Heerstraße“ nach Hardt

Nach Hardt überquert die aus Sulzbach kommende „Alte Heerstraße“ bei Luhe die Naab. Sie führt an Meisthof und Seibertshof vorbei nach Engleshof. Wegen des Neubaus der Strecke haben sich nach Hardt keine Altwegespuren erhalten. Über einen Weiherdamm und durch den Wald Birka wurde am Gleitbach bei Hardt noch ein Stück des Altweges sichtbar. Durch Micheldorf führt die Trasse an Hermannsberg vorbei nach Kaimling.

Der weitere Wegeverlauf von Kaimling nach Waldau ist längst ausgebaut und Altwegespuren sind nicht mehr sichtbar. Nördlich bei dem Dorf Untertressenfeld führt der Weg bei Hardt über ein Hohlwegsystem nach Waldthurn hinein. Im weiteren Verlauf war, über Neuenhammer und Georgenberg schließlich die Landesgrenze bei Waldheim das Ziel. Von dort führte die „Alte Heerstraße“ über Schönwald und Tachau nach Pilsen.

Insgesamt wird nach Hardt der Verlauf der „Alten Heerstraße“ im Bereich der TK 6339 Waldthurn von mehreren anderen Altwegen gekreuzt: Nämlich die Trasse von Letzau nach Leuchtenberg, die Altstraße von Weiden über Muglhof, Roggenstein und Waldau nach Vohenstrauß sowie die Trasse von Letzau über Remmelberg nach Waldthurn.[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  2. Ulrich List: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung, Band 11 - Teil 1: Textband. Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken. Kallmünz 2006, ISBN 978-3-7847-6311-8, S. 94-98
  3. Ulrich List: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung, Band 11 - Teil 2: Kartenband. Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken. Kallmünz 2006
  4. Ulrich List: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung, Band 11 - Teil 1: Textband. Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken. Kallmünz 2006, ISBN 978-3-7847-6311-8, S. 175, Anmerkung 714
  5. Ulrich List: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung, Band 11 - Teil 1: Textband. Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken. Kallmünz 2006, ISBN 978-3-7847-6311-8, S. 148-150
  6. Ulrich List: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung, Band 11 - Teil 2: Kartenband. Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken. Kallmünz 2006
  7. Michel Hardt: Alte Heerstraße und Letzauer Hochstraße – zwei Altstraßen nach Böhmen. In: Oberpfälzer Heimat, Band 3. 1958, S. 109-117, hier besonders 115 – 117 sowie Karte S. 113