Die Schranne (Parsberg)


Im Herzen von Parsberg stand einst ein Gebäude, das für Wirtschaft, Bildung und Gemeinschaft gleichermaßen von Bedeutung war: die Schranne. Heute erinnert nur noch der Freitagsmarkt auf dem Stadtplatz an diesen lebendigen Mittelpunkt der Stadtgeschichte.
Ursprung und Bau der Schranne

Die Bezeichnung „Schranne“ stammt ursprünglich aus dem mittelhochdeutschen „scranne“ und wurde für Getreidemärkte, Kornspeicher oder Markthallen verwendet. Die wohl berühmteste Schrannenhalle wurde 1851 in München am Viktualienmarkt errichtet. Auch Parsberg erhielt seine eigene Schranne: 1873 wurde sie auf Initiative des Bürgermeisters Lorenz Boecale erbaut, wie die Parsberger Chronik auf Seite 13 belegt.
Sie entstand im Zentrum des Ortes, an jener Stelle, wo sich heute die Stadtapotheke [1] befindet. Das zweigeschossige Gebäude wurde mit einem Uhren- und Glockenturm am Ostgiebel ausgestattet und erfüllte von Beginn an mehrere Funktionen gleichzeitig.
Nutzung als Verwaltungs-, Markt- und Schulgebäude
Die Nutzung des Gebäudes war von Anfang an vielseitig:
- Erdgeschoss: Getreidespeicher und Markthalle
- Obergeschoss: Verwaltungsräume sowie zwei Schulzimmer und eine Lehrerwohnung
Diese Maßnahmen wurden notwendig, weil das nach dem Stadtbrand von 1841 neu erbaute Schul- und Mesnerhaus mit nur einem Klassenzimmer bald nicht mehr ausreichte. Die Schranne bot eine pragmatische und zentrale Lösung für den Bildungsbedarf. [1]
Ab ab 1945 diente die Schranne als Sitz der amerikanischen Militärregierung in der Region Parsberg.[2]
Die Schranne als sozialer Mittelpunkt
Über die Jahre entwickelte sich die Parsberger Schranne weit über ihre ursprüngliche Funktion hinaus zum sozialen Zentrum des Ortes. Neben dem wöchentlichen Markt am Mittwoch fanden hier vier weitere bedeutende Jahrmärkte statt:
- Lichtmessmarkt (Anfang Februar)
- Maimarkt
- Entenmarkt (Herbst)
- Andreastagmarkt (Ende November)
Diese Märkte waren wichtige Handels- und Begegnungsorte, an denen sich das gesellschaftliche Leben Parsbergs abspielte.
Abriss und heutige Bedeutung
Im Rahmen der städtebaulichen Umgestaltung wurde unter Bürgermeister Josef Perras (Amtszeit 1960 –1972) ein umfassender Umbau des Stadtplatzes beschlossen. Die Schranne wurde 1972 abgerissen, um einer modernen Bebauung Platz zu machen.
Die Stadtverwaltung zog zunächst in ein Provisorium an der Alten Seer Straße, dann in die Burg und schließlich in das heutige Rathaus im ehemaligen Landratsamtsgebäude.
Heute erinnert nur noch der wöchentliche Freitagsmarkt auf dem Platz gegenüber dem einstigen Standort der Schranne an diese Zeit. Er gilt als letztes lebendiges Zeugnis eines Ortes, der über ein Jahrhundert hinweg das Herz von Parsbergs öffentlichem Leben war.
Historische Ansichten
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die Schranne (Burgmuseum Parsberg)
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die Schranne (Burgmuseum Parsberg)
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Markttreiben vor der Schranne (Burgmuseum Parsberg)
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Markttreiben vor der Schranne (Burgmuseum Parsberg)
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die Schranne (Burgmuseum Parsberg)
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Abriss der Schranne (Burgmuseum Parsberg)