Lorenz Boecale
| Lorenz Boecale | |
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Portrait Dr. Lorenz Boecale | |
| Geburtsdatum: | 1832 |
| Sterbedatum: | 25. April 1880 |
Dr. Lorenz Boecale (* 1832, † 25. April 1880) war Bürgermeister von Parsberg.
Privates Leben
Dr. Lorenz Boecale wurde am 26. März 1832 in Abenberg geboren. Der Taufeintrag im Taufbuch der Diözese Eichstätt (Abenberg 6-01, Taufen 1817–1848, S. 130–131, Blnr. 06_134) belegt dies eindeutig.[1] Seine Eltern waren Franz Carl Boecale, pensionierter Oberleutnant, und Maria Magdalena, geb. Hofmann. Der Wohnsitz der Familie wurde im Matrikeleintrag mit Pleinfeld/Abenberg Nr. 13 angegeben. Lorenz wurde morgens um halb drei Uhr zuhause geboren und bereits um drei Uhr von Pfarrer Unger getauft. Als Taufpaten fungierten Lorenz Philipp Grünbaum, Wirt, und dessen Ehefrau Maria Anna, wohnhaft in Hausnummer 10.[1]
Später heiratete Lorenz Boecale am 23. April 1855 die „Tafernwirtstochter“ Margaretha Ferstl aus Parsberg, geboren am 16. April 1830. Sie war die Tochter von Johann Ferstl, Tafernwirt, und Margaretha, geb. Wölf. Die Trauzeugen waren Johann Ferstl und Kaspar Ferstl, Zimmermeister, beide aus Parsberg. Am 29. Januar 1856 kam ihr Sohn Nepomuk zur Welt (Eintrag im Parsberger Taufmatrikel).[1]
Dr. Lorenz Boecale und die erste Parsberger Apotheke
In jüngerer Zeit findet sich in verschiedenen Literaturquellen wiederholt die Behauptung, Dr. Lorenz Boecale sei an der Gründung der ersten Parsberger Apotheke maßgeblich beteiligt gewesen. Diese Annahme hält einer historischen Überprüfung jedoch nicht stand. Aufgrund der oben belegten Lebensdaten ist eine Mitwirkung von Lorenz Boecale an der Gründung der ersten Parsberger Apotheke am Markplatz ausgeschlossen, da das Gründungsjahr der Apotheke wit vor Boecales Geburt fällt.[1] Die wiederholte Zuschreibung dieser Rolle an ihn dürfte somit auf einem Quellenirrtum oder einer Verwechslung beruhen.[1]
Politisches Leben
Die Hauptstraße in der Parsberger Ortsmitte ist nach ihm benannt, aber kaum ein Einwohner kennt die Geschichte des Namensgebers. Der Bezirkstierarzt Dr. Lorenz Boecale wurde 1861 zum Bürgermeister des 600 Seelen zählenden Marktes Parsberg gewählt. Er bekleidete dieses Amt 24 Jahre lang. Während dieser Zeit spielte er soziodemografisch eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Stadt Parsberg. Seiner Initiative waren 1861 der Bau eines ersten Krankenhauses und eines Heimes für verwahrloste Kinder (Waisenhaus), der Bau einer Getreideschranne und 1866 die Errichtung eines Wasserwerkes in der Hammermühle zu verdanken. Er war es auch, der sich besonders für den Bau der Eisenbahnlinie Nürnberg-Regensburg, mit Anbindung von Parsberg, einsetzte. Da sich die Vertreter der benachbarten Orte Hemau und Velburg gegen den Bahnbau sträubten, konnte Dr. Boecale die Gunst der Stunde nutzen und Parsberg an das Schienennetz anbinden.[2]
In seine Amtszeit fielen auch die Auflösung der Bezirksämter Hemau und Velburg und 1879 die Errichtung eines neuen Bezirksamtes in Parsberg, aus dem später der Landkreis Parsberg hervorging. Im Jahr 1880 wurde Dr. Boecale zum königlichen Bezirkstierarzt am königlichen Bezirksamt in Parsberg ernannt. Aus diesem Grund musste er von seinem Bürgermeisteramt zurücktreten. Johann Schweizer übernahm vorübergehend die Gemeindeverwaltung, bis 1882 neue Wahlen stattfanden..[2]
Verdienste für Parsberg
Bürgermeister Dr. Lorenz Boecale war eine herausragende Persönlichkeit der Stadt Parsberg im 19. Jahrhundert. Von 1856 bis zu seinem Tod im Jahr 1880 stand er an der Spitze des Marktes – zunächst als Vorsteher, später als gewählter Bürgermeister. In diesen 24 Jahren Amtszeit prägte er das Bild und die Entwicklung Parsbergs in bedeutender Weise. Sein Tod am 25. April 1880 im Alter von nur 48 Jahren lässt jedoch auf ein Geburtsjahr um 1831/32 schließen. [3]
Eisenbahnanschluss Parsbergs an die Ostbahnstrecke

Besonders sein Wirken im Zusammenhang mit dem Bau der Ostbahnstrecke Regensburg–Seubersdorf war von großer Bedeutung. In den 1870er-Jahren, als der Verlauf der neuen Bahnlinie kontrovers diskutiert wurde, setzte sich Boecale mit großem Engagement für eine direkte Führung der Strecke an Parsberg vorbei ein – und das gegen den teils heftigen Widerstand der Vertreter benachbarter Gemeinden. Dank seiner Klugheit und Zielstrebigkeit wurde Parsberg direkt an das Bahnnetz angeschlossen – ein Vorteil, der sich als entscheidend für die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung von Parsberg erwies. Die ursprüngliche Planung sah eine Führung der Strecke südlich des Kalvarienberges vor, was das charakteristische Ortsbild zerstört hätte. Boecale verhinderte dies und ermöglichte so die heutige Bebauung am Nordhang des Burgbergs rund um das Bahnhofsgelände.[3]
Städtebauliche Veränderungen
Auch im städtebaulichen Bereich hinterließ er bleibende Spuren. Die Schranne als erstes wirkliches Rathaus und kulturelles Zentrum von Parsberg (1866) wurde unter seiner Verantwortung errichtet. Auch die Errichtung des ersten Distriktskrankenhauses und eines Heimes für verwahrloste Kinder (Waisenhaus) fielen in seiner Amtszeit.[3]
Wasserversorung von Parsberg

Da Parsberg auf der Hochfläche der oberpfälzer Kuppenalb liegt und deren Untergrund aus wasserdurchlässigem Kalkstein besteht war Wasser ein wesentlicher Faktor für die Entstehung und Entwicklung der Siedlung. Der Grundwasserspiegel befand sich bis zu 150 m tiefer im Talgrund der Schwarzen Laber, was den Bau eine Tiefbrunnens sehr teuer machte. Die Bewohner waren auf das Sammeln des Regenwassers in Zisternen, sogenannten „Hüllen“ angewiesen. Wenn diese sich bei langer Trockenheit geleert hatten, musste man das Wasser mühsam aus der Schwarzen Laber holen. Eine Brunnenbohrung schien das Mittel der Wahl, doch fehlte dafür das nötige Geld. Die Bauinspektion Amberg kam nach eingehender Untersuchung des Geländes zu dem Ergebnis, dass eine Wasserleitung von der Quelle in der Hammermühle auf die Hochebene die sinnvollere Lösung darstellen würde. Die Kosten für Pumpwerk und Leitung überschritten allerdings im Jahr 1843 die Mittel der Gemeinde. Bürgermeister Dr. Boecale brachte schließlich das Projekt 1850 zu einem erfolgreichen Abschluss & in Parsberg sprudelte frisches Wasser in die gusseisernen Brunnenbecken auf den öffentlichen Plätzen.[4]
Mit der Einführung der Wasserdirektversorgung hatten die gusseisernen Tröge ausgedient & wurden auf den Parsberger Friedhof verbracht, wo sie heute noch an die erste Wasserleitung in Parsberg erinnern.
Engagement für die Jugend
Besonders bemerkenswert war zudem sein Engagement für die Bildung und körperliche Ertüchtigung der Jugend: Gemeinsam mit Revierförster Silberhorn ließ er den Kapellenberg aufforsten und eine Turnanlage mit Barren, Reck, Kletterstangen und Schlagbaum errichten. Diese Turnschule diente auch der Vorbereitung auf einen möglichen Revanchekrieg mit Frankreich. Die Anlage am Kapellenberg besteht bis heute – ein lebendiges Denkmal seines Wirkens.[3]
Würdigung
Die Chronik von Parsberg würdigt Boecale als einen äußerst tätigen und verdienstvollen Visionär, dessen Schaffen auch nach seinem Tod fortwirken solle. Seine Amtszeit endete mit seinem frühen Tod am 25. April 1880. In der offiziellen Bürgermeisterliste der Stadt Parsberg ist er als Amtsinhaber bis zu diesem Datum aufgeführt, gefolgt von seinem Nachfolger Pflügl.[3]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Staudigl, Gerhard, "Angaben zu Lorenz Boecale von Gerhard Staudigl", Recherchen 2025
- ↑ 2,0 2,1 Tafel Boecale im Burgmuseum Parsberg

Tafel Boecale Burgmuseum - ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 https://www.parsberg.de/fileadmin/user_upload/Stadt_Parsberg/Downloads/Chronik-Parsberg.pdf
- ↑ https://www.instagram.com/p/C-cLUdtq0Fg/?img_index=1