Andreas Raselius

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Andreas Raselius
Sterbedatum:6. Januar 1602
Q500140 Andreas Raselius  119507633

Andreas Raselius (eigentlich Andreas Rasel; * zwischen 1561 und 1563 in Hahnbach; † 6. Januar 1602 in Heidelberg), auch genannt Andreas Raselius Ambergensis, war ein deutscher Komponist der Renaissance.

Leben

Andreas Raselius wurde vermutlich im Jahr 1561 als Sohn des ersten evangelischen Pfarrers von Hahnbach geboren. Nach dessen Tod 1569 zog er mit seiner Mutter nach Amberg, wo er seine Jugendjahre verbrachte. Dort war er möglicherweise Schüler des Komponisten Mathias Gastritz und des Kantors Leonhard Pfaffreuther. Er besuchte die Lateinschule in Sulzbach und studierte ab 1581 in Heidelberg, wo auch sein Vater einen Teil seiner Ausbildung erfahren hatte. Bei der Einschreibung an der dortigen Universität verwendete Andreas Raselius Ende November 1581 mit „Ambergensis“ zum ersten Mal den Herkunftszusatz, der in der Folge fester Bestandteil des Namens werden sollte. Die Kontakte zu seiner Heimatstadt rissen zu keiner Zeit ab, zumal auch die Mutter noch dort lebte. Bereits Mitte 1582 erreichte Raselius den akademischen Grad des Baccalaureus, wiederum knapp eineinhalb Jahre später schloß er seine Ausbildung mit dem Magister erfolgreich ab. In der Nachfolge des Ende 1583 verstorbenen Kurfürsten Ludwig VI. kam es zu glaubenspolitischen Veränderungen, die Raselius zum Verlassen Heidelbergs bewogen.[1]

Am 7. September 1584 heiratete Andreas Raselius in Regensburg seine Frau Maria, geb. Erndl († 1617 in Wiefelsdorf bei Schwandorf, wo sie als verarmte Witwe Obhut bei ihrem Schwager Pfarrer Andreas Pankratìus Frauenholz[2] fand), einer Tochter von Mattis (auch Mattäus) Erndl, Inhaber der Apotheke am (Kohlen-)Markt – später als „Mohrenapotheke“ bekannt in Regensburg. Maria Erndls Bruder, Heinrich I. Erndel (getauft am 15. Juli 1569[3] in Regensburg, bestattet am 15. Juli 1623[4] in Wolfenbüttel), war in Prag kaiserlicher Leib- und Hofapotheker von Kaiser Rudolf II. († 1612) und Kaiser Matthias († 1619), von dem er im Jahre 1617 ein Adelsdiplom[5][6][7] erhielt.

Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, von denen vier Söhne und eine Tochter überlebten:

  • Barbara * 1587
  • Anna * 1588; † 1588 in Regensburg
  • Tobias * 1589; † 1589 in Regensburg
  • Christopherous Andreä * 2. Juli 1590 in Regensburg; † 1661 in Spraken
  • Wolfgang * 1592 in Regensburg † ca. 1601
  • Georgius Secundus * 1595 in Regensburg; † 21. Oktober 1657 in Regensburg
  • Johannes Jonas * 1596 in Regensburg
  • Johannes Thomas * 1598 in Regensburg; † 3. November 1623 in Vöklabruck
  • Walpurg * 1599 in Regensburg; † um 1600 in Heidelberg

Am 6. Januar 1602 verstarb Andreas Raselius Ambergensis in Heidelberg.[1]

Überlieferung

Ein Autograph ("Geistliche | Psalmen vnd Lieder | So | In der Neüen Pfarr | zu Regenspurg | durchs gantz Jar vblich") von 1599 mit 51 fünfstimmigen Chorälen und nachgetragenen Kompositionen von Raselius' Nachfolger Paul Homberger wird in den Spezialsammlungen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen unter der Signatur gr. 2° Cod. Ms. theol. 226 aufbewahrt.[8] Die Handschrift diente als Vorlage für den Druck "Regenspurgischer Kirchen Contra punct", gedruckt in Regensburg 1599 von Bartholomäus Gräf.[9]

Wirken

Im Mai 1584 übernahm Andreas Raselius eine Anstellung als Lehrer der 2. Klasse am evangelischen Gymnasium Poeticum in Regensburg, mit dem das Amt des Kantors an der Neupfarrkirche verbunden war. Wie aus den Äußerungen von Zeitgenossen hervorgeht, gelang Raselius der Aufbau einer über Regensburg hinaus beachteten Musiktradition an der Neupfarrkirche: „[...] nicht selten erregt das die Verwunderung des Fremden, der in diese Stadt kommt, und erweckt in ihm den lebhaften Wunsch, zu Hause Gleiches finden zu dürfen.“ Diese Bemerkung dürfte sich auf die Praxis der von Gemeinde und Chor gemeinsam gesungenen vier- und fünfstimmigen Lieder beziehen, die von Lucas Osiander angeregt und von Raselius als einem der ersten umgesetzt wurden. 1599 erschienen 51 dieser Lieder als Regenspurgischer Kirchen Contra-Punkt im Druck. Dieses Werk und das bereits 1588 fertiggestellte handschriftliche Cantionale bildeten die Grundlage des Gemeindegesanges in Regensburg. Mehr Schwierigkeiten ergaben sich anscheinend bei der Arbeit in der Schule. So beklagt sich Raselius in seinem Lehrbuch Hexachordum seu Questiones Musicae practicae von 1589, daß „allein die Musik in den Schulen zurückbleibt“. Doch offensichtlich verbesserte sich auch hier die Situation in der Folgezeit: das Hexachordum blieb für fast hundert Jahre die Grundlage des Musikunterrichts am Gymnasium Poeticum.[1][10]

16 Jahre nach seinem Abschied aus Heidelberg erreichte Raselius im Jahre 1600 der Ruf des Kurfürsten Friedrich IV., als dessen „obristen Musicum“ dorthin zurückzukehren. Unter dem äußerst kunstsinnigen und musikbegeisterten Herrscher hatten sich die politischen Verhältnisse soweit normalisiert, daß Raselius das Angebot annahm und Regensburg verließ.[1]

Er war Komponist zahlreicher geistlicher Musikwerke (Motetten, Lieder) und gilt auch als Autor der sechsstimmigen Motette auf dem steinernen Amberger Liedertisch (1591). Weiterhin verfasste er musiktheoretische Schriften, machte sich aber auch als Theologe, Philosoph und nicht zuletzt als Chronist einen Namen, so veröffentlichte er 1598 eine Chronik der Stadt Regensburg.

Auszeichnungen

In seiner Geburtsstadt Hahnbach ist die Andreas-Raselius-Straße nach ihm benannt und in Amberg trägt das Raseliushaus seinen Namen.[11] In Regensburg ist der Raseliusweg nach ihm benannt.[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Fabian Weber: Raseliusweg: Regensburger Musikgeschichte in Straßennamen. (online verfügbar auf http://maelzels-magazin.de/2002/2_06_raselius.html), in: Mälzels Magazin, Nr. 2 • April – Juni 2002. Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg. (online verfügbar auf Google Books)
  2. Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bände 62-64, Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, 1911
  3. http://www.archion.de/p/86bff0f9db/
  4. Leichenpredigt Heinrich Erndel; Verfasser: Widesburgius, Henricus. Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur I 273a. 4° Helmst. (16)
  5. Österreichisches Staatsarchiv, Wien, Signatur: AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia APA 50-35
  6. Österreichisches Staatsarchiv, Wien, Signatur: AT-OeStA/HHStA RHR Grat et Feud Ärzte und Arzneiprivilegien 3-12
  7. Otto Titan von Hefner (Hrsg.): Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland …, Band 1.
  8. Siehe Vorlage:RISM
  9. Siehe Vorlage:RISM
  10. Eginhard König: 500 Jahre Gymnasium Poeticum, Niederschrift Vortrag 23. Februar 2005, Hrsg. Albertus Magnus Gymnasium Regensburg, Redaktion Josef Schmailzl S. 28.
  11. Ludwig Graf: Markt Hahnbach. In: DER EISENGAU, 47/2017 (Sonderband). Straßennamen der Stadt Amberg und der Kommunen im Landkreis Amberg-Sulzbach. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regionalgruppe Amberg, Amberg 2017, ISBN 978-3-9818329-2-1, S. 102-115
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