Amberger Aufruhr
Der Amberger Aufruhr war ein Aufstand in der Stadt Amberg in den Jahren 1453/54.[1]
Geschichte
Das Verhältnis zwischen der Stadt Amberg und den Kurfürsten von der Pfalz, die seit 1329 Landesherren waren, war überwiegend friedlich. Trotzdem kam es zwei Mal zu größeren Auseinandersetzung. Die erste der beiden war der Amberger Aufruhr, die zweite ging als Amberger Lärmen in die Geschichte ein. Ausgangspunkt der Auseinandersetzung war der unerwartet frühe Tod von Kurfürst Ludwig IV., der am 13. August 1449 im Alter von 25 Jahren starb. Erbe und Nachfolger war sein erst 13 Monate alter Sohn Philipp. Zu dessen Vormund hatte Ludwig seinen Bruder Pfalzgraf Friedrich bestimmt, der für seinen Neffen von 1449 und 1451 die Vormundschaft übernahm. Da unmittelbar nach dem Beginn der vormundschaftlichen Regierung politische und militärische Ereignisse eintraten, die den Bestand der Kurpfalz bedrohten, sag sich Friedrich 1451 veranlasst, selbst die Kurwürde zu übernehmen. Um die Rechte seines Neffen nicht zu schmälern, adoptierte er den kleinen Philipp, brachte sein eigenes Erbteil in die Kurpfalz ein und verzichtete für sich auf eine standesgemäße Eheschließung. Dazu holte Friedrich die Zustimmung der Mutter Philipps sowie der pfälzischen Großen ein.[1]
Die Stadt Amberg war nicht bereit, die Herrschaftsübernahme Friedrichs anzuerkennen. Sie berief sich darauf, dass sie bereits im Frühjahr des Jahres 1450 Philipp gehuldigt und den Treuschwur geleistet hatte. Friedrich erkannten sie nicht an. Um die Sache beizulegen, sandte Friedrich zwei Räte nach Amberg, unter ihnen seinen Erzieher, den Wormser Domherren Dr. Johann Ernst Landschad. Dieser predigte am 24. Februar 1453 in der Amberger Martinskirche „von vierlay gewissen“ und versuchte damit auch die theologischen Bedenken gegen eine Huldigung an Friedrich zu zerstreuen. Während der Rat wahrscheinlich zum Einlenken bereit gewesen wäre, lehnte die „Gemein“, die Vertretung der Bürgerschaft, dies ab. Aus der Chronik des Mathias von Kemnat ist zu erfahren, dass die Amberger „kein gruntlich underrichtung“ hören wollten, sondern die Räte „mit gewapenter handt und uppigen schmelichen wortten ... überliefen“. Auch der Versuch der beiden Räte, das übrige Fürstentum der „heroberen Pfalz“ auf diplomatischem Weg zu gewinnen, schlug fehl.[1]
Am Samstag vor dem Palmsonntag 1453 näherte sich ein Zug Bewaffneter der Stadt Amberg. Die Stadt Amberg organisierte sofort die eigene Verteidigung. Als Drahtzieher des Unternehmens sah man Friedrich. Deswegen setzte man den Landrichter sowie die beiden Räte, die erneut in der Stadt verweilten, gefangen. Nachdem die Angreifer schon wenig später unverrichteter Dinge wieder abzogen, musste die Stadt vor allem auf den Druck des Regensburger Bischofs - Landschad war nicht nur kurfürstlicher Rat sondern auch Geistlicher - ihre Gefangenen wieder auf freien Fuß setzen.[1]
Diese Niederlage konnte Friedrich nicht hinnehmen. In den ersten Februartagen des Jahres 1454 erschien der Kurfürst persönlich mit 1100 schwer bewaffneten Reitern und 2000 Mann Fußvolk Richtung Amberg. Die Stadt hatte sich entschlossen, dem Kurfürst keinen Widerstand zu leisten. Am 3. Februar huldigten die Amberger Friedrich und gewährtem ihm „ain grosse steuer“.[1][2]
Folgen der Aufruhr
Am 4. Februar ließ Friedrich 60 Amberger festnehmen, deren Namen sich auf von kurfürstlichen Spitzeln geführten Listen befanden. Von diesen ließ er Veit Arnpeck zufolge vier, der übrigen Überlieferungen zufolge drei am Morgen des 5. Februar 1454 auf dem Marktplatz enthaupten. Der Kurfürst wohnte der Hinrichtung persönlich bei. Nach der Aufruhr sah Friedrich eine stärkere Befestigung des Amberger Schlosses als notwendig an. Deswegen musste die Stadt die Stadtbrille an den Kurfürsten abtreten.[1]

Gedenken
An die Hinrichtung des 5. Februar 1454 erinnert noch heute ein Pflasterstein mit weißen Kreuzen auf dem Amberger Marktplatz.[1] Der Stein trägt die Inschrift: „4. FEB 1454 + HINRICHTUNG VON DREI AMBERGER BÜRGERN AUF BEFEHL VON KURFÜRST FRIEDRICH I.“.[Anm. 1] Der Verein Cantus Ferrum erinnert regelmäßig im Februar mit einer Mahnwache an die Hinrichtungen am 5. Februar 1454.[3]
Literatur
- Anton Dollacker: Der Amberger Aufruhr von 1453 und seine Folgen. Amberg 1929 (online verfügbar auf Google Books)
- Der „Amberger Aufruhr“. In: Johannes Laschinger: „Sag, kennst du die Stadt“. Geschichten aus Amberg. Amberg 1997, S. 54-56
Anmerkungen
- ↑ Das Datum auf dem Pflasterstein ist eindeutig als 4. Februar zu entziffern. Obwohl der Rest der Inschrift Bezug nimmt auf die Hinrichtung, nennt das Datum den Tag der Festnahme der drei Amberger Bürger.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Johannes Laschinger: „Sag, kennst du die Stadt“. Geschichten aus Amberg. Amberg 1997, S. 54-56
- ↑ Geschichte - Kurfürstliche Schloßwache e.V., abgerufen am 30. Mai 2025
- ↑ Cantus Ferrum erinnert an Amberger Aufruhr im Mittelalter | Oberpfalz TV, vom 7. Februar 2025, abgerufen am 30. Mai 2025