Amberger Lärmen
Das Amberger Lärmen war die zweite große Auseinandersetzung zwischen den Bürgern der Stadt Amberg und ihrem Landesherrn, dem pfälzischen Kurfürsten, nach der Amberger Aufruhr. Das Amberger Lärmen fand im Jahr 1592 statt.
Geschichte
Vorgeschichte
1538 hatte der Rat der Stadt die Reformation eingeführt. Nach der zögerlichen Haltung Friedrichs II. verhalf Kurfürst Ottheinrich der evangelischen Lehre zum Durchbruch. 1555 gab sich die Stadt eine eigene Kirchenordnung. 1555 war aber auch das Jahr des Augsburger Reichs- und Religionsfriedens, der dem Landesherrn die Entscheidung über die Religion seiner Untertanen zubilligte. Als mit Kurfürst Friedrich III. 1563 ein überzeugter Calvinist an die Regierung kam, kam es nicht nur deswegen zu Spannungen, weil er der calvinischen Lehre zum Durchbruch verhelfen wollte, sondern auch weil dessen Sohn Kurprinz Ludwig, ein überzeugter Lutheraner, als Statthalter in Amberg residierte. Unter Kurfürst Ludwig VI. trat dann eine bist zu dessen Tod im Jahr 1583 dauernde Phase der Beruhigung ein.[1]
Nach Kurfürst Ludwigs Tod übernahm dessen Bruder Johann Casimir die die Vormundschaft für Ludwigs erst neunjährigen Sohn Friedrich IV.. Die vormundschaftliche Regierung zielte erneut auf die Einführung des Calvinismus ab. Mit verschiedenen Mandaten, vor allem gegen „das Lästern und Schelten“ sowie der Entsendung von Heidelberger Räte versuchte Johann Casimir das Luthertum in der Oberpfalz zu schwächen. Nach dem Tod von Johann Casimir am 6. Januar 1592 erwies sich die Hoffnung der Amberger als vergeblich, dass jetzt eine evangelische vormundschaftliche Regierung zum Zug komme. Stattdessen setzen sich die calvinischen Kräfte am pfälzischen Hof erstaunlich rasch durch.[1]
Aufstand
Ihren Höhepunkt erreichte die Krise als die kurfürstliche Regierung den von der Stadt Amberg präsentierten evangelischen Geistlichen Saloman Codoman als Nachfolger für den verstorbenen Martin Dorfer ablehnte. In der Amberger Bevölkerung entstand der Eindruck, dass die Regierung das Luthertum ein für alle mal abschaffen wollte. Gleichzeitig kam das Gerücht auf, die Regierung treffe militärische Vorbereitungen, um die schwelende Krise mit Waffengewalt zu beenden. In dieser Situation rotteten sich 1.400 Amberger Bürger auf dem Marktplatz zusammen, worauf die kurfürstliche Regierung aus Amberg floh. Die aufgebrachten Amberger brachen die Brücke zum Schloss ab und bedrohten die Calviner in der Stadt. Dem Prediger Mathäus Plato wurden fünf Löcher in den Kopf geschlagen, das calvinische Pädagogium, das Kurfürst Friedrich III. als Vorbereitungsschule für die Heidelberger Theologen-Ausbildungsstätte 1566 in Amberg eingerichtet hatte, gestürmt und geplündert.[1]
In dieser Situation suchte die Stadt Amberg bei verschiedenen evangelischen Reichsständen um Hilfe nach, vor allem beim Württemberg, Pfalz-Neuburg und Brandenburg-Ansbach. Von dieser Seite erfuhren die Amberger allerdings keine Unterstützung: Die Solidarität unter den Reichsfürsten war stärker als das Interesse an der Durchsetzung des Luthertums.[1]
Während die kurfürstliche Regierung für ein hartes Durchgreifen plädierte, verhielt sich Heidelberg sehr maßvoll und zurückhaltend. In Amberg steigerte sich die Stimmung gegen die Calviner. Es kam wiederholt zu Übergriffen. So wurde beispielsweise am 16. Mai 1592 der Wagen mit dem Hausrat des calvinischen Geistlichen Christoph Rarisch von den Amberger verwüstet, die darauf Kriegsmaterial vermutet hatten.[1]
Lösung des Konflikts
Im Vertrag zwischen der kurfürstlichen Regierung und der Stadt Amberg vom 8. Juni 1593 verzichtete der Kurfürst ausdrücklich auf Ungnade und beließ die Amberger beim evangelischen Glauben. Zum Durchbruch des calvinischen Bekenntnisses in Amberg kam es erst unter Statthalter Christian von Anhalt (1595-1621), einem energischen Politiker mit großen diplomatischen Geschick.[1]
Literatur
- Das „Amberger Lärmen“ von 1592. In: Johannes Laschinger: „Sag, kennst du die Stadt“. Geschichten aus Amberg. Amberg 1997, S. 107-110
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Das „Amberger Lärmen“ von 1592. In: Johannes Laschinger: „Sag, kennst du die Stadt“. Geschichten aus Amberg. Amberg 1997, S. 107-110