Altstraßen im Bereich der TK 25 6837 Kallmünz

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Exponierte Lage am Zusammenfluss von Vils und Naab

Am Zusammenfluss von Naab und Vils liegt Kallmünz. Der langgezogene Felssporn aus Jurakalk, der steil zu den beiden Flüsse abbricht, bot sich bereits in vorgeschichtlicher Zeit zur Errichtung eine entsprechenden Wehranlage am Hirmerberg. Mehrere Wälle und Gräben sicherten den nördlichen Zugang. Auch wenn die Zuordnung nicht eindeutig ist, so könnte es sich wegen der deltaförmigen dreiecksform des bebauten Geländes bei dem von Ptolemäus genannten Ort „Prodeltion“ durchaus um Kallmünz handeln. Die Bedeutung der vorgeschichtlichen Wehranlage belegt auch das offensichtlich zu dieser Anlage gehörige große Gräberfeld, das der Archäologe Armin Stroh in Sichtachse des Hirmerberges bei Schirmdorf ausgegraben hat.

Die Besitzverhältnisse von Kallmünz im frühen und hohen Mittelalter sind nicht ganz eindeutig. Im Jahre 983 schenkte Bischof Wolfgang dem Kloster Mittelmünster in Regensburg all das, was das Bistum hat zu Kallmünz, „jenseits des Wassers, genannt Vils, bis zur Naab.“

Am 1. November 1007 schenke Kaiser Heinrich II. Kallmünz zusammen mit Holzheim an das von ihm neugegründete Bistum Bamberg. Es wird vermutet, dass Kallmünz als Bamberger Lehen an die Grafen von Sulzbach kam, die als Vögte des neuen Bistums fungierten. Andere wiederum glauben, dass Kallmünz einst zum Besitz der Edelfreien von (Burg-)Lengenfeld – Hopfenohe – Pettendorf gehörte.

Mit der Heirat der Erbin Heilika, (Friedrich III. von Burglengenfeld-Hopfenohe-Pettendorf war 1119 ohne männlichen Erben gestorben), mit dem Pfalzgrafen Otto V. könnte auch Kallmünz in den Besitz der Wittelsbacher gekommen sein. (vgl. dazu Altstraßen im Bereich der TK 25 6738 Burglengenfeld)

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts war Kallmünz bereits eine Vogtei der Herzöge von Bayern. Im Jahre 1230 verlegte Kaiser Friedrich II. die seit alters in Kallmünz besehende kaiserliche Reichszollstätte nach Regensburg. Kallmünz war auch eine Station des Amberger Schiffszuges. Hier mussten die Schiffsleute auch später noch ihren Zoll entrichten.

Bei der Landesteilung im Hausvertrag von Pavia 1329 verblieb Kallmünz, ebenso wie Burglengenfeld, im Besitz von Kaiser Ludwig dem Bayern. Im Landshuter Erbfolgekrieg abgebrannt verfiel die Burganlage. Renovierungsmaßnahmen erfolgten am Anfang des 17. Jahrhunderts, bis die Schweden im 30jährigen Krieg die Burg erneut abbrannten. Die Burgruine wurde schließlich 1793 Gemeindeeigentum.[1]

Altstraßen um Kallmünz nach Dollacker

Der Naabübergang bei Kallmünz, hier stand seit dem 16. Jahrhundert eine mehrbogige Brücke über die Naab, stellte auf dem Weg von Regensburg nach Franken eine Schlüsselstelle dar. Vor allem mit dem Bau der Steinernen Brücke veränderten sich die Verkehrswege nach Norden bzw. nach Nordwesten. Nach Manske erfolgte die Verlegung der Hauptroute von Regensburg nach Nürnberg auf die Jurahöhen, etwa entlang der heutigen Bundesstraße 8, erst um 1500.[2]

Anton Dollacker vermerkt um Kallmünz eine Reihe von Altwegen, wobei er für eine ganze Reihe von Trassen nur einen vermuteten Verlauf anstellen kann: Nummer 16: Trasse von Amberg entlang der Vils bis Kallmünz, weiter in Richtung Irlhüll, Schwaighausen, Kareth, Stadtamhof, Regensburg. Könnte nach Dollacker Nr. 1) die Fortsetzung der von Hof kommenden „Magdeburger Straße“ und Teil der von der Elbemündung kommenden bronzezeitlichen „Bernsteinstraße“ sein. Heißt bei Grafenwöhr auch „Eisenstraße“.

  • Nummer 17: Trasse von Amberg über Köfering und Hirschwald nach Schmidmühlen. Weiter identisch mit Nr. 16 durch entlang der Vils bis Kallmünz. Heißt teilweise „Eisenstraße“.
  • Nummer 73: Straße von Neumarkt/Opf. über Eichenhofen (dabei identisch mit Dollacker Nr. 71 = Neumarkt/O. nach Regensburg über Parsberg – Laber – Etterzhausen nach Regensburg) Granswang, Dinau hinab zur Naab (Furt), südlich an Kallmünz vorbei nach Krachenhausen nach Irlhüll (vermutet) stößt dort auf Nr. 16 (s. oben) und führt mit dieser nach Regensburg. Das Patrozinium St. Stephanus in Dinau lässt auf ein hohes Alter der Pfarrei bzw. der Kirche schließen.
  • Nummer 74: Straße von Neumarkt/Opf. über Helena, südlich der Längenbach vorbei, Oberbuchfeld, Lengenfeld, südlich an Velburg und Hörmannsdorf vorbei nach Rackendorf, Raitenbuch, Dinau. Stößt hier auf Nr. 73. Weiterer Verlauf mit Fragezeichen.
  • Nummer 75: Straße von Neumarkt/Opf. über Lippertshofen, Dietkirchen, Unterwiesenacker, Lutzmannstein, Hohenfels, Markstetten nach Dinau. Von da wie Nr. 73 nach Regensburg.
  • Nummer 82: Trasse von Kallmünz durch das Naabtal über Heitzenhofen, Duggendorf nach Etterzhausen. Von da mit Dollacker Nr. 70 (Neumarkt/Opf. über Hemau -Etterzhausen – Kneiting – Großprüfening – Fähre über die Donau – Regensburg) nach Regensburg.[3]

Altstraßen um Kallmünz nach Manske und Rädle

Konkreter werden die Informationen für den Trassenverlauf der Altwege südlich von Kallmünz in Richtung Schwaighauser Forst und Regensburg sowie nach Nordwesten in Richtung Neumarkt/Opf. bzw. Nürnberg durch neuere Altwegeforschungen von Dietrich J. Manske, die er im Lauf der Zeit in verschiedenen Aufsätzen publizierte. [4]

Günter Frank und Lothar Dickerboom haben in ihrem Aufsatz von 2017 die Ergebnisse von Manske zusammengefasst und mit vielen Literaturbelegen versehen. Dabei weisen sie zwischen Regensburg und Kallmünzein Straßensystem mit insgesamt fünf unterschiedliche Trassenzwischen Kallmünz und Regensburg nach.[5]

Den weiteren Verlauf der Altstraße von Kallmünz aus in Richtung Nordwesten bis Neumarkt/Opf. hat zudem Herbert Rädle auf der Basis verschiedener Ortsbegehungen mit ausführlichem Kartenmaterial dokumentiert.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kallmünz in: Georg Hager: Bezirksamt Burglengenfeld. München 1906. Nachdruck 1983 = Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg; 5, S. 63 - 88
  2. Bernhard Lübbers: Die Steinerne Brücke in Regensburg: ein zentraler Verkehrsknotenpunkt des 12. Jahrhunderts, in: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz,. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Friedrich Pustet, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 99-109
  3. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 88 (1938), S. 167 – 186, in www.heimatforschung-regensburg.de
  4. Dietrich J. Manske, in: Alfred Wolfsteiner: Altbibliographie, in: www.heimatforschung-regensburg.de
  5. Günter Frank/Ernst-Lothar Dickerboom: Altstraßen zwischen Naab und Regen nördlich und nordwestlich von Regensburg, in: www.heimatforschung-regensburg.de
  6. Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-17-390-0, S. 17-28