Altstraßen im Bereich der TK 25 6738 Burglengenfeld
Burglengenfeld und Wittelsbach
Im Jahre 1119 verstarb der Edelfreie Friedrich III. von Pettendorf-Hopfenohe-(Burg)Lengenfeld ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen. Dessen Tochter Heilika (ca. 1103 – 1170) heirate noch vor dem Tod ihres Vaters Otto V. von Scheyern, Pfalzgraf von Bayern. Die Heirat scheint aus machtpolitischem Kalkül erfolgt zu sein, da ein großes Erbe zu erwarten war und die Scheyerner Grafen,(die sich ab diesem Zeitpunkt auch „von Wittelsbach“ nannten) und damit ihr Machtgefüge weiter nach Norden über die Donau hinaus vergrößern konnten. Im Jahre 1121 gründete Otto V. das Hauskloster Ensdorf, wo er in der ehemaligen Klosterkirche in einem Hochgrab auch begraben liegt.
Wann eine Burg in Burglengenfeld gegründet wurde, ist nicht bekannt. Allerdings war der Burglengenfelder Raum bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, wie Funde des 19. Jahrhunderts jenseits der Naab in der sogenannten „Wieden“ belegen.
Das spätere Bezirksamt Burglengenfeld gehörte zur Zeit der frühmittelalterlichen Gauverfassung zum bayerischen Nordgau. Als Karl der Große 805 die Grenzen gegen die von Nordosten vorgedrungenen Slawen festsetzte, bestimmte er das nahe Premberg an der Naab als einen der Hauptorte, an dem der Handel mit Waffen überwacht werden sollte.[1] Außer Premberg als einem der frühesten urkundlich genannten Orte der mittleren Oberpfalz, wird im 9. Jahrhunderts auch noch der Burglengenfelder Ortsteil Kuntsdorf urkundlich genannt.
Das Vitztumamt Burglengenfeld
Burglengenfeld, das bis 17. Jahrhundert meist nur „Lengenfeld“ genannt wurde, tritt erst in der Mitte des 11. Jahrhunderts in den Geschichtsquellen auf. Wann und wie die Edelfreien von Pettendorf-Hopfenohe in den Besitz von (Burg-) Lengenfeld gekommen sind und wer mögliche Vorbesitzer waren, ist nicht genau bekannt.
Bei der wittelsbachischen Erbteilung von 1255 erhielt Herzog Ludwig der Strenge auch (Burg-)Lengenfeld und machte es zum Sitz eines Vitztums als seinen Vertreter. Dieser war wieder für die Verwaltung mehrerer Ämter zuständig. Im Hausvertrag von Pavia von 1329 blieb Lengenfeld unter Kaiser Ludwig im „Vitztumamt „jenseits der Donau“ weiterhin der Sitz einer verwaltungsmäßigen „Mittelbehörde“.
Die imposante Burganlage auf einem Höhenplateau mit weitem Blick ins Naabtal wird im Jahre 1172 erstmals urkundlich erwähnt und befindet sich heute in Privatbesitz. Sie zählt heute mit zu den am besten erhaltenen Burgen der Oberpfalz. Die Anlage der Burg in Burglengenfeld ist nur vor dem frühmittelalterlichen Verkehrsknoten Premberg zu sehen, an dem sich Altwege aus nahezu allen Himmelsrichtungen trafen. Die im Mittelalter mindestens bis nach Schwandorf befahrene Naab (hier wird bei der Erstnennung um 1006 ausdrücklich eine Schiffsanlegestelle genannt) bot zudem die Möglichkeit auf schnellstem Weg die landwirtschaftlichen Produkte der Region und die Erzeugnisse der Eisenhämmer (Schieneisen) unkompliziert und in größeren Mengen nach Regensburg zu bringen.[2]
Als es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg im Jahre 1505 zur Gründung des Fürstentums Pfalz-Neuburg kam, kam auch Burglengenfeld zur „Jungen Pfalz“ und blieb weiterhin für die Verwaltung der pfalzneuburgischen Ämter nördlich der Donau zuständig. In Burglengenfeld residierte seit 1535, gleichsam als „Nebenresidenz“ zur Residenzstadt Neuburg an der Donau, Philipp, der Bruder des neuen Regenten Pfalzgraf Ottheinrich.[3]
Altwege um Burglengenfeld
Die politische, strategische und wirtschaftliche Bedeutung Burglengenfelds belegen die zahlreichen Altstraßentrassen, die die Stadt passierten. Mit der sogenannten pfalzneuburgischen „Straßenbereitung“ von 1564 besitzen wir ausführliche Informationen über die Straßenverhältnisse im Raum Burglengenfeld, aber nicht nur hier, sondern im kompletten pfalzneuburgischen Territorium nördlich der Donau.
Der pfalzneuburgischer Beamte namens Breu hielt sich im Sommer des Jahres 1564 für mehrere Wochen in der Oberpfalz auf und begutachtete dort die einzelnen Wege von überregionaler Bedeutung.
In Begleitung von Vertretern der Verwaltung vor Ort stelle er den jeweiligen Zustand der Straße und die Zuständigkeiten für deren Unterhalt fest. Sein umfangreicher „Straßenzustandsbericht“ sollte vor allem der künftigen Verbesserung der Verkehrswege dienen und die Fuhrleute motivieren, diese Trassen wieder vermehrt zu nutzen. Offenbar erhoffte man sich in Neuburg mit den zu erwartenden Straßennutzungsgebühren eine Verbesserung der chronisch leeren Kassen der „Jungen Pfalz“.[4] Nach Anton Dollacker passierten folgende Trassen Burglengenfeld oder liefen direkt auf sie zu:
- Nummer 14: Amberg – Haselbach – Naabeck – Wiefelsdorf – Premberg – Kröblitz – Burglengenfeld. Heißt bei Haselbach: „Alte Straß“, bei Naabeck „Hochstraß“ und bei Wiefelsdorf „Vorstraß“ (wohl „Fahrstraße“).
- Nummer 15: Amberg – Kümmersbruck – Thanheim – Siegenthan – Dürnau – Burglengenfeld. Heißt in Teilen „Hohe Straß“ oder „Hochstraß“, auch „Zigeunerweg“ und „Franzosenstraß“.
- Nummer 62: Premberg – Kunstdorf – Teublitz – Fischbach – Bruck. Hatte in Premberg Anschluss an Nr. 95 und in Bruck an Nr. 61 (=Schwandorf – Cham) und Nr. 66 (Rötz – Kürn – Regensburg)
- Nummer 63: Schwandorf – Klardorf – Teublitz – Maxhütte – Ponholz – Regenstauf – Sallern – Reinhausen – Stadtamhof – Regensburg. Hatte in Schwandorf Anschluss an Nr. 50 (Schwandorf – Fronberg - Neustadt/WN) und Nr. 51 (Schwandorf – Deiselkühn – Schwarzenfeld – Nabburg)
- Nummer 64: Schwandorf – Teublitz (wie Nr. 63) – Saltendorf – Wöland – Burglengenfeld – Ponholz – Regensburg. Diese Trasse ist offenbar jünger als Nr. 63. Pfalzgraf Friedrich ordnete im Jahre 1512 als Vormund der Herzoge Ottheinrich und Philipp durch einen Freibrief an, daß die Landstraße von Regensburg herauf und von Schwandorf herab wie von jeher (?) und für ewige Zeiten durch Burglengenfeld laufen solle.
- Nummer 68: Von der Straße Nr. 16 (Amberg – Schmidmühlen – Kallmünz – Stadtamhof) unterhalb Vilswörth an Höhensee vorbei über Pottenstetten nach Burglengenfeld. Läuft bei Pottenstetten mit Nr. 95. Heißt teilweise „Eisenstraße“.
- Nummer 95: Hersbruck – Lauterhofen – Schmidtmühlen – Premberg – Burglengenfeld. Hatte Anschluss in Premberg an Nr. 14, in Pottenstetten an Nr. 68 und in Saltendorf bzw. Wölland an die Nummern 62 und 63. In einem Staatsvertrag zwischen Kurbayern und Kurpfalz vom 6. Juni 1770 wurde die Landstraße Hersbruck - Schmidmühlen gänzlich abgeschafft.[5]
Günter Frank und Lothar Dickerboom haben in ihrem Aufsatz von 2017 allein sechs Altwegetrassen zwischen Burglengenfeld und Regensburg dokumentiert (Trasse VII – XII).[6]
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6738: Burglengenfeld
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6738: Burglengenfeld
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6738: Burglengenfeld
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6738: Burglengenfeld
Einzelnachweise
- ↑ Mathias Hensch: Der karolingische Königshof breemberga im Kontext des mittelalterlichen Montangeschehens nördlich der Donau, in: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz – Zur Geschichte der Mobilität und der Kommunikation in der Mitte Europas. Regensburg 2022, S. 45 - 62
- ↑ Alfred Wolfsteiner: Die Naab. Leben am Fluß im Wandel der Zeiten. 2. Auflage. Amberg 2001
- ↑ Georg Hager: Bezirksamt Burglengenfeld. München 1906. Nachdruck 1983 = Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg; 5, S. 1 - 6
- ↑ Die nordgauische Straßenbereitung von 1564, in: www.Heimatforschung-Regensburg.de
- ↑ Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz, urn:nbn:de:bvb:355-ubr01820-0167-6, abgerufen am 7. Juli 2025
- ↑ Günter Frank und Ernst-Lothar Dickerboom: Altstraßen zwischen Naab und Regen nördlich und nordwestlich von Regensburg, abgerufen am 12. Juli 2025