Altstraßen im Bereich der TK 25 6437 Hirschau

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Altstraßen östlich von Sulzbach und Amberg

Neben dem bereits ausführlich dargestellten Altwegesystem um Sulzbach finden die dort genannten Trassen teilweise östlich von Amberg ihre Fortsetzung. Die von Klaus Schwarz als frühmittelalterlich angesprochene Befestigung auf dem Frohnberg bei Hahnbach, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Flussübergängen bei Hahnbach und Kümmersbuch, lässt für das 8. – 10. Jahrhundert an ein Burgensystem denken, das durch Befestigungen unterschiedlicher Funktion an der wichtigen Verkehrsverbindung von und nach Böhmen charakterisiert war. Möglicherweise ist auch die südlich von Sulzbach gelegene um 800 errichtete Burganlage in Oberammerthal in diesem Kontext zu sehen. Ein ähnliches frühmittelalterliches Burgensystem konnte kürzlich für das Lauterachgebiet zwischen Lauterhofen und Schmidmühlen an der Mündung der Lauterach in die Vils glaubhaft gemacht werden, wobei sich die Burgen ebenfalls an den Fernwegen nach Südosten aneinander reihen.

Eine aus dem Raum westlich von Regensburg aus Richtung Ammerthal nach Norden auf Eschenbach oder Auerbach zulaufende Höhenstraße ist offensichtlich sehr alt. Auch dürfte das nach Nordwesten ausstrahlende Wegesystem eine bedeutende Rolle gespielt haben. Von Sulzbach aus verlief ein ganzes Bündel von Trassen nach Nordwesten in Richtung Velden an der Pegnitz.

Die Goldene Straße

Hauptartikel: Goldene Straße

Besonders ab dem frühen 14. Jahrhundert nahm unter Karl IV. die Bedeutung der Goldenen Straße und der Warenverkehr nach Böhmen weiter zu, wobei nun auch den Talverbindungen entlang der Vils und die sie kreuzenden West-Ost-Talstraßen eine wichtige Rolle spielten. Der Nachteil für die Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung Sulzbachs war die fehlende Anbindung an eine Wasserstraße, die für den frühmittelalterlichen Waren- und Personenverkehr von großer Bedeutung war.[1]

Östlich von Sulzbach bzw. nordöstlich von Amberg liegt ein dichtes Netz sich kreuzender Altwege, wobei sich wieder ein Altstraßensystem von Südwesten nach Nordosten und ein Ost-West-System kreuzen. Im Untersuchungsgebiet liegen an der Bundesstraße 14, der ehemaligen Goldenen Straße, als Hauptorte Hahnbach, Gebenbach und Hirschau. Der Markt Hahnbach wird urkundlich erstmals 1121 erwähnt, Gebenbach erscheint wenige Jahre später im Jahre 1138 als „Gembach“. Beim Neubau der Pfarrkirche entdeckte man hier die Reste eines romanischen Kirchleins aus der Karolinger Zeit. Das Patrozinium St. Martin weist zudem auf das hohe Alter und die fränkische Gründung hin. 1138 übereignete Bischof Otto I. von Bamberg Gebenbach dem von ihm gegründeten Kloster Prüfening in Regensburg. In Gebenbach zweigt eine Altwegespur in Richtung Massenricht bzw. Mantel und Weiden ab. Auf der Eisenstraße durch Massenricht erfolgte der Transport von Sulzbacher Erz zur Verarbeitung in den Eisenhämmern von Röthenbach und Weiherhammer sowie weiteren Orten östlich der Naab.

Hirschau am Schnittpunkt zweier Altstraßen

Seit Zeiten Karls des Großen dienten die Wege nach Böhmen offenbar als „Heeresstraßen“, wie wohl die meisten Altwege aus karolingischer Zeit. Hirschau hat seinen Aufschwung allerdings dem Handel mit Böhmen zu verdanken. Die Handelsstraße von Nürnberg über Sulzbach und Hirschau nach Böhmen ist bereits zwischen 1034 und 1055 nachgewiesen. In Hirschau gabelten sich zwei Altwegetrassen: Die eine lief über Wernberg und Pfraumberg und hieß „Prager Straße“. Die andere führte über Weiden und Tachau nach Böhmen und hieß daher „Tachauer Straße“. In Kladrau trafen sich beide Trassen wieder und führten gemeinsam nach Prag. Das Geleit auf der Prager Straße ging von Hirschau bis Waidhaus. Die Bedeutung der Prager Straße nahm zu, als die Brücke über die Naab zwischen Unterköblitz und Wernberg errichtet wurde. [2]

Auf der Strecke Hirschau – Waidhaus – Roßhaupt – Pfraumberg lief im 16. Jahrhundert auch einen regen Handel mit großen Ochsenherden aus Schlesien, Podolien (Weißrussland) und sogar aus Ungarn, wie die aus jener Zeit überlieferten Zollregister von Pfraumberg/Roßhaupt belegen. Ihr Ziel war die freie Reichsstadt Nürnberg, die einen großen Bedarf an Frischfleisch zu verzeichnen hatte.[3]

Das „Böhmische Salbüchlein“

Am 30. Januar 1367 hatte Karl IV. angeordnet, dass künftig die ursprünglich an der Stadt vorbeigehend Handelsstraße nach Böhmen direkt durch Hirschau führen sollte. Der Aufstieg Hirschaus war damit vorgezeichnet und seine Bedeutung belegt eine starke Stadtbefestigung im späten Mittelalter Eine Straßenkarte von 1614 verzeichnet die Verkehrsverbindung über Hirschau und Pfraumberg als die einzige zwischen Nürnberg und Prag.

Als wichtige Quelle darüber, wie der Schutz dieser viel befahrenen Fernhandelsstraße aussah, gilt das „böhmische Salbüchlein“ Karls IV aus den Jahren 1366/68. Hier wird neben dem Verlauf der Trasse und den Einkünften aus einzelnen Etappenorten auch die Geleitabschnitte auf dieser Straße formuliert und wer jeweils dafür zuständig war: Von Erlenstegen bis zur Pegnitzbrücke bei Hohenstadt der Pfleger von Lauf, von dort bis Gebenbach „auf dem Puchel“ der Pfleger von Sulzbach. Von da bis Kohlberg war der Pfleger von Hirschau für das Geleit zuständig und „ab dem Kolberg“ sollte der Pfleger von Parkstein übernehmen und es begleiten „gen der Altenstadt“. Dort war dann der Pfleger von Störnstein verantwortlich „biz für den Walt, do sein nicht mer not ist“. [4]

Altwege östlich und nordöstlich von Amberg nach Dollacker

Anton Dollacker weist im Bereich der TK Hirschau 6437 zehn Altstraßentrasse aus:

  • Trasse Nr. 1: Amberg – Ursulapoppenricht – Gebenbach – Freihung – Tanzfleck – Grafenwöhr – Pressath – Kemnath – Kulmain – Wunsiedel – Hof. Wurde 1908 wegen des Truppenüberplatzes Grafenwöhr von Tanzfleck nach Kaltenbrunn verlegt. Hatte in Amberg Anschluss an Nr .16. Hieß „Magdeburger Straße“. Heißt von Tanzfleck nach Grafenwöhr „Eisenstraße“. Soll nach Schuchard (1935) Teil der „Bernsteinstraße“ gewesen sein.
  • Trasse Nr. 2: Amberg – Greßmühle – Aschach – Kricklhof – Scharhof – Schnaittenbach – Seblasmühle – Neuersdorf – Neudorf – Luhe (Naabübergang) – Hochdorf – Letzau – Bergnetsreuth – Pauschendorf – Boxdorf – Floß – Plößberg – Tirschenreuth – Waldsassen – Eger. Strecke Letzau – Bergnetsreuth nicht sicher. Hatte in Amberg Anschluss an Nr. 19. Heißt auf der Strecke Aschach – Scharhof „Bistumersteig“., auf der Strecke Luhe – Letzau: Hochstraße. Scheint nach Dollacker „uralt“ zu sein.
  • Trasse Nr. 3: Amberg – Krumbach (oder Aschach) – Lintach – nördlich an Hetzelsdorf, Baumgarten und Traglhof vorbei – Mertenberg – südlich an Kemnath vorbei – Saltendorf – Unterköblitz (Naabübergang) – Wernberg -Witschau – Neuwirtshaus – Braunetsried – Lohma – Waidhaus – Roßhaupt – Pfraumberg – Haid. Zwischen Mertenberg und Wernberg wie Nr. 32. Heißt auf er Strecke Hetzelsdorf – Saltendorf „Hochstraß“ und auf der Strecke Neuwirtshaus – Braunetsreid „Rennstraße“. Ging ursprünglich wohl an Vohenstrauß vorbei. Die Strecke Hirschau – Unterköblitz ist wohl jüngeren Datums.
  • Trasse Nr. 27: Amberg – Galgenbergweg – Neumühle – Kötzersricht – östlich an Hahnbach vorbei – Heiligkreuz – Hohenzant – Schlicht – Altneuhaus – Grünwald – Haag – Hammergänlas – Unterfrankenohe – Kirchenthumbach – Creußen – Bayreuth. Hat wohl ursprünglich über den Kreuzberg bei Heiligkreuz geführt. Wurde durch den Truppenübungsplatz zwischen Grünwald und Kirchenthumbach dem öffentlichen Verkehr entzogen.
  • Trasse Nr. 31: Sulzbach – Hahnbach -Süßer Berg – an Krickelsdorf vorbei – Kindlas – Ödhof – Luhe – Meisthof – Engleshof – Michldorf – Kaimling – Waldau – Untertresenfeld – Waldthurn – Neunehammer – Rehberg – Georgenberg – Schönwald – Tachau. Heißt auf dem Süßer Berg bis zur Kreuzung der Straße Gebenbach – Freihung (Nr. 1) „Postweg“, dann bis Luhe „Hochstraße“ und zwischen Michldorf und Kaimling „Heeresstraße“. Nach Dollacker „uralt“.
  • Trasse Nr. 32: Sulzbach – Kümmersbuch (wie Nr. 30) – südlich an Mimbach vorbei – Mausdorf – Krondorf – hart an Weiher vorbei – nördlich an Hainstetten vorbei – Mertenberg – von da Fortsetzung wie Nr. 3 und Nr. 4 nach Wernberg oder Iffelsdorf. Nach Dollacker uralt.
  • Trasse Nr. 41: Gebenbach – Hirschau – Waldmühle – Kohlberg – Radschin – Etzenricht – Weiden – Altenstadt – Neustdt/WN – Püchersreuth – Plößberg – Hohenthann – Thonhausen – Bärnau – Paulusbrunn – Tachau. Hieß „Goldene Straße“, da die „goldene Stadt“ Prag das Ziel war. Sollte mit Anordnung Karls IV., gegeben am Samstag vor Lichtmess 1347, durch die Stadt Hirschau gehen und nicht daran vorbei wie Nr. 2, Nr. 31 und Nr. 32)
  • Trasse Nr. 97: Kastl – Ziegelhütte – Hainhof – Ehringsfeld – Kotzheim – Viehberg – Unterammerthal oder Kotzheim – Allammerthal – Fichtenhof – westlich an Karmensölden vorbei – Michaelspoppenricht – Altmannshof (über die Vils) – Speckshof – über den Rücken des Laubenberges – über den Süßer Berg – Ölweiher – Seugast – hatte in Seugast Anschluss an Nr. 1. Ist bei Speckshof auf kurzer Strecke verschwunden. Nach Dollacker „uralte Straße“. Die Strecke Laubenberg – Seugast heißt „Fischweg“.
  • Trasse Nr. 101: Holnstein – Oberreinbach – Högberg (?) – Bernricht – Gassenhof – Süß (Vilsübergang) – Süßer Berg. Strecke Oberreinbach – Bernricht unsicher. Hatte Anschluss in Oberreinbach an Nr. 99 und auf dem Süßer Berg an Nr. 31. Heißt bei Süß „Hochstraß“.
  • Trasse Nr. 102: Süß – Schalkenthan – über den Höhenrücken zur Gabelung der Sulzbach – Wernberger und der Amberg – Gebenbacher Straße. Ist zwischen Süß und der Bayreuther Straße verschwunden. Hat in Süß Anschluss an Nr. 101 und setzt sich ab Gebenbach mit Nr. 41 fort. Strecke Schalkenthann – Gebenbach heißt „Postweg“.[5]

Die „Goldene Straße“ als Altwegesystem

Der Geograph Ulrich List beschäftigte sich anfangs der 2000er Jahre ausführlich mit der Geschichte und dem Verlauf der Goldenen Straße zwischen Nürnberg und dem böhmischen Becken. Allerdings kommt List zu dem Ergebnis, dass es sich bei der „Goldenen Straße“ nicht um eine einzige Trasse gehandelt hat, sondern um eine ganzes „Straßensystem“, zu dem eine Vielzahl von Einzelwegen gehört hat und das in der ganzen Breite das Grenzgebirge zu Böhmen vom Fichtelgebirge bis hinunter in die Cham-Further-Senke überquerte.

In seiner am Lehrstuhl von Prof. Dr. Dietrich-Jürgen Manske in Regensburg entstandenen Dissertation von 2006 wertet er nicht nun eine lange Reihe von Quellen aus, sondern verzeichnet in einem ausführlichen Kartenband alle bekannten Trassen auf der Basis der topographischen Karten im Maßstab 1:50000. Dabei trägt deren gesamten Verlauf nicht nur in sein umfangreiches Kartenwerk ein, sondern er hat die einzelnen Trassen offensichtlich alle begangen und selbst in Augenschein genommen. Dabei verzeichnet er im Detail auf seinen schematisierten Karten alle erkennbaren Hohlwege und deren genau Spurenzahl. In der anliegenden Beschreibung listet er unter dem jeweiligen Ort weitere Wegbegleiter wie Martersäulen und andere Altstraßenhinweise, wie etwa Patrozinien, auf.

Dieses aufschlussreiche Werk hat nur einen einzigen Nachteil: Es verzeichnet die Trassen noch ohne die Nutzung des „Digitalen Geländemodells“, das zur Zeit des Erscheinens der Dissertation noch in der Entwicklung war und für die Altwegeforschung noch nicht in dem Umfang zur Verfügung stand, wie es heute der Fall ist. Die meisten, bereits bei Dollacker verzeichneten Altwege im Umgriff von Amberg und Sulzbach dokumentiert Ulrich List in seiner Dissertation von 2006 als komplexes Straßensystem. Unter anderem beschreibt dabei die Trasse der „Verbotenen Straße“ von Hirschau - Schnaittenbach – Luhe/Wernberg – Vohenstrauß – Waidhaus – Pilsen (s. Dollackertrasse Nr. 3). [6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrich List: Die Goldene Straße. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 110-119
  2. Rainer H. Christoph: Die Goldene Straße: Via Regia von Nürnberg nach Prag. Pressath 2025, S. 64 - 76
  3. Alfred Wolfsteiner: Wildwest in der Oberpfalz. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 132-152
  4. Fritz Schnelbögl (Hrsg.): Das „Böhmische Salbüchlein“ Kaiser Karls IV. über die nördliche Oberpfalz 1366/68, Wien 1973 (=Veröffentlichungen des Collegium Carolinum; 27)
  5. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  6. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S. 64 - 107; Bd. 11,2: Teilkarten Nr. 2 und Nr. 4 sowie Kommentar S. 3 – 6, 12 - 14