Sigmund Spitzner senior
| Sigmund Spitzner | |
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Portrait Sigmund Spitzner senior | |
| Geburtsdatum: | 30. Juni 1891 |
| Sterbedatum: | 14. Juli 1962 |
Sigmund Spitzner senior (* 30. Juli 1891 in Parsberg; † 14. November 1962) war ein deutscher Maler und Kunsterzieher.[1]
Leben
Sigmund Spitzner wurde am 30. Juli 1891 in Parsberg als jüngstes von sechs Kindern geboren. Sein Vater, Johann Nepomuk Spitzner, stammte aus einer traditionsreichen Maler-, Vergolder- und Bildhauerfamilie und arbeitete als Kirchenmaler. In der Werkstatt des Vaters machte Sigmund früh erste künstlerische Erfahrungen.[2] Von 1908 bis 1914 besuchte er die Königliche Kunstgewerbeschule München. Von 1919 bis 1921 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München bei Carl Johann Becker-Gundahl.[3]
Geprägt vom Ersten Weltkrieg, an dem er als einfacher Soldat teilnahm, entschloss er sich anschließend zur Fortführung seiner künstlerischen Laufbahn. Von 1919 bis 1921 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München bei Carl Johann Becker-Gundahl. In dieser Zeit gewann er erste Preise für seine Werke, darunter ein Wandgemälde im Hörsaal der Akademie.[2]
Ein einjähriger Studienaufenthalt in Spanien prägte Spitzner nachhaltig. Gemeinsam mit einem Kommilitonen wanderte er von Barcelona bis Madrid, lebte in einfachsten Verhältnissen, arbeitete zeitweise als Hafenarbeiter und fand schließlich Unterstützung durch den deutschen Botschafter. Über diesen kam er in Kontakt mit Prinz Adalbert und Prinzessin Pilar von Bayern, die ihm und seinem Kollegen eine Ausstellung in Madrid ermöglichten – der Durchbruch für die beiden jungen Künstler.[2]
Zurück in München wurde Spitzner von 1923 bis 1925 Schüler von Professor Herterich an der Akademie und später dessen Meisterschüler. Ab 1930 arbeitete er als freischaffender Künstler. Nach seiner Heirat errichtete er in Parsberg ein Wohnhaus mit Atelier und kehrte 1951 dauerhaft in seinen Heimatort zurück.
Von 1936 bis zu seinem Tod erhielt er zahlreiche öffentliche Aufträge. Hauptthemen seiner Arbeit waren das Porträt und die Landschaftsmalerei. Sigmund Spitzner blieb zeitlebens seiner oberpfälzischen Heimat verbunden. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit waren zahlreiche Kirchenrestaurierungen und die Ausführung vieler Deckenfresken in insgesamt über 30 Kirchen, darunter die katholische Pfarrkirche St. Andreas (Parsberg). Darüber hinaus schuf er im staatlichen Auftrag Mosaiken[4] und war in der Bildhauerei tätig.
Am 24. November 1962 verstarb der Künstler im Alter von 71 Jahren.[3]
Werk

Spitzners Werk zeichnet sich durch große stilistische Breite, technische Sorgfalt und eine tiefe Verbundenheit zur oberpfälzischen Heimat aus. Er arbeitete in nahezu allen bildkünstlerischen Techniken: Ölmalerei, Zeichnung, Druckgrafik, Fresko, Mosaik und Holzschnitzerei.
Besondere Bedeutung hat seine Kirchenmalerei. In über 30 Kirchen, darunter in Sulzbach, Neukirchen b. Hl. Blut, Viechtach, Laaber, Almesmberg und besonders in St. Andreas Parsberg, gestaltete er Deckenfresken, Wandbilder und Altarräume. Seine Arbeiten zeigen biblische Szenen, Heiligendarstellungen und symbolische Motive – immer verbunden mit feinem Farbempfinden und klarer Komposition. Die Mosaiken in der Kirche Mariä Geburt in Frauenberg, darunter das Lamm Gottes, die Arche Noah und ein Hirsch an der Quelle, gelten als herausragende Beispiele seiner religiösen Symbolkunst.
In der Landschaftsmalerei entwickelte Spitzner eine unverwechselbare Bildsprache. Seine Motive entnahm er der spanischen Sierra ebenso wie den Feldern, Märkten und Dörfern der Oberpfalz. Die Jahreszeiten, das bäuerliche Leben und die Beziehung von Mensch und Tier waren zentrale Themen. Besonders bekannt sind seine Winterbilder und Marktszenen – ein Kritiker nannte ihn treffend den „Oberpfälzer Brueghel“.
Auch seine Porträts – häufig in Öl auf Leinwand – bestechen durch psychologische Tiefe und handwerkliche Präzision. Das Gemälde „J. Glas“ (1959), heute im Burgmuseum Parsberg, ist ein eindrückliches Beispiel dafür. Hinzu kommen zahlreiche grafische Werke: Holzschnitte, Postkartenserien, Neujahrsgrüße und Illustrationen mit feinem Humor und Gespür für den Alltag der kleinen Leute.
Als Bildhauer arbeitete Spitzner vor allem mit Lindenholz. Er schuf keine Monumente, sondern widmete sich kleineren, erzählerischen Arbeiten: Krippenfiguren, geschnitzte Reliefs, Treppengeländer und Szenen aus dem bäuerlichen Leben. Auch eine große Weihnachtskrippe mit typischen Bauernfiguren gilt als Meisterwerk der oberpfälzischen Holzkunst.[2]
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Stillleben
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Selbstportrait
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Sauschlachten
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Lisa
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Jagdstillleben
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Anger im Winter
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Mummenschanz, Öl auf Leinwand 70cm x 100cm, undatiert, Burgmuseum Parsberg
Rezeption
Sigmund Spitzner hat der Oberpfalz ein reiches künstlerisches Erbe hinterlassen. Seine Deckengemälde und Restaurierungen in über 30 Kirchen prägen bis heute das Bild vieler Sakralräume. Besonders hervorgehoben wird die Pfarrkirche St. Andreas in Parsberg,.[6] wo seine Fresken und Malereien zu den zentralen Kunstwerken gehören. Die Verbindung von technischer Perfektion, farblicher Harmonie und religiösem Ausdruck macht seine Arbeiten zu bedeutenden Zeugnissen geistlicher Kunst des 20. Jahrhunderts.
Spitzners Werke wirken über das Religiöse hinaus. Sie dokumentieren den Wandel und die Lebenswelt der ländlichen Oberpfalz, zeigen das Alltagsleben mit Tiefe, Würde und manchmal augenzwinkerndem Humor. Seine Marktszenen, bäuerlichen Porträts und Winterlandschaften sind nicht nur künstlerische, sondern auch kulturhistorische Quellen.[2]
Spitzners Einfluss geht jedoch weit über seine Deckengemälde hinaus. Seine Arbeiten sind im Burgmuseum Parsberg ausgestellt und bieten Einblicke in die Kunstgeschichte der Region.[7]
Werkliste
- Deckenfresko Christi Geburt in der Mariahilfkirche zu Neumarkt (1939)
- Deckenfresko in der katholischen Pfarrkirche auf dem Sulzbürg
- Deckenfresken in der katholischen Pfarrkirche St. Andreas in Parsberg
- Mosaiken in der Kirche Mariä Geburt (Frauenberg):
- Mosaiken am Kalvarienberg[8] in Parsberg in der dortigen Ölbergkapelle
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Deckenfresko Mariahilf, Neumarkt
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Deckenfresko St. Andreas, Parsberg
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Deckenfresko St. Andreas, Parsberg
Weblinks
Commons: Sigmund Spitzner senior – Sammlung von Bildern
Sigmund Spitzner senior in der freien Enzyklopädie Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ Sigmund Spitzner, Mittelbayerische Trauer, abgerufen am 21. März 2025
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Panzer Peter, “Sigmund Spitzner – Ein oberpfälzer Maler“, Lupburg, Druckerei Scheuerer Amberg, 1991
- ↑ 3,0 3,1 Tafel im Burgmuseum Parsberg
- ↑ Hans Skalet, Burgmuseum Parsberg: Neue Bilder in der Kalvarienkapelle, 2023-02. In: Zeitschrift1 Auflage., Stadt Parsberg, Parsberg April 2023, S. 22
- ↑ Hängung Spitzner „Portrait J. Glas“

Hängung Spitzner „Porträt J. Glas“ - ↑ Alfred Spitzner: Parsberger Chronik. In: Stadt Parsberg (Hrsg.): Festschrift, 1 Auflage., J. M. Boegl - Verlag Neumarkt / Opf, Neumarkt in der Oberpfalz 30. August 1950, S. 146
- ↑ Werner Mayer (Autor), Heiner Riepl (Vorwort): Sammlung Bezirk Oberpfalz: Künstler aus der Region. Oberpfälzer Künstlerhaus Schwandorf-Fronberg.Malerei - Grafik - Plastik. In: Bezirk Oberpfalz (Hrsg.): Sammelband, 1 Auflage., MZ Buchverlag, Regensburg, ISBN 3-931904-39-3, S. 1998-01-01
- ↑ Borris Orloff: Die Ölbergkapelle von Parsberg, vom 30. Januar 2020, abgerufen am 21. März 2025