Rathaus (Sulzbach-Rosenberg)
Im Spätmittelalter errichtetes Rathaus der Stadt Sulzbach-Rosenberg.
| Rathaus (Sulzbach-Rosenberg) | |
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Rathaus Sulzbach-Rosenberg | |
| Adresse: | Luitpoldplatz 25 92237 Sulzbach-Rosenberg |
| BLfD-ID: | D-3-71-151-80 |
Baugeschichte
Das Sulzbacher Rathaus, eines der schönsten Rathäuser der Oberpfalz, wurde zwischen 1456 und 1464 an der Stelle eines Vorgängerbaus in einer einzigen Bauphase errichtet. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Sandsteinquaderbau, bestehend aus zwei miteinander verbundenen Gebäudeteilen: dem Saalbau und dem Querbau.
Im Untergeschoss des Saalbaus befand sich ursprünglich ein „Einkaufszentrum“ mit Brot- und Fleischbank sowie mehreren kleineren Geschäften für den täglichen Bedarf. Das Obergeschoss diente der Ratstätigkeit und der hohen Gerichtsbarkeit durch den Landesherrn. Der Zugang erfolgte über eine hölzerne Außentreppe. Die nördliche Ratsstube war dem Bürgermeister und Rat vorbehalten, während die Landschaftsstube auf der Südseite dem Fürsten bzw. ab 1529 dem Landgericht diente.
Der große Rathaussaal im Westen war bis zur Umgestaltung 1859/60 offen, die Fenster größtenteils unverglast, mit einfacher Holzdecke und Estrichboden. Hier fanden Ratswahlen, Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen statt. 1859/60 wurden die Fenster verglast, der Boden erhielt Holzbelag, und eine neugotische Vertäfelung mit Sitzplätzen wurde eingebaut.
1967/68 erfolgte eine weitere Umgestaltung: die gotischen Sitznischen wurden entfernt, Heizkörper eingebaut, Sandstein-Fensterbänke gesetzt, Wandverkleidungen entfernt, und eine Holzdecke mit Tannenholzfurnier sowie ein Marmorfußboden eingebracht. 2004 wurde das Rathaus generalsaniert und für die Nutzung durch die Stadtverwaltung angepasst, wobei das historische Erscheinungsbild wiederhergestellt wurde.
Innenbereich
In der Eingangshalle ist der frühere Aufbau des Einkaufszentrums noch erkennbar. Zugang zu den Lochgefängnissen, die den historischen Grundriss zeigen, ist mit Voranmeldung möglich. Eine Steintreppe von 1875 verbindet den Querbau im Inneren.
Die Rats- und Landschaftsstube im Obergeschoss weisen Balken-Bohlendecken mit Maßwerkschnitzereien (ca. 1500) auf. In der Landschaftsstube ist ein Teil der Bohlen-Ständerwand erhalten, ebenso ein Richterspruch: ARBITER PATIENTER AVDIT BENIGNE RESPONDET REM IUSTE IUDICAT. Der Sprucherker diente der Bekanntgabe von Gerichtsurteilen.
In der Ratsstube befindet sich ein prächtiges Portal von Johann Elias Berger (1720) mit gedrehten Säulen, korinthischen Kapitellen und gesprengtem Giebel. Heute dient der Raum als Trauungszimmer. Der große Rathaussaal wird für Stadtratssitzungen, Bürgerversammlungen, Vorträge und Empfänge genutzt. Dort sind Porträts von Pfalzgraf Christian August, Herzog Johann Christian und weiteren Adeligen zu sehen.
Außenbereich
Die Fassade zum Luitpoldplatz beeindruckt durch ein Gesims mit gotischen Zierelementen, Treppengiebel und aufgesetzte Fialen. Der polygonale Erker im Obergeschoss ragt über einem neugotischen Portal hervor, darüber befindet sich eine Rosette mit Uhr. Links und rechts schließen Wappensteine das Sulzbacher Wappen ein, über der Uhr ist das pfalz-bayerische Wappen angebracht. Zwei Lisenen führen zu einem Türmchen mit zwei Glocken.
Quellen
- Elisabeth Vogl: Sulzbach-Rosenberg. 4. völlig neu erarbeitete Auflage. Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1874-7, S. 33-35
- Vogl, Elisabeth / Heinl, Rudolf: Eisenerz und Morgenglanz, Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, Band II, S. 721-742
- Tourismus Sulzbach-Rosenberg: Gotisches Rathaus
- Sehenswert. Geschichte & Sehenswürdigkeiten der Herzogstadt Sulzbach-Rosenberg. Sulzbach-Rosenberg 2025, S. 9