Hl. Johannes Nepomuk - Parsberg

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Der Hl. Johannes Nepomuk - Parsberg ist eine historische Schnitzerei. Es ist eine Originalfigur aus der Werkstatt Hans Georg Wallers Parsberg um 1750 in Holz ausgeführt, gefasst und vergoldet.

Ikonographie

Hl. Johannes Nepomuk (Holzfigur im Burgmuseum Parsberg)
Hl. Johannes Nepomuk (Holzfigur im Burgmuseum Parsberg)

Diese barocke Holzskulptur stellt den heiligen Johannes Nepomuk (ca. 1345–1393) dar, einen der bedeutendsten Brückenheiligen Mitteleuropas und Patron des Beichtgeheimnisses. Charakteristisch zeigt ihn die Darstellung in Chortracht mit Birett, Talar und Rochett. In der Rechten hält die Figur des Nepomuk ein Kruzifix – Zeichen seiner innigen Christusverbundenheit. Es verweist zugleich auf seine Märtyrerrolle: Johannes Nepomuk wurde unter der Herrschaft König Wenzels IV. gefoltert, doch er brach das Beichtgeheimnis nicht und verweigerte seinen Peinigern jede Auskunft. Der zum Mund erhobene Finger der linken Hand symbolisiert dieses Schweigen und macht seine Standhaftigkeit sichtbar. Auf Befehl des Königs wurde er schließlich in die Moldau gestürzt – und ging als Märtyrer des Beichtgeheimnisses in die Geschichte ein.[1]

Die Heiligenfigur aus Werkstatt Hans Georg Wallers zeichnet sich durch eine außergewöhnlich präzise und stilistisch klare Ausführung aus. Charakteristisch ist die streng kontrollierte Modellierung der Gesichter und Hautpartien, die nahezu idealisiert erscheinen und eine entrückte, geistige Wirkung erzeugen. Diese idealisierende Gestaltung verleiht den Figuren eine betonte Distanz zur physischen Realität und verweist auf den barocken Anspruch, das Transzendente im Irdischen sichtbar zu machen.[2]

Im Kontrast dazu steht die Behandlung der Gewandpartien: Der Faltenwurf ist mit scharfkantigen Brüchen und markanten Linien modelliert, wodurch die Stofflichkeit nicht weich oder fließend wirkt, sondern eine fast steinähnliche Härte gewinnt. Diese bewusst gesetzte Spannung zwischen glatten, idealisierten Körperflächen und plastisch-gebrochenen Gewandstrukturen schafft einen ausgeprägten Kontrast, der die räumliche Wirkung intensiviert.[2]

In der Verbindung dieser gegensätzlichen Gestaltungsmittel manifestiert sich eine für Waller charakteristische bildhauerische Handschrift, die seine Werke von denen vieler Zeitgenossen unterscheidet und auf ein hohes Maß an künstlerischer Disziplin sowie kompositorischem Bewusstsein hinweist.

Der Bildhauer Hans Georg Waller

Hans Georg Waller (1713–1774) war ein deutscher Bildhauer des Spätbarock und gilt als Begründer einer eigenständigen regionalen Bildhauertradition im südlichen Oberpfälzer Raum. Geboren wurde Waller 1713 im Parsberger Ortsteil Daßwang.[3] Nach einer Ausbildung zum Schreiner absolvierte er in Stadtamhof bei Regensburg eine Lehre zum Bildhauer. Anschließend kehrte er nach Parsberg zurück, wo er die erste bekannte Bildhauerwerkstätte des Ortes gründete. Diese Werkstatt wurde über mindestens zwei Generationen hinweg von seinen Nachkommen fortgeführt und prägte das kirchliche Kunstschaffen im Altlandkreis Parsberg und in den angrenzenden Regionen maßgeblich. Im Jahr 1736, dem Jahr seiner Eheschließung, wurde der Turm der Parsberger Pfarrkirche erhöht – ein zeitlicher Zusammenhang, der in alten Kirchenbüchern belegt[3] ist und auf Wallers frühe Tätigkeit im kirchlichen Kontext verweist. Über rund 150 Jahre hinweg war die Familie Waller in der Ausstattung von Kirchen und Klöstern der Umgebung tätig; einige Familienmitglieder werden auch als Maler und Vergolder erwähnt.

Als Hauptwerk Wallers gilt der Hochaltar der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Riedenburg, den er in den Jahren 1746/1747 schuf.

Der spätbarocke Hochaltar der Pfarrkirche St. Barbara in Lupburg aus dem Jahr 1788 wird seinem Sohn Josef Waller zugeschrieben und zeigt bereits Merkmale des Rokoko.

Mit seinem Schaffen prägte Hans Georg Waller die sakrale Bildhauerkunst des Oberpfälzer Jura nachhaltig. Er gilt als Vermittler zwischen dem expressiv-bewegten Spätbarock und einer disziplinierten, klaren Formensprache, die den Übergang zum Frühklassizismus vorbereitet.[3]

Die Bildhauer Werkstatt Waller in Parsberg

Die Figur stammt aus der Werkstatt von Hans Georg Waller (geboren 1713, verstorben 1790), einem bedeutenden Barockbildhauer aus Parsberg[2], der über mehrere Jahrzehnte hinweg das sakrale Kunstschaffen der Region mitprägte. Seine Werkstatt war Teil einer über drei Generationen bestehenden Künstlerdynastie, die vom mittleren 18. Jahrhundert bis ins späte 19. Jahrhundert in Parsberg ansässig war. Waller selbst gilt als herausragender Vertreter des Rokoko in der Region, dessen Werke sich durch feine Schnitzkunst, leuchtende Farbfassung, vergoldete Draperien und große Ausdruckskraft auszeichnen. Die Bildhauerwerkstatt von Hans Georg Waller nahm im 18. Jahrhundert eine bedeutende Stellung innerhalb der kirchlichen Kunstproduktion des südlichen Oberpfälzer Raums ein. Von Parsberg aus belieferte die Werkstatt zahlreiche Kirchen und Klöster zwischen Neumarkt, Hemau und Riedenburg mit Skulpturen, Altarausstattungen und sakralen Dekorationselementen.[2]

Waller gilt als Begründer einer eigenständigen regionalen Bildhauertradition, die sich durch die Verbindung barocker Ausdruckskraft mit einer streng kontrollierten Formensprache auszeichnet. Seine Werke zeigen eine klar strukturierte Komposition und eine stilistische Reduktion, die bereits den Übergang zum Frühklassizismus andeutet.[3]

Nach dem Tod des Künstlers führten seine Söhne die Werkstatt fort und prägten weiterhin das kirchliche Kunstschaffen der Region. Die im Jahr 2025 in Parsberg wiederentdeckten Figuren des heiligen Johannes und des heiligen Sebastian veranschaulichen exemplarisch die künstlerische Qualität und Ausdruckskraft dieser Werkstatt. Sie gelten als bedeutende Zeugnisse der oberpfälzischen Sakralkunst des späten 18. Jahrhunderts.[2]

Seine Arbeiten sind vor allem im sakralen Rahmen überliefert – als Altäre, Kanzeln, Figuren und ornamentale Ausstattungen.

Die Apothekerkapelle

Apothekerkapelle Stadtplatz Parsberg
Apothekerkapelle Stadtplatz Parsberg

Die „Apothekerkapelle“, zu der diese Figur ursprünglich gehörte, stand neben der ersten Apotheke in Parsberg. Im Zuge der Stadtsanierung wurde das Apothekengebäude 1972 abgerissen, die Kapelle aber gerettet. Heute beherbergt die Ädikula der Kapelle eine Kopie der Nepomuk-Statue - angefertigt durch die Firma Preis[1]. Die Originalfigur aus dem 18. Jahrhundert ist heute in Burgmuseum und dokumentiert die hohe handwerkliche und künstlerische Qualität Wallers, die ihm überregionale Anerkennung einbrachte.[3]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Museumsbeschriftung der Figur im Burgmuseum Parsberg
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 https://drive.google.com/file/d/1p3nBWX65ObZ1-MFvuCQFXHLEuq0zQ_F_/view
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Gerhard Staudigl, Nachforschungen zu Oberpfälzer Bildhauern, 2025