Hausnamen

Der Hausname ist ein Bei- oder Nebenname für Personen eines Anwesens und ist kein Ortsname. Der Häusername bezeichnet ein Haus oder ein Anwesen, es ist der Hofname eines Anwesens.
Bedeutung
Hausnamen zählen zu den kulturellen Erscheinungen, die als alltägliche Selbstverständlichkeit wahrgenommen werden und daher meistens nicht bedeutsam genug erscheinen, um ihnen eine nähere Betrachtung zu widmen. Hausnamen waren einst geläufiger als heute und auf dem Lande oftmals die einzige Art und Weise, mit der man Familien benannte, obwohl jede einen offiziellen sog. Schreibnamen hatte. Hausnamen sind ein Ausdruck lebendigen Volkstums. Sie entstehen und leben in und mit der Gemeinschaft. Sie werden oftmals über viele Generationen vererbt. Sie sind aber auch einem großen Wandel über die Jahrhunderte unterworfen.
Entstehung
Die ersten Hausnamen entstanden in den großen Städten Deutschlands bereits im 12. und 13. Jahrhundert. So lässt sich für Köln schon 1150 der erste Hausname nachweisen. Die Entstehung hat um 1200 gleichmäßig in den deutschen Städten Köln, Mainz, Würzburg, Worms, Speyer und Basel eingesetzt. In Städten wie Straßburg, Frankfurt, Aachen, Erfurt, Freiburg setzt die Entstehung durchschnittlich ein halbes Jahrhundert später ein. Um 1270 wird in Regensburg der erste Hausname urkundlich genannt, das Goliathhaus.
Die ersten Hausnamen waren natürlichen Ursprungs und wurden von der Allgemeinheit gefunden. Sie leiteten sich von Kennzeichen des Grundstücks, von Lokalbenennungen, von der Lage des Hauses, von baulichen Besonderheiten, von der Farbe, von Hauskennzeichen, vom Gewerbe ab. Des Weiteren entstanden Hausnamen von künstlichen Hauszeichen, wie Wandmalereien, Zeichen aus der Religion, von Wappen, vom Kriegshandwerk, von der Jagd, von Hausgeräten, vom Menschen, von Tieren, von Pflanzen, von Himmelkörpern und Wettererscheinungen.
Im 13. und 14. Jahrhundert bildeten sich die Familiennamen in Deutschland. In Venedig erfahren wir von den ersten Beinamen/Familiennamen im 9. Jahrhundert. Von dort verbreiteten sich die Familiennamen. In Friesland finden wir Familiennamen erst im 19. Jahrhundert.
In Frankreich und in den Niederlanden waren im 14. Jahrhundert die Hausnamen auch verbreitet. In England kam die Sitte später auf, aber im 17. Jahrhundert war auch hier jedes Haus benannt.[1][2] [3] [4]
Entstehung der Hausnamen auf dem Lande
Anders als in den Städten ist die Sitte der Hausnamen in ländlichen Orten nicht gewachsen, sondern in ausgereifter Form aus den benachbarten Städten übernommen worden.
Auf dem Lande werden die Häusernamen in den Häuser- und Rustikalsteuerkataster von 1808 erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1840 finden sich in den Katastereinträgen Hausnamen und Häusernamen. Ihre Entstehung geht jedoch mindestens bis Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. In sehr vielen Hausnamen entdecken wir die Familien- oder Schreibnamen früherer Inhaber der Höfe, ebenso die Tauf- oder Rufnamen derselben, in der einst üblichen Kurzform. Viele dieser Namen sind noch erhalten und werden regional verschieden, vorwiegend von der älteren Bevölkerung noch benutzt. Da die Bedeutung der Hausnamen nicht mehr verstanden wird und der Sinn dieser verloren gegangen ist, kommt auch diese Sitte auf dem Lande langsam ab. In den Katastern wurden Häusernamen und Hausnamen der Anwesen aufgezeichnet. Sie enthalten die Hausnummer, Vor- und Nachname des Besitzers, den Hausnamen und den Häusernamen.
Der Häusername entspricht dem Hofnamen und bezeichnet ein Haus oder ein Anwesen.
Häusernamen im Häuser- und Rustikalsteuerkataster von 1808
Hs. Nr. 3, Martin Bruckner, das Tuchhanselgütl, ein ¼ Höfl; Hs. Nr. 4, Josef Schwendner, das Schwendnergütl, ein ¼ Höfl; Hs. Nr. 1, Georg Adam Retzer, der Plösselhalbhof; Hs. Nr. 2, Georg Graf, das Haunersdorfer Halbhöfl; Hs. Nr. 3, Georg Wifling, das Wolferlbauerngütl, ein Halbhof;
Der Hausname bezeichnet kein Haus, sondern ist ein Bei- oder Nebenname für Personen eines Anwesens.
Hausnamen und Häusernamen im Kataster von 1840
Hs. Nr. 3, Peter Mulzer, beim Schüllerbauer, das Schüllerbauerngütl; Hs. Nr. 4, Andreas Bäck, beim unteren Kopper, der viertel Kopperhof; Hs. Nr. 6, Michael Wifling, beim Marx, der Marxnbauernhof; Hs. Nr. 2, Josef Gröninger, beim Wastl, der Wastlbauernhof;
Zusammensetzung der Hausnamen
Die Hausnamen setzen sich in der Regel aus dem Vor- und Nachnamen, dem Beruf oder Verbindungen hieraus zusammen. Sie bezeichnen Familien, welche von alters her die Gegend bewohnten und bebauten. Im Laufe der Zeit wurden diese Namen in mannigfache Formen abgeschliffen.
Vornamen
Beim Aberer von Abraham; beim Anderl oder Andersen von Andreas; beim Balthes oder beim Balzer von Balthasar; beim Bartl von Barthlomäus; beim Beida von Peter; beim Bibl oder Wilbl von Willibald; beim Bigl oder Wigl von Ludwig; beim Birner von Werner; beim Danner oder Damer von Thomas; beim Dickl oder Dicken von Benedikt; beim Dolk von Jacob; beim Dietl oder Dietz von Dietrich; beim Erdl, Erl oder Eller von Erhard; beim Fertl von Ferdinand; beim Hardl von Erhard oder Leonhard; beim Fritzen von Friedrich; beim Gangl von Wolfgang; beim Girng von Georg; beim Gabl oder Gakerl von Jakob; beim Goberl von Gabriel; beim Gochern von Joachim; beim Gustl von August oder Gustav; beim Haner von Heinz oder Heinrich; beim Helm von Wilhelm; beim Hirmer von Hermann; beim Hänser oder Hansen von Hans; beim Kannes von Johannes; beim Kastl von Lukas; beim Kaspern von Kaspar; beim Kunerl oder Koundl von Konrad; beim Lenzen von Lorenz; beim Loinl oder Leil von Leonhard; beim Lipp von Philipp; beim Nazi von Ignatz; beim Nigl von Nikolaus; beim Marx von Markus; beim Matthes oder Matz oder beim Matl von Matthias; beim Mirtl oder beim Mirz von Martin; beim Paulus vom Paul; beim Rüpl von Ruppert; beim Stoffl von Christoph; beim Steffel von Stephan; beim Simer oder Simmerl von Simon; beim Turba von Urban; beim Udl, Uller oder Utz von Ulrich; beim Veit oder Vitl von Vitus; beim Walzen von Balthasar; beim Wastl von Sebastian; beim Wias von Tobias; beim Wilbert von Wilprecht; beim Wöfl, beim Wolfen oder Wolferl von Wolfgang; beim Xander von Alexander; beim Xaverl von Xaver; beim Zacherl von Zacharias.
Nachnamen
Hier sind alle Nachnamen möglich die es gibt. Beim Barmer; beim Böhm; beim Böckl; beim Götz; beim Grafen; beim Grasser; beim Gresser; beim Gröninger; beim Haasen; beim Heindl; beim Hutzler; beim Karl; beim Krausen; beim Leitl; beim Luber; beim Öxner; beim Plößl; beim Pichl; beim Seewald; beim Seebauer; beim Schaz; beim Schott; beim Stadlbauer; beim Süß; beim Schwendtner; beim Vötterl; beim Winter; beim Raab; beim Riß; beim Ruhland; beim Zeitler; beim Zweck.
Vor- und Nachnamen
Beim Gräfensepperl; beim Grainhanserl; beim Gruberdicken; beim Hutzlerhansl, beim Kienergaberl; beim Maiermichl; beim Strallermatthias; beim Duchhansel; beim Böhmsimmer, beim Knorr-Andre.
Zwei Vornamen
Beim Adlpeter, von Adam und Peter; Beim Görglwastl, von Georg und Sebastian; Beim Hansgirgl, von Hans und Georg; Beim Hansmichl, von Hans und Michael; Beim Hansensimmer, von Hans und Simon; Beim Hansthamer von Hans und Thomas; Beim Lenzennikl, von Lorenz und Nikolaus; Beim Michloudl, von Michael und Ulrich; Beim Michlkannes, von Michael und Johannes; Beim Mirtelpetern von Martin und Peter; Beim Niglgougl, von Nikolaus und Jakob; Beim Niglandresn, von Nikolaus und Andreas; Beim Pauliwölfl, von Paul und Wolfgang; Beim Peterlendl, von Peter und Leonhard; Beim Steffelgörgl, von Stefan und Georg; Beim Udlliendl, von Ulrich und Leonhard;
Beruf oder einer Tätigkeit
Hier sind alle Berufe möglich. Beim Abdecker; beim Advokaten; beim Apotheker; beim Bäcker; beim Bierbrauer; beim Bildhauer; beim Boder; beim Drotschneinder; beim Fleischer; beim Flußsieder; beim Fischer; beim Flachsbauern; beim Gerichtshalter; beim Glaser; beim Glasschneider; beim Hafner; beim Hufschmied; beim Hutmacher; beim Kirmzäuner; beim Krämer; beim Lebzeltner; beim Leinweber; beim Lumpensammler; beim Malzmüller, beim Mesner; beim Müller; beim Metzger; beim Naglschmied; beim Neubauern; beim Pfeiffenschneider; beim Posthalter; beim Säcklerweber; beim Seifensieder; beim Schlotfeger; beim Schmid; beim Schmiehammer; beim Schneider; beim Schreiner; beim Schullehrer; beim Schuster; beim Spangla; beim Stoihaua; beim Tagelöhner; beim Totengräber; beim Tuchner; beim Wagner; beim Weber; beim Wegmacher; beim Weißgerber; beim Wirt; beim Zimmermann.
Beruf und einem Vor- oder Nachnamen
Beim Anderlschuster; beim Bäckernatzi; beim Bärnmüller; beim Bartlbauer; beim Beerschneider; beim Beiderbauern; beim Beckerbauern; beim Eglbauer; beim Englbauer; beim Fenzlweber; beim Fischerbauer; beim Fischerwastl; beim Gorebauern, beim Grafenschneider; beim Haasenbauer; beim Hoatlschleif; beim Kellerbauern; beim Koarlschouster; beim Kräutermüllerhof; beim Kufnerwastl; beim Langadamweber; beim Modlbauern; beim Merlweber; beim Maurergürgl; beim Maurerwastl; beim Mühlgirgl; beim Postmichl; beim Jaklweber; beim Riesenbauern; beim Seidlmaurer; beim Schanderlbauern; beim Schmidgirgl; beim Schneiderhartl; beim Schreinergörgl; beim Schreinersimmer; beim Stiglschneider; beim Schusterhansl; beim Schusterlenzen; beim Schustermathes; beim Schustermatz; beim Schusterhartl; beim Schusterbaider; beim Schworzbauer; beim Thamerweber; beim Voglweber; beim Wagnanderl; beim Walzenbauer; beim Wastlbauer; beim Weberfranz; beim Webermichl; beim Weberpeter; beim Webersteffl, beim Winterbauer; beim Wölfbauer.
Zwei Berufe
Beim Badweber; beim Bäckerbauern; beim Fischerbauern; beim Forstweber; beim Maurerweber; beim Maurerschneider, beim Postkramer; beim Weberbauer; beim Schmiebauern; beim Schneiderbauern; beim Schousterbauern.
Örtliche Begebenheiten oder besondere Hauszeichen
Beim Aspachmüllner; beim Aubauer; beim Bornmüllner; beim Dorfmüller; beim Edelmannsbauer; beim Furtmühlbauer; beim Garkochhaus; beim Gartenmichl; beim Gerichtsdienerhaus; beim Glausner, von der Klause des Einsiedlers; beim Hammerwirt; beim Kirchbauer; beim Kirchawirt; beim Klostergesindehaus; Nißlmühle; beim Sandmüller; beim Schafhüttenschneider; beim Schleifhaus; beim Schlößlweber; beim Schloßschneiderhaus; beim Schloßzimmermannshaus; beim Stadtmüller; beim Stelzlmüllner; beim Vierbruckmüllner.
Gastschilde und Wirtschaftsbenennungen
Zum goldenen, roten, weißen, schwarzen Adler; zum goldenen, schwarzen Bären; zur goldenen Eichel; beim goldenen, weißen Elefanten; zum goldenen, roten, weißen Hahn; zum goldenen Hirschen, zur Goldenen Krone; zum goldenen, weißen; roten, gelben, silbernen Löwen; zum goldenen, schwarzen Ochsen; zum goldenen, roten, schwarzen, weißen Rössl; zum goldenen, blauen, grünen Stern, beim Sternwirt; beim Schwanenwirt
Äußere Zeichen und einem Beruf
Beim Bodahaus; beim Bildschnitzer; beim Haislmo; beim Langenschwarzen beim alten Lindl; beim Jungbauer; beim Schildnwirtshaus; beim schwarzen Jackl; beim schwarzen Stephl; beim Schwarzen; beim Schweden.
Örtlichen Begebenheiten und einem Beruf
Beim Gartenschlag; beim Gutbauern; beim Forstweber; beim Kleinschneider; beim Klosterhafner; beim Murglweber; beim Prieglweber; beim Vilsbauer; beim Wiesenbauer.
Hausschilder
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Hausschild: Zum goldenen Löwen, Gasthaus Dirmeyer, Neuenschwand
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Hausschild: Zum weißen Rössl, Gasthaus zur Post, Bruck
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Hausschild: Zur goldenen Eichel, seit 1693, Bodenwöhr
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Grohne, Die Hausnamen und Hauszeichen ihre Geschichte, Verbreitung und Einwirkung auf die Bildung der Familien- und Gassennamen, 1912, S. 89-110
- ↑ Konrad Kunze, dtv-Atlas Namenkunde, Deutscher Taschenbuch Verlag, 1998
- ↑ Rita Scharl, Die Hausnamen im Landkreis Schwandorf, 6. Band – 1995, S. 94-101
- ↑ Rita Scharl, Familienkundliche Beiträge, Nr. 18, 1998, GFO