Hans II von Parsberg
| Hans II von Parsberg | |
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Epitaph Hans (2) von Parsberg (Replik) im Burgmuseum Parsberg | |
| Sterbedatum: | 1469 |
| Vater: | Hans (1) von Parsberg |
Ritter Hans II. von Parsberg (geb. um 1385, verst. 1469) zählt zu den herausragendsten Persönlichkeiten des Parsberger Adelsgeschlechts in Bayern. Er gilt bis heute im kollektiven Gedächtnis der Region als der Inbegriff des „Parsberger Ritters".
Leben und Wirken von Ritter Hans (2) von Parsberg
Frühes Leben und Familie
Hans II. von Parsberg wurde in eine seit 1224 nachgewiesene Adelsfamilie geboren. Sein Vater, Hans I., der "alte Hans" (verst. 1398), war bereits ein einflussreicher Ritter. Die Mutter von Hans II. stammte aus der Familie der von Aichberg. Hans II. hatte etwa 11 Geschwister, darunter Werner I., 1442-1455 Reichsschultheiß von Nürnberg, Christoph I., 1439-1448 Kammermeister des Königs von Dänemark, Schweden, Norwegen, und Friedrich IV., 1437-1449 Fürstbischof von Regensburg. Werner II., ein Sohn von Werner I., wirkte als Diplomat der dänischen Könige Christoph III. und Christian I. und legte 1443 durch Heirat mit Anne Roennov die Basis für den dänischen Zweig der Parsberger.[1]
Militärische Karriere
Hans II. von Parsberg war auch ein aktiver Teilnehmer an militärischen Ereignissen seiner Zeit.
Krieg gegen die Hussiten (1422)
Hans II. führte 1422 im Krieg gegen die Hussiten als Hauptmann Herzog Ludwigs III. von der Pfalz ein Kontingent von Kämpfern bis vor die Burg Karlstein bei Prag.
Krieg gegen den Grafen von Virneburg und andere Adelsfehden (vor 1425)
Ende 1424 versprach Herzog Johann III. von Straubing-Holland dem Ritter Hans II. von Parsberg die bedeutende Summe von 4.624 rheinischen Gulden für dessen militärische Dienste „in den Kriegen wider den Grafen von Virenbürig, den Fot von Hunstein u. A.“ (Graf Robert IV. von Virneburg, Nicolaus VI. Vogt von Hunolstein). Die Höhe dieser Zahlung deutet auf eine größere kriegerische Aktivität hin. Die Urkunde wurde "in der Hag" ausgestellt (Den Haag, Holland) und gestattete es Hans, im Falle ausbleibender Zahlung den Herzog anzugreifen und zu pfänden – ein Beweis für seinen Status als kampferprobter und unabhängiger Adliger.
In Folge der Vergiftung von Johann III. im Januar 1425 war Hans II. 1426 in Nürnberg Mitschiedsrichter Herzog Heinrichs XVI. von Bayern-Landshut im Streit der Herzöge von Bayern-München um den Straubinger Landesteil aus dem Erbe Johanns III. (Herzogtum Straubing-Holland 1353-1425).[2]
Westfälisches Gericht – diplomatisch-militärische Mission (1430)
Im Jahr 1430 begleitete Hans II. von Parsberg Herzog Heinrich XVI. von Bayern-Landshut zum westfälischen Gericht im Streit mit Kaspar dem Torringer. Diese Begleitung war ein Zeichen militärischer und diplomatischer Vertrautheit mit dem Herzog und betonte seine Rolle als politisch einflussreicher Ritter. Hans war zu der Zeit Hauptmann in Landshut.[2]
Verwaltungsrollen mit militärischer Relevanz
Hans bekleidete von 1410 bis 1468 verschiedene Ämter wie Amtmann, Pfleger oder Landrichter zu Bärnau, Waldeck, Dietfurt, Hohenburg/Inn, Auerbach, Wildenstein, Neuburg/Donau, Landshut, Hemau und Wörth/Donau, die in der spätmittelalterlichen Adelswelt auch mit militärischer Verantwortung für die jeweilige Region verbunden waren. Seine Statthalterschaft im Teilherzogtum Pfalz-Neumarkt 1443–1447 bedeutete zugleich die militärische Oberaufsicht über dieses Gebiet in Abwesenheit des eigentlichen Herrschers König Christoph III. von Dänemark. Hans II. fungierte zudem schon 1419 im Dienst von König Sigismund von Luxemburg, 1422 als Hauptmann Herzog Ludwigs III. von der Pfalz im Abwehrkampf gegen die Hussiten, 1430-1432 und 1460 als Hauptmann der Herzöge zu Landshut.[2]
Politische Karriere
Als treuer Diener der bayerischen Herzöge war Hans II. in zahlreiche politische und militärische Aufgaben eingebunden.
Im Jahr 1438 wurde Christoph von Pfalz-Neumarkt, der wittelsbachische Landesherr von Pfalz-Neumarkt, zum Unionskönig von Dänemark, Schweden und Norwegen gewählt. Bereits ein Jahr später, 1439, traf man Vorkehrungen für den Fall, dass Christoph das Erbe in Pfalz-Neumarkt antreten würde: In diesem Fall sollte Hans II. von Parsberg die Statthalterschaft übernehmen.[1] Diese Regelung trat schließlich mit dem Tod von Christophs Vater 1443 in Kraft. Hans II. wurde gemeinsam mit seinem Verwandten Martin von Wildenstein offiziell mit der Statthalterschaft in Pfalz-Neumarkt betraut. Damit fungierte Hans bis 1447 als Stellvertreter des Königs in dessen angestammtem Herrschaftsgebiet in der Oberpfalz.[3]
Zur selben Zeit gehörten auch Christoph I. und Werner II. von Parsberg dem Hofrat in Dänemark an, den Christoph III. – in Skandinavien als Christof af Bayern bekannt – dort eingerichtet hatte. Damit waren Mitglieder der Familie Parsberg erneut in zentrale politische Entscheidungsprozesse eingebunden und übernahmen Schlüsselrollen im Machtgefüge der Oberpfalz und darüber hinaus.[1]
1434 agiert Hans II. von Parsberg als Bevollmächtigter der Herzogin von Görlitz-Luxemburg bei Kaiser Sigismund. 1436 ist er kaiserlicher Kommissär in einem Streit mit der Freien Reichsstadt Metz, 1438 Mitglied einer Gesandtschaft Markgraf Friedrichs i. von Brandenburg zu König Albrecht II. von Habsburg in Wien. 1455 reiste Hans II. von Parsberg in diplomatischer Mission nach Wien zu Kaiser Friedrich III. Er agierte dort im Auftrag Herzog Ludwigs IX. von Bayern-Landshut als Vermittler zwischen dem König von Ungarn und dem Herzog von Burgund im Streit um Luxemburg. 1442, 1444 und 1459 ist Hans (2) als Richter und Rat Kaiser Friedrichs III. nachweisbar.
Bauprojekte und Stiftungen
Hans II. von Parsberg war vermutlich auch ein bedeutender Bauherr. Zu seiner Zeit wurde die Burg Parsberg umfassend ausbauen und verstärken, vermutlich aber unter der Regie seines Sohnes Haug I., eventuell auch seines Bruders Konrad IV., da er selber ja eher selten "zuhause" war. Zu seinen Bauprojekten gehörten die Errichtung einer Wehrmauer um das Schloss ("dicke Mauren"), der Bau eines neuen Turms und die Anlage des Halsgrabens, wozu natürlich auch eine Zugbrücke gehörte. Diese Maßnahmen erhöhten die Verteidigungsfähigkeit der Burg Parsberg deutlich.[2]
Ein weiteres wichtiges Projekt von ihm war der Bau einer Pfarrkirche in Parsberg, erstmals 1459 erwähnt.[2] Er war zusammen mit seinem Bruder Friedrich IV., dem Bischof von Regensburg, Stifter der Pfarrei Parsberg, die 1444 von der Urpfarrei See losgelöst wurde.
Tod und Vermächtnis
Hans II. von Parsberg starb vermutlich am 9. März 1469 ("Pfinztag vor Gregori"). Sein Grabstein befindet sich in der Pfarrkirche St. Andreas in Parsberg. Er wird heute als wohl wirkmächtigstes Mitglied der Familie deren von Parsberg betrachtet.
Epitaph Hans II. von Parsberg
Sein Tod im Jahr 1469 wurde auf seinem kunstvoll gestalteten Grabstein aus rotem Untersberger Marmor in der Pfarrkirche verewigt. Dieser zeigt ihn in voller Rüstung mit dem Wappen der Parsberger und den Insignien von vier mittelalterlichen Ritterorden – dem Drachenorden, dem Lindwurmorden, dem Schuppenorden[4] und den Orden der Gesellschaft des Grafen von Savoyen. In den Ecken sind vier Wappen angebracht, von denen das Parsberger Wappen oben links und das Wappen der zweiten Ehefrau, einer Zenger, unten rechts identifizieren lassen. Neben dem Wappen unten links befindet sich die Beischrift "fraue", die sich wohl auf die zwei Frauen des Verstorbenen bezieht. Die Gesichtszüge des Grabsteins lassen vermuten, dass sie nach einer Totenmaske gefertigt wurden.[4]
Das Epitaph trägt die Inschrift: "Herr Hans von Parsberg, Ritter, Stifter der Pfarrei zu Parsberg starb anno 1469 am Pfinztage vor Gregori."
Das Wirken von Hans II. ist in einer Vielzahl erhalten gebliebener Dokumente - vorwiegend in den bayerischen Staatsarchiven - gut dokumentiert, nachzulesen in aktuellen Veröffentlichungen.[1]
Literatur
- Eckard Fruhmann, 800 Jahre Parsberger Ritter und ihre Nachfahren 1224-2024, Band 1: „Spuren in Bayern und Europa“, Parsberg 2019.
- Eckard Fruhmann, 800 Jahre Parsberger Ritter und ihre Nachfahren 1224-2024, Band 2: „Die weiblichen Linien der Parsberger Ritter“, Parsberg 2021.
- Eckard Fruhmann, 800 Jahre Parsberger Ritter und ihre Nachfahren 1224-2024, Band 3: „Die Freiherrn von und zu Parsberg – neue Funde, neue Einschätzungen, Ergänzungen“ Parsberg 2022.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Eckard Fruhmann, "800 Jahre Parsberger Ritter und ihre Nachfahren 1224-2024. Spuren in Bayern und Europa.", 1. Auflage, 2019
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Parsberg,_Herrschaft
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Parsberg_(Adelsgeschlecht)
- ↑ 4,0 4,1 Friedrich Hermann Hofmann, "Die Kunstdenkmäler von Bayern Bezirksamt Parsberg", Band 2, Oldenburg Verlag, München Wien,1983, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege