Hans(1) von Parsberg

Hans (1) von Parsberg (* um 1330 – †1398) ist eine im 14. Jahrhundert für die Herrschaft Parsberg bedeutende Persönlichkeit, weil ihm 1392/95 eine erhebliche Gebietserweiterung um die Herrschaft Lupburg gelang. Er bekleidete das Amt des Pflegers zu Lupburg und Hemau und war Vogt in Hersbruck.[1]
Leben und familiärer Hintergrund
Hans (1), in der Überlieferung auch als "der alte Hans“ bezeichnet, wurde um das Jahr 1330 geboren. Er war ein Sohn von Dietrich (2) von Parsberg und wurde erstmals im Jahr 1350 urkundlich erwähnt, als er gemeinsam mit seinem Bruder Dietrich (3) in einer finanziellen Angelegenheit gegenüber Gottfried von Wolfstein auftrat. Hans erklärte sich damals bereit „einzureiten“ – eine Form mittelalterlicher Schuldhaft.
Er war dreimal verheiratet:
- Vermutlich um 1350 mit Elß von Breitenstein (nur indirekt und unsicher über genealogische Quellen belegt).
- Vor 1378 mit Elsbeth Wolfsteiner, Witwe von Erasm Wolfsteiner (urkundlich 1378 erwähnt).
- Nach 1378 mit Margreth von Aichberg, mit der er laut Wiguläus Hund zwölf Kinder hatte. Viele dieser Kinder übernahmen später zentrale Ämter in Bayern, Lothringen und sogar Dänemark.
Kinder aus den ersten beiden Ehen sind historisch nicht belegbar. Genealogisch nicht oder nicht eindeutig einzuordnende Parsberger (m/w) wie z.B. Leonhard, Johann, Thomas, Anna und Osanna von Parsberg könnten jedoch zeitlich gut Nachkommen von Hans (1) aus seinen beiden ersten Ehen sein.
Ämter, politische Rolle und militärische Aktivitäten
Im Dienste Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz 1362–1365
Hans (1) und sein Bruder Dietrich (3) gewährten Kurfürst Ruprecht I. zwischen 1362 und 1365 mehrfach gegen Bezahlung ein Öffnungsrecht (als Stützpunkt im Bedarfsfall) an ihrer Burg Parsberg.[2]
Beteiligung am Städtekrieg 1388
Hans (1) von Parsberg stand während des Städtekriegs 1387–1389 im Dienst Herzog Friedrichs von Bayern-Landshut. In dieser Zeit kam es zu zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen zwischen dem Schwäbischen Städtebund und den bayerischen Herzögen.
Die bayerischen Herzöge setzten dabei auch auf die Unterstützung des Adels, zu dem Hans von Parsberg gehörte .[3]
Hans (1) beteiligte sich auch an der militärischen Auseinandersetzung mit der Freien Reichsstadt Regensburg.
Verleihung von Hochgericht, Geleit- und Jagdrecht
Als Anerkennung für seine Dienste bestätigten die bayerischen Herzöge Stephan III., Friedrich und Johann II. im Jahr 1390 den Parsbergern das Hochgericht (Halsgericht), das Geleitrecht und den Wildbann. Diese Rechte wurden spätestens ab 1407 fortgesetzt durch kaiserliche Lehensurkunden als unmittelbare Reichslehen bestätigt.[4]
Teilnahme am Turnier in Regensburg 1393
Im Jahr 1393 nahm Hans (1) von Parsberg vermutlich am großen Turnier in Regensburg teil.[5]
Pfandherr von Lupburg 1392–1395
Er wurde zum Pfandherrn der Herrschaft Lupburg, was den Einflussbereich der Familie deutlich vergrößerte. Sein Kredit von 5.000 Goldgulden gegenüber den Herzögen führte zur Übergabe der gesamten Grafschaft mit Schloss und Markt.[2]
Nachkommen und dynastisches Erbe
Aus der dritten Ehe mit Margreth von Aichberg gingen (nach Hund) zwölf Kinder hervor, darunter:[2]
- Friedrich (4): Bischof von Regensburg 1437–1449.
- Werner (1): Reichsschultheiß von Nürnberg 1442-1455.
- Hans (2): neben vielen anderen Ämtern 1430-1432 Hauptmann zu Landshut, 1443-1447 Statthalter König Christophs III. von Dänemark im Teilherzogtum Pfalz-Neumarkt.
- Christoph (1): Kammermeister und Hofrat des dänischen Königs Christoph III. 1439-1448; 1456 Viztum in Niederbayern, dort 1454-1457 auch Hauptmann.
- Konrad (4): Hofmeister und Finanzverwalter der Herzoginnen von Lothringen 1434-1438.
- Georg (1): Domherr in Freising, gestorben 1414 beim Konzil von Konstanz.
- Heinrich (4): Mehrfach urkundlich genannt, starb vermutlich 1426.
Dazu kommen mindestens vier Töchter, die in den Turnieradel einheirateten – etwa nach Wolfstein, Satzenhofen, Ehrenfels, Rabenstein und Absberg. Die Linie Absberg führt mit Heinrich von Absberg - seine Mutter war Elisabeth von Parsberg - 1465-1492 erneut zur Bischofswürde in Regensburg.
Die Linie nach Werner (1) und Werner (2) besteht mit Nachkommen (eines illegitimen Sprößlings vom Anfang des 18. Jhd.) in Dänemark und den USA auch heute noch.[2]
Bedeutung
Hans (1) von Parsberg ist die Schlüsselfigur für die Wiedererstarkung des Parsberger Rittergeschlechts im späten 14. Jahrhundert. Nach einer Zeit der politischen Turbulenzen und kriegerischen Bedrohungen trug er wesentlich zum Wiederaufstieg der Familie bei, nachdem mit dem Machtverfall Herzog Rudolfs I. von Oberbayern um 1317 auch für dessen enge Gefolgsleute aus Parsberg Jahrzehnte geringer Bedeutung anbrachen.
Hans starb vor November 1398. Er legte den Grundstein für die Phase der höchsten Anerkennung des Parsberger Adelsgeschlechts – und damit auch für dessen bleibende historische Bedeutung im Raum Bayern, der Oberpfalz und darüber hinaus.[3]
Quellenverzeichnis
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Parsberg_(Adelsgeschlecht)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Eckkard Fruhmann, "Die Ritter von Parsberg 1200-1400"
- ↑ 3,0 3,1 https://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A4dtekrieg_1387%E2%80%931389?utm_source=chatgpt.com
- ↑ https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Parsberg%2C_Herrschaft?utm_source=chatgpt.com
- ↑ Eckard Fruhmann, "Die Ritter von Parsberg 1200–1400 Der Aufstieg einer Oberpfälzer Turnieradelsfamilie."