Gregorizug
Der Gregorizug, auch Gregorifest, fand alljährlich zu Beginn des Monats Mai in Hirschau statt.[1]
Ablauf

Das Fest begann um fünf Uhr morgens mit dem Trommelwirbel einer kleinen mit Bändern geschmückten Gruppe bestehend aus Tambour, zwei Fahnenträgern, einem Serganten und vier Offizieren, die durch die Straßen von Hirschau zogen. Mittags um zwölf Uhr zog die Gruppe erweitert um andere Schuljungen vor die Wohnung des Bürgermeisters „zum Gebet“, dann wurde unter Trommelschlag um die Kirche marschiert. Beim Weitermarsch durch die Stadt ertönte vor jedem Haus ein Kommando, worauf die Bewohner der Häuser die Gruppe mit Eiern und Geld beschenkten. Insgesamt kamen so bis zu 400 Eier und 25 Mark an Geld zusammen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde nur noch vor jedem zweiten oder dritten Haus gehalten. War man alle Straßen der Innenstadt abgegangen, marschierte der Trupp hinaus auf die Weiler und Höfe. Nach Beendigung ihres Umzuges zog die Gruppe in die Schlossbrauerei, wo die eingesammelten Gaben an die einzelnen Kinder verteilt wurden.[1][2]
Geschichte
Ursprung des Brauches
Angeblich geht der Gregorizug auf eine Kinderprozession zurück, die Papst Gregor IV. 830 anlässlich der Umbettung der Gebeine des am 12. März 604 verstorbenen Papstes Gregor I. anordnete. Somit soll der Gregorizug neben dem Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch am Viktualienmarkt in München und dem Further Drachenstich einer der ältesten Bräuche Bayerns sein.[2]
Erste Nachweise
Im Staatsarchiv Amberg stößt man auf Spuren, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Anhand von Kirchen- und Kammerrechnungen der Stadt lässt sich der Gregorizug von 1586 bis 1645 und von 1768 bis 1806 lückenlos belegen. Ab 1586 gibt es an den Schulen Zuschüsse aus dem Stadtsäckel für den Gregoritag. In der Stadtkammerrechnung von 1590 kann man lesen: „1 Schilling, 12 Pfennig den Schülern und Mägdlein am Tag Gregory auf Geheiß des Bürgermeisters Pleyer.“ Hirschau war zu dieser Zeit evangelisch. Der Gregorizug wurde also selbst in der Reformationszeit durchgeführt.[2]
Im 20. Jahrhundert
Im Laufe der Zeit wurde der Gregorizug nicht mehr am 12. März, sondern im Mai veranstaltet.
In den Jahren 1941, 1945, 1946 und von 1948 bis 1951 gab es keinen Umzug. Mit Ausnahme von 1969 fand der Zug von 1952 bis 1971 alljährlich statt. Nachdem 1970 und 1971 nur mehr zwei bzw. drei Kinder als „Nachläufer“ dabei waren, schlief der Brauch ein.[2]
Literatur
- Werner Schulz: Einzigartiger, aber eingeschlafener Brauch: Der Hirschauer Gregorizug. In: POTTPOURRI, Oktober/November 2022. Hrsg.: Oberpfalz Medien GmbH, Weiden 2023, S. 6-7
- August Sieghardt: Oberpfalz. Landschaft Geschichte Kultur Kunst. Nürnberg 1958, S. 89
- Maria Haslinger: Der Gregorizug in Hirschau. In: Erika Eichenseer, Adolf J. Eichenseer: Oberpfälzer Ostern. Ein Hausbuch von Fastnacht bis Pfingsten. Regensburg 1996, ISBN 978-3-927529-45-8, S. 380-382
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 August Sieghardt: Oberpfalz. Landschaft Geschichte Kultur Kunst. Nürnberg 1958, S. 89
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Werner Schulz: Einzigartiger, aber eingeschlafener Brauch: Der Hirschauer Gregorizug. In: POTTPOURRI, Oktober/November 2022. Hrsg.: Oberpfalz Medien GmbH, Weiden 2023, S. 6-7