Graf Zeppelin über der Oberpfalz

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Die Graf Zeppelin über Amberg (1936) - Stadtarchiv Amberg

Das Starrluftschiff LZ 127 “Graf Zeppelin” gilt als das erfolgreichste Verkehrsluftschiff seiner Zeit. Es wurde nach 21-monatiger Bauzeit am 18. September 1928 in Dienst gestellt. Der “Graf Zeppelin” unternahm zwischen 1928 und 1937 insgesamt 590 Flüge, bevor er in den Ruhestand ging. Mit einer Länge von 236.6m und einer Breite von 30.5m konnte der Zeppelin bis zu 25 Passagiere mit einer maximalen Reisegeschwindigkeit von 128 km/h befördern.[1]

Das Luftschiff stellte sich als so zuverlässig heraus, dass es bald durch zahlreiche spektakuläre Fahrten, wie die 20-tägige „Weltfahrt“ und die „Polarfahrt“ [2] berühmt wurde. Auch hielt es über mehrere Jahre einen regelmäßigen Transatlantikverkehr aufrecht. Im Jahr 1936 benutze das NS-Regime die Graf Zeppelin, zusammen mit seinem Schwesterschiff der Hindenburg auf der „Deutschlandfahrt“ als Propagandaträger um die deutsche Wählerschaft bei der Reichstagswahl 1936 geschlossen hinter sich zu einen.

"Die Deutschlandfahrt" - 1936

In der letzten Märzwoche des Jahres 1936 unternahmen die beiden imposanten Luftschiffe LZ 127 „Graf Zeppelin“ und LZ 129 „Hindenburg“ eine großangelegte Propagandafahrt über das gesamte Deutsche Reich – eine der spektakulärsten Aktionen nationalsozialistischer Öffentlichkeitsarbeit vor dem Zweiten Weltkrieg. [3]

Graf Zeppelin über Parsberg (1936) - Burgmuseum Parsberg

Der Hintergrund

Am 29. März 1936 fand eine Reichstagswahl statt, die gleichzeitig als Volksabstimmung über die kürzlich verkündete militärische Wiederbesetzung des entmilitarisierten Rheinlands diente. Nur wenige Wochen zuvor hatte Adolf Hitler gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrags und des Locarno-Pakts deutsche Truppen ins Rheinland einmarschieren lassen – ein klarer Bruch internationaler Abkommen, der innenpolitisch als Machtdemonstration gefeiert wurde. Mit der Wahl wollte das NS-Regime nun eine breite Zustimmung der Bevölkerung inszenieren und propagandistisch absichern.

Um diesen Volksentscheid öffentlichkeitswirksam zu unterstützen, wurden die beiden bekanntesten Luftschiffe der Zeit – Symbole deutscher Technik und nationalen Prestiges – eingesetzt. Im Rahmen ihrer insgesamt 6.676 Kilometer langen Propagandafahrt überflogen die beiden Zeppeline mehr als hundert deutsche Städte und warfen von Bord aus Flugblätter mit Wahlslogans sowie kleine Hakenkreuzfähnchen an Fallschirmen ab, um die Bevölkerung zur Zustimmung zu mobilisieren.[3]

Die Graf Zeppelin über der Oberpfalz

Auch Amberg und Parsberg waren Teil dieser Aktion: Beide Städte wurden auf der Flugroute der Graf Zeppelin überquert. Dies ist heute durch zwei eindrucksvolle historische Fotos belegt: Eines befindet sich im Stadtarchiv Amberg und zeigt das Luftschiff über der Stadt, das andere stammt aus dem Burgmuseum Parsberg und dokumentiert den Überflug des Zeppelins über den Ort. Diese Bilder sind stille Zeugen eines Moments, in dem weltpolitische Propaganda den Himmel über der Oberpfalz durchzog.

Propaganda Flugblatt von der D-LZ129 Hindenburg über Deutschland abgeworfen während der "Deutschlandfahrt" ("Hitlers Wiederwahl und Rheinland Referendum") welche gemeinsam mit der D-LZ127 Graf Zeppelin statt fand. (26.-29. März, 1936)

Augenzeugenbericht zum Überflug der Graf Zeppelin

Anton Schweizer aus Parsberg

Anton Schweizer stammt aus einer Eisenbahnerfamilie. Sein Vater der ebenfalls Anton hieß, arbeitete von 1918 bis 1945 am Bahnhof in Parsberg. Anton Junior begann 1944 eine Lehre bei der Reichsbahn, die 1945 endete. Danach arbeitete er als Streckenarbeiter bei der Deutschen Bundesbahn und kehrte 1945 als Beamter der Bahn nach Parsberg zurück. Bis zu seiner Pensionierung 1981 war er dort als Fahrdienstleiter tätig. Als Autor der "Parsberger Alltagsgeschichten aus einer längst vergangenen Zeit" machte er sich um die regionale Geschichte Parsbergs verdient. Diese Geschichten basieren auf den persönlichen Erlebnissen des heute über 94 Jährigen Anton Schweizer.

"Im März 1936 wurde ich wieder einmal zum Bader Ullermann geschickt, um mir die Haare schneiden zu lassen. Ich war 6 Jahre alt. Der Bader wusste ohne zu fragen, wie er die Haare zu schneiden hatte. Die meisten Buben in diesem Alter hatten eine Einheitsfrisur. Es wurde einfach der Kopf kahlgeschoren bis auf ein kleines Ziegenbärtchen ähnliches „Schüberl" in der Mitte des Kopfes oberhalb der Stirn.[...] Als neben der allgemeinen Geselligkeit wieder einmal ein Kunde auf dem Rasierstuhl Platz genommen hatte, seifte Herr Ullermann den Bärtigen richtig schaumig ein. [...] Während nun der Bader mitten bei der Arbeit war, stürzte ein Mann aufgeregt schnaubend zur Tür herein und schrie: „Der Zeppelin ist draußen". Wie von einer Tarantel gestochen stürzten alle Anwesenden zur Tür hinaus und bestaunten das riesige Wunder am Himmel, das gemächlich und geräuschlos über Parsberg schwebte. Auch der halbrasierte Mann mit seinem weißen Umhang starrte auf das Luftschiff, das so niedrig flog, dass man glauben konnte, er würde jeden Moment das Burgdach streifen. Man sah sogar einige winkende Personen im Zeppelin. Dieses Schauspiel dauerte wohl mehr als 20 Minuten. Anschließend gab es bei der Unterhaltung nur mehr ein Thema. [...] Der Schreiber dieser Zeilen war ebenfalls bei der Betrachtung dieses Wunders" dabei." [4]

Quellenverzeichnis