Freilandmuseum Oberpfalz
Das Freilandmuseum Oberpfalz ist ein Museum in der Trägerschaft des Bezirks Oberpfalz. Es zeigt das Leben und Wohnen der Menschen in der Oberpfalz der vergangenen Jahrhunderte.
Geschichte
Oberpfälzisches Bauernmuseum in Perschen
Die Geschichte des Freilandmuseums Oberpfalz beginnt mit dem „Edelmannshof“ in Perschen. Dieser ehemalige Pfarrhof ist Teil des Denkmalensembles Perschen, bestehend aus der romanischen Basilika St. Peter und Paul und dem kunstgeschichtlich wertvollen Karner. Das Wohnstallhaus der ehemalige Pfarrökonomie befindet sich seit 1605 in nahezu unverändertem Bauzustand und stellt eines der bedeutendsten Denkmäler der bäuerlichen Architektur in der Oberpfalz dar.
Das erkannten auch der damalige Nabburger Landrat Hans Werner und der Perschener Hauptlehrer Alfons Haseneder. Sie gründeten 1961 mit Gleichgesinnten den „Verein für Archiv- und Heimatpflege sowie Naturschutz im Landkreis Nabburg e.V.“. Der Verein hatte es sich zum Ziel gesetzt, den so genannten Edelmannshof in Perschen als Zeugnis einer im verschwinden begriffenen bäuerlichen Alltagskultur der Oberpfalz zu erhalten. Das Oberpfälzer Bauernmuseum wurde in der Folge 1964, als eines der ersten seiner Art in Süddeutschland, eröffnet. Der mittlerweile in "Verein Oberpfälzisches Bauernmuseum e.V." umbenannte Verein übergab die Trägerschaft des Museums am 1. Januar 1977 an den Bezirk Oberpfalz. Dieser hatte die Absicht, das Bauernmuseum zu einem großen zentralen Freilichtmuseum für die gesamte Oberpfalz zu erweitern. Aus verschiedenen Gründen stellte sich dieser Plan jedoch als nicht umsetzbar heraus, so konnten zum Teil Grundstücke nicht erworben werden oder es bestand aufgrund der Lage in unmittelbarer Nähe zur Naab die Gefahr von Überschwemmungen.
Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen
Deshalb wurde das Freilandmuseum Oberpfalz schließlich in Neusath, einem benachbarten Ortsteil der Stadt Nabburg, auf einer Fläche von rund 33 Hektar errichtet. Die Übertragung des ersten Gebäudes auf die neue Fläche startete schon im Folgejahr, 1980. Ursprünglich sollten nur acht vom Abbruch bedrohte Hofstellen im Museum wiedererrichtet werden; sie sollten als Repräsentanten für die verschiedenen Hauslandschaften der Oberpfalz stehen. Schon bald entschied sich der Bezirk jedoch für eine Änderung dieses Konzeptes: die Museumsanlage sollte nicht, wie zuvor geplant, aus einzelnstehenden Höfen bestehen; stattdessen sollte die Kulturlandschaft der Oberpfalz an siedlungsartigen Baugruppen möglichst vorbildgetreu rekonstruiert werden. Im Gegensatz zu älteren Freilichtmuseen, welche eher parkartig angelegt sind, wurde im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen die kleinteilige anthropozäne Kulturlandschaft en Detail nachgebildet so dass die Bauwerke in einer möglichst dem Ursprungskontext entsprechenden Umgebung gezeigt werden können. So wurden nicht nur Felder und Wege entsprechend angelegt, sondern auch die Böden getauscht oder spezielle Pflanzen angesiedelt. Das Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen war das erste Museum in Europa, welchem ein derartiges Konzept zu Grunde lag. Das Kulturlandschaftskonzept wurde von Museumsleiter Dr. Manfred Neugebauer erarbeitet und umgesetzt.[1]
Die Teileröffnung des „Oberpfälzer Freilandmuseums Neusath-Perschen“ erfolgte 1986. In den nachfolgenden Jahren wurden rund 50 Gebäude in das Museum transloziert. Streng genommen umfasste das Museum stets zwei Museen, das Bauernmuseum in Perschen und das Freilandmuseum in Neusath.
Nach dem Wechsel von Dr. Manfred Neugebauer zum kommissarischen Leiter Dr. Adolf Eichenseer und später zu Dr. Ralf Heimrath, verschob sich der Fokus der Museumsarbeit deutlich. Es wurden neue Schwerpunkte „auf die Darstellung und Vermittlung der historischen und in Teilen bis in die Gegenwart hineinreichenden [sic!] Volkskultur der Oberpfalz (Architektur, Wirtschafts-, Kultur- und Lebensweisen, Alltag und Festtag etc.)“ sowie auf „museumspädagogisch aufbereitete Demonstrationen, Aktionstage und Veranstaltungen zur Oberpfälzer Volkskultur“ gelegt. Diese Änderung des Museumskonzepts führte zu einer Kontroverse, deren Protagonisten auf der einen Seite der Regensburger Volkskundler Christoph Daxelmüller und dem Göttinger Geographen Dietrich Denecke und Ralf Heimrath und Adolf Eichenseer auf der anderen Seite waren und die sich um den Vorwurfes des Folklorismus drehte.
Nachdem sich unter Leitung von Dr. Birgit Angerer das Freilandmuseum, etwa mit der WeltWasserWoche, einen museumspädagogischen Schwerpunkt im Bereich Unwelt und Nachhaltigkeit gegeben hatte, erhielt das Museum 2018, als erstes und bisher einziges Freilandmuseum in Bayern, die Auszeichnung als staatlich anerkannte Umweltstation. Das Museum ist somit ein zentraler Ort der außerschulischen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
Freilandmuseum Oberpfalz und Edelmannshof Perschen
2020 wurde die für Außenstehende teilweise verwirrende Nomenklatur geklärt. Die beiden Museen heißen seitdem „Freilandmuseum Oberpfalz“ und "Bauernmuseum Edelmannshof Perschen". Vorausgegangen war ein längerer Strategie- und Leitbildprozess. Unter der Federführung von Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl führte dieser im Ergebnis zum Rahmenplan #FMO2030.
Leitbild
Das Freilandmuseum Oberpfalz versteht sich als das kulturelle Gedächtnis der Oberpfalz. Es sammelt, bewahrt und erforscht materielle und immaterielle Zeugnisse des ländlichen Raums aus Vergangenheit und Gegenwart. Im Mittelpunkt seiner Sammlungs- und Vermittlungstätigkeit steht der Mensch als Individuum im Kontext von Natur und Kultur.
Einzelnachweise
- ↑ Neugebauer, Manfred: Rahmenplan zum Aufbau des Oberpfälzer Freilandmuseums Neusath-Perschen, unveröffentlicht, 1983; abgedruckt in: Festschrift Bauernmuseum Perschen. 20 Jahre Oberpfälzisches Bauernmuseum. 1964-1984, Weiden 1984.