Der Färberbottich - Hohenburg ist ein Exponat im Burgmuseum Parsberg. Er stammt aus der ehemaligen Färberei Michael Huber in Hohenburg (Hausname „Beim Faber“), die über 100 Jahre bestand und um 1940 geschlossen wurde. Es zeigt eine typische Ausrüstung zur traditionellen Blaufärbung von Stoffen mit Indigo. Der große hölzerne Zuber (Küpe) diente als Färbebehälter. Der darüber befestigte Eisenring hielt die Stoffbahnen in Zickzackform. Über eine Seilzugmechanik konnte der Stoff in die vorbereitete Farblösung abgesenkt und wieder herausgezogen werden.
Das Färben erforderte präzises Wissen und viel Zeit. Hier ein Überblick über die Arbeitsschritte – speziell für die Blaufärbung mit Indigo:
Vorbereitung des Stoffes:
Jeder Stoff wurde mit einer Marke und Nummer versehen, ein Kontrollgegenstück erhielt der Kunde.
Leinen wurde in heißer Sodalauge gespült, Baumwolle ausgekocht – nur so konnte der Stoff Farbe aufnehmen.
Der Stoff wurde in Zickzackform in einen großen Eisenreifen eingespannt (Fassungsvermögen etwa 20 Meter).[1]
Aufhängung zum Tauchen des Leinenstoffes
Färbevorgang:
Die Farblösung (Küpe) wurde mit einem speziellen Rührscheit vorbereitet.
Der Stoffreif wurde mithilfe eines Seilzugs in die Küpe abgesenkt – dort verweilte er 2–3 Stunden.
Anschließend zog man den Stoff heraus, trennte die Stoffbahnen mit einem Stock und ließ ihn oxidieren.
Der chemische Prozess dabei: In der Küpe wird der wasserunlösliche Indigo durch Reduktion in wasserlösliches Indoxyl umgewandelt. Dieses dringt in die Fasern ein. An der Luft oxidiert es zurück zu Indigo, wodurch der blaue Farbton entsteht. Dieser Wechsel von Tauchen und Lüften nennt man einen „Zug“ – meist waren drei Züge notwendig.
Nach dem Färben wurde der Stoff mit fließendem Wasser gespült, auf dem Dachboden getrocknet, in einer Mangel gestreckt und in Meterlängen zusammengelegt.[1]
Musterdruck – ein spezieller Prozess
Für gemusterte Stoffe waren zusätzliche Schritte notwendig:
Das Tuch wurde mit Rohstärke behandelt und geglättet.
Der sogenannte „Papp“ – eine farbabweisende Masse – wurde mit Modeln aufgestempelt.
Nach dem Trocknen wurde der Stoff wie üblich gefärbt. Anschließend weichte man ihn in Schwefelsäurewasser ein (6–8 Stunden), um den Papp aufzulösen.
Blick in den Zuber
So blieben die mit Papp bedeckten Stellen farblos – das Muster war sichtbar. Auch Garn konnte gefärbt werden, etwa für Ringelstrümpfe oder gesprenkelte Effekte durch teilweises Eintauchen oder Abbinden.[1]
Gechichte des Färbens in der Region Parsberg
Die Färberei ist eines der ältesten Handwerke der Menschheitsgeschichte. Bereits um 1500 v. Chr. lässt sich die Verwendung von Purpurfarbstoff im Mittelmeerraum nachweisen – gewonnen aus Meeresschnecken, war dieser für edle Stoffe reserviert. Im 8. Jahrhundert n. Chr. wurde der Anbau heimischer Färberpflanzen durch Karl den Großen forciert: Waid lieferte blaue, Krapp rote Farbtöne. Im späten Mittelalter ersetzte man den teuren Purpur zunehmend durch Kermesläuse (Kardinalrot). Ab dem 16. Jahrhundert wurde Waid durch den kräftigeren Indigo aus Indien verdrängt.
Die Färbereien waren im Mittelalter zünftisch organisiert. Mit der Industrialisierung und dem Aufkommen von Anilinfarben im 19. Jahrhundert geriet das Handwerk zunehmend in den Hintergrund. Dennoch hielten sich ländliche Färbereien teils bis in die 1930er Jahre. Der letzte bekannte Färberbetrieb der Region Parsberg war die Färberei von Michael Huber in Hohenburg, die um 1940 ihre Arbeit einstellte.[1]