Badergasse (Parsberg)
| Badergasse | |
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| PLZ/Ort: | 92331 Parsberg |
| Verkehrsbedeutung: | Straße an und in Wohngebieten |
Die Badergasse verbindet heute den Kirchplatz mit dem neuen Stadtplatz in Parsberg. Ihr Name verweist auf ein traditionsreiches Handwerk, das über viele Jahrhunderte hinweg eine zentrale Rolle im öffentlichen und medizinischen Leben spielte: den Beruf des Baders. Heute kaum mehr bekannt, war der Bader in früheren Zeiten eine unverzichtbare Figur des dörflichen und städtischen Alltags.[1]
Bereits im Mittelalter entstanden im gesamten deutschsprachigen Raum sogenannte Badstuben – öffentliche Badeeinrichtungen für die Bevölkerung. Diese wurden in der Regel vom Landes- oder Lehensherrn errichtet und verpachtet. Der Pächter – der Bader – war für den Betrieb, die Hygiene sowie für das Bereitstellen von Warmwasser verantwortlich und beschäftigte oft mehrere Helferinnen, sogenannte Badmaiden.[2]
Die Einnahmen allein aus dem Badebetrieb reichten jedoch nicht aus, um die oftmals hohen Pachtkosten zu decken. Daher übernahm der Bader zusätzlich Aufgaben in der Körperpflege und einfachen medizinischen Versorgung: Rasur, Haareschneiden, Schröpfen, Aderlassen, Zahnziehen und Wundbehandlungen gehörten zu seinem Tätigkeitsfeld. In einer Zeit mit wenigen akademisch ausgebildeten Ärzten war der Bader oft die erste Anlaufstelle bei Beschwerden – unabhängig vom sozialen Stand seiner Kundschaft.[1]
Im Lauf der Zeit gerieten die Badestuben jedoch zunehmend in Verruf. Die Missachtung geltender Vorschriften, verbunden mit Alkoholgenuss, Glücksspielen und Sittenverfall, führte zu einem Imageverlust. Ab dem 17. Jahrhundert ließ die Nutzung öffentlicher Bäder deutlich nach, viele Einrichtungen wurden geschlossen. Auch hygienische Bedenken – etwa im Zusammenhang mit der Ausbreitung von Seuchen – verstärkten diese Entwicklung. Damit verlor der Bader eine zentrale Einkommensquelle.[1]
Im 19. Jahrhundert wurde der Beruf durch gesetzliche Vorgaben reguliert. Nur wer einen mehrmonatigen Kurs in einer Krankenanstalt absolvierte, durfte als approbierter Bader tätig sein. Die Heilkundebefugnisse wurden stark eingeschränkt. In der Folge wandelte sich das Berufsbild erneut – hin zum Friseur mit Zusatzkenntnissen in der Körperpflege. Dennoch blieb der Bader in ländlichen Regionen weiterhin geschätzt, vor allem wegen seiner Nähe zur Bevölkerung und der niedrigeren Kosten im Vergleich zu Ärzten.
Mit der Einführung flächendeckender ärztlicher Versorgung und dem Ausbau des Gesundheitswesens verschwand der Baderberuf allmählich. Heute existiert er nicht mehr in seiner ursprünglichen Form. Der Name der Badergasse in Parsberg bewahrt jedoch die Erinnerung an diesen wichtigen, heute ausgestorbenen Berufszweig.[1]
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Badergasse von Süden
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Badergasse von Westen
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Badergasse historisch (Burgmuseum Parsberg)
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Badergasse historisch von Süden (Burgmuseum Parsberg)
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Der Baderberuf
Quellenverzeichnis
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Hans Skalet, „Parsbergs historische Gassen", Burgmuseum Parsberg
- ↑ Oberinspektor a.D. Andreas Alt, "Der Bader – Betrachtungen über einen aussterbenden Beruf", 1950, Burgmuseum Parsberg