Altstraßen in der Oberpfalz
Was sind Altstraßen?
Altstraßen sind historische Verkehrsverbindungen von lokaler, regionaler oder überregionaler Bedeutung. Sie dienten vor allem dem Warenaustausch und der Kommunikation. Allerdings unterschieden sich diese deutlich von heutigen Straßen, da früher ein befestigter Unterbau mit Straßengräben und ein regelmäßiger Unterhalt fehlte. Um z.B. auch Steige mit einzubeziehen, spricht man besser von „Altwegen“.[1]
150 Jahre Altstraßenforschung in der Oberpfalz
Bereits dem bekannten Volkskundler Franz Xaver von Schönwerth (1810 – 1886) fielen im Oberpfälzer Wald an der Grenze zu Böhmen „haushohe Hohlweggassen“ auf, oft „dreißig und vierzig nebeneinander“. Intensiver mit Altwegen in der Oberpfalz haben sich im 20. Jahrhundert eine Reihe von Heimatkundlern und Wissenschaftlern beschäftigt. Dabei sind ausdrücklich zu nennen: Johann Baptist Laßleben (1864 – 1928), Anton Dollacker (1862 – 1944) und Otto Berninger (1898 – 1981). Die beiden Altwegeforscher Michael Hardt (1878 – 1962) und Hans Jungwirth (1894 -1976) kann man getrost als „Schüler“ von Dollacker bezeichnen. Sie kannten sich wohl auch privat und arbeiteten eng zusammen. Mehrere an der Lehrerbildungsanstalt in Bayreuth an Oberpfälzer Lehramtsstudenten für Zulassungsarbeiten Ende der 1950er Jahre vergebene Altstraßenthemen scheinen anschließend keinen der Junglehrer zu weiteren Forschungen in diese Richtung animiert zu haben. Besonders intensiv hat sich von wissenschaftlicher Seite mindestens ab 1975 der Geograph Dietrich J. Manske (1937 – 2019) mit Altstraßen in der Oberpfalz beschäftigt. Er versuchte, seine Studentinnen und Studenten in zahlreichen Seminaren und Exkursionen für das Kulturlandschaftselement „Altstraße“ zu sensibilisieren. An seinem Lehrstuhl entstand die grundlegende Doktorarbeit von Dr. Ulrich List: „Das System der Goldenen Straße“ (2006) sowie die Magisterarbeit von Veronika Hofinger über die Salzstraße von Regensburg nach Böhmen. Zur jüngeren Generation der Altstraßenforscher in der Oberpfalz sind neben Ulrich List und Veronika Hofinger zu zählen: Dr. Franz Stark, Alexander Binsteiner, Franz Flammersberger, Günter Frank (1955 – 2023), Dr. Walter Hofmeister, Gudrun Malcher MA (1957 – 2019), Georg Paulus, Dr. Herbert Rädle (1934 – 2014) und Joachim Zuber MA. Die Publikationen der einzelnen Autoren zum Thema „Altstraßen in der Oberpfalz“ sind unter dem jeweiligen Namen der Autoren in der Altstraßenbibliographie von Alfred Wolfsteiner zu recherchieren. [2] erscheint im Frühjahr 2026
Gedruckte Quellen zu Altstraßen in der Oberpfalz
Wichtige Quellen zur Altstraßenforschung in der Oberpfalz bilden die jeweiligen Bände der Bezirksämter in der Reihe „Kunstdenkmäler von Bayern“, die am Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen sind und seit dem Anfang der 1980er Jahren im Nachdruck vorliegen. Die Bände enthalten neben Hinweisen auf die ältere Literatur (meist des 19. Jahrhunderts) auch zahlreiche Hinweise zu historischen Bauten, wie etwa abgegangene Burgen, Burgställe, Burgruinen und Steinkreuze. Auch wenn manche Informationen inzwischen durch die Forschung überholt sind, bieten die Bände der Kunstdenkmäler für die Altwegeforschung immer noch eine Fülle von Material. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte mit der Herausgabe der Bände des „Historischen Atlas von Bayern“ begonnen. Die fundierte wissenschaftliche Erforschung und Bearbeitung und die Edition nach den Grenzen der früheren Landkreise bietet ebenfalls eine Fülle von Altstraßeninformationen, vor allem in den jeweiligen Einleitungskapiteln zur Siedlungsgeschichte des behandelten Raumes. Inzwischen ist fast das komplette Gebiet der heutigen Oberpfalz bearbeitet. Aktuelle Informationen, etwa aus dem Gebiet der Archäologie, sind dort allerdings nicht mehr zu finden, da die Editionen inzwischen auch schon etliche Jahrzehnte zurückliegen. Auch die Literatur ist dort nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Zuletzt sind die Bände Oberviechtach, Waldmünchen und Riedenburg erschienen. Schmerzlich vermisst wird seit Jahren der Atlasband „Burglengenfeld – Schwandorf“. Auf fast 50 Hefte angewachsen ist die Reihe der Jahresbände der „Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz“. Sie bieten eine Fülle von Material zu Wegbegleitern wie Flurkreuze und Wegkapellen. Neuere archäologische Erkenntnisse bietet für die Oberpfalz die Reihe „Beiträge zur Archäologie der Oberpfalz und Regensburgs“. Dazu gibt es etliche lokale Publikationen, wie z.B. die beispielhafte Bestandsaufnahme „Flur- und Kleindenkmale im Bereich der Marktgemeinde Winklarn (2004). Außerdem können handgezeichnete und gedruckte Karten für den Verlauf von Altwegen wichtige Hinweise geben.
Arbeitskreis „Andiamo“ und das Digitale Geländemodell
Auf Initiative von Alfred Wolfsteiner und Ernst-Lothar Dickerboom etablierte sich seit 2011 der Arbeitskreis Altstraßenforschung unter dem Dach des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Er versucht intensiv alte und neue Erkenntnisse zu Altwegen in der Oberpfalz zu erbringen und einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Neben mehreren Publikationen erschien im Jahre 2022 zusammenfassend eine gemeinsame Aufsatzsammlung von Wissenschaftlern und Heimatforschern:[3] Neue Informationen bietet künftig die Edition von oberpfälzischen Altwegen in Oberpfalzwiki. Auf der Basis der Topographischen Karten 1:25000 und des Digitalen Geländemodells, das mit der Technik des Airborne Laserscanns erstellt wurde (s. Wikipedia unter „Digitales Geländemodell“ bzw. Airborne Laserscann!) werden künftig Altwege der Oberpfalz nach der Nummerierung der Topographischen Karten des Landesvermessungsamtes dokumentiert und kommentiert.
Was ist Airborne Laserscann?
Eine erst seit wenigen Jahren genutzte Methode zur Darstellung der Erdoberfläche und Herstellung hochauflösender Landkarten ist „LiDAR“ (=Light imaging detection an rnaging) bzw. ALS (=Airborne Laserscann). [4] Dabei wir einfach gesagt die Erdoberfläche aus einem Flugzeug mit einem Laserstrahl abgetastet. Je dichter die Zahl der Messpunkte, umso genauer wird die Darstellung. Die Daten für die Darstellung der Altwege in Oberpfalzwiki basieren auf dem Digitalen Geländemodell mit Messpunkten alle 0,6 Meter (= DGM 0,6). Damit werden durch den Einsatz einer sogenannten „Schummerung“ auf den digitalen Karten Bodenunebenheiten bis zu einer Tiefe von 0,20 m erkennbar. Dabei werden Bodenvertiefungen, die etwa durch den Einsatz von Hemmschuhen entstanden sind und schließlich auf vielbefahrenen Strecken zu Hohlwegen führten, offensichtliche. Vor allem an Steilstrecken haben sie diese Spuren erhalten.
Mit der neuen Technik des Airborne Laserscans werden zudem an Abhängen in den Wäldern zahlreiche Paralleltrassen sichtbar, die sonst im Wald mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Schließlich hat man an vielbefahrenen Trassen immer neue Wege angelegt, wenn sich eine Spur zu tief in den Boden eingegraben hatte. So entstanden oft harfenförmige Altwege mit 20, 30 und mehr Trassen nebeneinander. Die Anzahl dieser „Harfen“ hat sich mit der neuen Technik vervielfacht. Zahl der Altstraßen hat sich vervielfacht
Ernst-Lothar Dickerboom hat mögliche Altstraßentrassen auf der Basis des DGM farblich rot gekennzeichnet. Damit hat sich die Kenntnis über Altstraßen in der Oberpfalz vervielfacht. Allerdings wird aus dem digitalen Geländemodell nicht erkennbar, ob es sich dabei um lokale, regionale über überregionale Trassenführungen handelt. Eine gewisse Ortskenntnis mit geschichtlichem Hintergrund kann dabei sehr hilfreich sein: Handelt es sich vielleicht um sogenannte „Mühlenwege“ mit nur örtlicher Bedeutung? Wurden darauf benachbarte Hammerwerke mit Holzkohle („Kohlenstraße“) und Eisenerz („Eisenstraße“) beliefert? Erfolgte darauf anschließen der Abtransport von Halbfertigwaren, wie etwa von „Eisenschienen“ oder Blechen zur Weiterverarbeitung andernorts?
Augenschein ist trotzdem notwendig
Auch kann es sich bei den dokumentierten Auffälligkeiten im Bodenrelief um natürliche Vertiefungen, wie etwa Boden- bzw. Erosionsrinnen handeln. Die angebotenen Karten geben zwar Anhaltspunkte, wo sich mögliche Altwege befinden, ein Augenschein ist aber unabdingbar. Ein vorheriger Blick auf bereits bestehende Altwegekarten kann aber sehr hilfreich sein. Für die Edition der Altwegekarten von Lothar Dickerboom wurde neben dem digitalen Geländemodell auch topographische Karten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts benutzt. Sie weisen noch zahlreiche Wege nach, die inzwischen längst überbaut, zu Flurwegen herabgesunken oder gänzlich abgegangen sind. Auch führen alte Karten noch „Steige“ auf, die nur von Fußgängern genutzt wurden und nicht einem öffentlichen Fahrverkehr dienten. Zusätzliche Karten mit Informationen zu eingetragenen Geländedenkmälern aber auch obertägigen Denkmälern ergänzen die edierten Karten. Ein kurzer vorgeschalteter Kommentar versucht eine historische Einordnung der Wegetrassen eines Gebietes im Bereich der jeweiligen topgraphischen Karte und verweist auf bereits erforschte Altwegekarten, wie die von Anton Dollacker oder Dietrich Jürgen Manske.
Was macht die Altstraßenforschung und wie erkennt man Altstraßen im Gelände?
Die Altstraßenforschung versucht auf der Basis von historischen Quellen, Geländebegehungen und dem digitalen Geländemodell alte Verkehrsverbindungen zu rekonstruieren und vor dem Verschwinden und Vergessen zu bewahren. Am deutlichsten sind bis heute historische Wegetrassen im Gelände durch Hohlwege im bergigen Terrain erkennbar. Aber auch Wegebegleiter wie Martersäulen, Steinkreuze und Flurkapellen, Grenzsteine (Wege bildeten oft Grenzen), einzelnstehende Orientierungsbäume, archäologische Verdachtsflächen und Flurnamen (z.B. Hochstraße) können auf Altstraßenverbindungen verweisen. Genauso können Kirchenpatrozinien auf Altwege hinweisen, wie etwa das des hl. Nikolaus als Patron der Handelsleute oder St. Jakobus als Patron der Pilger. Auch liegen Felsenkeller, die neben ihrer Funktion als Bierkeller auch der Lagerung von Handelsgut dienten, nicht selten an Altwegen. Ein weiteres Kennzeichen von Altwegen ist ihr möglichst gerader Richtungsverlauf auf einen weiter entfernten Zielort (bzw. niedrige Passhöhen bei Überquerung der Mittelgebirge), die grundsätzliche Meidung von Ortschaften und feuchten Niederungen sowie das schnelle Erreichen der Höhenrücken nach der Durchquerung eines Tales auf der „Diretissima“.
Welche Bedeutung haben Altstraßen für die Oberpfalz?
Vor- und Frühgeschichte
Noch vor 100 Jahren galt die Oberpfalz nach Aussagen des renommierten Archäologen Reinecke für die vorgeschichtliche Zeit als „fundleer“. Dieser Befund hat sich in der Zwischenzeit maßgeblich geändert. Die zentrale Lage der Oberpfalz im Herzen Europas führte dazu, dass seit der Steinzeit Handelswege, wie etwa die Feuersteinstraße und die Bernsteinstraße die entlang von Naab, Regen und Schwarzach durch die Region führten. Zahlreiche Funde von Feuerstein (Silex), dem Stahl der Steinzeit an den oben genannten Flüssen, lassen vermuten, dass in vorgeschichtlicher Zeit vor allem Wasserwege dem Materialtransport des begehrten Gutes über längere Entfernungen gedient haben.[5]
In römischer Zeit
Auch der römische Limes bildete keine geschlossene Grenze zum freien Germanien. Es ist davon auszugehen, dass die Trassen des gut ausgebauten römischen Straßenwesens nicht am Limes endeten, sondern über die Grenze des römischen Reiches hinaus dem Handel mit dem „freien Germanien“ dienten. Untersuchungen von Archäologen belegen, dass der Einfluss des römischen Imperiums noch in einer Entfernung von 100 km jenseits des Limes erkennbar wird. Dies belegen die zahlreichen römische Münzen, die in Böhmen gefunden wurden. Sie lassen für diese Zeit einen regen Handel mit dem Osten vermuten, der weit über das römische Reich hinausführte.
Im Mittelalter
Entlang uralter Völker-, Handels- und Heereswege erfolgte schließlich im frühen Mittelalter auch die Besiedlung der Oberpfalz in der bayerisch-fränkischen Zeit. Die Orte Lauterhofen (Landkreis Amberg-Sulzbach) und Premberg (Landkreis Schwandorf) werden in dem sogenannten „Diedenhofer Kapitulare“, einer Vorschrift Kaiser Karls des Großen aus dem Jahre 805, waren fränkische Königshöfe und werden als Grenz- bzw. Etappenorte ausdrücklich erwähnt. Da es keine zentrale Hauptstadt des Reiches gab, wurde das Reich dadurch regiert, dass der König als „Reisekönige“ von Pfalz zu Pfalz reiste. Sogenannte „Itinerare“, also Reisetagebücher, belegen die Anwesenheit einzelner Könige bzw. Kaiser an bestimmten Orten zu bestimmten Daten und lassen so einen Reiseweg rekonstruieren, „Königswege“ genannt.
Reiseziel: Regensburg
Seit der ersten Jahrtausendwende gibt es Hinweise, dass der Fluss Regen bereits eine rege Trift mit Holz aufwies. Das Ziel war die Stadt Regensburg, von wo aus auch Flöße bis nach Wien und Budapest trifteten. Bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg erfolgte Trift und Flößerei auf dem Regen. Doch auch auf Naab und Vils wurde zu Zeiten Holz getriftet und geflößt. Vor allem Regensburg mit seiner Lage am nördlichsten Punkt der Donau war als bedeutende Fernhandelsstadt des hohen Mittelalters das Ziel der Schifffahrt auf Naab, Vils und Regen, sondern vieler überregionaler Straßenverbindungen, vor allem nach Osten bis hinüber nach Kiew und in den Süden nach Venedig. Die Venedig in Nabburg mit seiner romanischen Nikolauskirche gilt als Stützpunkt Regensburger Fernhändler im Verkehr mit Böhmen. Handelszentrum Nürnberg und Goldene Straße Die Stadt Nürnberg lief im späten Mittelalter Regensburg im Fernhandel mit Venedig den Rang ab. Dazu produzierte die Noris viele Produkte des täglichen Lebens, den „Nürnberger Tand“, der sprichwörtlich „in alle Land“ ging. [6] Der Aufstieg und der Wohlstand Nürnbergers beruhte neben der Geschäftstüchtigkeit der Patrizier und der örtlichen Handwerker vor allem auf dem Oberpfälzer Eisen, das in der östlichen Nachbarschaft der freien Reichsstadt produziert wurde und auf der Basis von Halbfertigprodukten, wie Eisenschienen und Blechen zur Weiterverarbeitung gelangten. Nicht wenige Nürnberger Patrizier waren finanziell und organisatorisch an oberpfälzischen Hammerwerken beteiligt. Auf der „Goldenen Straße“ verlief der rege Handel der „Pfeffersäcke“ zwischen Nürnberg und Prag quer durch die Oberpfalz zwischen billigem Tand, teuren Stoffen aus dem Orient und schweren Militärrüstungen.
Pilger und Rinder
Doch nicht nur Händler waren in der Oberpfalz unterwegs, sondern auch fromme Pilger, sind auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella unterwegs gewesen oder auf dem Weg in die „Heilige Stadt“ Rom. Die sogenannte „Romwegkarte“ des Nürnberger Humanisten Erhard Etzlaub – sie gilt als erste Straßenkarte - und wurde 1500 gedruckt. Von den Küsten von Nord- und Ostsee führte sie von Eger kommend auch durch die Oberpfalz. Genannt werden darauf ausdrücklich als Etappenziele die Orte Weiden, Neunburg v. Wald und Regensburg. [7] In den wachsenden Städten des späten Mittelalters stieg der Bedarf an frischem Fleisch. Er wurde zum Großteil mit Ochsen aus Ungarn und Schlesien gedeckt. Das frische Fleisch brachte sich in Etappen auf eigenen Beinen bis nach Mitteleuropa. Der Viehtrieb mit gewaltigen Ochsenherden bis zu 800 Köpfen lief über den Böhmerwald und die Zollstation an der Grenze in Pfraumberg im 16. Jahrhundert quer durch die Oberpfalz. Auch später noch bildete die Oberpfalz für Nürnberg eine wichtige Nahrungsresource mit Lebensvieh. Auch größere Herden mit Schweinen etwa wurden durch die Oberpfalz auf die städtischen Viehmärkte gebracht. Mit dem „Sautreiberweg“ zwischen Nabburg und Schönsee weist ein Flurname auf diesen Handel hin.[8]
Raumerschließung im 16. Jahrhundert
Mit der Festigung mittelalterlicher Grenzen im 16. Jahrhundert kam es in der sogenannten „Raumerschließung“ ab der Mitte dieses Jahrhunderts zu Erstellung von Landkarten, wie den Bayerischen Landtafeln 1557 durch Philipp Apian oder der pfalz-neuburgischen Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig 1579 – 1605 durch den Regenstaufer Pfarrer Christoph Vogel. Während Apian in seinen Karten keine Straßen verzeichnet, weisen die Karten von Vogel für die Zeit um 1600 ein dichtes Straßennetz auf. In dieser Zeit wurde seitens der Obrigkeit das Augenmerk auf gute Straßenverhältnisse und den regelmäßigen Straßenunterhalt gelegt. [9]
Poststraßen und Chausseen
Eine neue Epoche im Straßenwesen war die Errichtung von speziellen Poststraßen in der Oberpfalz ab dem Jahre 1615. Sie dienten speziell dem Postverkehr der reitenden und fahrenden Thurn-und-Taxis-Posten. Vor allem die Etablierung des Immerwährenden Reichstages im Jahre 1663 in Regensburg intensivierte den Post- und Botenverkehr von und zu den dort residierenden Gesandtschaften und belebte den Betrieb auf oberpfälzischen Straßen. Nach Regensburg wurden zudem aus der Umgebung der Stadt landwirtschaftliche Produkte geliefert, wie etwa Fische. Während im Zeitraum bis etwa 1750 kaum von Straßen im heutigen Sinn gesprochen werden kann, wurde ab diesem Zeitpunkt mit dem staatlich organisierten Straßenbau begonnen. Vorbild war Frankreich. Während früher Straßen von überregionaler Bedeutung als „Landstraße“ bezeichnet wurden, setzte sich nun der französische Begriff „Chaussee“ durch. Die Unterscheidung einzelner Straßen nach der jeweiligen Gebietskörperschaft, die für ihnen Unterhalt zuständig war, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Die Unterscheidung gilt bis heute, wenn beim Straßenunterhalt zwischen Ortsverbindungsstraßen, Kreisstraßen und Staatsstraßen unterschieden wird. Allerdings verlaufen heutige Straßentrassen, ob es sich nun um lokale Verbindungen handelt oder um Trassen von überregionaler Bedeutung Staatsstraßen, Bundesstraßen, Bundesautobahnen) meist entlang von Altwegetrassen und behalten damit ihre Bedeutung noch über Jahrhunderte. Öffentlich dokumentiert wird dies augenfällig an der Autobahn A 6 von Nürnberg über Amberg nach Waidhaus, wo mit dem Hinweis auf die „Via Carolina“ an die einstige „Goldene Straße“ Karls IV. erinnert wird.
Einzelnachweise
- ↑ s. Artikel „Altstraßen“ in Wikipedia
- ↑ Alfred Wolfsteiner: Von Schönwerth bis Andiamo: 150 Jahre Altstraßenforschung in der Oberpfalz, in: Beiträge zur Altwegeforschung; 6
- ↑ Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz,. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Friedrich Pustet, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4
- ↑ s. Wikipedia
- ↑ Joachim Zuber: Feuersteinstraße und Bernsteinstraße – Verkehrswege in vorgeschichtlicher Zeit, in: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz,. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Friedrich Pustet, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 20-33
- ↑ Ulrich List: Das System der Goldene Straße. Regensburg 2006
- ↑ Etzlaub-Karte in www.bavarikon.de
- ↑ Alfred Wolfsteiner: Wildwest in der Oberpfalz, in: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz,. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Friedrich Pustet, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 20-33
- ↑ Vogelkarten, in: https://www.bavarikon.de