Altstraßen im Bereich der TK 25 6938 Regensburg

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Regensburgs Aufstieg

Regensburg liegt am nördlichsten Punkt des Donaubogens. Peter Schmid schreibt dazu: Fließ sie bis Regensburg von Südwesten nach Nordosten, so wendet sich ihr von hier an nach Südosten und strebt, von nun an immer dieser Richtung folgend, dem Schwarzen Meer zu. Zugleich weitet sich mit dieser Richtungsänderung von der Mündung der Naab bei Mariaort im Westen der Stadt an das bisher enge Tal, mit dem die Donau die Schwäbische und Fränkische Alb durchbricht, zu einer weiten Stromebene. Zudem mündet bei Regensburg in dichter Folge vier größere linke Nebenflüsse in die Donau: die Altmühl, die Schwarze Laber, die Naab und der Regen.“[1]

Diese Lage an einem für den überregionalen Verkehr wichtigen Punkt war es wohl, die Regensburg schon in der Frühzeit als Siedlung prädestinierte. Die Römer errichteten hier ein Legionslager. Aus der aus römischer Sicht eher unbedeutenden Garnison entwickelte sich eine der wichtigsten Siedlungen im frühmittelalterlichen Baiern. Die Donau war eine natürliche Verkehrsverbindung von West nach Ost. Donauabwärts agierten die Regensburger Händler zusammen mit Kaufleuten aus dem Westen des Reiches. Die Funde Regensburger Münzen in der Ukraine, im Baltikum und in Skandinavien belegen die Bedeutung der Handelskontakte aus Regensburg in diese Regionen.

Regensburg wurde schließlich ständiger Pfalzort der bayerischen Herzöge und Bischofssitz mit zahlreichen Klöstern, wie dem Reichskloster St. Emmeram oder dem Kloster Prüfening und weiteren Klöstern.[2]

Regensburg im Netz der Königsstraßen

Von hier aus begann die Missionstätigkeit in Böhmen und die Erschließung der nördlichen Oberpfalz. [3]In der Karolinger Zeit konzentrierte sich die politische und kirchliche Macht in der Stadt. Hier fanden zahlreiche Reichsversammlungen statt. Peter Schmid zählt zwischen 788 und 1250 insgesamt 196 Aufenthalte deutscher König in der Stadt an der Donau. So geriet Regensburg in das Netz der „Königsstraßen“. Ausführlich hat sich der Historiker Peter Schmid im Falle Regensburgs mit dieser Thematik beschäftigt und aufgezeigt, wie, wann und auf welchen Wegen verschiedene Dynasten auf mittelalterlichen Straßen nach Regensburg gekommen sind. Unter Königsstraßen (viae regiae) sind nach Peter Schmid Strassen zu verstehen, die der König auf seinen Reisen durch das Reich benutzte, nicht jedoch Handelsstraßen, die unter dem Schutz des Königs standen. Die Königsstraßen sind damit nur ein Bruchteil des allgemeinen Straßennetzes. Sie waren aber nicht ausschließlich dem König vorbehalten, sondern folgten den allgemeinen großen Handelsstraßen und wichen von diesen nur dort ab, wo es etwa die Lage des Königsgutes verlangte.

Die Ermittlung des genauen Verlaufs von Königsstraßen fällt schwer. Es gibt keine zeitgenössische Beschreibung einer solchen Straße, so dass man darauf angewiesen ist, aus den Ausstellungsorten der Urkunden und den Angaben der erzählenden Quellen die Stationen der Reise des Königs und damit den Verlauf der Königsstraßen festzustellen. Wegen der Lückenhaftigkeit des Quellenmaterials kann in vielen Fällen der Verlauf der Königsstraßen nur in groben Zügen angegeben werden. Allerdings haben die Könige im Wesentlichen immer die gleichen Fernstraßen benutzt, da sich an ihnen das für die Versorgung des Königs so wichtige Königs- bzw. Reichskirchengut aufreihte. Außerdem waren noch bis weit ins Mittelalter die nach Süden und Westen führenden Römerstraßen in Gebrauch.[4]

Regensburg als Stadt des Handels

Seit dem frühen Mittelalter trieb Regensburg Handel, wurde Hauptumschlagplatz für den Sklavenhandel und entwickelte sich zu einer bedeutenden Fernhandelsstadt mit Verbindungen bis nach Kiew und nach Venedig. Der Aufstieg Regensburgs zu einer Handelsmetropole hängt engstens mit seiner exponierten Lage an der Donau zusammen und Regensburg entwickelte sich zum Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrsverbindungen aus allen Himmelsrichtungen.

In Venedig hatten die Regensburger Kaufleute den Vorsitz in der Handelsvertretung der deutschen Kaufleute in Venedig, dem „Fondaco dei Tedeschi“. Dem wirtschaftlichen Niedergang Regensburgs im späten Mittelalter stand der Aufstieg Nürnbergs als Handelsstadt gegenüber. Mit dem „Immerwährenden Reichstag“, der seit 1663 in Regensburg seine Verhandlungen führte, wurde Regensburg bis 1806 zum Zentrum der Diplomatie und das Ziel zahlreicher Gesandtschaften. Es entwickelte sich ein reger Botenverkehr mit dem Ziel Regensburg und von der Donau aus in alle Teile des Reiches. Zahlreiche Gesandte ließen sich mit ihren Familien in Regensburg und dessen Umgebung nieder.

Auf den oberpfälzischen Flüssen Naab, Regen und Vils kam das dringend benötigte Bau- und Brennholz nach Regensburg, genauso wie die landwirtschaftlichen Produkte aus den umliegenden Klosterbesitzungen. Die Eisenschienen aus den Hammerwerken an Naab und Vils warteten in Regensburg auf ihren Weitertransport auf der Donau und große Ochsenherden, die oft aus weiter Entfernung herangetrieben wurden, stillten den Fleischbedarf.[5][6][7]

Zahlreiche Straßen führen nach Regensburg

Neben den genannten Wasserstraßen waren es zahlreiche Landstraßen, die Regensburg zum Ziel hatten. Sowohl aus nordöstlicher als auch aus nordwestlicher Richtung führen unterschiedliche Straßensysteme aus der Oberpfalz direkt auf Regensburg zu. Aber auch nach Süden in Richtung Niederbayern und nach Alemanien im Westen gab es zahlreiche Altwege. [8] [9] [10]

Während Karl der Große im Jahre 805 seine Truppen gegen die Awaren nur über eine Schiffbrücke über die Donau führen konnte, ermöglichte der Bau der Steinernen Brücke in den Jahren 1135 – 1146 nun den gefahrlosen Übergang über die Donau. Vorher war der Fluss nur mit Fähren oder Flößen zu überqueren. Sogar der Name der Stadt wird von einzelnen Chronisten wird aus der lateinischen Bezeichnung für „Floß“ (ratis) hergeleitet. Eine feste Brücke aus Holz scheint es zuvor nicht gegeben zu haben.

Dieses „Wunderwerk der Architektur“ bildete lange Zeit den einzige festen Donauübergang bis hinunter nach Wien. Wie kein anderes Bauwerk, der Dom ausgenommen, wird Regensburg mit dieser Brücke identifiziert.[11]

Altwege um Regensburg nach Dollacker, Schmid und Manske

Nach Anton Dollacker waren es aus Nordwesten zwei Altwegetrassen die nach Regensburg führten: Dollacker Nr. 70: „Alte Nürnberger Landstraße“ heißt die Route einer überregionalen Verbindung von Nürnberg nach Regensburg, die über Neumarkt und Hemau an die Donau führt. Etterzhausen, Kneiting, Ober- und Niederwinzer, Pfaffenstein und Stadtamhof sind die Stationen. Bis 1486 ging diese Straße, dem Chronisten Walderdorff nach, am rechten Naabufer bis zur Walllfahrtskirche Maria Ort, von dort ging es mit einer Fähre über die Donau nach Großprüfening und dann über Prebrunn nach Regensburg. Im Jahre 1486 entstand eine Holzbrücke bei Etterzhausen, die diese neue Trassenführung erleichterte.

Allerdings lag bei Etterzhausen bereits seit dem frühen Mittelalter ein größeres Königsgut an der Straße von Regensburg nach Franken, wie der Aufenthalt König Ottos II. Im Jahre 977 belegt, als er auf dem Weg nach Allstedt hier Station machte. [12] Dollacker Nr. 71: Die zweite bei Dollacker genannte Straße hatte ebenfalls Neumarkt/O. zum Ausgangspunkt, spaltete sich aber in Finsterweiling von der obengenannten Trasse Nr. 71 ab und lief weiter östlich über Parsberg, Beratzhausen, Laaber. In der Nähe von Deuerling vereinigte sie wieder mit der Trasse Nr. 70 und erreichte gemeinsam mit dieser wieder Regensburg. [13]

Peter Schmid kommt auf der Basis verschiedener Aufenthalte von Königen (Beratzhausen, See) zu dem Ergebnis zu dem Ergebnis, dass die Trasse entlang der Schwarzen Laaber die ursprüngliche war. Mit der Erschließung des Tangrintel durch das Kloster Prüfening im 12. Jahrhundert wurde in der Zeit der Staufer der Weg über den Jura und Hemau der attraktivere, da er kürzer war als der obengenannte.[14] Dietrich Manske hat den Verlauf von Altwegen von Regensburg aus nach Franken durch detaillierte Geländebegehungen sowohl im Landkreis Regensburg als auch im Landkreis Neumarkt/O. dokumentiert und in verschiedenen seiner Publikationen veröffentlicht. [15][16]

Römische Straßen mit Ziel Regensburg

Die einzigartige West-Ost-Verbindung, die die Donau bildete, nutzten bereits die Römer zur Anlage einer Straße entlang der Donau, die sog. Donausüdstraße. Sie kam aus dem Bodenseegebiet und führt von der Illermündung nach Günzburg und über Manching, Eining, Bad Abbach und Kumpfmühl nach Regensburg, wo sie im Bereich des Arnulfplatzes das römische Lager erreichte. Mit der Donausüdstaße war von Regensburg aus die Verbindung nach Augsburg und dem württembergischen Raum hergestellt. .[17]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Schmid: Regensburg – Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter. Kallmünz 1977, S. 3
  2. Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram. Hrsg. von J. Widemann. München 1943
  3. Hans Dachs: Der Umfang der kolonisatorischen Erschließung der Oberpfalz bis zum Ausgang der Agilolfingerzeit. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1547-3, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 86. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1936, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2742-1, S. 159-178
  4. Peter Schmid: Regensburg – Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter. Kallmünz 1977, S. 5 - 37
  5. Alfred Wolfsteiner: Fluderer-Manner mit da langa Stanga. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 120-131
  6. Mathias Hensch: Der karolingische Königshof breemberga im Kontext des mittelalterlichen Montangeschehens nördlich der Donau, in: Tobias Appl; Alfred Wolfsteiner (Hrsg.): Auf alten Wegen durch die Oberpfalz – Zur Geschichte der Mobilität und der Kommunikation in der Mitte Europas. Regensburg 2022, S. 45 - 62
  7. Alfred Wolfsteiner: Wildwest in der Oberpfalz. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 132-152
  8. Günter Frank/Ernst-Lothar Dickerboom: Altstraßen zwischen Naab und Regen nördlich und nordwestlich von Regensburg, in: www.heimatforschung-regensburg.de
  9. Auer, Johann: Altwege zwischen Abens, Donau und Isar. Regensburg 1999 (Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung;5)
  10. Peter Schmid: Regensburg – Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter. Kallmünz 1977, S. 4 - 5
  11. Bernhard Lübbers: Die Steinerne Brücke in Regensburg: ein zentraler Verkehrsknotenpunkt des 12. Jahrhunderts. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 99-109
  12. Peter Schmid: Regensburg – Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter. Kallmünz 1977, S. 112
  13. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  14. Peter Schmid: Regensburg – Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter. Kallmünz 1977, S. 26 - 30
  15. Dietrich Jürgen Manske: Untersuchungen zu früh-, hochmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fernwegen von Regensburg nach Franken und an den Main: ein Beitrag zur Kulturlandschaftsforschung, in: Regensburg, Bayern und das Reich. Festschrift für Peter Schmid. Regensburg 2010, S. 43 – 71
  16. Dietrich Jürgen Manske: Das mittelalterliche und frühneuzeitliche Altwegenetz der südwestlichen Oberpfalz (Kreis Neumarkt), eine historisch-verkehrsgeographische Untersuchung, in: Die Oberpfalz – Mittler zwischen Zeiten und Räumen – 33. Bayerischer Nordgautag (33, 2000), Berching 2000, S. 45 - 63
  17. Peter Schmid: Regensburg – Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter. Kallmünz 1977, S. 6 - 7