Altstraßen im Bereich der TK 25 6935 Dietfurt a. d. Altmühl

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Frühe Besiedlung

Funde aus der Steinzeit (Schulerloch) belegen, dass das Altmühltal bereits vor vielen Tausend Jahren von Menschen aufgesucht wurde. Mögen die Besuche von Gruppen von Sammlern und Jägern ursprünglich nur sporadisch gewesen sein, so verdichten sich die Siedlungspuren um Dietfurt in der Jungsteinzeit und der Bronzezeit.

Dietfurt wird im Jahre 1109 erstmals erwähnt. Die Furt an der Altmühl, die Dietfurt seinen Namen („Furt des Volkes“) gab, mag dafür ursächlich gewesen sein. Der Name des Ortes weist also bereits auf seine Bedeutung für den überregionalen Verkehr hin.[1]

Eine Reihe von Ortsnamen der Umgebung auf -ing (Töging, Greding, Berching, Wissing, Oberweiling), alle an Wasserläufen im Einzugsbereich der Donau gelegen, verweisen auf eine früher bajuwarische Besiedlung, die von Regensburg aus ihren Anfang genommen hat.[2]

Nach der Absetzung Herzog Tassilos im Jahre 788 setzten die Franken ihre kolonisatorische Erschließung der Oberpfalz fort. Reichsministeriale Geschlechter übernahmen die Verwaltung des Königsgutes und dehnten den vorwiegend im heutigen Mittelfranken liegenden königlichen Besitz um Weißenburg und Greding weiter in den Raum um Neumarkt aus.[3]

Dietfurt im Hochstift Eichstätt

In unmittelbarer „Königsnähe“ waren sowohl die Grafen von Sulzbach als auch die Grafen von Grögling-Dolnstein-Hirschberg. Die Grafen von Hirschberg waren die Vögte des Hochstifts Eichstätt, während die Grafen von Sulzbach Vögte des Hochstifts Bamberg waren. Die beiden Geschlechter waren verwandt.

Als die Grafen von Sulzbach im Jahre 1188 ausstarben, erbten die Grafen von Hirschberg. Mit dem Aussterben der Hirscherberger im Jahre 1305 kam es zur Teilung der Grafschaft zwischen dem Hochstift Eichstätt und den Wittelsbachern. Unter den 122 Ortschaften, die nun an die Bischöfe von Eichstätt kamen, war auch Dietfurt. Dort verblieb die Stadt nun über die nächsten Jahrhunderte bis zu dessen Auflösung beim Hochstift.[4]

Altwege um Dietfurt nach Dollacker und Rädle

Der Altwegeforscher Anton Dollacker vermutet mindestens seit römischer Zeit eine Altstraße vom Donauübergang bei Pförring, die bei Dietfurt die Altmühl überquerte und die über Velburg weiter in den Raum Amberg/Sulzbach und von da weiter nach Osten bzw. nach Nordosten führte.[5] Die bereits 1934 beschriebene Altwegetrasse, die in Pförring an der Donau begann, beschreibt Dollacker erneut im Detail in seiner Beschreibung der Trasse Nr. 88 mit dem Übergang über die Altmühl bei Dietfurt.[6] Auch der Neumarkter Altwegeforscher Herbert Rädle befasst sich mit den Altwegen um Dietfurt:

  • Rädle Trasse Nr. 11a. Batzhausen – Schnufenhofen – Ittelhofen (Jakobskirche) – Gimpertshausen – Erbmühle – Öning – Raitenbuch – Kevenhüll – Beilngries. Teilweiser Verlauf wie Trasse 10 e.
  • Rädle Trasse Nr. 11b: Batzhausen – Schnufenhofen – Wachtlhof – Wissing – Staufersbuch – Dürn (St. Georg = 14 Nothelfer) – Premerzhofen – Dietfurt. Fernziel: Kösching – Ingolstadt – Augsburg.
  • Rädle Trasse Nr. 12 a: Von Dietfurt über die Albhochfläche nach Berching. Verlauf: Dietfurt – Mallerstetten – Kevenhüll – Oberndorf – Schweigersdorf – Wallnsdorf – Winterzhofen – Berching.[7]

Altwegetrassen um Dietfurt und Riedenburg nach Auer

Neben Anton Dollacker und Herbert Rädle hat sich auch der niederbayerische Altwegeforscher Johann Auer mit Altwegen um Riedenburg und Dietfurt beschäftigt. Er kam zu folgenden Altwegetrassen:

  • Kelheim – Altmühltal – Riedenburg – Harlanden – Schelmental – Altmühlmünster (= Abkürzung der Gundlfinger Schleife) – Meihern – Mühlbach – Dietfurt.
  • Landshut – Irnsing (Donauübergang) – Laimerstadt – Echendorf – Buch – Riedenburg – Velburg. (Variante: Irnsing – Tettenwang – Schambachtal – Riedenburg).
  • Pförring – Tettenwang – Schambachtal – Ridenburg – Haidhof – St. Agatha-Kapelle – Altmühlübergang bei Gundlfing (Holzbrücke) – Perletzhofen – Albertshofen – (Fortsetzung: Thonlohe – Parsberg/Velburg?)
  • Deising – Südlich Perletzhofen – Südwestlich Otterzhofen. Einmündung in die Trasse Bettbrunn – Hemau.
  • Dietfurt – Ödhof – Aichkirchen – Painten (sog. Glasweg) – weiter über Deuerling nach Regensburg.
  • West-Ost-Route wohl über Kipfenberg – Winden – Pondorf – Neuses – Thann – Hochweg – Riedenburg - Überquerung der Altmühl – Emmerthal – Kirchlein Maria-Hilf – Baiersdorf (zwei Stränge, die sich vereinen) – Keilsdorf – Kleinwalddorf – Irlbrunn – Viehhausen – Regensburg (Variante über Prunn und Keilsdorf).
  • Raum Ingolstadt – Bettbrunn – Steinsdorf – Waldung Kesselberg - Schamhaupten – Thannhauser Berg – Thannhausen – Than- Hochweg – Riedenburg.
  • Alternativtrassen: Thann – Schlittweg – Schelmental – Altmühltal bzw. Laubhof – Hohe Wacht (frühmittelalterliche Wallanlage) – Deising – Burg Flügelsberg als Nachfolge der „Hohen Wacht“.
  • Riedenbuerg – Jachenhausen – Hemau (alternativ: Riedenburg – Aicholding – westlich Dieterzhofen – Jachenhausen.
  • Riedenburg – Abzweigung vor Harlanden – Haidhof – Kirche St. Agatha – Altmühlübergang bei Gundlfing – Otterzhofen – Hemau.

Laut Mages wurden seit dem Hochmittelalter Trassen immer wieder verlegt oder neu angelegt, so dass eine genaue zeitliche Nutzung nur schwer möglich ist. Breite Geleise- und Hohlwegfächer sprechen für einen regen Verkehr. Als wichtige alte Verkehrsknoten werden an der Altmühl die Räume Prunn-Riedenburg, Sandersdorf, Gundlfing-Perletzhofen, Deising-Meihern und Dietfurt erkennbar. Auch in Forchheim, Bettbrunn, Dollnhofen-Thannhausen, Thann, Jachenhausen und Otterzhofen kreuzten sich Altstraßen. Emma Mages zieht folgendes Fazit: „In der neueren Zeit bestanden wichtige Landstraßenverbindungnen von Riedenburg nach Kelheim und Dietfurt durch das Schambachtal über Altmannstein nach Viehausen oder Sandersdorf mit Anschluss an die sogenannte „Nürnberger Landstraße“ von Landshut über Neustadt a.d. Donau nach Nürnberg. Diese wichtige alte Straße, die heutige B 299, berührt von der Donau kommend die Orte Forchheim, Mindelstetten, Tettenagger, Sandersdorf, Schamhaupten und Pondorf.“[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Emma Mages: Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 61: Riedenburg. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2021, ISBN 978-3-7696-6563-5, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00154504-1, S. 13-34
  2. Hans Dachs: Der Umfang der kolonisatorischen Erschließung der Oberpfalz bis zum Ausgang der Agilolfingerzeit. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1547-3, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 86. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1936, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2742-1, S. 159-178
  3. Wolfgang Wiessner: Historischer Atlas von Bayern, Franken Reihe I Heft 24: Hilpoltstein. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 978-3-7696-9908-1, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00008054-2, S. 99
  4. Gerhard Hirschmann: Historischer Atlas von Bayern, Franken Reihe I Heft 6: Eichstätt. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1959, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00008041-1
  5. Anton Dollacker: Vergessene Handelswege durch die mittlere Oberpfalz zur Donau unterhalb Ingolstadt. urn:nbn:de:bvb:355-ubr22055-8, in: Ingolstädter Heimatgeschichte, 20. 1. Dezember 1934
  6. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  7. Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-00-017390-0, S. 205-219
  8. Emma Mages: Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 61: Riedenburg. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2021, ISBN 978-3-7696-6563-5, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00154504-1, S. 5-8