Altstraßen im Bereich der TK 25 6735 Deining
Siedlungsgeschichte um Deining
Deining gehört zu den „echten“ -ing-Orten und weist damit auf die frühe bajuwarische Besiedlung des 7. Jahrhunderts hin, die von Regensburg aus im frühen Mittelalter nach Norden entlang der Flüsse und Bäche erfolgte.
Berching, Wissing, Ober- und Finsterweiling, die in der unmittelbarer Nähe von Deining liegen, gehören dazu und sind damit vermutlich die am längsten besiedelten Orte im heutigen Landkreises Neumarkt. Weitere -ing-Orte finden sich, neben zahlreichen Belegen im Raum Cham, nur in einer kleinen Siedlungsinsel südöstlich von Amberg um Wolfring. Die zahlreichen -hofen-Orte im weiten Umkreis von Neumarkt/O. hingegen weisen auf die Gründungen fränkischer Siedler hin, die den Oberpfälzer Jura wohl im frühen Mittelalter von Eichstätt aus kirchlich erschlossen.[1]
Deining und das Tal der Weißen Laber
Erstmals erwähnt wird Deining 1072 bei der Weihe einer Kirche. Seit alters war Deining Pfarrsitz. Der vorhandene Adelssitz, später eine Hofmark, war unter anderem im Besitz des bekannten Geschlechts der Schweppermänner.
In der Nähe von Voggenthal, einem Ortsteil der Kreisstadt Neumarkt/O., entspringt im sogenannten Aubrunnen die Weiße Laber, die nach kurzem Lauf durch eine romantisches Tal verschiedene Bäche aufnimmt und bei Dietfurt in die Altmühl mündet. Der schmale Bach hat sich ein tiefes, malerisches Bett in das ehemalige Jurameer gegraben. Altwege, die dieses Tal queren, bilden bei enge steile Hohlwege, etwa bei Sengenthal oder Thannbrunn.
Königsstraße und Verkehrsknoten
Deining liegt an einer „Königsstraße“, die im hohen Mittelalter Regensburg über den Jura den Raum Neumarkt/O. mit dem Königshof Fürth verband. Nach Auskunft des digitalen Geländemodells laufen über die ganze Breite des Abbruchs der Jurahöhen westlich von Deining verschiedene Hohlwegtrassen hinab ins Neumarkter Becken. Einen Hinweis über die Herkunft der Trassen ins Sulztal liefert en Blick in die Altstraßenkarte von Anton Dollacker. Sie stammen offenbar von dem südöstlich von Deining gelegene Verkehrsknoten Finsterweiling. Dort zweigte eine Trasse von der Neumarkter „Hauptroute“ (heute Bundesstraße 8) ab und lief in südwestlich Richtung südlich an Neumarkt vorbei. Ein Hinweis, dass dieses Straßensystem über den Jura älter ist als die Stadt Neumarkt selbst. Altwegespuren finden sich zudem nach dem digitalen Geländemodell in großer Dichte im Untersuchungsgebiet außerdem nordwestlich Velburg beim Schloss Helfenberg oberhalb von Lengenfeld. Verkehrstechnisch umgangen wurde schließlich das Deusmaurer Moor, das zwischen Deining und Velburg liegt.
Altstraßen um Deining nach Dollacker
- Trasse Nummer 70: Neumarkt/O. – Deining – nördlich Mittersthal – Batzhausen – Seubersdorf - Daßwang – Neukirchen – Hemau – Hohenschambach – Bittmannsdorf – Deuering – Nittendorf – Etterzhausen – Kneiting – Ober- und Niederwinzer – Pfaffenstein – Stadtamhof – Regensburg (wie die heutige Bundesstraße 8). Führt ab Deining bis nördlich Mittersthal abkürzend über den Berg. Auf der Höhe nördlich Mittersthal steht ein alter Orientierungsbaum. Am Fuß des Berges am Ortsausgang von Deining finden sich mehrere Felsenkeller in den Hang gehauen. Von der Etterzhausener Naabbrücke bis Kneiting über den Berg abkürzend, heißt „Alte Nürnberger Landstraße“. Ging nach Walderdorff bis 1486 am rechten Naabufer bis Mariaort, dann auf einer Fähre bei Großprüfening über die Donau und über Prebrunn nach Regensburg.
- Trasse Nummer 71: Neumarkt – Deining – nördlich an Kleinalfalterbach vorbei (bis dahin wie Nr. 70) – Finsterweiling (Verkehrsknoten) – Waldhausen – Eichenhofen – Darshofen – Parsberg – See – Mausheim – Beratzhausen – Endorf – Laaber. Vereinigt sich bei Deuerling wieder mit Nr. 70 und verläuft ab Etterzhausen wie diese. Die Stecke Deining – Parsberg – Regensburg wurde laut einer Postkarte von 1700 von der fahrenden Post genutzt (Deining war Poststation!). Die Strecke Kleinalfalterbach – Eichenhofen heißt im Volksmund „Alter Poststeig“.
Der Verkehrsknoten Finsterweiling
Wenige Kilometer südlich Deining liegt der kleine Ort Finsterweiling, eine regelrechter Verkehrsknoten, an dem sich mehrere Altstraßentrassen treffen: Die Trasse Nummern 70 bzw. 71 kreuzt hier die Trasse 78: Neumarkt – Karrhof - Kleinalfalterbach bzw. östlich daran vorbei – Pirkach – Freihausen – Riedhof – Staufersbuch – Furt über die Laber – Öning – westlich an Raitenbuch vorbei – Oberndorf – Beilngries – Kipfenberg (?). Heißt östlich von Oberbuchfeld „Hohe Straße“. Die ausholende Anfangsstrecke ist ungewöhnlich. Dollacker konnte aber keinen Ausgangspunkt als Neumarkt finden. Könnte auch kurzzeitig als Umgehung des steilen Juraanstiegs bei Helena bzw. Weichselstein gedient haben.
- Trasse 79: Läuft wie Nr. 78 bis Pirkach. Kurz vor Freihausen Gabelung. Überquert bei Simbach die Laber – Metzenhof – über die Sulz – Berching - westlich an Fribertshofen vorbei – Littertshofen – Landerzhofen – Greding – Eichstätt (?)
- Trasse 80: Amberg – Ransbach – Pielenhofen – Sommertshof – Distlhof – Lengenfeld – übe die Laber – Kleinalfalterbach – Pirkach.
Weiterer Verlauf wie vorige Nummern 78 bzw. 79.
- Trasse 81: Schmidmühlen – Leislberg - Schwend – Ravensdorf – Judeneidenfeld – Lutzmannstein – nördlich St. Koloman vorbei – Richterhof – Schafhof -nördlich an Schwaighof vorbei – Lengenfeld – über die Laber – Finsterweiling – Kleinalfalterbach – Pirkach. Weiterer Verlauf wie die Nummern 78 bzw. 79. [2]
Altstraßen um Deining und Kleinalfalterbach nach Rädle
Ausgehend von Deining (Karte 25)
- Trasse 7 a: Strecke Eichenhofen – Waldhausen – Mittersthal als Teilabschnitt der alten Postroute Parsberg – Deining – Neumarkt
- Trasse 7 b: Der Abschnitt Mittersthal – Deining
- Trasse 7 c: Von Deining über Leutenbach – Sengenthal – Berngau nach Postbauer-Heng und zur B 8
- Trasse 7 d: Deining als Poststation: Die Chaussee des 18. Jahrhunderts von Deining in Richtung Neumarkt
- Trasse 7 e: Deining über Thannbügl nach Helena nach Neumarkt
- Trasse 7 f: Von Deining entlang des Zellerbach nach Lengenfeld
Ausgehend von Kleinalfalterbach (Karte 26)
- Trasse 8 a: Kleinalfalterbach über Lengenfeld zum Distlhof bei Velburg
- Trasse 8 b: Von Kleinalfalterbach über Waltersberg und Roßthal nach Mühlhausen
- Trasse 8 c: Von Kleinalfalterbach über Döllwang und Greißelbach nach Reichertshofen und weiter über Göggelsbach nach Roth
- Trasse 8 d: Von Klein – bzw. Großalfalterbach über Thann zur Biermühle und ins Tal der Weißen Laber.[3]
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6735: Deining
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6735: Deining
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6735: Deining
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6735: Deining
Einzelnachweise
- ↑ Hans Dachs: Der Umfang der kolonisatorischen Erschließung der Oberpfalz bis zum Ausgang der Agilolfingerzeit. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1547-3, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 86. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1936, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2742-1, S. 159-178
- ↑ Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
- ↑ Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-00-017390-0, S. 159 - 181