Altstraßen im Bereich der TK 25 6638 Schwandorf

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Geschichtlicher Hintergrund

Schwandorfs Lage am Ostufer der mittleren Naab auf einer Schotterterrasse inmitten einer breiten Niederung des Flusses dürfte die entscheidende Siedlungsvoraussetzung geworden sein. Hinzu kommt, dass sich hier der Flusslauf durch zwei Inseln in mehrere Arme zerteilt, was eine Überquerung erleichtert und was einen Flussübergang von überregionaler Bedeutung vermuten lässt.

Nach Ansicht des Historikers Alois Schmid erfolgte die Besiedlung des Schwandorfer Raumes in karolingisch-ottonischer Zeit, also im 9. Jh., was durch ein Reihengräberfeld in Krondorf belegt ist.

Als erschließende Kraft sind besonders die Franken zu nennen, die ihren Wirkungskreis von Westen her erst allmählich ins Naabtal vorschoben. Die Naablinie wurde auf dem Höhepunkt der Karolingerzeit erreicht. Dies bezeugt hauptsächlich das Diedenhofener Kapitular von 805. Hier wird eine Grenzlinie des Frankenreiches zu den Slawen hin von der Ostsee bis zur Donau aufgeführt.

Premberg (Stadt Teublitz), nur wenige Kilometer südlich von Schwandorf gelegen, wird als „Premberga“ ausdrücklich genannt und war dabei offensichtlich eine wichtige Grenz- und Handelsstation an der Ostgrenze des Frankenreiches. Hier sollte der Export der Waffen zu den kriegerischen Awaren überwacht werden, denn von Osten her wirkten als dritte Kraft die Slawen in das Naabtal hinein.

Erstnennung Schwandorfs

Im Jahre 1006 kam Richolt als neuer Abt ins Stift St. Emmeram in Regensburg. Gleich am Anfang seiner Dienstzeit wird der Sohn des Adeligen Warmund Mönch in diesem mächtigen Reichskloster. Der Sohn, seinen Namen kennen wir nicht, kommt nicht mit leeren Händen: Der Vater gibt dem jungen Mönch eine Reihe von Besitzungen in dem Dorf „Suainicondorf“ mit, die nun in das Eigentum des Klosters übergehen. Es handelt sich dabei um einen großen Wirtschaftshof („hoba“) mit den dazugehörigen Untertanen, Fischereirechten („piscationes“), einer Schiffsanlegestelle („portus“) und mehreren Wassermühlen („molendinae“). Er war ganz offenbar auf den Fluss ausgerichtet.

Die ganze Übergabe überliefert uns das sogenannte „Traditionsbuch“ des Klosters, das damit seinen Besitz urkundlich dokumentiert. Der umfangreiche Landbesitz von St. Emmeram konzentrierte sich schließlich auf den Süden der Stadt Regensburg und in der heutigen Oberpfalz vor allem im Bereich der mittleren Naab und der unteren Vils.

Frühe wirtschaftliche Bedeutung

Irritieren müssen die in der Mehrzahl genannten Mühlen. Für eine „villa“, also einem Dorf mit nur wenigen Anwesen, sollte eigentlich eine einzige Mahlmühle ausreichend gewesen sein. Existierte hier vielleicht neben einer Getreidemühle bereits eine „Schmiedemühle“, also ein Hammerwerk zur Eisenverarbeitung? Analog dem Ort Schmidmühlen an der Vils, der bei seiner Erstnennung im Jahre 1010 die Wasserkraft zur Eisenbearbeitung in einer Hammerschmiede bereits in seinem Namen trägt.

Die ausdrückliche Erwähnung eines „portus“, also eines „Hafens“, lässt darauf schließen, dass es sich hier nicht um eine lokale Schiffsanlegestelle für eine Naabfähre gehandelt hat oder das, was man damals als eine „Ladestatt“ bezeichnete, sondern tatsächlich auf einen wichtigen Haltepunkt im Schiffsverkehr auf der Naab hinweist.

Ermöglichten doch die flachen „Kelheimer“, wie sie später zum Salz- und Eisentransport auf der Vils und der unteren Naab zum Einsatz kamen, den Massentransport von Waren. Die Naturalabgaben an das Kloster St. Emmeram dürften so auf der Naab den Weg von Schwandorf nach Regensburg gefunden haben. Eventuell wurden hier schon Produkte aus einem eisenverarbeitenden Hammerwerk verschifft, wie es für das Spätmittelalter urkundlich belegt ist.

Die Schwandorfer Schenkung wurde bald ausgebaut. Um das Jahr 1010 machte der Regensburger Bürger Imici, wohl ein reicher Fernhändler mit einem Warenlager bzw. einem Stapelplatz am Ort, eine Zustiftung, ein größeres Gut, „predium“ genannt. Weitere Zustiftungen erfolgten im Laufe der Zeit.

Die Nennung von mehreren Mühlen und Fischereirechten verweist bereits auf eine gewisse Größe und wirtschaftliche Bedeutung Schwandorfs. Doch vorgeschichtliche Funde, wie etwa ein überdimensionaler Angelhaken oder ein steinzeitliches Beil sowie die jüngst entdeckten Pfostenlöcher von vorzeitlichen Gebäuden in Krondorf weisen darauf hin, dass sich das heutige Schwandorf und seine Umgebung auf uraltem Siedlungsland befinden.

Seit 1231/34 als Sitz eines wittelsbachischen Amtes erwähnt, wird Schwandorf im zweiten wittelsbachischen Güter- und Einkommensverzeichnis aus der Zeit um 1280 bereits als Markt (forum) bezeichnet, an dem Zoll erhoben wurde. Der weitere Aufstieg des Ortes als Zentrum für Handel und Gewerbe sowie als Anlaufpunkt für den überregionalen Verkehr war damit vorgezeichnet.

Die adeligen Besitzer des Ortes oder auch die Vögte des Klosters St. Emmeram scheinen die Furt bei Schwandorf schon bald durch eine befestigte Anlage im Bereich des heutigen Pfleghofes bzw. im Umgriff der heutigen Pfarrkirche St. Jakob geschützt zu haben. Im Landshuter Erbfolgekrieg von 1504 wurde diese Burg schließlich zerstört.[1][2]

Schwandorf im Fürstentum Pfalz-Neuburg

Der Landshuter Erbfolgekrieg von 1504 brachte nicht nur die Zerstörung der Burganlage, sondern bis auf wenige Gebäude („nit mehr dann fünf Häuser“) brannte die ganze Stadt nieder. Dieser Krieg, einer der blutigsten der bayerischen Geschichte, führte auch zu einer Neuordnung des bayerisch-pfälzischen Territoriums: Es entstand das Fürstentum Pfalz-Neuburg, auch „Junge Pfalz“ genannt. Dazu gehörte künftig mit dem sogenannten „Kölner Spruch“ von 1505 auch das Amt Schwandorf. Diese Neuordnung brachte Schwandorf nun ein eine Randlage, da das nunmehrige Pfleg- und Fischmeisteramt Schwandorf künftig im Westen, Norden und Osten von kurpfälzischen Ämtern umgeben war.[3]

Gleich hinter Fronberg grenzten die Ämter Nabburg und Neunburg v. W. an, im Westen das ebenfalls kurpfälzische Amt Rieden. Dies sollte künftig verkehrstechnisch zur Folge haben, dass der Handelsverkehr aus Norden und Westen auf dem Weg von Mitteldeutschland und Böhmen versuchte auf dem Weg nach Regensburg das pfalz-neuburgische Territorium zu umgehen, um möglichst Zölle zu sparen. Eine amtliche Visitation durch einen Beamten aus Neuburg/D. von 1564 versuchte diese Umgehung der Zollstationen zu unterbinden und richtete an der Umgehungsstecke neue Zollstationen ein.[4]

Allerdings hatte bereits um 1500 der sogenannte „Romweg“, eine Pilgerstraße von der Nord- und Ostseeküste in die Heilige Stadt, das unwegsame Naabtal weiträumig umgangen und war entlang des Oberpfälzer Waldes von Weiden über Neunburg v. W. an die Donau nach Regensburg verlaufen.[5]

Altwege um Schwandorf im Jahre 1600

Schwandorf findet sich in einem Netz von überregional bedeutenden Straßentrassen, die hier in der mittleren Oberpfalz einen wichtigen Verkehrsknoten bildeten und im 19. Jahrhundert den Ort auch zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt werden ließ.

1. Nördlich von Schwandorf passiert eine bereits in vorgeschichtliche Zeit reichende Altstraße. Ihr Fernziel war Böhmen. Sie kam schon mindestens seit der Römerzeit aus dem Donau-/Altmühlraum und begann vermutlich am einstigen Donauhafen bei Pförring, dem „nassen Limes“, wo einst eine Römerstraße endete.

Wohl mehrere vorgeschichtliche Altstraßen verliefen von der Donau aus nach Osten. Eine davon passierte die Altmühlfurt bei Dietfurt (Ortsname!), das in seinem Umgriff viele vorgeschichtliche Funde aufweist. Schließlich erreicht diese Altwegetrasse zwischen Seubersdorf und Daßwang die Albhochfläche und verlief in Richtung Osten am heutigen Velburg vorbei und durch den Hirschwald, um bei Ensdorf die Vils zu überqueren. Die Burg Roßstein im Taubenbacher Fost dürfte für das Geleit zuständig gewesen zu sein. In Anton Dollackers Verzeichnis der Altstraßen der mittleren Oberpfalz führt eine Teilstrecke als Nummer 88 und Nummer 89.[6]

Ein steiler und tief eingeschnittener Hohlweg führt diese Trasse von der Eggenbergkapelle oberhalb von Ensdorf hinab ins Vilstal. Die einstige hohe Frequenz dieser Straße belegen im Hirschwald zudem bis heute die zahlreichen Spuren im Digitalen Geländemodell und eine steinerne Brücke, die in Ensdorf um 1600 die Vils überquerte. Vermutlich um 1400 hat die „Goldene Straße“ dieser uralten parallel dazu laufenden Trasse den Rang abgelaufen und sie verlor an Bedeutung.

Auf der Albhochfläche Ensdorf ist die Spur längst verackert und nicht mehr erkennbar. Sie verlief östlich Ensdorf in Richtung Haselbach und an der einstigen Hofmark Egidienberg („Gilgenberg“) vorbei, um schließlich nördlich Fronberg die Naab zu überqueren. Über Freihöls und Krandorf führte die Altstraßen ins Auerbachtal, um an der mittelalterlichen Burg „Ramberg“ und über die alte Vorspannstation Grasdorf am nordwestlichen Ortsrand von Schwarzhofen bei Klosterhäuser die Schwarzach zu überqueren.

2. Bei der Einöde Egidienberg/Gilgenberg bzw. Löllsanlage biegt von der oben genannten vorgeschichtlichen Trasse eine ebenfalls tiefe Hohlwegspur in Richtung Schwandorf ab. An der gleichen Stelle stößt die Altstraße auf eine, vermutlich jüngere Straßentrasse. Sie kommt aus Richtung Amberg und ist wohl weitgehend mit dem Verlauf der heutigen Bundestraße B 85 identisch.

Die Residenzstadt Amberg und damit auch die sogenannte „Amberger Straße“ in Richtung Regensburg gewinnen seit dem Spätmittelalter mit dem wittelsbachischen Hausvertrag von Pavia im Jahr 1329 zunehmend an Bedeutung. Im Hausvertrag von Pavia wird die wegen seines Eisenreichtums und zahlreichen Hämmer berühmte „Obere Pfalz“ ein Teil des Territoriums der pfälzischen Linie der Wittelsbacher.

Die bayerischen Herzöge und die pfälzischen Kurfürsten versahen ihre aufblühenden Städte mit Privilegien und zogen nun den Verkehr auf den Handelsstraßen an sich, nachdem sie zuvor Orte gemieden hatten. So geschah es auch in Schwandorf. Die Fernhändler mussten ihre Waren an den mit Marktrecht ausgestatteten Orten feilbieten. Marktplätze mit Beherbergungsbetrieben entstanden. Schwandorf wurde dabei zur Etappe auf der Strecke von Amberg nach Regensburg.

Die aus Nordwesten kommende „Amberger Straße“ erreichte über eine Brücke und dem „Spitaltor“ (auch „Amberger Tor“ genannt) die Stadt, querte den Schwandorfer Marktplatz und verließ als „Regensburger Straße“ beim heutigen Wendelinplatz die Stadt in Richtung Burglengenfeld. In der sogenannten „Straßenbereitung“ von 1564 ist sowohl der Verlauf als auch der Zustand dieser Straße ausführlich gewürdigt.[4]

3. Eine weitere Straßentrasse am östlichen Stadtrand von Schwandorf, beim einstigen „Regensburger Tor“, bog nicht mit der „Regensburger Straße“ ab, sondern lief geradeaus weiter, vorbei am heutigen Kreuzberg und hat entlang der Hangterrasse auf dem sogenannten „Hochweg“ die Stadt in Richtung Bodenwöhr verlassen. Die heutige „Wackersdorfer Straße“ fand bei Kronstetten eine Abzweigung und lief am sogenannten „Glockenbrunnen“ vorbei quer durch den Taxöldener Forst in Richtung Neunburg v. W. weiter.

Der unterschiedliche Verlauf der „Amberger Strasse“ am „Richter Berg“ ist in der pfalzneuburgischen „Straßenbereitung von 1564“ ausführlich geschildert. Da für die Fuhrwerke im Winter die Straße zwischen Pittersberg und Schwandorf zu beschwerlich war, gab es eine Ausweichroute, die den „Richterberg“ nordöstlich umfuhr.[4]

4. Eine weitere Altstraße führte entlang des Naabtales aus Nordosten kommend über Schwarzenfeld auf Schwandorf zu. Diese Trasse ist heute weitgehend mit dem Verlauf der Bundesstraße B 15 identisch. Allerdings verlief sie erst mit dem Chausseebau an der Wende vom 18. auf das 19. Jahrhundert direkt im Naabtal, da dieses zuvor wegen der feuchten Niederungen und dem Überschwemmungsgebiet zwischen Schwarzenfeld und Schwandorf nicht befahren wurde. Durch Drainagegräben und die Befestigung des Naabufers sowie durch einen Straßendamm wurde die Befahrung dieses Abschnitts erst möglich. Zuvor kam die Straßen aus Schwarzenfeld über Fronberg, die heutige Fronberger Straße, in die Stadt. Diese Trasse ist hochwasserfrei, da sie auf halber Höhe entlang des Weinberges führt. Die in einer Karte von 1600 nennt erstmals die hier vorhandenen Felsenkeller. Eine Hohlwegtrasse noch weiter oben am nordwestlichen Abhang des Schwandorfer Berges lässt eine frühere bzw. alternative Wegeführung vermuten, die aber wegen ihrer Steilheit bald aufgegeben wurde. Abgebildet ist dieser Alternativweg über den Berg noch auf einer Grenzkarte zwischen Schwandorf und Fronberg von 1697.

5. Die Umgehung des pfalz-neuburgischen Territoriums nach 1506 wurde bereits erwähnt. Offensichtlich mied zeitweise der aus Amberg kommende Verkehr den Richter Berg: er lief nun durch den Freihölser Forst, umging den Richter Berg im Nordwesten und blieb dabei auf kurpfälzischem Territorium. Er lief südlich des versumpften Charlottenhofer Weihergebietes an Rauberweiherhaus vorbei und durch den westlichen Taxöldener Forst in Richtung Alten-/Neuenschwand.

Mit der Bereitung von 1564 wurde seitens der Behörden versucht, dieser „ungesetzlichen Umgehung“ Schwandorfs einen Riegel vorzuschieben und damit auch die pfalz-neuburgischen Steuereinnahmen wieder zu erhöhen. Entsprechende Zollstellen wurden eingerichtet.[4]

Straßennamen im Bereich Schwandorf um 1600

Der Regenstaufer Pfarrer Christoph Vogel erstellte zwischen 1592 und 1608 eine Beschreibung des pfalz-neuburgischen Territoriums. Das umfangreiche Kartenwerk ist unter anderem im „Bavaricon“ veröffentlicht. Für die einzelnen Ämter jeweils auch eine ausführliche Beschreibung („Libelli chonologici“) beigegeben.[7]

Die Vogelschen Karten und die Beschreibung des Fischmeister- und Pflegamts Schwandorf aus dem Jahre 1600 weist bereits ein dichtes Straßennetz aus, das für die Altstraßenforschung eine wichtige Quelle bildet. Zu den Karten erstellt Christoph Vogel eine ausführliche Beschreibung der kartographierten Ämter. Dabei nennt Vogel in seiner Grenzbeschreibung des Amtes ausdrücklich folgende Straßenverbindungen:

Grenze zum Amt Nabburg: -Straße nach Schwarzenfeld über Lindenlohe -Straße von Schwarzenfeld nach Neunburg

Grenze zum Amt Neunburg v. W.: Keine Straße ausdrücklich genannt

Grenze zum Amt Burglengenfeld: -Straß zwischen dem „Hannenbuhel“ und „Fuchsschubl“ (neben dem „Weichselbrunn“) über die Kreuzstraß nach Bruck in das „Brückelsdorfer Feld“ -Straß von Wackersdorf nach Burglengenfeld -Landstraße gen Regensburg

Grenze zum Amt Rieden: -Von dem Gilgenberg (=Egidienberg) auf die Straße von Haselbach und Pittersberg gen Schwandorf, Kreuzstraß -Gehsteig (auch Weg) von Richt nach Schwandorf -Amberger Straß -Fronberger Straß -„Pfaffensteig“ zwischen Fronberg und Kronstetten am Schwandorfer Berg entlang -Schwandorfer Straße gen Fronberg[8]

Wie die dazugehörige Karte für das Pflegamt Schwandorf ausweist, hat es im Amt Schwandorf weitere ortsverbindende Wege (Vizinalwege) gegeben. Sie waren aber nur von lokaler Bedeutung.

Post und Eisenbahn

Eine neue Dimension in den regionalen Straßenverkehr brachte die Einrichtung einer regelmäßig verkehrenden Post. Der erste Postkurs durch die heutige Oberpfalz lief als kaiserlicher Hofkurs ab dem Jahr 1579 von Innsbruck über Augsburg und Regensburg nach Rötz und Waldmünchen und führte weiter als „Böhmerwaldkurs“ bis nach Prag. Der neu eingerichtete Postkurs von Nürnberg und Amberg bis Waldmünchen lief 1627 noch über Schwarzenfeld und damit nördlich an Schwandorf vorbei.

In einer Beschreibung von 1635 wird Schwandorf allerdings als Station der von Brüssel über Köln und Frankfurt/M. nach Nürnberg führenden Postroute genannt, deren weiteres Ziel schließlich Regensburg war. Sie scheint aber keinen Bestand gehabt zu haben, genauso wie nicht eindeutig geklärte ist, ob Schwandorf über diese Jahre überhaupt eine offizielle kaiserliche Poststation besessen hat. Mit dem Jahre 1742 änderte sich das, als der Wirt der Gastwirtschaft „Zum Weißen Schwanen“ am Marktplatz mit dem Patent als Posthalter ausgestattet wurde.

Bereits im Jahre 1671 erscheint Schwandorf auf der Karte von Finkh als Station der Postroute von Regensburg nach Eger, allerdings noch ohne Patent als Thurn-und-Taxis-Post. Diese Route nutzte später Johann Wolfgang von Goethe im September des Jahres 1786 auf seiner „Italienischen Reise“ mit einem Halt in Schwandorf. In seiner Reisebeschreibung lobt er vor allem die gute Beschaffenheit der Trasse aus feinem Granitsand, die „eben wie eine Tenne“ war. Diese neue Chaussee durch das Naabtal war gerade zuvor errichtet worden.[9]

Ein neues Kapitel in der Verkehrsgeschichte Schwandorfs wurde am 12. Dezember 1859 aufgeschlagen. An diesem Tag erfolgte die Eröffnung der Eisenbahnlinie der Ostbahn-Gesellschaft von Regensburg nach Amberg, die anschließend nach Nürnberg weitergeführt wurde. Wenig später wurden auch von Schwandorf aus die Strecken nach Weiden und nach Furth i.W. erreichtet. Der neue Bahnhof im Süden der Stadt veränderte massiv die überregionalen Verkehrsströme. Der Fernverkehr bevorzugte das neue Verkehrsmittel und der Schwandorfer Marktplatz, an dem sich nächtlich vor den zehn Beherbergungsbetrieben die Transportfuhrwerke und Badechaisen zu den böhmischen Bädern stauten, blieb künftig öd und leer, wie sich der Chronist Joseph Pesserl lebhaft erinnert.[10][11][12]

Die dem Bau der Eisenbahn kam der überregionale Fuhrmanns- und Reiseverkehr zum Erliegen. Hauptleidtragende waren die Gastronomiebetriebe, die sich auf die fernreisende Klientel eingestellt hatte. Sie fuhr künftig an den Städten vorbei. Das Jahrhundert der Eisenbahn endete um 1960 mit der Zunahme des Individualverkehrs. Die meisten der früheren überregionalen Wegverbindung von und nach Schwandorf wie die Bundesstraßen B 15 und B 85 gewannen wieder an Bedeutung, auch wenn nun Bundesautobahnen die die A 6 und die A 93 ihre Funktion als Fernrouten übernommen haben. Nicht zuletzt führt die Nordumgehung der B 85 wieder an Schwandorf vorbei, wie einst zu Zeiten der „Nordgauischen Straßenbereitung“ von 1564.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alfred Wolfsteiner: Schwandorf,. kleine Stadtgeschichte. Friedrich Pustet, Regensburg 2023, ISBN 3-7917-3439-3
  2. Alfred Wolfsteiner: Mächte und Wege – Schwandorf und seine Umgebung im Altstraßensystem der mittleren Oberpfalz, in: Die Oberpfalz 108 (2020), S. 166 – 178; 204 - 217
  3. Alfred Wolfsteiner: Zum Auslande geworden – Schwandorf als Grenzstadt über Jahrhunderte, in: Schwandorf – Beiträge zur regionalen Kulturgeschichte. Festschrift zum Nordgautag 2022, S. 44 - 51.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Die nordgauische Straßenbereitung von 1564, in: www.Heimatforschung-Regensburg.de
  5. Alfred Wolfsteiner: Es ist eine harte Reis`, wenn man den Weg nicht weiß: Die Oberpfalz in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Karten, in: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz,. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Friedrich Pustet, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 153-169
  6. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 88 (1938), S. 167 - 186
  7. Die Pfalz-Neuburgische Landesaufnahme, 1579/84-1604 | bavarikon, abgerufen am 2. Juni 2025
  8. Günter Frank/Georg Paulus (Bearb.): Das Fischmeister- und Pflegamt Schwandorf, in: Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig, in: www.heimatforschung-regensburg.de
  9. Andreas Salzl: Postgeschichte, in: Schwandorf in Geschichte und Gegenwart. Bd. 2, S. 489 - 516
  10. Andreas Salzl: Eisenbahngeschichte, in: Schwandorf in Geschichte und Gegenwart. Bd. 2, S. 517 - 336
  11. Joseph Pesserl: Chronik und Topographie von Schwandorf, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 20 (1866), S.556 - 558
  12. Alfred Wolfsteiner: Von Maßkrügen und Badezügen – 150 Jahre Eisenbahn in Schwandorf nach biographischen, historiographischen und literarischen Quellen, in: Literatur in Bayern 25 (2009), S. 25 - 31