Altstraßen im Bereich der TK 25 6636 Kastl
Hoch über dem Lauterachtal erhebt sich auf einem langgezogenen Felsriegel aus Jurakalk die Klosterburg von Kastl mit seiner romanischen Kirche. Kastl war eine der drei Stammburgen der mächtigen Grafen von Sulzbach-Kastl-Habsberg. Die Anfänge der Habsberger liegen im Dunkeln, doch war das Geschlecht im Hochmittelalter mit den Großen des Reiches versippt und verschwägert, unter anderem mit den Diepoldingern von Vohburg-Cham.
Die Bedeutung der Sulzbacher Grafen lässt sich allein schon darin erkennen, dass im 12. Jahrhundert Bertha, die Tochter Graf Berengars I von Sulzbach als Irene die Gattin des Kaisers Manuel Komnenos von Byzanz wurde. Deren Schwester Gertrud war zudem Gattin von Kaiser Konrads III.
Die einstige Burg wandelten schließlich der Sulzbacher in ein Hauskloster um, das mit Benediktinermönchen besiedelt war. Für ein mögliches Frauenkloster gibt es keine Belege.
Die Grafen von Sulzbach-Kastl-Habsberg
Von dem ehemaligen Sitz des Geschlechts auf dem Habsberg bei Velburg hat sich nur die heutige Wallfahrtskirche erhalten, die an der Stelle der Burg entstanden ist. Die mächtige Stammburg in Sulzbach blieb bestehen und erfuhr durch die umfangreichen Grabungen im Bereich der Burganlage in den Jahren 1992 – 2001 und deren Publikation durch den Archäologen Mathias Hensch im Jahre 2005 eine umfangreiche Würdigung.[1]
Mit der Geschichte der Grafen von Habsberg und ihrer möglichen Herkunft hat sich ausführlich Manfred Jehle beschäftigt.[2]
Die Verbindung des bedeutenden Nordgauklosters Kastl zum oberpfälzischen Adel belegen die zahlreichen (allerdings nicht immer zweifelsfrei überlieferten) Wappen auf langen Wappenfriesen zu beiden Seiten des Langhauses der romanischen Klosterkirche.[3]
Die Stiftung des Klosters erfolgte im Jahre 1098 durch vier Personen: Graf Berengar I. von Sulzbach, Graf Friedrich von Kastl-Habsberg, seinen Sohn Otto und Herzogin Luitgardis, der Ehefrau des Diepold von Vohburg-Cham, eine gebürtige Sulzbacherin. Die abschließende Weihe der Klosterkirche vollzog sich nach langer Bauzeit schließlich im Jahre 1129.[4]
Zahlreiche Stiftungen und Güterschenkungen vermehrten im Laufe der Zeit den Besitz und das Ansehen des Klosters. Das obengenannte Wappenfries verkündet die Namen der Stifter und Wohltäter, die wohl zumeist auch in der Klosterkirche begraben wurden.
Besonders Gunst wandte Kaiser Ludwig der Bayer dem Kloster zu. Mehrfach hielt er sich in dem Kloster auf. Die Gebäudlichkeiten von Kirche und Kloster hatten in der Folgezeit mehrfach unter Kriegseinwirkung und Bränden zu leiden, ebenso bei der ersten Säkularisation 1557 bzw. 1567.
Im Jahre 1636, nach der Rekatholisierung der Oberpfalz unter Kurfürst Maximilian, wurde das Stift Kastl dem Jesuitenkollegium Amberg mit allen seinen Einkünften zugewiesen. Mit dem Verbot des Jesuitenordens ging das Kloster 1782 an den Malteserorden, dann 1808 an den Staat. 1825 wurde in den Klostergebäuden das das Landgericht bzw. Amtsgereicht verlegt, später auch das Rentamt. Für etliche Jahrzehnte beherbergte nach dem Ungarnaufstand von 1956 die einstige Klosterburg ein „Ungarisches Gymnasium“ mit Internat für die Kinder ungarischer Flüchtlinge.[5]
Altstraßen um Kastl nach Dollacker
Anton Dollacker weist um Raum des Lautrachtales zwischen Ursensollen im Norden und Hohenburg im Süden, zwischen Umelsdorf im Westen und dem Hirschwald im Osten ein dichtes Netz von Altwegen aus. Die Hauptrichtung der Trassen scheint dabei von Südwesten nach Nordosten verlaufen zu sein.
- Nummer 21: Amberg – Kastl – Pfaffenhofen - Neumarkt (heutiger Verlauf etwa Bundesstraße 299) mit etlichen Nebenarmen.
- Nummer 33: Von Sulzbach kommend - westlich Haar – Ritzelsdorf – Augsberg – Ziegelhütte – Kastl. Teilweise verödet. Heißt zwischen Gehrsricht und Drahberg „Alte Straße“.
- Nummer 76: Neumarkt – Kastl (bis dahin wie oben Nr. 21). Von da über Bittenbrunnen (hier 1776 als „uralte kurpfälzische Landstraße“ bzw. als „Nürnberger Hochstraße“ bezeichnet) – Garsdorf – Ensdorf – Schwandorf.
- Nummer 97. Kastl – Ziegelhütte – Hainhof – Ehringsfeld – Kotzheim – Viehberg – Unterammerthal -Fichtenhof – westlich an Karmensölden vorbei -Michaelspoppenricht – Altmannshof (Furt!) – Speckshof über den Laubenberg und den „Süßer Berg“, Ölwiher nach Seugast. Nach Dollacker eine „uralte, längst eingegangene Straße“. Hatte Anschluss in Kastl an Nr. 87 (s. unten)
Daneben sind neben Kastl auch folgende Orte als Verkehrsknoten zu sehen:[6]
- Utzenhofen mit Nummer 87: Kastl – Velburg und Nummer 95: Hersbruck - Premberg)
- Ransbach mit Nummer 19: Amberg - Velburg, Nummer 80: Amberg – Velburg – Berching und Nummer 95: Hersbruck - Premberg)
- Bittenbrunn mit Nummer 18: Amberg – Erlheimer Tal - Hohenburg, Nummer 19: Amberg - Velburg, Nummer 76: Neumarkt – Kastl - Schwandorf, Nummer 92: Nürnberg – Alfeld – Poppberg – Augsberg – Ursensollen – Bittenbrunn - Amberg)
Altstraßen um Kastl nach Rädle
Auch der Neumarkter Altstraßenforscher Herbst Rädle interessierte sich intensiv für die Altstraßen im Raum Kastl. Hier sind es vor allem um die Trassen aus dem Raum Neumarkt und Velburg die nach Nordosten durch das hier dargestellte Gebiet in den Amberger Raum führen. Es sind dies folgende Trassen:[7]
- Die Strecke Unterwiesenacker – Lauterhofen – Alfeld (Strecke 2 c, Karte Nr. 5)
- Die Strecke Unterwiesenacker – Umelsdorf – Kastl (Strecke 2 d, Karte Karte Nr. 6)
- Die Strecke Deusmauer – Velburg – Ransbach – Erlheim (Strecke 3a, Karte 6). Nach Rädle vorgeschichtlich.
- Die Strecke Velburg – Kirchenwinn – Kastl – Ammerthal – Raum Amberg/Sulzbach (Strecke 3 b, Karte 7)
- Die Stecke Kastl – Ammerthal – Speckshof – Freihung (Strecke 3 c, Karte 8). Nach Rädle vorgeschichtlich.
- Die Strecke Kastl – Augsberg – Sulzbach mit Kreuzung der Altstraße Hersbruck – Aichazandt – Amberg (Strecke 3 d, Karte Nr. 9)
- Die Altstraßenkreuzung bei Haar (=Dollacker Nummer 24, Rädle Nr. 3 d, Karte Nr. 9)
Ergänzend zu Dollacker verweist Rädle in seinen Streckenverläufen immer wieder auf archäologische Besonderheiten, wie etwa den keltischen Ringwall bei Unterwiesenacker und andere Hinweise, die auf mögliche vorgeschichtliche Trassenführungen schließen lassen.
Der Verlauf der Bundesstraße B 299, die quer durch das Untersuchungsgebiet führt und der Verlauf der Bundesautobahn A 6, die das Gebiet im Norden berührt, belegt bis heute die verkehrspolitische Bedeutung des Raumes im Südwesten von Amberg, auch wenn die einst über Jahrhunderte häufig genutzten Trassen ihre frühere Bedeutung längst verloren haben.
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6636: Kastl
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6636: Kastl
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6636: Kastl
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6636: Kastl
Einzelnachweise
- ↑ Mathias Hensch: Burg Sulzbach in der Oberpfalz: Archäologisch-historische Forschungen zur Entwicklung eines Herrschaftszentrums des 8. - bis 14. Jahrhunderts in Nordbayern. Bd. 1-2. Büchenbach 2005
- ↑ Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 51: Parsberg. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1981, ISBN 3-7696-9916-5, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00023058-8, S. 40-42
- ↑ Friedrich Hermann Hofmann/Felix Mader: Kastl, in: Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Bayern. Stadt und Bezirksamt Neumarkt. Unveränderter Nachdruck von 1909. München 1982, Abdruck des Fries S. 165
- ↑ Karl Bosl: Das Nordgaukloster Kastl, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 89 (1939), S. 3 – 186, in: www.heimatforschung-regensburg.de
- ↑ Friedrich Hermann Hofmann/Felix Mader: Kastl, in: Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Bayern. Stadt und Bezirksamt Neumarkt. Unveränderter Nachdruck von 1909. München 1982, S. 136 – 204, Abdruck S. 165
- ↑ Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 88 (1938), S. 167 - 186 in:www.heimatforschung-regensburg.de
- ↑ Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-17-390-0, S. 29-79