Altstraßen im Bereich der TK 25 6635 Lauterhofen
Bajuwarische Reihengräber
Lauterhofen gehört mit seiner Geschichte zu den interessantesten Orten der Oberpfalz. Der Marktort liegt besonders siedlungsgünstig in einer nur leichten Erweiterung des sich tief in den Jura einschneidenden Lauterachtales, unmittelbar im Quellgebiet des nach Südosten hin entwässernden Flüsschens. Eine keltische Viereckschanze im Südwesten des Ortes belegt seine verkehrspolitische Bedeutung bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Eine Untersuchung des anfangs der 1950er Jahre ergrabenen bajuwarischen Reihengräberfelds am nördlichen Ortsrand mit seinen mindestens 90 Bestattungen belegen, dass die Belegung des Gräberfeldes bereits um die Mitte des 7. Jahrhunderts begonnen haben muss – mehr als 100 Jahre vor dem Regierungsantritt Karls des Großen. Aus den Frauengräbern wurde dabei qualitätsvoller Schmuck ergraben, aus den Männergräbern hochwertige Langschwerter. Die frühen Bewohner Lauterhofens, so belegt der Trachtenschmuck in den Frauengräbern, müssen sich, so Dannbauer, „mit Sicherheit als Baiern gefühlt haben“.[1]
Der fränkische Königshof
Die fränkische Annexion des baierischen Nordgaus und als Folge davon die Gründung des örtlichen Königshofes können ebenso auf Karl Martells kriegerische Unternehmungen in den Jahren 725/728 wie auf die Unternehmungen Pippins und Karlmanns im Jahre 743 zurückgehen. Der baierische Geschichtsschreiber Aventin hat wohl schon richtig geurteilt, als er in seinen „Annalen“ schrieb, Karl Martell habe die Orte Ingolstadt und Lauterhofen nur deshalb dem Frankenreich einverleibt, um sich damit freien und ungehinderten Zugang nach Bayern zu verschaffen.
Mit der Absetzung des Bayernherzogs Tassilo durch Karl den Großen im Jahre 788 erfolgte dann die vollständige Einverleibung des baierischen Herzogtums ins fränkische Gesamtreich. Diese „Einverleibung“ dokumentiert sich auch in den Resten einer Martinskirche am östlichen Ortsrand von Lauterhofen, die in den Jahren 1962 – 1964 ergraben wurden. St. Martin gilt als fränkischer „Nationalheiliger“. Hier ist auch der fränkische Königshof (mit der dazugehörigen „Bachhaltermühle“) zu verorten, während der baierische Herzogshof westlich davon in Oberlauterhofen (mit der „Ratzenmühle“) zu suchen ist.
Erste urkundliche Erwähnung
Der Orte Lauterhofen wird im Jahre 806 erstmals urkundlich erwähnt. Damals verfügte Karl der Große für die Zeit nach seinem Tod die Dreiteilung seines Reiches, wo der mittlere Sohn Pippin Bayern erhalten sollte. Der baierische Nordgau mit den genannten Königshöfen Ingolstadt und Lauterhofen wurde aber dem älteren Sohn Karl und damit dem ostfränkischen Reichsteil zugeordnet.
Über die Anfänge der beiden Königshöfe und über den Beginn der Besiedlung im Quellgebiet der Lauterach liegen aber keine urkundlichen Nachrichten vor. Diese verkehrsgünstige Lage am Kreuzungspunkt wichtiger Fernstraßen hat dem mittelalterlichen Marktfleckenschließlich zu seiner Bedeutung verholfen, auch lange noch, nachdem im Westen bereits der „Neue Markt“ (Neumarkt) entstanden war.[2]
Altwege um Lauterhofen nach Dollacker
- Dollacker Nr. 21: Amberg – Kastl – Neumarkt. Etwa der heutige Verlauf der B 299. Geht ursprünglich südlich an Lauterhofen vor. Erst seit 1805 verläuft sie auf der heutigen Trasse über Pfaffenhofen.
- Dollacker Nr. 34: Sulzbach – Schwend – Lauterhofen – Hillohe – Kirchenwinn – Velburg.
- Dollacker Nr. 76: Neumarkt – Kastl. Bis dahin wie Nr. 21. Weiterer Verlauf: Bittenbrunn – Ensdorf (Vilsübergang) - Schwandorf
- Dollacker Nr. 92: Nürnberg – Waller – Poppberg – Augsberg – Ursensollen – Bittenbrunn – Ensdorf – Schwandorf (wie Nr. 76). Geht nördlich an Lauterhofen vorbei.
- Dollacker Nr. 95: Hersbruck – Happurg – Waller – Lauterhofen – Utzenhofen – Schmidmühlen (Vilsübergang) über Pottenstetten nach Premberg. Trasse der im Diedenhofener Kapitulare von 805 genannten Altstraße von Forchheim nach Premberg (Naabübergang).
- Dollacker Nr. 99: Hersbruck – Kirchenreinbach – Edelsfeld – Vilseck – Grafenwöhr. Geht nördlich an Lauterhofen vorbei.[3]
Altwege ausgehend von Lauterhofen (nach Rädle)
Noch intensiver als Anton Dollacker hat Herbert Rädle die Altwege um Lauterhofen erforscht, das seiner Meinung im Zentrum eines „Altstraßensterns“ liegt.[4] Ausgehend von Lauterhofen stellt Rädle folgende Trassenverläufe fest:
- Rädle Nr. 5a: Lauterhofen – Litzlohe – Oberölsbach – Altdorf (Karte Nr. 13)
- Rädle Nr. 5 b: Lauterhofen – Bischberg – Altdorf (Karte 14). Lt. Rädle Teil einer mittelalterlichen Eisenstraße.
- Rädle Nr. 5 c: Lauterhofen – Litzlohe – Schmidberg – Kadenzhofen – Richtheim – Beckenhof – Wurzhof – Postbauer (Karte Nr. 15). Führt nach Rädle weiter nach Nürnberg.
- Rädle Nr. 5 d: Lauterhofen – Utzenhofen – Ransbach (Karte Nr. 16). Ist nach Rädle ein Teilabschnitt der „Alten Erfurter Straße“.
- Rädle Nr. 5 e: Lauterhofen – Sulzbach („Alte Sulzbacher Straße“) mit Kreuzung der Hochstraße Weißenbrunn – Ursensollen – Ensdorf – Schwandorf (Karte Nr. 17).
- Rädle Nr. 5 f: Lauterhofen (Viereckschanze) – Giggling – Unterwiesenacker (Wallanlage Schanzberg) (Karte 18)
- Rädle Nr. 5 g: „Schweppermanns - Altstraße“ Laaber – Kastl (Karte 19).
- Rädle Nr. 5 h: Lauterhofen – Neumarkt i.d. OPf. (Karte 20)
- Rädle Nr. 5 i: Lauterhofen – Waller – Hinterhaslach – Deckersberg – Ellenbach – Hersbruck (Karte 21)
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6635: Lauterhofen
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6635: Lauterhofen
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6635: Lauterhofen
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6635: Lauterhofen
Einzelnachweise
- ↑ Hans Dachs: Der Umfang der kolonisatorischen Erschließung der Oberpfalz bis zum Ausgang der Agilolfingerzeit. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1547-3, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 86. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1936, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2742-1, S. 159-178
- ↑ Hermann Dannheimer: Aus der frühmittelalterlichen Geschichte von Lauterhofen i.d. Oberpfalz – Der Königshofe an der Lauterach, in: Auf den Spuren der Baiuwaren. Pfaffenhofen 1987, S. 165 - 192
- ↑ Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
- ↑ Herbert Rädle: Neumarkter Historische Beiträge, Band 6. Unterwegs auf Altstraßen im Raum Neumarkt. Neumarkt 2005, ISBN 3-00-017390-0, S. 91-134