Altstraßen im Bereich der TK 25 6539 Nabburg
Lange vor der Erstnennung besiedelt
Wie wir aus den Funden von Ernst Thomann und den Grabungen von Mathias Hensch wissen, ist der Burgberg von Nabburg bereits Jahrhunderte vor seiner ersten Erwähnung im Jahre 929 besiedelt gewesen. Es ist zu vermuten, dass bei weiteren künftigen Grabungen hier entsprechende frühmittelalterliche Siedlungspuren gefunden werden.
Die Anlage Nabburgs erfolgte mit Sicherheit nicht zufällig. Hoch über dem Naabtal ragte eine offenbar bereits befestigte Anlage, die eine Straßenkreuzung von Wegen mit überregionaler Bedeutung sicherte. Als bauliches Erbe dieser Zeit ist die profanierte romanische Nikolauskirche in der „Venedig“ zu nennen.
Bereits die erste Erwähnung Nabburgs in einer Königsurkunde verweist auf eine Altstraße: Die Urkunde von 929, ausgestellt von König Heinrich I. dem Finkler in Nabburg, belegt dies: Schließlich waren die Könige zu diesem Zeitpunkt als „Reisekönige“ unterwegs. Sie reisten von Pfalzort zu Pfalzort und stellten beim jeweiligen Aufenthalt ihre Urkunden aus. Die Rechtsgültigkeit erfolgte mit Angabe des Ortes und des Datums. Aus diesen Urkunden lassen sich sogenannte „Itinerare“ erstellen, die nichts anderes als Reiserouten sind. Die Historikerin Elisabeth Müller-Luckner führt in ihrem Band „Nabburg“ der Reihe „Historischer Atlas von Bayern“ zwei überregionalen Trassen auf, die Nabburg einst passierten auf.[1]
Hohe Zahl von Verkehrswegen
Nach Aussage der Historikerin Müller-Luckner war der Nabburger Raum seit frühester Zeit durch eine bemerkenswert hohe Anzahl von Verkehrswegen erschlossen: Eine alte Fernstraße ging von Regensburg durch das Naabtal über Schwarzenfeld (mit einem Naabübergang), Nabburg (Naabübergang), Pfreimd und Eger nach Mitteldeutschland und schließlich zur Wismarer Bucht an die Ostsee. Sie wird zwischen Luhe und Neustadt a.d. Waldnaab auch als „Magdeburger Straße“ bezeichnet. Es handelt sich um einen Handelsweg, den bereits Claudius Ptolemäus im 2. Jh. in seiner „Geographie“ benannt hat.
Allerdings ist der genaue Verlauf der „Magdeburger Straße“ in der Altstraßenforschung nicht unumstritten. Denn die Flusstäler, auch das der Naab, waren grundsätzlich durch Überschwemmungen sehr unwegsam und so nur – wenn überhaupt – zu gewissen Jahreszeiten zu benutzen. Ansonsten dienten die Flüsse zwar der groben Orientierung doch die Fuhrleute suchten schleunigst wieder die Höhen bzw. die trockenen Hochterrassen zu befahren.
Eine Trockenlegung von Flächen am Ufer der Naab, etwa südlich Weidens oder um Schwandorf erfolgt erst ab dem 19. Jahrhundert und diente vor allem dazu, landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen.
Ost-West-Trasse nach Böhmen
Müller-Luckner nennt neben der Nord-Süd-Trasse eine Ost-West-Trasse von Nürnberg nach Böhmen, die über Amberg, Nabburg-Venedig, Namsenbach, Mitteraich, Weidenthal, Trichenricht, Maximilianshof nach Schönsee und weiter nach Bischofteinitz ins Böhmische führte.
Noch eine Anmerkung zur Nikolauskirche in der Nabburger Venedig: Ein Indiz für eine Lage an einer alten Fernhandelsroute ist nicht zuletzt das Kirchenpatrozinium. Der hl. Nikolaus ist einer der Patrone der Handelsleute. So lässt sich die Nabburger Nikolauskirche auch als Lagerort für wertvolle Handelsgüter interpretieren. Schließlich boten nur Steinbauten eine Möglichkeit, teure Handelswaren sicher zu lagern.
Als Nutzer der Kirche ist dabei an Regensburger Fernhändler zu denken, die seit dem Hochmittelalter wichtige Handelsverbindungen über die Alpen mit Venedig unterhielten und von dort Luxusgüter, wie etwa teure Stoffe, aus dem Orient bezogen. Der Name „Venedig“ für den Nabburger Ortsteil am Naabübergang könnte von daher seinen Namen haben.
Viehtransporte von Böhmen nach Regensburg
Die Benennung „Saustraß“ (bei Maximilianshof) und „Sautreibergasse“ (bei Weidenthal bzw. Teunz) verweist zudem auf die spätmittelalterlichen Viehtransporte von Böhmen nach Nürnberg, die sich allerdings nicht allein auf Schweine beschränkte, sondern auf dem sich für das ganze 16. Jahrhundert auch Rindertransporte aus Schlesien und Ungarn nachweisen lassen. Der Ort Pfraumberg an der Grenze war dafür zeitweise eine wichtige Zollstation. Bis ins 18. Jahrhundert lässt sich der Ochsenhandel aus der nordöstlichen Oberpfalz urkundlich belegen. Bei Etsdorf finden sich noch aufgelassene Hohlwege, die sich hier kreuzten. Eine Trasse für den Viehandel berührte die Ortschaften Krumbach, Engelsdorf, Paulsdorf, Altenreicht, Buchenöd, Etsdorf, Trisching, Etzelhof, während eine andere über Moos, Hiltersdorf, Holzhaus, Kohlmühle, Etsdorf, Inzendorf, Brudersdorf, Diepoltshof nach Nabburg führte. Sie wurde auch „Zigeunerweg“ genannt. Der „Zigeunerweg“ war zumindest bis „Moos“ identisch mit der von Amberg über Hiltersdorf, Högling, Jeding, Wolfring, Knölling, Dürnsricht, Kögl nach Schwarzenfeld führenden Fernstraße.
Die Bezeichnung „Zigeunerweg“ beruht auf dem „Straßenzwang“, dem das fahrende Volk unterworfen war. Um sie besser kontrollieren zu können, waren sie nämlich verpflichtet auf ihrem Weg durch einzelne Territorien auf den vorgezeichneten Wegen zu bleiben und diese bei Strafe nicht zu verlassen. Anton Dollacker veröffentlichte in den Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg eine Zusammenstellung von Altstraßen der mittleren Oberpfalz.[2] Für den Raum Nabburg kommen bei Dollacker folgende überregionale Trassen in Frage:
- Trasse Nr. 5 von Amberg kommend läuft über Nabburg nach Schönsee und weiter nach Böhmen.
- Trasse Nr. 50 führt über Pfreimd nördlich über Luhe nach Weiden
- Trasse Nr. 54 führt entlang des Schwarzachtales nach Neunburg v. W.
Das „Nabburger Geleit“
Die Aufrechterhaltung der Sicherheit auf den mittelalterlichen Straßen war ein großes Problem. Straßenraub war ein Kapitalverbrechen und wurde mit dem Tode bestraft. Galgen, häufig an vielbegangenen Straßen aufgerichtet, sollten der Abschreckung dienen. Trotzdem waren längere Reisen voller Gefahren. Der oberpfälzische Benediktinerpater Odilo Schreger ermahnte noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts in seinem „Reisbüchlein“ seine Leser, vor Beginn einer längeren Reise unbedingt sein Testament zu machen.
Um auf den mittelalterlichen Straßen die Sicherheit zu gewährleisten, gab es das sogenannte „Geleit“. Dies war eine Art „Schutzbrief“, der natürlich beim Geleitgeber zu bezahlen war. Man unterschied zwischen dem „brieflichen Geleit“ und dem „persönlichen Geleit“.
Beim „Persönlichen Geleit“ erhielt der Reisende eine bewaffnete Begleitung für eine bestimmte Strecke Weges beigegeben, während das „briefliche Geleit“ ohne zusätzliche Begleitung auskam. Der zuständige Geleitherr hatte nach Entrichtung einer bestimmten Summe die Sicherheit des Reisenden zu gewährleisten. Wurde der Reisende trotz des Geleitbriefes überfallen, hatte der dafür verantwortliche Territorialherr für entsprechende Entschädigung zu sorgen. Allerdings war niemand gezwungen, sich Geleit geben zu lassen und wer es sich getraute, der sparte sich die Gebühren und reiste auf eigene Verantwortung.
Belegt sind Geleitrechte in der Oberpfalz für die Landgrafen von Leuchtenberg. Im Jahre 1236 bestätigte der Kaiser in Brixen dem Landgrafen Diepold das Geleitrecht innerhalb der Grenzen seiner Landgrafschaft. Ausdrücklich wird in dieser Urkunde darauf verwiesen, dass das Geleitsrecht genauso gelte, wie es schon die Vorfahren Diepolds vom Reich besaßen. Beim Verkauf des Landgerichts an Herzog Ludwig in Bayern im Jahre 1282 wird ausdrücklich auch der Verkauf des Geleitrechts erwähnt. Die Leuchtenberger besaßen das Geleit zwischen Nürnberg und Eger sowie zwischen Regensburg und Eger. Als zollpflichtige Handelsware auf den beiden Straßen werden genannt Wein, Pfeffer, Felle, Brote und Stoffe. Im Lauf der Zeit unterlag der Begriff Geleit einem Wandel und bezeichnete ausdrücklich die Polizeihoheit über ein Territorium oder einen Stadtbezirk. Von den Leuchtenbergern ging das Geleit für den Bereich der mittleren Oberpfalz auf das Amt Nabburg über. Das Nabburger Geleit ging nach Auskunft eines Salbuches des Amtes im 16. Jahrhundert „von Nabpurk gein Weiden, Gravenwerd, Pressat und Kembnat; gein Pleistein, füraus bis in Beheimerwaldt in die Reichloh; gen Mospach, Triblitz, Lengfeldt, gein Amberg und gein Neunburg“.
Der Nabburger Brückenzoll von 1693
Die Stadtkammerrechnung von Nabburg aus dem Jahr 1693 weist Einnahmen aus einem Brückenzoll einer Nebenbrücke für jeden Wagen 2 Kreuzer und für einen Ochsenkarren einen Kreuzer aus. Die Hauptbrücke war durch Eisstoß zeitweise zerstört.
Die Pfarrkirche St. Johannes, der die Einnahmen aus dem Brückenzoll der Hauptbrücke eigentlich zustand, hatte „zur erpaung der haupt Pruckhen dermahlen die mitl nit gehabt“. Das Gotteshaus hatte allerdings auch für den Unterhalt der Brücke bzw. für den Neubau bei einer Zerstörung zu sorgen.
In der Stadtkasse folgen für 1693 tabellarisch nach Monaten die Einnahmen aus dem Brückenzoll („Einnamb aus Prückzoll“) nach Monat, Datum, Name eines Fuhrmanns bzw. Besitzers mit dessen Herkunft, Zahl der Wägen, bzw. Karren, Betrag.
Von Januar bis August 1693 haben wir einen genauen Überblick über die Anzahl der Fuhrleute, die in Nabburg Brückenzoll entrichteten.
Die Fuhrleute, die hier im Verlauf der neunmonatigen Frist, kamen vor allem aus der nördlichen Oberpfalz bis hinauf nach Tirschenreuth, Kemnath und Hof. Aber auch Spediteure aus Böhmen (Eger) und Mitteldeutschland, z.B. aus Ölsnitz, Plauen und Leipzig entrichteten in Nabburg ihren Brückenzoll.
Wie es scheint, haben gewisse Fuhrmänner in gewissen Abständen immer die gleiche Route bedient. Andere erscheinen in dem kurzen Zeitraum nur einmal. Zwischen 76 Wagen (April 1693) und 238 Wagen (Juli1693) passierten monatlich die Zollstelle Nabburg. Geringer war die Zahl der zweirädrigen Karren zwischen 6 Fahrzeuge im Februar 1693 und 26 Fahrzeuge im Mai 1693. [3]
Wie aus diesem kurzen Zeitraum ersichtlich ist, war die Frequenz von Fahrzeugen, die Nabburg passierten, doch beachtlich.
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6539: Nabburg
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6539: Nabburg
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6539: Nabburg
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6539: Nabburg
Einzelnachweise
- ↑ Elisabeth Müller-Luckner: Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 50: Nabburg. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 10
- ↑ Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 88 (1938), S. 167 - 186 in www.heimatforschung-regensburg.de
- ↑ Stadtkammerrechnung Nabburg 1693 S. 165 ff