Altstraßen im Bereich der TK 25 6538 Schmidgaden

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Das Gebiet um Schmidgaden ist für die Altwegeforschung von größtem Interesse. War im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts der Bereich der mittleren Naab um Schmidgaden, Nabburg und Pfreimd in einer Karte zur vorgeschichtlichen Besiedlung Nordbayerns noch als weitgehend als „unbesiedelt“ bezeichnet worden, so hat sich dies im Verlauf der letzten 100 Jahre gewandelt.

Frühe vorgeschichtliche Besiedlung

In der Umgebung von Schmidgaden, Perschen, Iffelsdorf und Nabburg konnten Ende der 1960er Jahre eindeutig mittelsteinzeitliche (12 000 – 4000 v. Chr.) Geräte und Absplisse bestimmt werden. Bedeutende jungsteinzeitliche (4000 – 1800 v. Chr.) und bronzezeitliche Funde (1800 – 1200 v.Chr.) und Funde noch jüngerer Zeitstellung folgen in den Jahren danach, vor allem durch Ernst Thomann. Die Historikerin Elisabeth Müller-Luckner kommt zu dem Schluss, dass durch die zahlreichen Funde eine Besiedlung des mittleren Naabraums noch vor der die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. und der dabei erfolgten Landnahme durch die Kelten eine vorgermanische Bevölkerung als „gesichert“ erscheint. Als „vorgeschichtlich“ bezeichnet der Altstraßenforscher Anton Dollacker die aus dem heutigen Mittelfranken kommend über Amberg Etsdorf und Rottendorf nach Nabburg und von da über Schönsee nach Böhmen führt.[1]

Slawische und baierische Besiedlung

Die Grenze und der Umfang der frühmittelalterlichen slawischen Besiedlung des mittleren Naabraumes ist allerdings in der Forschung umstritten. Der Raum um Schmidgaden erscheint dabei auf der Basis der zahlreichen Ortsnamen auf -ing (Högling, Knölling, Trisching usw.) als frühe konzentrierte Siedlungsinsel mit Bajuwaren aus dem Raum Regensburg vor 700. Hans Dachs hat auf der Basis der Ortsnamen ein Vordringen der bayerischen Landnahme gegen Ende des 8. Jahrhunderts bis zu einer Linie Forchheim – Nabburg – Furth i. W. angenommen.[2] Sie wird als Gegenbewegung zu der weiter nach Süden drängenden slawischen Bevölkerung angesehen. Zahlreiche Adelssitze im Hochmittelalter Ausführlich hat sich die Historikerin Elisabeth Müller-Luckner in dem Atlas-Band von 1981 mit dem Großraum Nabburg-Schmidgaden beschäftigt. In die Geschichte tritt der Raum um Schmidgaden mit der Nennung mehrerer Adeliger ein, die in einer Urkunde des Klosters Ensdorf von 1133 als Dienstmannen im Umfeld mächtigen Diepoldinger-Grafen genannt werden (Ebermannsdorfer, Altfalterer, Höglinger). Bei einer Schenkung der Diepoldinger Markgrafen von Vohburg-Cham an das Kloster Reichenbach von 1194 erscheint als Zeuge, neben Wilhelm von Högling, auch der Burgmann Herliep von Schmidgaden. Der achteckige Turm der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Schmidgaden könnte ursprünglich als Bergfried für die einstigen Veste “Smidgademe“ fungiert haben. Als markgräflich-diepoldingische Dienstmannen zählen übrigens die 1150 genannten Adeligen, die in Schwarzenfeld saßen. Schwarzenfeld war, neben Nabburg, zu dieser Zeit ebenfalls ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Nennung zahlreicher Adelssitze von edelfreien und ministerialen Geschlechtern im Raum Amberg – Nabburg belegt die politisch-strategische als auch verkehrspolitische Bedeutung dieses Raumes im Hochmittelalter. Besonders die zahlreichen Schenkungen, etwa an das 1121 den wittelsbachischen Pfalzgrafen Otto gegründete Kloster Ensdorf, erhärten diese Tatsache. Die Veste Schmidgaden scheint dabei zudem als Etappenort auf dem Weg von Franken in die mittlere und östliche Oberpfalz, sowie auf dem Weg von der mittleren Oberpfalz nach Böhmen eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Mit der durch Kaiser Karl IV. im Jahre 1400 etablierten „Goldenen Straße“ wird diese Brückenfunktion des Raumes zwischen Amberg und Nabburg nochmals ausdrücklich belegt.[3]

Der Raum Schmidgaden bei Anton Dollacker

Hauptartikel: Anton Dollacker/Übersicht der Ergebnisse der Altstraßenforschung

In Anton Dollackers Zusammenstellung von Altstraßen der mittleren Oberpfalz erscheinen im Raum Schmidgaden fünf Altstraßen: Es sind dies die Nummern 5,6,7, 8 und 53:

  • Nummer 5: Die Straße, die aus Amberg kommt, führt südlich an Krumbach vorbei über Englsdorf, Paulsdorf, Etsdorf, Trisching und Etzlhof nach Nabburg und von da weiter über Schönsee nach Böhmen. Sie könnte nach Dollacker bereits vorgeschichtlich sein.
  • Nummer 6: Von Amberg über Moos, Hiltersdorf, Holzhaus, Kohlmühle, Etsdorf, südlich um den Gipfel des Friedrichsbergs (Steinhöppel) herum, Krummenthaler Mühle, nördlich an Rottendorf vorbei, Inzendorf, _Brudersdorf, Diepoldshof nach Nabburg. Der Abschnitt Etsdorf – Krummenthaler Mühle heißt im Volksmund auch „Zigeunerweg“ und scheint älter zu sein als die vorherige Nr. 5, zu der sie eine Paralleltrasse bildet.
  • Nummer 7: Führt von Trisching kommend an Schmidgaden vorbei nach Nabburg. Sie ist eine südliche Parallelroute zu Nr. 5. Zwischen Trisching und Schmidgaden heißt die Trasse im Volksmund „Straßweg“.
  • Nummer 8: Führt von Amberg über Moos und Hiltersdorf nach Högling, Irding und Wolfring weiter nach Knölling, Dürnsricht und über Kögl zum Verkehrsknotenpunkt Schwarzenfeld, wo diese Trasse Anschluss an weitere Altstraßenrouten sowohl nach Süden als auch nach Osten hatte.
  • Nummer 53: Die von Rieden kommende Altstraßentrasse, deren Verlauf nach Dollacker im Einzelnen nicht mehr genau feststellbar ist, führt an Seulohe, Diebis und Freihöls vorbei und trifft über die Wolfringer Mühle, Wolfring und Trisching bei Etzlhof auf die obengenannte bedeutende Altstraßentrasse Nr. 5.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dollacker, Anton: Kulturelle Beziehungen der Oberpfalz zu Böhmen und Wegverbindungen zwischen diesen zwei Ländern in der Vorzeit, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 85, (1935), S. 235 –248
  2. Hans Dachs: Der Umfang der kolonisatorischen Erschließung der Oberpfalz bis zum Ausgang der Agilolfingerzeit, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 86 (1936), S. 159 – 178 = www.Heimatforschung-Regensburg.de
  3. Elisabeth Müller-Luckner: Nabburg. Historischer Atlas von Bayern 50. München 1981, S. 10 - 81
  4. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 88 (1938), S. 167 - 186