Altstraßen im Bereich der TK 25 6438 Schnaittenbach

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Dünnes Netz, aber wichtige Tassen

Obwohl die Karte von Schnaittenbach (TK 6438) nur ein dünnes Netz von Altwegetrassen aufweist, bilden diese wenigen Trassen eine wichtige Brücke von der mittleren Oberpfalz über Kohlberg und Schnaittenbach mit dem Verlauf der „Goldenen Straße“ bzw. der „Verbotenen Straße“ hin zu Flussübergängen an der Naab bei Luhe und Wernberg. Doch diese Verbindungen reichen nach Anton Dollacker bis in die Vorgeschichte zurück.[1]

An der „Goldenen Straße“: Kohlberg

Von Hirschau kommend verlief die Trasse der „Goldenen Straße“ westlich der heutigen Staatsstraße von Hirschau nach Weiden. Sie ist heute noch deutlich erkennbar.[2] Der Weg kreuzt schließlich die Staatsstraße in Richtung Kohlberg und führt bis Kohlberg hinauf auf einer Länge von fünf Kilometern ständig bergauf. Von den Kohlberger Höhen hat man den Parkstein vor Augen und auch den Rauhen Kulm und bei gutem Wetter bis hinein ins Böhmische. Hier auf den Kohlberger Höhen kreuzten sich zwei wichtige Altstraßen (Dollacker Nr. 31 Sulzbach – Tachau und Nr. 41 Gebenbach - Tachau).

Während die ein Trasse über Kohlberg und Etzenricht nach Weiden führte, lief die andere über Neudorf in Richtung Luhe. Etzenricht wird urkundlich 1283 im Salbuch Ludwigs des Strengen genannt. Die ehemalige Trasse der „Goldenen Straße“ nach Weiden verläuft parallel zur vielbefahrenen B 14 über Mallersricht nach Weiden. Laut dem böhmischen Salbüchlein von 1366/68 vollzog sich in Kohlberg der Geleitwechsel und der Pfleger auf der Burg Parkstein war ab hier bis zum nächsten Geleitwechsel für die Sicherheit der Reisenden verantwortlich. FN [3]

Altwege entlang der „Goldenen Straße“ nach Dollacker

Anton Dollacker weist um Schnaittenbach und Kohlberg folgende Trassen nach:

  • Trasse Nr. 2: Amberg – Greßmühle – Aschach – Kricklhof – Scharhof – Schnaittenbach – Seblasmühle – Neuersdorf – Neudorf – Luhe (Naabübergang) – Hochdorf – Letzau – Bergnetsreuth – Pauschendorf – Boxdorf – Floß – Plößberg – Tirschenreuth – Waldsassen – Eger. Strecke Letzau – Bergnetsreuth nicht sicher. Nr. 2 hatte in Amberg Anschluss an Nr. 19 (= Amberg – Bittenbrunn – Ransbach -Velburg) und weiter an Nr. 88 (=Velburg – Dietfurt – Donau). Heißt auf der Strecke Aschach – Scharhof „Bistumersteig“, auf der Strecke Luhe – Letzau: Hochstraße. Scheint nach Dollacker „uralt“ zu sein. Das digitale Geländemodell weist südlich Schnaittenbach sowie zwischen Kohlberg, Neudorf und Luhe ein dichtes Geflecht von Altwegen auf. Es kommt der Verdacht auf, dass die bei Dollacker aufgeführte in Richtung Luhe abknickende Trasse Nr. 2 (=Amberg – Eger) ursprünglich die Trasse 31 (s. unten) bei Neudorf querte und in Richtung Unter-/Oberwildenau führte und sich erst später mit der Nr. 31 vereinigte.
  • Trasse Nr. 31: Sulzbach – Hahnbach - Süßer Berg – an Krickelsdorf vorbei – Kindlas – Ödhof – Luhe – Meisthof – Engleshof – Michldorf – Kaimling – Waldau – Untertresenfeld – Waldthurn – Neuenhammer – Rehberg – Georgenberg – Schönwald – Tachau. Heißt auf dem Süßer Berg bis zur Kreuzung der Straße Gebenbach – Freihung (= Nr. 1) „Postweg“, dann bis Luhe „Hochstraße“ und zwischen Michldorf und Kaimling „Heeresstraße“. Nach Dollacker „uralt“.
  • Trasse Nr. 41: Gebenbach – Hirschau – Waldmühle – Kohlberg – Radschin – Etzenricht – Weiden – Altenstadt – Neustadt/WN – Püchersreuth – Plößberg – Hohenthann – Thonhausen – Bärnau – Paulusbrunn – Tachau. Hieß „Goldene Straße“, da die „goldene“ Stadt Prag das Ziel war. Sollte mit Anordnung Karls IV., gegeben am Samstag vor Lichtmess 1347, durch die Stadt Hirschau gehen und nicht daran vorbei wie Nr. 2, Nr. 31 und Nr. 32)[4]

Die „Verbotene Straße“ nach Ulrich List

Während Dollacker nur den Naabübergang bei Luhe als Weg nach Böhmen gelten läßt (s. Trasse Nr. 2), weist Ulrich List noch einen weiteren Naabübergang in Richtung Böhmen aus: Nämlich bei Luhe-Wildenau. Nach Hardt[5], Seitz [6] und Stark [7] zweigt die „Verbotene Straße“ am südlichen Stadttor von Hirschau ab (= s. oben Dollacker Nr. 41) und führt direkt entlang der späteren Bahntrasse nach Schnaittenbach. Dollacker ist wohl diese Verbindung trotz der Annäherung dieser beiden Trassen auf nur wenige Kilometer offensichtlich entgangen.

Auf einer Karte von 1769, die die „Nürnberger Landstraße nach Wernberg“ vorstellt und die dem heutigen Verlauf der B 14 entspricht, ist eine Trasse eingezeichnet, die über die Kettnitzmühle Wernberg erreicht und dort die Naab überquert. Sie wurde in einer Karte von 1647 bereits als „Prager Landstraß“ bezeichnet.

Allerdings musste der Fernhandel im 15. und 16. Jahrhundert die Brücke bei Luhe benutzen, weil die Furt bei Wernberg nicht zu befahren war. Dies bedeutete einen gewaltigen Umweg von zwei Meilen und war trotzdem bei Hochwasser nicht ungefährlich. Aus diesem Grund ließ der Landgraf von Leuchtenberg um das Jahre 1589 an der Prager Landstraße zwischen Wernberg und Unterköblitz eine Brücke mit acht Jochen errichten.

List geht in seiner Dissertation ausführlich über den weiteren Verlauf der Altwegetassen über Kohlberg bzw. Schnaittenbach bzw. die Naabübergänge bei Wernberg-Köblitz und Luhe-Wildenau nach Böhmen ein. Er spekuliert sowohl über die möglichen Alternativen zur Überquerung der Naab zu verschiedenen Jahreszeiten als auch über den weiteren Verlauf der „Verbotenen Straße“ in Richtung Böhmen jenseits der Naab.

In seinem Kommentarband zur TK 50 Nabburg beschreibt er ausführlich die einzelnen Stationen an dieser bedeutenden Altstraßen um Kohlberg und Schnaittenbach im „System der Goldenen Straße“ [8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anton Dollacker: Kulturelle Beziehungen der Oberpfalz zu Böhmen und Wegverbindungen zwischen diesen zwei Ländern in der Vorzeit. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1530-1, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 85. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1935, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2744-2, S. 245-249
  2. Ulrich List: Die Goldene Straße. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 110-119
  3. Rainer H. Christoph: Die Goldene Straße: Via Regia von Nürnberg nach Prag. Pressath 2005, S. 77 - 79
  4. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  5. Michael Hardt: Die Goldene Straße, in: Oberpfälzer Heimat 1 (1956), S. 42 – 46)
  6. Reinhard Seitz: Hirschau, in: Oberpfälzer Heimat 16(1972), S. 69 - 82
  7. Franz Stark: Zur Geschichte der Durchgangsstraßen im Oberpfälzer Kernraum, in: Oberpfälzer Heimat 22 (1978), S. 7
  8. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S. 94 - 107; Bd. 11,2: Karten 4 und 6, Kommentar S. 14 - 20