Altstraßen im Bereich der TK 25 6338 Weiden

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Weiden in der Oberpfalz im Verkehrsnetz alter und neuer Wege

Das Hauptgebiet der TK 6338 Weiden wird von der sogenannten „Weidener Bucht“ bedeckt. Sie wird von der Waldnaab durchflossen, die nach der Vereinigung mit der Haidenaab bei Wildenau nur noch „Naab“ heißt. Im Nordwesten der Karte liegt der Mantler Forst als Rest eines mittelalterlichen königlichen Waldgebietes.

Weiden und seine Umgebung liegen in einem Geflecht alter Straßentrassen. Im Jahre 1241 erfolgte die erste urkundliche Nennung der Stadt, deren Gründung sicher weiter zurückliegt und um das Jahre 1000 anzusetzen ist. Der Heimat- und Altstraßenforscher Michael Hardt vermutet, dass das frühe Aufblühen der Stadt wenigstens zum Teil auf den Verkehr zurückzuführen sei, der sowohl durch die Stadt führte als auch auf Landstraßen, die in ihrer Peripherie vorbeiführten.

Michael Hardt hat zwischen 1956 und 1962 mehrfach zu Altstraßen in der nördlichen Oberpfalz publiziert. Nach Hardt passierte die „Magdeburger Straße“ die Stadt Weiden. Sie führte einst von Regensburg nach Mitteldeutschland und weiter zur Ostsee. In Mitteldeutschland führt diese uralte Trasse auch die Bezeichnung „Regensburger Straße“. In der sogenannten „Romwegkarte“ des Nürnberger Humanisten und Kartographen Erhard Etzlaub wird im Jahre 1501 Weiden als Station für die aus dem Nord- und Ostseegebiet kommenden Rompilger ausdrücklich genannt.

Weiden als Verkehrsknoten über die Jahrhunderte

Die Altwegekarte „Weiden“ wird im Osten der Karte von Süd nach Nord von der Autobahn A 93 durchzogen, die die Stadt Weiden schließlich im Westen passiert. Etliche der dokumentierten Hohlwege südwestlich von Weiden weisen von Süden nach Norden, unterbrochen von einer Weiherkette entlang der Haidenaab um Weiherhammer und Mantel. Im Südosten der Karte weisen die ersten Hohlwegtrassen südlich Pirk vom Naabtal zu den ansteigenden Höhen des Oberpfälzer Waldes in Richtung Leuchtenberg.

Im Spätmittelalter passierte die „Goldene Straße“ die TK 6338. Sie bildete vor allem durch die Privilegien und Förderung Kaiser Karls IV. die wichtigste Fernverbindung zwischen Nürnberg und Prag. Doch verlor im Lauf des 16. Jahrhunderts die Route immer mehr an Bedeutung. Während in der obengenannten Etzlaub-Karte die Route über Bärnau noch als einzige Verbindung zwischen den beiden Metropolen eingezeichnet ist, ist in Gails „Raißbüchlein“ von 1563 nur noch die Route über Waidhaus – Pfraumberg angegeben. [1]

Michael (Michl) Hardt war ein Schüler von Anton Dollacker und galt in den 1950er Jahren als dessen legitimer Nachfolger. Intensiv hat er sich mit den Altwegen um die Stadt Weiden beschäftigt und dazu intensiv geforscht und publiziert.

Altwege um Weiden nach Hardt

Hardt zeichnet den Verlauf der „Goldenen Straße“ im Bereich der Stadt Weiden wie folgt nach: Von Hirschau über Kohlberg erreicht sie über die Falkentaler Mühle, Radschin, Mallersricht und Etzenricht die Stadt Weiden. Bei der Falkentaler Mühle waren Straßenspuren 1956 nur mehr schwach erkennbar und hier wechselte die Trasse auf das linke Ufer des Eiselbachs hinüber.

Zwischen Waldmühle und der Kohlberger Höhe war der alte Verlauf 1956 noch an verödeten Hohlwegen erkennbar. Zwischen Etzenricht und Weiden waren wegen der kulturlandschaftlichen Überbauung keine Spuren mehr sichtbar.

Hardt vermutet den weiteren Verlauf der Goldenen Straße über den Weidener Marktplatz. Am Schlörplatz kreuzte sie offensichtlich jene Altstraße, die von Pressath über Eichelberg und Parkstein kommend über Leuchtenberg nach Moosbach und Eslarn führte. Vom Schlörplatz aus folgte sie dem Verlauf der Bundesstraße, wobei die Salzbrücke schon in den Akten des 14. Jahrhunderts genannt wird. Sie gibt einen Hinweis auf den frühen Salzhandel, der einst über Weiden führte. An der Salzbrücke dürfte ein entsprechender Straßenzoll auf das begehrte Gut erhoben worden sein.

Vom Beginn des Forstes am Ortsende Weidens führten zwei Wege nach Altenstadt: Die eine folgt der Bundesstraße B 15, die den Forst im Westen umging. Eine vermutlich ältere Variante war der Kapuzinersteig, der als Waldweg in fast gerader Linie durch den Wald führt. Die aufgelassene ehemalige Trasse der B 15 entstand nach Hardt erst, als die Weidener die ehemals über Edelsdorf führende Magdeburger Straße in ihrem Verlauf durch die Stadt führten.

Von Altenstadt, wo die Trasse teilweise wieder der B 15 folgt, und nach der Überquerung der Naab, ging die Goldene Straße weiter Neustadt/WN und von da über Püchersreuth und Rastenhof (!) nach Plößberg und Bärnau. Nächstes Ziel war Tachau und von da ging es über Pilsen nach Prag. Allerdings beschwerten sich im Jahre 1553 die Einwohner Tachaus, dass diese Trasse nun durch die Nutzung der „verbotenen Straße“, die ab Hirschau auf der erheblich kürzeren Stecke über Wernberg, Waidhaus, Pfraumberg nach Pilsen führte, umgangen wurde.[2]

Die Magdeburger Straße

Mindestens bis in die Römerzeit geht nach Hardt die „Magdeburger Straße“ zurück, die von Augsburg kommend über Regensburg quer durch die Oberpfalz nach Mitteldeutschland führt und über Magdeburg hinaus die Strände von Nord- und Ostsee zum Ziel hat. Von Wernberg aus, wo sie die von West nach Ost führende „Amberger Straße“ querte, führte sie nach Oberköblitz. Von hier bis Luhe lief sie über Diebrunn am linksseitigen Naabufer. Die dazugehörige ältere Trasse ging offenbar entlang des Feistelberges und mündete am Nordfuss des Höhenzuges in die jetzige Trasse ein und zog mit ihr nach Luhe, das ursprünglich wohl umgangen wurde. Sie überquerte am Ortsende von Luhe an einer Furt den Luhebach.

Der Trassenverlauf entlang der Bundesstraße wurde erst um 1774 in Betrieb genommen. Die alte Trasse, die von Luhe bis Neustadt/WN die Bezeichnung „Magdeburger Straße“ trägt, querten bei Luhe zwei bedeutende Altwege: Der eine kam aus dem Raum Neumarkt/O. /Amberg und zog über Letzau und Floß nach Nordosten. Der andere kam von Nürnberg bzw. Sulzbach und führte über Waldthurn und Georgenberg nach Pilsen. Die Magdeburger Straße führte nach der Überquerung des Luhebachs als Feldweg nach Pischeldorf, wobei Teile der Trasse verschwunden sind. Nach Pischeldorf machen hohlgefahrene Wegstücke die Trasse sichtbar. Bei der Flur Bonau fanden sich zudem Überreste einer latenezeitlichen Siedlung, wohl ein Hinweis auf die vorgeschichtliche Nutzung dieser Altstraße. Mehrere tiefgefahrene Hohlwege begleiten nach Hardt den steilen Abstieg vom Höhenzug bei der Bonau.

Vorbei an der abgegangenen Feste Rothenstadt, auch sie dürfte dem Schutz der Altstraße gedient haben, geht es weiter nach Pirk auf der Niederterrasse der Naab und in nahezu gerader Linie durch Schirmitz, von der Anlage her ein ausgesprochenes Straßendorf. Im Bereich des Postkellers, an der sogenannten „Weißen Marter“, erreicht die Magdeburger Straße nach Hardt das Stadtgebiet von Weiden.

Allerdings war der Verlauf der „Magdeburger Straße“ ursprünglich ein anderer: Sie führte im „Hopfenweg“ weiter nach Osten. Sie überquerte die jetztige „Vohenstraußer Straße“ südlich an Almesbach vorbei Richtung Edeldorf. In weiten Teilen war der Verlauf der Trasse zwischen Edeldorf und Weiden bereits vor 70 Jahren nur mehr in kleinen Hohlwegeresten zu erkennen. Die östliche Umgehung Weidens von der Weißen Marter aus nach Edelsdorf scheint nach Hardt jüngeren Datums zu sein.

Von Edelsdorf, der Anlage nach ebenfalls einem Straßendorf, führte die Trasse der Magdeburger Straße entlang einer ansteigenden Hochfläche nach Hammer-Harlesberg, ging an der Nordseite von Hammer-Harlesberg vorbei und führte über St. Felix weiter nach Neustadt. Mehrere von Hardt gefundene Hohlwegtrassen belegen den jeweiligen Verlauf der Magdeburger Straße im Raum nördlich von Weiden. Über Mitterteich und Waldsassen führte eine Trasse nach Eger, eine andere zog über Marktredwitz, Wunsiedel und Hof ins ferne Magdeburg.[3]

Der Verlauf der nach Hardt östlich von Weiden passierenden „Letzauer Hochstraße“ und die ebenfalls ab Luhe weiter nach Nordosten führende „ Alte Heerstraße“ wird unter der TK 6339 Waldthurn bzw. TK 6340 Vohenstrauß abgehandelt. [4]

Altwege südwestlich Weiden nach Dollacker

Nach Dollacker durchziehen das Kartenbild der TK 6338 mehrere Altwegetrassen. Sie sind teilweise mit denen, die Hardt begangen hat, identisch:

Dollacker-Trasse Nr. 41: Von Gebenbach kommend läuft die Altwegetrasse über Hirschau, Kohlberg und Etzenricht nach Weiden. Über Plößberg, Bärnau und Paulusbrunn ist Tachau schließlich das Ziel. Damit ist sie Teil der “Goldenen Straße“. Am Samstag vor Lichtmess des Jahres 1347 ordnete Kaiser Karl IV. an, dass künftig die Straße durch die Stadt Hirschau gehen sollte und nicht mehr an der Stadt vorbei.

Dollacker-Trasse Nr. 42: Die von Dollacker nur vermutete Trasse kommt ursprünglich aus dem Raum Sulzbach und verläuft von Freihung über Thansüß, Mantel, Neunkirchen nach Weiden Sie setzt sich in der obengenannten Trasse 41 fort. Zwischen Freihung und Mantel heißt die Trasse „Straßweg“.

Dollacker-Trasse Nr. 43: Die Trasse der Nummer 43 beginnt ebenfalls in Freihung. Sie verläuft über Tanzfleck, Kaltenbrunn, Hütten, Bahnhof Parkstein-Hütten, Parkstein, Buch, Altenstadt nach Neustadt/WN und findet ihre Fortsetzung in der obigen Nr. 41 sowie in der Nr. 49, die über Mitterteich, Kondrau und Waldsassen nach Eger führt.

Dollacker-Trasse Nr. 50: Die Trasse kommt aus Richtung Schwandorf und läuft entlang des Naabtales über Schwarzenfeld, Nabburg, Pfreimd und Luhe, Pirk, Schirmitz, Sommerkeller bei Weiden, Edeldorf nach Neustadt WN. Hatte in Neustadt/WN Anschluss an Nr. 41 und Nr. 49. Heißt zwischen Luhe und dem Weidener Sommerkeller „Magdeburger Straße“ (s. oben).

Dollacker-Trasse Nr. 103: Kommt von Auerbach und läuft über Dornbach, Hammergänlas nach Pappenberg und überquert bei Hütten die Naab. Hatte in Hütten Anschluss an Nr. 43.[5]

Auch die von Ulrich List dokumentierten Altwege um Weiden decken sich weitgehend mit den von Dollacker und Hardt erforschten Trassen.

Altstraßen südwestlich Weiden bei List

Weiden hat nach List im Zuge der Förderung der “Goldenen Straße“ durch Kaiser Karl IV. erst relativ spät eine höhere Verkehrsbedeutung erlangt. [6]

Ältere, vorher vorbeiziehende und auf Eger ausgerichtete Altstraßen erreichen die Stadt Weiden von Westen her. Ebenso zogen Verbindungsstrecken aus dem Raum Amberg-Sulzbach in die Gegend. Auch im Osten war Weiden an das Altstraßennetz der Verbindungsstraßen nach Böhmen angeschlossen, etwa über die Altwegetrasse bei Pressath. [7]

Ein offensichtliche Altwegetrasse die von Weiden nach Pressath direkt durch den Mantler Forst führt lässt sich aufgrund des ebenen Geländes nach List nicht durch Spurenreste belegen. Allerdings geben die Uraufnahmen entsprechende Hinweise.

Im Manteler Forst etwa gibt es z.B. die Waldabteilungen „Bei den Wegweisern“, „An der Pressather Straße“ und „An der Stundensäule“ und folgte dabei grob dem Verlauf der heutigen B 470. Die Trasse trifft schließlich von Nordwesten her in Weiden ein. Die den Weg begleitenden Fluren tragen westlich der Stadt den Namen „Pressather Weg“.

Bei den aus Westen kommenden Altwegetrassen aus dem Raum Sulzbach verweist List auf die vermutete Trasse von Dollacker Nr. 42 (s. oben) und kann deren Verlauf auch über weiter Strecken im Detail belegen [8].

Am südlichen Rand der Karte verläuft nach Manske eine seiner Meinung nach sehr alter Höhenweg aus dem Fränkischen über Adlholz und Ehenfeld, nördlich an Kindlas vorbei, als „Hohe Straße“ nach Luhe und von da weiter nach Böhmen.

Eine weitere Paralleltrasse dazu bildet der „Panzerweg“, wohl ein Hinweis auf die Platten- und Panzerlieferungen der Nürnberger Waffenschmiede nach Böhmen. Der Hinweis auf die „Panzerwegäcker“ östlich von Großschönbrunn (und deren mehrfache Nennung) sowie der Verlauf über Ehenfeld lassen eine zeitweilige Alternativtrasse zu der von Manske oben vermuteten Verbindung nach Böhmen annehmen. Schließlich erreicht der Weg Röthenbach und vereinigt sich vor dem Flussübergangen über die Haidenaab mit der beschriebenen Trasse von Freihung nach Mantel (Dollacker Nr. 42). [9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S.94
  2. Michel Hardt: Die Goldene Straße. In: Oberpfälzer Heimat, Band 1. 1956, S. 42-46
  3. Michel Hardt: Magdeburger Straße und Bernsteinstraße. In: Oberpfälzer Heimat, Band 3. 1957, S. 83-91
  4. Michel Hardt: Alte Heerstraße und Letzauer Hochstraße – zwei Altstraßen nach Böhmen. In: Oberpfälzer Heimat, Band 3. 1958, S. 109-117
  5. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  6. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S.72 - 77
  7. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S.171 – 173
  8. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S.173, Bd. 11,2: Karten
  9. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung; Bd. 11,1 (2006), S.175 - 176 ; Bd. 11,2: Karten