Altstraßen im Bereich der TK 25 6337 Kaltenbrunn

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Aus der Geschichte von Kaltenbrunn

Am Südostrand des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr liegt der Markt Kaltenbrunn. Das Martinspatrozinium der Pfarrkirche weist auf ein hohes Alter der Pfarrei hin, der Ort selbst wurde erst im Jahr 1344 urkundlich erwähnt. Bereits wenige Jahre zuvor scheint durch Kaiser Karl IV. die Verleihung des Marktrechts erfolgt zu sein.

Seit 1714 gehörte Kaltenbrunn zum Herzogtum Pfalz-Sulzbach. Die Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr im Jahre 1938 beeinträchtigte die weitere Entwicklung des Ortes erheblich. Seit 1972 ist Kaltenbrunn Ortsteil von Weiherhammer.

Nordwestlich umgeht die Bundesstraße B 299 den Ort Kaltenbrunn, durch den Ort führt die Staatsstraße St 2966. Die B 299 kommt aus dem Chiemgau, läuft über Landshut und Neumarkt/Opf. schließlich nach Freihung und Kaltenbrunn bis Grafenwöhr und endet schließlich beim Ort Hundsbach, einem Ortsteil von Waldsassen.

Altstraßen um Kaltenbrunn nach Dollacker

Dollackertrasse Nr. 1: Westlich Kaltenbrunn verläuft in nördliche Richtung eine Altwegetrasse von Amberg über Ursulapoppenricht, Gebenbach, Freihung, Tanzfleck, Grafenwöhr, Pressath, Kemnath, Kulmain, Wunsiedel nach Hof. Die Trasse wurde mit Schaffung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr von Tanzfleck über Kaltenbrunn nach Grafenwöhr umgelegt. Die Trasse hatte nach Süden Anschluss an Nr. 16, die von Amberg durch das Vilstal nach Regensburg führt. Die Straße hatte einst die Bezeichnung „Magdeburger Straße“, hieß zwischen Tanzfleck und Grafenwöhr auch „Eisenstraße“. Nach dem Vorgeschichtlicher Schuchard war diese Trasse Teil der Bernsteinstraße.

Dollackertrasse Nr. 42: Südlich von Kaltenbrunn verläuft eine von Dollacker vermutete Trasse, die von Freihung über Thansüß und Mantel nach Weiden führt.

Dollackertrasse Nr. 43: Direkt über Kaltenbrunn verläuft eine weitere von Dollacker nur vermutete Trasse von Freihung über Tanzfleck, Hütten mit dem Ziel Altenstadt und Neustadt WN. Sie hatte von dort ihre Fortsetzung in der Trasse Nr. 41, die nach Tachau führte und in der Trasse Nr. 49, die Eger zum Ziel hatte.

Dollackertrasse Nr. 103: Bei Hütten trifft eine weitere, von Dollacker vermutete Trasse, auf die Nummer 43, die aus Nürnberg kommend über Schnaittach und Auerbach schließlich Böhmen zum Ziel hatte.

Altstraßen um Kaltenbrunn nach List

Tatsächlich vermutet Dollacker in seiner Trasse Nr. 48 eine Altstraße, die über Nürnberg und Lauf nach Schnaittach führte und von dort über Plech und südlich an Betzenstein vorbei nach Auerbach lief. Im weiteren Verlauf ging Dollacker davon aus, dass die Trasse über Kemnath, Waldershof Marktredwitz und Schirnding nach Eger gegangen sein. Allerdings ließ der „unruhige“ und für Altwege unübliche Trassenverlauf bei dem von Dollacker vormuteten Weg erhebliche Zweifel aufkommen.[1]

Ulrich List hat allerdings die Altwegetrasse Nr. 48, die Dollacker nur als vermutet anführt, zwischen Schnaittach und Auerbach begangen und tatsächlich den weiteren Verlauf über Kemnath und Marktredwitz bis Eger nachvollzogen. Er rechnet in seinen Untersuchungen die beschriebene Trasse Schnaittach – Auerbach – Eger dem „System der „Goldenen Straße“ zu.[2]

Altstraßen um Kaltenbrunn nach Hirschmann

Nach den Forschungen von Norbert Hirschmann war Kaltenbrunn außerdemZiel von Wegen, die Salz aus Amberg und Nabburg für die nördliche Oberpfalz und für Oberfranken lieferten. Eigens auf einer Karte belegt Hirschmann weitere Salzstraßen von Nabburg über Kaltenbrunn und Kemnath nach Bayreuth und weiter nach Hof bzw. Wunsiedel.

Natürlich gingen auch von Amberg aus, der „Kopfstation“ der Vilsschifffahrt, auf Salzstraßen nach Franken in die benannten Gebiete des Bistums Bamberg und in die Markgrafschaft Bayreuth, wobei Auerbach, Kirchenthumbach, Pressath, Liebenstein, Henfenfeld und Hollerbach als Zollstationen fungierten und in Bärnau eine Salzstraße nach Böhmen abzweigte. Allerdings waren zudem im 18. Jahrhundert an unterschiedlichen Orten der nördlichen Oberpfalz weitere zusätzliche Salzniederlagen entstanden. [3].

Das dichte Altwegesystem, das die TK 6337 zwischen Oberlohhof und Seugast ausweist und auf Kaltenbrunn zuführt, könnte Teil des Straßensystems gewesen sein, das Oberfranken über Kaltenbrunn von Amberg aus mit Salz versorgte. Die Passage der Bundesstraße 299 weist darauf hin, dass Kaltenbrunn an einer bedeutenden Straßentrasse lag, da erfahrungsgemäß der Verlauf einer Bundesstraße sich in der Regel an historischen Trassen orientierte.

Das spätmittelalterliche Altwegesystem um Kaltenbrunn sollte daher intensiver erforscht werden, zumal die Verleihung des Marktrechtes an Kaltenbrunn durch Kaiser Karl IV. als Teil „Neuböhmens“ ohne entsprechende Straßenverbindungen In Richtung Eger bzw. Nürnberg unlogisch erscheint. Allerdings wird durch den Truppenübungsplatz Grafenwöhr die Erforschung erschwert. Hilfreicher dürften in diesem Zusammenhang die topografischen Karten des 19. Jahrhunderts sein, die Wege aufweisen, die längst vergangen sind und mit der Einrichtung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr im Jahre 1908 und seiner Erweiterung im Jahre 1938 dem öffentlichen Verkehr entzogen wurden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anton Dollacker: Altstraßen der mittleren Oberpfalz. urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1575-7, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 88. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1938, urn:nbn:de:bvb:355-rbh-2740-1, S. 167-186
  2. Ulrich List: Untersuchungen zum Transportwesen des Systems der „Goldenen Straße“ zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung Bd. 11,1 (2006), S.112 – 124; Bd. 11,2: Karten Nr. 2 - 5
  3. Norbert Hirschmann: Salzhandel in der Oberpfalz bis zum 30jährigen Krieg unter besonderer Berücksichtigung der Residenzstadt Amberg, in: Das Salz in der Rechts- und Handelsgeschichte 1991, S. 127 – 129 mit Karte