Alter Schießstand (Parsberg)


Mitten im Wald westlich von Parsberg verbergen sich stille Zeugen einer dunklen Zeit. Mauerreste im Waldboden und überwachsene Erdstrukturen erzählen die Geschichte einer Schießanlage, die einst militärischen Zwecken diente und heute fast in Vergessenheit geraten ist.[1]
Mauerreste im Unterholz – ein verlorenes Bauwerk
Mitten im Wald westlich von Parsberg finden sich im Waldboden seltsame Mauerreste. Laut Zeitzeuge Anton Schweizer stand in diesem Waldstück in den 1930er Jahren eine große Schießanlage, die heute nur noch durch wenige bauliche Relikte erkennbar ist. Die Anlage war aus Holz gezimmert und maß etwa 10 x 15 Meter.[2] Der Kopfbau war überdacht – ein massiver, funktionaler Holzbau, der das Herzstück der Schießanlage bildete.
Daran schloss sich eine etwa 60 Meter lange und 7 Meter breite Schießbahn an, die inzwischen komplett zugewachsen ist. Im Kopfbau selbst befand sich die Zielwand mit den Zielscheiben, auf die während der Übungen geschossen wurde.
Einblick in die Technik: Treffermelder und Anzeigegraben
Ein bemerkenswertes bauliches Detail ist bis heute erhalten: Neben dem Kopfbau führt ein Treppenabgang unter das Gebäude in einen kellerartigen Raum. Dieser Raum war von einer dicken Betonplatte überlagert und verfügte an der Rückseite über einen schmalen Anzeigegraben. Hier arbeitete der sogenannte Treffermelder – ein Schütze, der mit Hilfe einer runden Blechtafel an einem eisernen Stiel die getroffene Ringzahl anzeigte. Die Arbeit war gefährlich: Der Melder durfte keinesfalls den Kopf aus dem Graben strecken, da auf der Schießbahn scharf geschossen wurde.[2]
Die gesamte Bahn war von Erdwällen eingefasst, auf denen hölzerne Schutzzäune angebracht waren – ein Zeichen für die sorgfältige Sicherheitsarchitektur der Anlage.
Nutzung im Nationalsozialismus
Die Nationalsozialisten vereinnahmten die Schießanlage und nutzten sie im Rahmen ihrer kriegsvorbereitenden Maßnahmen zur Ausbildung der Zivilbevölkerung im Umgang mit Schusswaffen. Die Anlage wurde zu einem Instrument der Ideologie – auch die Parsberger Hitlerjungen absolvierten dort um 1940 Schießübungen, eingebunden in das paramilitärische Erziehungsprogramm der NS-Zeit.[2]

Vergänglichkeit und Rückeroberung durch die Natur
In den frühen 1980er Jahren wurde nahe der ehemaligen Anlage ein Abenteuerspielplatz errichtet – ein Symbol des Wandels und der friedlichen Umnutzung. Doch auch dieser ist inzwischen vom Wald zurückerobert worden. Die Geschichte hat sich im Unterholz vergraben – doch wer aufmerksam durch das Gelände streift, kann die Spuren noch finden.[1]
Ein Ort des stillen Gedenkens
Die Schießanlage im Wald bei Parsberg ist heute ein Ort ohne Denkmal, ohne Hinweistafel – und doch ein kraftvoller Ort des Erinnerns. Sie steht stellvertretend für viele Relikte der NS-Zeit, die im Schatten stehen, aber nicht vergessen werden sollten. Es sind Orte wie dieser, die uns lehren, achtsam mit der Vergangenheit umzugehen – auch wenn sie längst überwachsen scheint.[1]
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Schiessstand Treppenabgang
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Betonplatte über Meldergraben
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Meldergraben